
Infektion mit Coronavirus zeigt keine eindeutig unterscheidbaren Symptome
Bevor ab Ende Februar mit dem Testen begonnen wurde, gab es bereits Ansteckungen mit SARS-CoV-2, was aber vielfach unentdeckt durchging. Nun fragen sich nachträglich viele, die Covid-19-ähnliche Symptome hatten, ob das damals eine normale Grippe oder die Infektion mit dem neuen Coronavirus war. Die schlechte Nachricht: Es ist nachträglich an Hand der Symptome nicht wirklich diagnostizierbar.
Zu diesem Schluss kommt eine Cochrane-Review von 16 Studien mit insgesamt 7706 untersuchten Patienten. Diese Studie hat auch Public Health Experte Martin Sprenger im Interview mit mir erwähnt.
Die meisten Menschen mit COVID-19 haben eine leichte bis mittelschwere Atemwegserkrankung; andere leiden an einer schweren Erkrankung, wie z.B. einer COVID-19-Pneumonie. Die formale Diagnose erfordert eine Laboranalyse von Nasen- und Rachenproben oder bildgebende Tests wie CT-Scans. Die ersten und am leichtesten zugänglichen diagnostischen Informationen ergeben sich jedoch aus den Symptomen und Anzeichen der klinischen Untersuchung. Wenn die Erstdiagnose anhand von Symptomen und Anzeichen korrekt wäre, würde der Bedarf an zeitaufwendigen, spezialisierten diagnostischen Tests reduziert.
Bei Menschen mit leichtem COVID-19 können Husten, Halsschmerzen, Fieber, Durchfall, Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns auftreten. Zu den Symptomen einer COVID-19-Pneumonie gehören Atemnot, Appetitlosigkeit, Verwirrtheit, Schmerzen oder Druck in der Brust und hohe Temperatur (über 38 °C).
Die Anzeichen werden durch klinische Untersuchungen beurteilt und umfassen Lungengeräusche, Blutdruck und Herzfrequenz.
Warum ist eine genaue Diagnose wichtig?
Eine genaue Diagnose stellt sicher, dass die Menschen schnell die richtige Behandlung erhalten, nicht unnötig getestet, behandelt oder isoliert werden und nicht Gefahr laufen, COVID-19 zu verbreiten. Dies ist für den Einzelnen wichtig und spart Zeit und Ressourcen.
Die Studien bewerteten 27 separate Zeichen und Symptome, aber keine bewertete Kombinationen von Zeichen und Symptomen. Sieben Studien wurden in Krankenhausambulanzen durchgeführt (2172 Teilnehmer), vier in Notfallabteilungen (1401 Teilnehmer), aber keine in Primärversorgungseinrichtungen. Keine der Studien schloss Kinder ein, und nur eine konzentrierte sich auf ältere Erwachsene. Alle Studien bestätigten die Diagnose von COVID-19 durch die genauesten verfügbaren Tests.
Wichtigste Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass mindestens die Hälfte der Teilnehmer mit COVID-19-Erkrankung Husten, Halsschmerzen, Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Müdigkeit oder Kopfschmerzen hatten.
Husten und Halsschmerzen traten jedoch auch bei Menschen ohne COVID-19 häufig auf, so dass diese Symptome allein für die Diagnose von COVID-19 weniger hilfreich sind. Hohe Temperatur, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an COVID-19 erheblich, wenn sie vorhanden sind.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein einzelnes Symptom oder Zeichen, das in dieser Übersicht enthalten ist, keine genaue Diagnose von COVID-19 zulässt.
Weder das Vorhandensein bestimmter Symptome noch deren Abwesenheit erlaubt es, mit hoher Sicherheit auf Covid-19 zu schließen oder die Infektion auszuschließen. Zumindest derzeit können Symptome nur Hinweise darauf liefern, dass eine genauere Abklärung mittels Labortest wichtig ist.
Ein Zahlenbeispiel:
Von 1000 Personen mit verschiedenen verdächtigen Symptomen waren ca. 170 mit dem Coronavirus infiziert.
- 500 bis 700 von ihnen hatten Husten. Davon waren 70 bis 120 mit dem Coronavirus infiziert.
- 300 bis 500 hatten keinen Husten, davon waren 50 bis 100 mit dem Coronavirus infiziert.
Zu den häufigsten Symptomen bei einer Infektion mit dem Coronavirus zählen:
- Husten
- Fieber
- Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
- Atembeschwerden (starten üblicherweise etwa 4 bis 8 Tage nach Beginn der ersten Symptome)
- Halsschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit, Erbrechen
- Geruchsverlust, Geschmacksverlust
- Bauchschmerzen
- Nasenrinnen
Zu viele Unklarheiten gibt es noch bei den bisherigen Studien, die Ergebnisse sind unterschiedlich und schlecht vergleichbar. Außerdem dürften die Testpersonen aus den ausgewerteten Studien die Allgemeinbevölkerung nicht sonderlich gut widerspiegeln.
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