Wie gehen wir mit Wissenschaftsskepsis um?

21. Mai 2023von 15,7 Minuten Lesezeit

Alexander Bogner leitet das sozialwissenschaftliche Projekt „Aufarbeitung der Pandemie“ im Auftrag der Politik. Er hat mit seinem Essay zum Thema „Wissenschaftsskepsis“ die Preisfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewonnen. Doch arbeitet er selbst eigentlich „wissenschaftlich“? 

Im vorliegenden Aufsatz von Dr. Bogner geht es um das Phänomen der Wissenschaftsskepsis, in welcher Gestalt diese in Erscheinung tritt und wie dieser entgegenzutreten sei. Beleuchtet wird diese u. a. vor dem Hintergrund der Pandemiepolitik der vergangenen Jahre. Zu Beginn konstruiert Dr. Bogner einen künstlichen Gegensatz und legt damit seine Voreingenommenheit offen. Auf der einen Seite verortet er die Wissenschaft, die Experten sowie deren Erkenntnisse und Fakten. Dieser Seite attestiert er ohne Begründung Unfehlbarkeit. Gegenüber stehen die Skeptiker und Feinde der Wissenschaft. Diese weisen laut ihm geringe Bildung und Fachkenntnis auf, drängen egoistisch ihre Werte in den Vordergrund und fordern auf dem Rücken der Wissenschaft die Politik zum ideologischen Gefecht. Unabhängig von Bildung, Erfahrung und Reputation werden Personen einer Seite zugewiesen, je nachdem ob sie ein dem Autor genehmes Narrativ vertreten oder dieses kritisieren. Die für die Wissenschaft geforderte Objektivität und Kritikfähigkeit wird anhand eines Ideals beschrieben. Bei den praktischen Überlegungen jedoch baut Dr. Bogner auf dem anfänglichen Gegensatzkonstrukt auf und verwickelt sich in Widersprüche zu jenem Ideal. Angesichts der betrachteten Ausführungen scheint eine ehrliche Aufarbeitung nicht denkbar.

Dr. Bogner, Verfasser von “Wie gehen wir mit Wissenschaftsskepsis um?”, ist dem Anschein nach der Projektmanager des sozialwissenschaftlichen Projekts zur Aufarbeitung der Pandemie, welches am 4. 5. 2023 in einer Pressekonferenz vorgestellt worden ist. Er hat bereits in mindestens einer vergangenen Publikation eine Hardliner-Position zu erkennen gegeben, diese setzt er unverändert fort. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie Dr. Bogner den Anschein von Wissenschaftlichkeit erwecken will, in der Tat jedoch politisch agitiert.

In Kapitel 1 TÖDLICHE WISSENSCHAFTSSKEPSIS – DER FALL SEMMELWEIS wird zunächst ein historischer Kontext konstruiert. Auf der einen Seite steht der tapfere Einzelkämpfer Dr. Ignaz Semmelweis, dessen Wirken nach seiner Lebenszeit unzähligen gebärenden Frauen das Leben gerettet hat. Zeitlebens wurde er geschmäht und ausgegrenzt, war Opfer des Phänomens, welches heute als cancel culture bezeichnet würde. Diese Ausgrenzung erfolgte durch “die Anderen”, also ihm am Papier fachlich gleichgestellte Ärzte. Jenen Anderen jedoch mangelte es neben Charakterstärke und Selbsteinsicht vor allem am sog. wissenschaftlichen Ethos. Diese Gegenüberstellung, der tapfere Streiter im Namen der Wissenschaft gegen die unethischen Egoisten, wird im Lauf des Aufsatzes die führende Metapher sein.

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Es folgen im gleichen Kapitel schönklingende Worte, was unter diesem Ideal bzw. dem Ethos der Wissenschaft zu verstehen ist. Eigenschaften wie Offenheit, Objektivität und Duldung von Widerspruch dürfen nicht als Zumutung betrachtet werden. Jenes Ethos fordert das Zurückstellen des Egos. Dissens ist demnach nicht nur akzeptabel, sondern im Idealbild geradezu erwünscht. Darauf kommen wir später noch zurück.

Kapitel 2 DIE VIELEN GESICHTER DER WISSENSCHAFTSSKEPSIS beginnt zunächst überraschend zuvorkommend. Bogner weist die Interpretation mancher Mainstream-Medien einer Eurobarometer-Umfrage zurück, wonach Wissenschaftsskepsis in Österreich ein gefährliches Ausmaß erreicht hätte. Solche Ergebnisse seien nicht absolut, sondern vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Geschehnisse zu betrachten. Diesen vermutet Bogner in der Unzufriedenheit mit den Pandemie-bedingten Maßnahmen.

In weiterer Folge wirft Bogner das Problem der unterschiedlichen Deutungen des Begriffs Wissenschaft auf. In der Folge ist also nicht klar, was konkret als Wissenschaftsskepsis gelten kann.  Er deutet normative Aufladung vorgeblich wissenschaftlich ermittelter Folgerungen an, welche als Komplizenschaft zwischen Politik und Wissenschaft verstanden worden wären. Damit deutet er auch erstmals an, dass er die fachlichen Grundlagen der Maßnahmen als sakrosankt erachtet. Die Klärung der Voraussetzungen seiner Ausführung erachtet er nicht ansatzweise notwendig. Das Problem wäre anscheinend mehr in der Kommunikation begründet gewesen, dies ist zumindest das Verständnis des Autors dieser Zeilen.

In weiterer Folge legt Bogner seine krude Anschauung dann offen. Zwar gesteht er noch zu, dass es generelle oder allgemeine Wissenschaftsskepsis nicht gäbe. Doch welcher Ausprägung eine solche auch immer sei, sie nährt sich stets aus ideologischen Quellen. Es gibt viele Wissenschaftler und sachkundige Personen, denen es bei so einer Aussage die Haare aufstellen würde. Der Autor dieser Replik entstammt den Naturwissenschaften und ist in epidemiologischer Statistik kundig. Sofort kommen die Begriffe “Varianz” (Streuung um ein Ergebnis unabhängig von der Entfernung vom wahren Wert) und “Verzerrung” (Entfernung eines Ergebnisses vom wahren Wert unabhängig von der Streuung) in den Sinn. Besonders letztere ist für die Erforschung komplexer (und unzureichend quantitativ erfassbarer) Phänomene ein immerwährender Fallstrick. Zu diesen gehören auch das Verhalten von Menschen in Gruppen bzw. deren Zusammenleben, also Phänomene aus Bogners ureigenem Fach. Diese Fallstricke stets im Hinterkopf zu behalten bewirkt für sich allein schon eine grundlegende Skepsis. Sie ist Grundlage für einen wesentlichen Pfeiler wissenschaftlichen Arbeitens, nämlich der Methodenkritik. Es ist ganz unverständlich, warum Bogner eine derart gelagerte, vielen Disziplinen der Wissenschaft inhärente Skepsis nicht anerkennt. Der Widerspruch seiner Argumentation scheint hervor, wenn er von (noch nicht näher beschriebenen) Gegenstrategien zur Wissenschaftsskepsis schreibt. So differenziert diese auch ausfallen sollen, Bogner verweigert nun gerade heraus deren Anerkennung als der Wissenschaft eigen. Vergessen sind die schönen Worte aus Kapitel 1.

Weiters sei hingewiesen auf den schlampigen Umgang mit dem Begriff  “Wissenschaftsskepsis” im Lauf dieses Kapitels. So heißt es noch zu Kapitelbeginn zur Besprechung der Eurobarometer-Umfrage:

Welche dieser Fragen tragfähige Indikatoren für Wissenschaftsskepsis sind, muss freilich unklar bleiben, solange eine Operationalisierung dieses unscharfen Begriffs fehlt.

Dem folgt in der Mitte:

Gleichzeitig wäre es aber ein Fehler, den unscharfen Begriff der Wissenschaftsskepsis wie eine feststehende Tatsache zu behandeln.

Am Ende jedoch scheint der Begriff glasklar und in Form einer handfesten Instanz greifbar:

An dieser Stelle bleibt festzuhalten, dass die einhellige und recht kritische Rezeption der Eurobarometer-Umfrage sich weniger den (keineswegs eindeutigen) Ergebnissen der Studie verdankt, sondern eher dem allgemeinen Erschrecken über das energische Auftreten einer handfesten Wissenschaftsfeindlichkeit im Verlauf der Pandemie.

Die folgenden Kapitel machen endgültig klar, dass Bogner meint, diese Instanz ausfindig gemacht zu haben. Den bisher noch einigermaßen differenziert erscheinenden Stil verlässt er. Unter dem Deckmantel des selbsternannten Wissenschaftsverstehers betreibt er unverhohlen Agitation gegen jene, die seinen auserwählten Narrativen zu widersprechen wagen.

In Kapitel 3 EPISTEMISCHER POPULISMUS nimmt er gleich die Corona-Pandemie zum Anlass für eine brachiale Entgleisung. Kritik am politischen Narrativ wird mit Gewaltbereitschaft, Staatsverweigertum und allgemeiner Impfgegnerschaft gleichgesetzt. Den sprichwörtlichen Hausverstand stellt Bogner als unterlegen, rebellisch und unbelehrbar dar. Dem gegenüber steht eine Expertise, der Bogner indirekt Unfehlbarkeit attestiert. Kritik gilt als Wissenschaftsleugnung und Verschwörungstheorie. Seine Formulierung “Evidenzbasierte Impfpolitik” zeigt abermals, dass er den Boden der Tatsachen längst verlassen hat.

Dabei gibt es an der Art, wie wissenschaftliche Ergebnisse zustandekommen, genug begründete Kritik, insbesondere während der letzten drei Jahre. So hat der Verfasser dieser Replik selbst z. B. die Oberflächlichkeit eines Experten, den schlampigen Umgang mit Studien im Journalismus sowie die Unbelesenheit der GECKO in Bezug auf Primärliteratur aufgezeigt. Dies ist freilich nur eine winzige Auswahl. Glücklicherweise gibt es auch viele echte Wissenschaftler, die noch versuchen, dem wissenschaftlichen Ethos zu entsprechen. Auch die angebliche Unterlegenheit des Hausverstandes lässt sich einfach widerlegen. Hätten politische Entscheidung rund um die Covid19-Impfung tatsächlich alleine auf Expertise und Evidenz beruht, so hätten die Studienunterlagen von BioNTech/Pfizer nicht Jahrzehnte unter Verschluss gehalten und erst freigeklagt werden müssen. Ähnlich kann man die Problematik des Phänomens Long Covid bzw. Post Covid Condition (PCC) angehen. Einige Studien sprechen dafür, dass dieser Zustand im hohen zweistelligen %-Bereich vorkommt. Dies lässt sich durch Gebrauch des Hausverstands  widerlegen, indem man unter Leute geht und feststellt, dass dieses enorme Aufkommen nicht der Fall ist. Dabei spielt keine Rolle, dass eine genaue Definition noch gar nicht existiert.

Das Kapitel ist weiters durchsetzt von billigen Tropen und Strohmännern. Bogner schreibt von “einfachen” Leuten, wobei aber kein Zweifel besteht, dass er damit geistig einfach gestrickt bzw. gering gebildet meint. Er reduziert Quellen für Kritik an Narrativen aller Art auf Überforderung mit dem Volumen an vermeintlichen Tatsachen sowie den nötigen kognitiven Kompetenzen. Er schreibt, dass namhafte Experten militanten Angriffen ausgesetzt waren. Unausgesprochen bleibt, dass es sich um solche handelt, die zugunsten seiner gewogenen Narrative handeln. Im kommenden Kapitel wird sichtbar, wie er mit Experten verfährt, die dem nicht entsprechen. Wie solche Narrative aufgebaut, erhalten und verteidigt werden zeigen seit einigen Monaten die Twitter Files recht eindrücklich auf.

Bogner reduziert weiters die Opposition gegen vermeintliche Fakten als vernachlässigte Wertedebatte, er interpretiert dies als eigentlich politischen Konflikt. Dieser Konflikt wird auf dem Boden von ihm abermals als unfehlbar gekennzeichneten Tatsachen ausgetragen. Die folgende Passage sollte eindrücklich machen, dass der Autor des Aufsatzes selbst zu viel Zeit in seiner Echokammer verbracht hat:

Wer, überspitzt formuliert, im Kampf der Fakten nicht bestehen kann, bekämpft dann eben die etablierte Faktenwelt. Fake News und, im Extremfall, Verschwörungstheorien sind Ausdrucksformen eines fundamentalistischen Protests, der unter dem Druck der Verwissenschaftlichung zum letzten Mittel greift, um die eigenen Werte und Ziele mit Nachdruck zu vertreten: Rationalitäts- und Realitätsverweigerung.

Kritikern fehlt es demnach an Verstand und Bildung, um bei den Experten mitreden zu können. Hier bietet sich die Studienbibliothek von Gesundheit für Österreich an, um zu zeigen wie absurd realitätstfern diese Beschreibung ist.

Im letzten Absatz gibt sich Bogner dann erstaunlich gnädig:

Kurzum, was manche schmerzlich vermissten, das war die Möglichkeit, grundlegend abweichende normative Positionen politisch zur Geltung bringen zu können. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen wäre Aufgabe der Politik – sie hätte unmissverständlich deutlich zu machen, dass eben noch nicht alles gesagt ist, wenn die Wissenschaft gesprochen hat.

Die Dummen sollen also trotzdem mitreden dürfen. Dazu darf man gratulieren.

Kapitel 4 DAS UNBEHAGEN AN DER WISSENSCHAFT schließt nahtlos an das Vorangegangene an. Diesmal stellt Bogner fehlenden Handlungsspielraum bzw. Verlust von Autonomie angesichts des rasanten technisch-wissenschaftlichen Fortschritts als die Wurzel aller Skepsis hin:

Dieser Souveränitätsverlust, symbolisiert durch den eigentümlichen Zwangscharakter wissenschaftlicher Tatsachen, ist die nie versiegende Quelle jeder Wissenschaftsskepsis. Das Unbehagen an der Wissenschaft speist sich aus der Kränkung, die der abstrahierende, verallgemeinernde, objektivierende Blick der Wissenschaft für den hochindividualisierten Menschen bedeutet, der sich als Maß aller Dinge versteht. Es ist darum kein Wunder, dass aktuelle Angriffe auf die Wissenschaft im Namen des Konkreten, Anschaulichen, Intuitiven unternommen werden. Ihren gemeinsamen Ankerpunkt finden diese Attacken in der kritiklosen Idealisierung der subjektiven Erfahrung und Empfindung.

Expertenwissen würde über jenem stehen, dabei ignoriert er wieder, dass jenes Expertenwissen selbst höchst infrage steht. In der Folge attestiert er Querdenkern und ähnlichen Gruppen, im Prinzip Kritikern aller Art, das sog. cherry picking, also das selektive Betonen von Studienergebnissen, die dem eigenen Standpunkt entsprechen. Wie weiter oben gezeigt, betrifft dies die sog. Experten ebenso. Am schlimmsten ist nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen das Nationale Impfgremium, gefolgt von GECKO. Entgegen landläufiger Annahmen besteht diese Selektivität nicht allein darin, wie viel Papier jemand stapelt. Die Fähigkeit, Evidenz nach deren Qualität zu beurteilen, rangiert höher. So ist Expertise durchaus glaubwürdiger, wenn wenige Studien vollständig und methodisch kritisch durchleuchtet werden, als wenn gedankenlos Zahlen und Halbsätze aus vielen abstracts übernommen werden. Auch Bogners Aufsatz zeigt deutlich, dass er sich keine Sekunde lang mit konkreten Studien aus Medizin, Molekularbiologie, etc. auseinandergesetzt hat.

Tatsächlich scheinen jene Experten diejenigen zu sein, die von der ständig steigenden Flut an Studien und neuen Erkenntnissen überfordert sind. Sie beschränken sich auf Überschriften, Informationsstücke ohne Zusammenhang, Kredentialismus sowie appeals to authority. So bleibt ihnen nichts übrig, als sich in ihre Echokammern zurückzuziehen und das Ethos der Wissenschaft zu verdrängen. Die folgende Passage sollte abermals erkennbar machen, wie weit Bogner selbst schon in eine dem alltäglichen Denken nicht mehr begreifliche Welt abgedriftet ist:

Die Flucht dieser Wissenschaftsskeptiker:innen in faktenferne „Wissensparallelwelten“ (Pantenburg et al. 2021) versteht sich selbst als Befreiungsakt: Man pocht auf die Unabhängigkeit des Denkens und bekämpft die Autorität evidenzbasierten Expertenwissens – ironischerweise auch mithilfe der Wissenschaft, und zwar in Gestalt bekannter (oder berüchtigter) Galionsfiguren dieser Gegenbewegung wie Sucharit Bhakdi oder Robert Malone.

Man erinnere sich an die hochtrabende Ansage in Kapitel 1, wonach das wissenschaftliche Ideal den Dissens geradezu sucht. Vergessen ist das schöne Ideal, wenn das eigene Narrativ angegriffen wird. Vergessen ist das Zurückstellen des Egos, wenn die vorgeblichen Fakten der Experten auf der eigenen Seite nun doch infrage gestellt werden. Bogner verheimlicht gar nicht erst, dass er es fachlich mit Bhakdi und Malone niemals aufnehmen kann. Also spricht er ihnen in einem Federstreich die Legitimität ab, die sie sich in Jahrzehnten erarbeitet haben, und straft damit der von ihm selbst eingangs erwähnten und geforderten Diskursivität und Skepsis Lügen. Von den weiter oben noch beklagten militanten Angriffen auf namhafte Experten ist plötzlich keine Rede mehr. Die geneigten Leserinnen und Leser mögen selbst beurteilen, wer sich tatsächlich in einer “faktenfernen Wissensparallelwelt” befindet.

Das eine sei Bogner allerdings zugestanden. Die oben zitierte Kränkung auf Seiten der Kritiker ist freilich nicht unrealistisch. Jedoch nicht aus den genannten Gründen, sondern weil es bisweilen frustrierend ist, dass jemand wie Bogner und viele andere zweifelhafte Experten kraft ihres Status den Diskurs bestimmen und einem mittlerweile als offensichtlich verfehlt erkannten Narrativ nach wie vor den Anschein von Legitimität verleihen.

Kapitel 5 WIE WIR MIT WISSENSCHAFTSSKEPSIS UMGEHEN (SOLLTEN) zieht schließlich einige Schlüsse, die freilich wenig überraschend kommen und mit der Wirklichkeit nur bedingt vereinbar sind. Zunächst kommt eine erstaunliche Erkenntnis, nämlich dass die (am Papier) in der Wissenschaft Geübten auch am ehesten unter dem Vorwand ihrer fachlichen Überlegenheit normativ agieren, also in Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse eingreifen wollen. Weniger erstaunlich ist, dass dieser Erkenntnis nichts folgt. Im Gegenteil wird abermals Expertenwissen als sakrosankt bezeichnet. Bogner meint hier das Thema Klimawandel als weiteren, mit “gesicherten Erkenntnissen” gestützten Angriffspunkt für Wissenschaftsskepsis ausgemacht zu haben. Es überrascht nicht, dass ihm fachlich souveräne Kritik am Zustandekommen dieses Narrativs fremd ist, so z. B. die Arbeiten zur schwachen und zweifelhaften Methodik des IPCC von Roger Pielke und Steven Koonin.

Es folgt die mittlerweile ermüdende Wiederholung, dass sich Wissenschaftsskepsis nicht unmittelbar gegen Wissenschaft richtet, sondern ersterer die “Verteidigung religiös-moralischer Werte und persönlich-politischer Identitäten” zugrunde liegt. Die fortgesetzte Ignoranz der Wissenschaft inhärenter Skepsis verleitet Bogner zur Formulierung des Ziels, dass die Wissenschaft ausdrücklich normativ anschlussfähig sein solle. Gnädigerweise sollen die Nicht-Experten ihren Werten Ausdruck verleihen dürfen.

Es folgen einige Vorschläge, wie die Partizipation an Wissenschaft verbessert werden können. Auf diese sei hier nicht näher eingegangen. Nach Ansicht des Autors dieser Zeilen nimmt aber, unabhängig von den Formaten der Partizipation, und wer Kompetenzen zur Wissenschaft lehren soll, die methodische Kritik und wichtiger noch der Wagemut kritische Fragen zu stellen eine vorrangige Rolle ein.

Die folgenden Phrasen vom Aufzeigen der Grenzen der Wissenschaft und Anerkennung der ihr inhärenten Unsicherheit sind nur noch hohl und zeigen, dass Bogner diese Phrasen und Ideale auswendig gelernt, aber nichts verstanden hat. Unmittelbar im Anschluss fabuliert er abermals von Desinformationskampagnen und bringt das Thema Impfen wieder aufs Tapet. So wäre die Behauptung einer nebenwirkungsfreien Impfung die Verbreitung einer irrationalen Erwartung. Ihm scheint entgangen zu sein, dass gerade Politik und Experten diese Haltung penetrant vertreten haben. Schaut man über den Tellerrand der Lehrsätze des Corona-Narrativs hinaus, erkennt man, dass trotz traditioneller Untererfassung von Nebenwirkungen die Meldungen deutlich erhöht haben. In diesem Zusammenhang spielt auch der Begriff des medical gaslighting eine Rolle. Dieser würde für Bogner wohl als Verschwörungstheorie gelten oder auch als rhetorisches Mittel, um einem Geltungsdrang Ausdruck zu verleihen.

Den feierlichen Abschluss vollzieht Bogner mit einer Bombe:

In dieser [kritischen] Haltung (nach Sir Karl Popper, Anm.) steckt die Bereitschaft zu echter Verständigung, zum gemeinsamen Lernen, zum offenen Diskurs – also das, was nicht nur Wissenschaft, sondern auch Demokratie im Kern ausmacht. Ohne den Willen, epistemische oder politische Wahrheiten stets kritisch zu hinterfragen, um Veränderung und Fortschritt zu ermöglichen, haben weder Wissenschaft noch Demokratie eine Zukunft. Kurzum, die wissenschaftliche Attitüde ist auch der Jungbrunnen der Demokratie. Umgekehrt heißt das, dass Wissenschaftsskepsis und Demokratiefeindlichkeit gemeinsame Wurzeln haben. Das ist beunruhigend, einerseits. Andererseits ergeben sich aus dieser Einsicht gänzlich neue Handlungsoptionen. Schließlich erscheint Wissenschaftsskepsis nicht länger als exklusives Thema der Wissenschaftskommunikation, sondern vielmehr als ernsthafte Herausforderung für die politische Bildung. Geht es doch um nichts weniger als die konsequente Vermittlung einer kritischen Haltung. Wissenschaftsskepsis ist vor allem ein (demokratie-)politisches Problem.

Ja, geschätzte Leserinnen und Leser, sie haben richtig gelesen. Jene kritische Haltung, die Verständigung, Lernen und offenen Diskurs ermöglicht, steht nun fast auf einer Stufe mit Demokratieverweigerung. Dieser zu Beginn des Aufsatzes noch ganz unbestimmte Begriff ist plötzlich ein Synonym für die Gefährung staatlicher Ordnung, nachgerade ein Omen für den Zerfall einer Gesellschaft. Die der Wissenschaft inhärente Skepsis wird zu Verweigerung und militanter Feindseligkeit, sobald sie sich gegen sog. Experten und deren angebliche Fakten richtet, die ein zerbrechliches Narrativ nicht mehr erhalten können. Obgleich gerade die Proponenten solcher Narrative sich mit aller Gewalt gegen Veränderung, Hinterfragen und Verständigung stemmen.  In Wahrheit ist freilich das Gegenteil der Fall. Gibt man nicht Andersdenkenden Raum und Stimme, dann verlässt man den Boden der Demokratie. Weiters sollte Demokratie ein Wettbewerb von Ideen sein, das Argument sollte zählen.

Dies bedeutet eindeutige Schlussfolgerungen im Gegenzug. Unter der Federführung einer derart voreingenommen Person wie Dr. Bogner, der um die Burg seiner chauvinistischen Echokammer namens ÖAW nicht entkommen will, scheint eine ernsthafte Aufarbeitung der Pandemie-Politik und ihrer Nachwirkungen ausgeschlossen. Das Ergebnis steht wohl vorab fest. Die Opposition zu Maßnahmen wird als äquivalent zu oder in der Nähe von diversen Phänomenen “ermittelt” werden, die im weitesten Sinn als gemeinschaftsschädlich zusammengefasst werden. Diese Akademie der sogenannten “Wissenschaften” und die der Politik genehmen Experten sind in Wahrheit das demokratiepolitische Problem.

Dies führt abschließend zum Hinweis auf die GGI-Initiative, ein Zusammenschluss aus (teilweise ehemals) grünen Funktionären und Wählern, die sich im Gegensatz zum Scheinprojekt unter der Federführung von Dr. Bogner ernsthaft um Aufarbeitung bemühen und in ihrer Aussendungsreihe Die Große Aufarbeitung wirklich kritische Fragen aufwerfen.

Bild pixabay / kkolosov


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Der Autor schreibt anonym, ist Naturwissenschaftler und auch auf Twitter als Thomas H. vertreten.


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29 Kommentare

  1. E. T. 22. Mai 2023 at 11:18Antworten

    Die Ansichten des Dr. Bogner sind schon deswegen sehr dumm, weil es gar nicht „die eine Wissenschaft“ gibt. Es ist traurig, dass eine Institution, die sich „Akademie der Wissenschaften“ nennt, das nicht realisiert. So gut wie jede wissenschaftliche Erkenntnis ist anfangs unter Wissenschaftlern umstritten. Das meiste, was noch vor 50 Jahren als „wahr“ präsentiert wurde, ist heute widerlegt oder relativiert. Das heißt, es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar dringend geboten, wissenschaftsskeptisch zu sein.

    • Vortex 22. Mai 2023 at 16:36Antworten

      Dazu gleich ein Beispiel: Albert Einstein lernte einst im Patentamt viele neue Perspektiven kennen, die vmtl. seine weiteren Arbeiten beflügelten, aber neue Ideen (tinyurl.com/5738v5k6) gibt es immer noch ebenso zukunftsweisende (tinyurl.com/34upzj78) Hypothesen …

  2. Rainer Irrwitz 22. Mai 2023 at 10:47Antworten

    ein gutes Beispiel für eine wertlose pseudowissenschaftliche Publikation die keinerlei Wert hat. Solche dämlichen Phrasenansammlungen entstehen inzwischen hauptsächlich durch künstliche „Intelligenz“, und wer sie liest hat kostbare Lebenszeit verschwendet. Ärgerlich ist aber vor allem die Tatsache dass wir einen akademischen Zirkus finanzieren, in dem nur Haltung und Ideolgie zählt und hauptsächlich völlig unnötige Geschwätzwissenschaften gelehrt wird.

  3. OMS 22. Mai 2023 at 8:10Antworten

    Geld der Auftraggeber und Gier der Person haben Wissenschaft zerstört. Und die gekauften MSM haben unabhängige Geister mit dem Vorschlaghammer bekämpft. Sag mir dein gewünschtes Ergebnis und ich mache dir die Studie dazu ist keine Wissenschaft sondern Prostitution.

  4. Elisabeth 22. Mai 2023 at 6:35Antworten

    Ich bin gescheit genug, dass ich natürlich der Wissenschaft folgen kann. Aber ich konnte Arvay, Bhakdi, Haditsch etc. sofort folgen, weil ich etwas von Biologie verstehe. Den Noname-Regierungsexperten (mit massiven Interessenskonflikten) konnte ich leider nicht folgen, denn die haben ja fast alle bisher bekannten Naturgesetze außer Kraft gesetzt. So haben sie uns allen Ernstes verklickert, dass Symptomlose krank und ansteckend wären oder Stofffetzerln vor Viren schützten. Das Gelsenhirn hat sogar behauptet, die „Impfung“ verbliebe nur im Muskel und käme nicht ins Blut…jaja

  5. Jan 22. Mai 2023 at 1:16Antworten

    Mit wahrheitswidrigen Behauptungen Grundrechte auszusetzen ist kriminell.

  6. Jurgen 21. Mai 2023 at 20:58Antworten

    Na ganz einfach und pragmatisch gehen wir damit um: skeptisch und kritisch, wie das jeder gute Wissenschaftler auch macht…

  7. Andreas I. 21. Mai 2023 at 20:57Antworten

    Hallo,
    hatte ich jemals den Begriff der normopathischen Gesellschaft erwähnt?! Und könnten die Jahre ab 2020 Anlass genug gewesen sein, tatsächlich in Betracht zu ziehen, dass die Mehrheit ernsthaft psychisch krank ist?!

    Es wäre denkbar, dass gerade der scheinbar unangreifbare Status „der Wissenschaft“ unbewusst Narzissten anzieht und dass sich dadurch in „der Wissenschaft“ immer mehr Narzissten ansammeln, bis sie möglicherweise sogar in der Mehrheit sind und genau die es sind, die Skepsis, Zweifel und Kritik gar nicht vertragen, weil sie zur Substitution ihres fehlenden psychischen Gleichgewichtes diese scheinbare Unangreifbarkeit brauchen.
    Und weiter gedacht entspricht es auch genau den Symptomen von Narzissmus, dass die unfähig sind mit Bhakdi usw. fachlich zu diskutieren und stattdessen mehr oder minder ad personam „argumentieren“ und auf einer behaupteten Evidenzbasiertheit rumreiten, die nur dummerweise angesichts der Gegenargumente so keineswegs sicher ist.
    Apropos Hausverstand: Zu vielem, was bis 2020 über das Immunsystem bekannt war, standen die Behauptungen der regierungskonformen „Experten“ in logischem Widerspruch.
    Aber das ist wieder das Wesen des Narzissmus: Ihre Schwäche dermaßen deutlich vorgeführt zu bekommen, das vertragen Narzissten wirklich nicht, da findet eine intensivste Abwehrreaktion statt, die kann man nur verstehen, wenn man sich klar macht, dass es ursprünglich für das Kind ums Überleben ging oder sich zumindest für das Kind so anfühlte – und genau darum nehmen Narzissten auch unbewusst so gerne so ein Narrativ wie vom angeblich besonders gefährlichen Virus an:
    (Oder andere vom besonders gefährlichen Russen oder Juden oder Chinesen oder Moslem oder … )

    Kurz:
    Normopathische Gesellschaft → normopathische „Wissenschaft“

    • helmutmichael 21. Mai 2023 at 21:40Antworten

      Da ist was dran. Und in Politik und Wirtschaft spült es ebenfalls gerade viele Narzissten nach oben, weil sie sich auf krankhafte Weise die (versagte) Liebe mit Leistung erkaufen wollen. Und dadurch wird dort genau dasselbe „Spiel“ gespielt.

  8. Dr. Rolf Lindner 21. Mai 2023 at 19:40Antworten

    Die Corona-Propheten

    Was sie führen im Munde,
    zu verblöden die Völkerschaft,
    sei die frohe Kunde,
    geboren aus der Wissenschaft.

    Das Verkünden ihrer Blüten,
    die klingen wie vorherbestellt,
    lassen sie sich vergüten,
    kassieren reichlich unser Geld.

    Man muss hier zum Verständnis raten
    es ist nicht jedermanns Seligkeit,
    Verkünden von gezinkten Daten,
    zu dienern vor der Obrigkeit.

    Eine Frage bleibt dabei offen,
    wie sie ihr Gewissen betrügen,
    oder sind die wirklich so besoffen,
    zu glauben die eigenen Lügen.

  9. Helmut Wagner 21. Mai 2023 at 19:15Antworten

    Mit Wissenschaft kann man nicht umgehen.
    Es gibt Gegner und Befürworter.
    Es gab zu Zeiten der Erfindung der Eisenbahn, Wissenschaftler die behauptet haben, der Mensch würde die Beschleunigung und die Geschwindigkeit nicht überleben.
    Wissenschaft ist sich nie einig.
    Das bremst zwar den Fortschritt, hält ihn aber nicht auf.
    Zu groß ist des Menschen Drang, neue Dinge zu entdecken, auszuprobieren und umzusetzen.

    • rudifluegl 21. Mai 2023 at 20:06Antworten

      Doch!
      Da gibt es die allerdings am wenigstens eingehaltenen , aber solide geforderten Grundregeln im ersten Semester für jeden Aspiranten für von Verantwortung geprägter Geistigkeit!
      Gespenster und deren Abkömmlinge ,wie Kobolde, Gnome, sich für Helden haltende Selbstdarsteller sind nicht gemeint.

    • Andre 22. Mai 2023 at 7:52Antworten

      Das ist richtig. Wissenschaft muss aber vor allem eines sein: ergebnisoffen. Der zweite Punkt wäre, Wissenschaft darf nicht von der Politik für die eigene Agenda und eigene Ideologien instrumentalisiert werden. Und das ist sie in einigen Gebieten (Klimaforschung) schon lange nicht mehr. Dafür ist aber die Wissenschaft aufgrund der Abhängigkeit von Forschungsgelder extrem anfällig.

      Und das es immer Zeitgenossen gab und gibt, die die Ängste der Menschen vor Entwicklungen für eigene Zwecke missbraucht haben und missbrauchen, ist zwar richtig, aber damit solche Ängste generell als absolut unbegründet wegzuwischen ist mehr als zweifelhaft.

      Wissenschaft, die sich nicht mehr hinterfragen lässt, egal von wem, ist keine Wissenschaft. Denn neue Erkenntnisse enstehen eben gerade nur durch das Hinterfragen etablierter Theorien (s.o.) und angeblicher Fakten. Und Wissenschaft, die wiederum die Politik zu Zwang drängt und berät (Impfpflicht) ist verbrecherisch. Wissenschaft kann in meinen Augen vor allem eines nicht: sie kann keinerlei Fakten darlegen, sondern nur Theorien. Theorien können mit der Zeit erhärtet werden, aber auch wieder entkräftet werden.

      Es war lange Zeit wissenschaftlicher Konsens, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Dies durfte sehr lange Zeit nicht hinterfragt werden, denn dann wurde man ganz schnell ein „Gottesleugner“. Und nein, dieses Weltbild wurde nicht von den christlichen Kirchen etabliert, sondern von den damaligen Wissenschaften, die Kirche hat diese Weltbild nur für sich adaptiert, da es wiederum sehr gut in die eigene Weltsicht passte und hat dazu beigetragen, dass dieses nicht hinterfragt werden durfte. Heute wird man eben ganz schnell ein „Corona-Leugner“, wenn man die Wissenschaft hinterfragt. Allein diese Bezeichnung wiederum impliziert, dass wir uns schon lange in bestimmten Bereichen nicht mehr in und mit der Wissenschaft bewegen, sondern mehr und mehr die Wissenschaft als Ersatz für eine religiöse Heilslehre benutzt wird.

    • Andre 22. Mai 2023 at 8:09Antworten

      P.S: Wie Wissen ensteht, so habe ich in der Informatik folgendes gelernt (die sog. Wissenspyramide): 1. Zuerst haben wir Daten. 2. Aus den Daten werden Informationen gewonnen. 3. Aus diesen Informationen wiederum kann Wissen generiert werden. 4. Aus dem Wissen kann Weisheit enstehen und 5. aus der Weisheit Einsichten.

      Die Wissenschaft kann über den 3. Punkt nicht hinauskommen, denn sie kann nur aus Daten Informationen gewinnen und aus den Informationen wiederum Wissen generieren.

      Aber Vollidioten, und dazu gehören leider auch Wissenschaftler, wollen uns heute weismachen, dass uns die Wissenschaft endgültige Weisheiten und Einsichten verschafft.

  10. Fritz Madersbacher 21. Mai 2023 at 18:57Antworten

    Es hat schon Antworten zu Preisfragen von Akademien der Wissenschaften gegeben, die in die (Geistes-)Geschichte eingegangen sind, etwa Rousseau’s Abhandlung über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen (Akademie von Dijon 1754) oder Herders Abhandlung über den Ursprung der Sprache (Berliner Akademie der Wissenschaften 1769). Die preisgekrönte Antwort zur Preisfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2022 („Fakt oder Fake: Wie gehen wir mit Wissenschaftsskepsis um?“) wird es nicht in die Geistesgeschichte schaffen (höchstens als negatives Lehrbeispiel), denn sie ist von demselben Mangel an Selbsterkenntnis gekennzeichnet wie die gestellte Frage.
    Schon die Einleitung verrät die ganze Scheinheiligkeit, Beschränktheit und Verblendung: Ignaz Semmelweis war nicht ein Opfer von „Wissenschaftsskepsis“, sondern er griff den damaligen „Konsens der Wissenschaft“ an und wurde damit zum Opfer der selbsternannten überheblichen, mit besten Positionen versorgten „Wissenschaftler“ und „Experten“. Er wurde diffamiert und verfolgt wie jene Wissenschaftler heute, die sich während der „Pandemie“-Inszenierung fachlich fundiert gegen die ausschließlich durch finanzielle, politische und mediale Rückendeckung „legitimierten“ „Hüter der Wissenschaft“ wandten. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat nichts daraus gelernt.
    „Skepsis“ ist nie eine Bedrohung von Wissenschaft, sondern anders als beim Glauben eine ‚conditio sine qua non‘, daher aufs Äußerste begrüßenswert. Wer sie mit ‚fake‘ gleichsetzt, beweist seine Unfähigkeit, wissenschaftlich zu denken, seinen Unwillen, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen. Die gern bemühte Popper’sche „Falsifizierbarkeit“, von ihm beschränkt auf begrenzte einzelne Aussagen, unterstellt eine von Interessen jedweder Art unabhängige, einer platonischen Idee ähnliche „Wissenschaft“. Nichts hat jedoch die profane Realität besser gezeigt und bewiesen als die „Pandemie“-Inszenierung, dass nämlich „Wissenschaft“ alles Andere als frei ist von Interessen diversester Art, dass sie betrieben wird von Menschen aus Fleisch und Blut mit verschiedensten, auch sehr zweifelhaften Charakteren und persönlichen Hintergründen. Hier blinden Glauben und uneingeschränktes Vertrauen zu verlangen ist Kennzeichen einer blindwütig dummen Tyrannei …

  11. Karl Schlosser 21. Mai 2023 at 18:48Antworten

    Als ungebildeter Nichtwissenschafter schreibe ich dieser „Wissenschaftskoryphäe“ namens Bogner folgendes ins Stammbuch. a) die Leute, aus meiner Umgebung, Nachbarn, Verwandte, Freunde, Kollegen, die während der Plandemie erkrankten, waren samt und sonders „Gespritzt“.b) die Toten die unmittelbar nach der „Mordsspritze“ umgefallen sind, zwei wohnen auf meiner Stiege, weiters der Bruder meines Gemüsehändlers und seine Frau, und Februar 21 die Krankenschwester aus Zwettel. Ich denke das sollte reichen. Eine mir gut bekannte Gymnasiastin, hat im Herbst 2020 hunderte Verwandte, Mitschüler, Freunde und deren Eltern gefragt, wer von ihnen Coronakranke kennt oder selbst daran erkrankt ist. Ergebnis: Keiner! „Wissenschafter“ wie der „Herrn“ Bogner, sind unnütz und liegen nur den Werktätigen auf der Tasche. Was zu beweisen leicht viel..!

  12. andi pi 21. Mai 2023 at 18:03Antworten

    ich habe mir jetzt die mühe gemacht, mir diesen achteinhalbseitigen essay bogners durchzulesen. er widerspricht sich da immer wieder selber, indem er z.b. über semmelweis schreibt:

    „Gewiss verletzte die neue Theorie das Selbstbild einer Elite, die sich gerne mit der Aura der Unfehlbarkeit umgab.“

    und ein paar sätze davor heißt es:

    „Im Dienst des Wissensfortschritts muss ich Gegenargumente ernst nehmen und die Quellen meiner Erkenntnis offenlegen. Ich muss meinen eigenen Behauptungen mit gesundem Misstrauen begegnen und kritischen Einwänden immer gute Gründe unterstellen. Obskurantismus, Autoritarismus und Dogmatismus vertragen sich nicht mit dem Ethos der Wissenschaft.“

    das ist eben der punkt. gerade unfehlbares elitendenken, autoritarismus und dogmatismus habeneinen echten corona-diskurs verunmöglicht. politik, medien, ärztekammer, universitäten & co. haben trotz unterschiedlicher wissenschaftlicher sichtweisen und studien nur eine einzige meinung zugelassen, die eher einer religion bzw. apokalyptischen weltuntergangssekte als einer echten wissenschaft entsprach. ein semmelweis von heute wäre meiner meinung eher z.b. ein sönnichsen, haditsch oder arvay. vieles, was vor 2, 3 jahren noch als aluhut-„verschwörungstheorie“ galt, ist heute selbst im mainstream konsens (etwa, dass die covid-impfung nicht vor infektion oder übetragung schützt oder sich die coronamaßnahmen sehr negativ auf die psyche v.a. von kindern und jugendlichen ausgewirkt haben). und manch anderes wird sich auch noch bestätigen.

    eine mir nahestehende person hat mal die coronamaßnahmen mit den einstigen hexenverbrennungen verglichen. da ist viel dran, denn beides geschah eben viel mehr im namen eines autoritären glaubens als im rahmen einer evidenzbasierten wissenschaft.

    ich würde mich im übrigen nicht als wissenschaftsskeptiker bezeichnen (ich würde z.b. nie auf die idee kommen, die existenz von planeten und galaxien, von chemischen elementen oder den satz des pythagoras zu bestreiten). ich bin nur ein skeptiker eben einer autoritär-dogmatischen wissenschaft, wie wir sie seit 3 jahren (in manchen bereichen auch schon früher) haben.

  13. Dr. med. Veronika Rampold 21. Mai 2023 at 18:01Antworten

    Ich wage zu behaupten, dass Humboldt heute ein großer Wissenschaftsskeptiker wäre,
    ebenso Galvani, Tesla und Johann Wolfgang von Goethe. Und vielleicht sogar Madame Curie.

    Wissenschaft, die sich von der Beobachtung und Erfahrung löst, wird zur Scholastik, mit allen Folgen.

    Humboldt würde von den heutigen Professoren abgelehnt, weil er Generalist war. Nicht klar genug spezialisiert. Und weil er l´art pour l´art betrieb. Nicht zielgerichtet, unverblindet und ergebnisoffen.

    Wie macht man Wissenschaft? DAs ist gar nicht so schwer, es ist weder teuer noch hochmathematisch oder giftig oder sonstwie Hexenwerk! Meine WEnigkeit wusste das mit 18 Jahren, als sie ihre Biologie- Facharbeit durchführte, ein WAchstumsexperiment mit zinkhaltiger Hydrokulturlösung und jungen Franzosenkraut-Pflanzen (Galinsoga parviflora), besser als manch ein bezahlter Experimentator heute. Denn mein Vorbild in Methode, Vorgehen und Beschreibung war der Stil des 19. Jahrhunderts. Bücher, die wir zufällig zu Haus hatten und die von heutigen Profis nicht gelesen werden. Die können auch keine Lebewesen mehr von Hand zeichnen wie Maria Sibylla Merian, wie ich es in jener Arbeit tat; sie müssen alles fotografieren. Für die Arbeit bekam ich das Urteil meiner – strengen, einer Dozentin ähnlichen – Biolehrerin, es handle sich um so gradlinige Wissenschaft wie ausm Lehrbuch, 14 von 15 möglichen Punkten … der eine Punkt Abzug erfolgte, weil ich Zeichnungen von Hand beschriftet hatte statt mit der Schreibmaschine. Die Zeichnungen waren im Querformat, tippen konnte ich aber nur auf Seiten im Längsformat, das war der Grund. Bayrische Korinthenkackerei im Abi- Jahrgang 1983 am Werner Heisenberg Gymnasium Garching. Gekostet hat die Arbeit ganze 10 DM – Millimeterpapier für Diagramme und ein paar neue Bleistifte zum Zeichnen waren alles, was ich kaufen musste! Mineralsalze für die Lösungen stellte die Schule, die Pflanzen holte ich aus dem Garten, weil es sich um ein häufiges „Unkraut“ handelt, die Wuchsgefäße waren gebrauchte Schraubgläser und die Wurzeln hingen in der Nährlösung in kleinen STücken von grünem Vogelnetz, wie man es in Gärten benutzt.

    Studiert Wissenschaftswerke aus dem 19. Jh., nutzt sie in ähnlicher Weise wie ich und … grüßt Goethe, Hahnemann und Humboldt herzlich von mir.

  14. Corona Hotspott 21. Mai 2023 at 17:43Antworten

    „Doch arbeitet er selbst eigentlich “wissenschaftlich”?“

    Das scheinen in Sachen Coronavirus bzw. Viren generell nur ganz wenige zu tun, unter ihnen auch Dr. Stefan Lanka. Aber wer will das wissen? Offenbar nicht viele, denn dieses Wissen hat Folgen, und diese Folgen scheinen viele zu scheuen.

    Ich hänge an jeden Post, in dem es um Viren geht, einen Standardtext, der mit 2 PDFs beginnt:

    „Sämtliche Virus-Existenzbehauptungen sind widerlegt! – https://drive.google.com/file/d/1kvo-YA2E1MdzM8qHLp4K_LBxFlI6uxbU/view beginnt

    „…und das Bundesgesundheitsministerium weiß es!“ – https://drive.google.com/file/d/1AtjQwZVu-FwjdTJ-W6QBRsevcz74TD4k/view

    Interessanter Beitrag von Mark Windows zum Thema Wissenschaft bzw. Szientismus, den man sich mal anhören sollte:
    „The Curse of Scientism“ – https://www.spreaker.com/user/markwindows/the-curse-of-scientism

    Darin sagt er:

    „Diese Religion des Szientismus, dieser Kult, der jetzt die Oberhand gewinnt, ist eine Diktatur, eine wissenschaftliche Diktatur, eine Technokratie, die dazu da ist, alles auf dem Planeten im Kleinen zu verwalten.
    Das wird nicht funktionieren, und der Grund dafür ist, dass sie die wirkliche Macht leugnen, die uns innewohnt. Sie haben sie nicht, das ist der Punkt. Sie haben sie nicht.“

    S. a. II. Kritik der wissenschaftlichen Aufklärung: Naivität des Scientismus – https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110832334-020/html?lang=de

    Phenomenology and the human sciences : a contribution to a new scientific ideal – https://archive.org/details/phenomenologyhum0000stra_t9b6/page/n9/mode/2up

  15. rudifluegl 21. Mai 2023 at 17:17Antworten

    Ich habe mich mit seinen englischen und deutschen Ausführungen auseinandergesetzt und zu viel gefunden, um hier die Kommentare zu belasten.
    Ein profunder Beurteiler von Wissenschaftlichkeit ist der nicht!!!
    Ein Satz scheint mir noch erwähnenswert, wie der Peudowissenschaft, von wahrer Wissenschaft unterscheidet. Er sollte zumindest Ahnung davon haben, dass schon in den Geisteswissenschaften, die sich von Naturwissenschaften unterscheiden, In der Mathematik als Hilfswissenschaft und je nach Gebiet des Wissens oder Spuren sammelns, das Wort „Pseudo“ Mangels Falsifizierungsmöglichkeiten, darinnen steckt.
    „; dass
    Wissenschaft sich von Pseudowissenschaft dadurch unterscheidet, dass ihre Behauptungen überprüfbar und
    widerlegbar sind;“

  16. HelmutK 21. Mai 2023 at 16:50Antworten

    Dr. Bogner ist in meinen Augen kein Wissenschaftler. Die Fake-Pandemie hat den Weizen vom Spreu getrennt. Wer sich als Wissenschaftler bezeichnet, muss in der Lage sein Behauptungen durch eigene Überlegungen zu überprüfen. Wer so offensichtlichen Betrug nicht erkennt, wie er uns in den letzten Jahren vorgesetzt wurde, ist völlig unfähig und sollte sich schämen.

  17. rudifluegl 21. Mai 2023 at 16:29Antworten

    “ Politik – sie hätte unmissverständlich deutlich zu machen, dass eben noch nicht alles gesagt ist, wenn die Wissenschaft gesprochen hat.“
    Für mich der Satz der am besten die Verblendung oder das Verkauftsein an die -Gruppe die das Sagen hat, die kaum erträgliche Hybris, und sein Leiden an der Demokratie, beschreibt!
    Einer jener Schreiberlinge, die in totalitären Systemen gebraucht und benutzt werden.
    Einer der versucht im eventuell bevorstehenden EU – Faschismus/ Euro.Faschismus klingt besser/ eine Rolle zu spielen.
    Einer, der die Chancen auf Totalitaristen mit Doktor Titel, der schnell genutzt wurde um als etwaiger Funktionär oder sonstiger Verwalter von eventuell noch vorhandener „wertefreier Wissenschaft“, vervielfältigt!
    Einer von denen, die von Michael Hartmann – Eliten die Gefahr für die Demokratie- dem profunden Beschreiber unserer sogenannten Mächtigen, die am besten verstehen Verantwortung abzuschieben, treffend beschrieben werden!
    Also einer von denen, welche der Wissenschaft im Namen der Wissenschaft den „Rest“ geben!

    • rudifluegl 21. Mai 2023 at 16:40Antworten

      …Verantwortung ab zu schieben um unbefleckte Macht aus zu üben…..

  18. Gabriele 21. Mai 2023 at 16:04Antworten

    „Die“ sogenannte etablierte Wissenschaft könnte gern tun und denken, was sie will, sofern sie die Allgemeinheit mit ihrem gentechnischen Irrsinn in Ruhe lässt. Genau hier liegt die Demokratiefeindlichkeit begraben – dass sie nur noch übergriffig wird. Eben wie in finstersten Zeiten – wer nicht mitmacht oder nicht gehorcht, wird zwar nicht mehr öffentlich verbrannt, aber der Rest, dem Kritiker etwa bei Corona ausgesetzt waren, genügt ja vollauf.
    Wer es übrigens noch nicht gehört hat – schon kommt der nächste Wahn mit Tigermücken und Riesenzecken. „Die“ Wissenschaft wird uns Impfungen dafür nicht nur anbieten, sondern womöglich vorschreiben. Und so sehr wir die Erde auch „retten“ wollen, wird man versuchen, solche „Schädlinge“ genetisch auzumerzen, ohne Rücksicht auf ökologische Kreisläufe. Alles für „die“ Gesundheit.
    Ganz Afrika am besten entvölkern, überdachen und hygienisch totspritzen? Dann könnten gewisse Herrschaften dort ihre Domizile unter einer Glaskuppel aufschlagen und „der“ Wissenschaft vor goldenen Altären huldigen, während das „gemeine“ Volk sich transhuman in die Sklaverei verabschiedet.
    Satire? Ich weiß nicht…ich befürchte eher, nicht wenige Übergeschnappte denken in ähnlicher Richtung.

  19. magerbaer 21. Mai 2023 at 15:55Antworten

    In der Kernfrage geht es doch gar nicht um Wissenschaftsskepsis, sondern um Entstehung von und Umgang mit unterschiedlich- bis gegensätzlichen Wissenschaftlerpositionen zum selben Themenkreis. Welche und ob überhaupt eine davon richtig ist, hängt nicht von der Behauptungsmehrheit, einer angeblichen Lehrmeinung oder der höchsten Lautstärke unter den Marktschreiern ab, sondern allein von der umfassendst-korrektesten Beweismethodik. Gegenüber Wissenschaftlern, die damit unabsichtlich oder absichtlich fehlerhaft umgehen, den unterwürfig-unkritischen Trottel zu spielen, zeugt nicht von Demokratie, sondern von menschheitsgefährdender Verdämlichung.

  20. Taktgefühl 21. Mai 2023 at 15:44Antworten

    Ich denke, die Arte Dokumentation „Forschung, Fakes und faule Tricks“ stellt die Sachlage zuerst mal richtig und zeigt dann auch, wer genau sich der Wissenschaftsleugnung schuldig macht und wie man dabei vorgeht.
    Die Industrie finanziert mit ihrem Geld immer mehr „Studien“, welche entweder die Ursache für etwas leugnen wie im Falle Krebs und Rauchen, oder sie finanziert massenhaft Studien, die sich ausschließlich auf Wirkungen stürzen und die eine Gefahr beschwören, wo keine ist, wie im Falle Corona. Es gibt wohl 100.000 Studien über Corona, wobei die Presse schon sehr schnell von der ausgerufenen Covid-19-Pandemie auf den Populärbegriff für Corona-Viren, „Corona“, umschwang und damit praktisch alle Corono-Viren als schädlich markierte. Was gar nicht stimmt. Die ganze Herleitung der Pandemie war gänzlich unwissenschaftlich, Wissenschaftsleugnung, und das sind die Corona-Lügner.
    Die gehen präventiv vor, bevor sie ob ihrer faulen Behauptungen in Verdacht geraten, verdächtigen sie im Vorfeld die gesamte Kritik. Sowas tut nur jemand mit schlechten Absichten. Wer Menschen erpresst und nötigt, will bestimmt keine Menschenleben retten. Das ist ja nun ganz fuck und fake.

  21. Hausmann_Alexander 21. Mai 2023 at 15:40Antworten

    Der wichtigste Satz:
    „Keine roten Linien“.
    Olaf Scholz, Bundeskanzler

  22. Thomas Holzer, Österreich 21. Mai 2023 at 15:19Antworten

    Einstein wird ja zugeschrieben, daß, nachdem er die Relativitätstheorie veröffentlicht hatte und ca.100 deutsche Wissenschaftler diese als falsch „verurteilten“, gesagt haben soll: „Es reicht einer“ :)

  23. Rumpelstilz 21. Mai 2023 at 15:13Antworten

    „Die Wissenschaft“ hat die Rolle „Der Kirche“ im Mittelalter übernommen, als dogmatische Verkünderin und alleinige Interpretin einer einzig erlaubten Wahrheit – und aus genau dem gleichen Grund:

    Macht und Geld.

    Ungläubige, Häretiker und Skeptiker gehören auf den Scheiterhaufen.

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