Re-Infektion mit Coronavirus: was wir bisher über Immunität wissen

26. August 2020von 7,7 Minuten Lesezeit

Kürzlich sind insgesamt drei Neuinfektionen von bereits einmal infizierten Personen bekannt geworden, nämlich in Hongkong, Belgien und in den Niederlanden. Die Frage, ob das zu erwarten war und on das eine gute oder schlechte Nachricht sei, gibt es unter den Virologen gegensätzliche Meinungen. Das war wohl nicht anders zu erwarten. Daher hier ein kurzer Überblick über das was wir bisher alles über Immunität wissen.

Zunächst wissen wir, dass etwa 85 bis 90 Prozent der Menschen, die mit dem Virus in Kontakt kommen keine Symptome entwickeln, der Rest nur milde bis mittelschwere. Nur etwas weniger als 1 Prozent muss ins Spital und nur etwa 0,01 bis 0,3 Prozent versterben. Dabei ist die Anfälligkeit für Erkrankung und schweren Verlauf extrem stark abhängig von Alter und Vorerkrankung. In Italien ist die Sterblichkeit für unter 50-Jährige geringer als 0,01 Prozent, über 70 steigt sie jedoch auf 8,5 Prozent. Sollten noch mehr Personen infiziert sein, als bisher bekannt, reduziert sich dieser Wert abermals.

Studien zu Immunfaktoren

Zu Beginn der Pandemie in China war niemanden klar, dass ein hoher Anteil der Personen, die mit dem Virus in Kontakt kommen, keine Symptome entwickeln und daher unentdeckt blieben. Durch Antikörperstudien weiß man das aber mittlerweile. So wurden im stark betroffenen Wintersportort Ischgl bei 42 Prozent der Bevölkerung spezifische Antikörper gefunden. Davon gaben 85 Prozent an, von der Infektion nicht einmal etwas bemerkt zu haben.

Die Antikörper verschwinden aber relativ rasch und bei Verläufen ohne oder nur schwachen Symptomen bilden sich oft gar keine. Das hat eine Reihe von Studien mittlerweile bestätigt. Ebenso bestätigt wurde aber, dass spezifische T-Zellen für länger andauernde Immunität sorgen, auch wenn die Antikörper komplett verschwunden sind.

In einer schwedischen Studie sowie wurde sogar gezeigt, dass sich bei Personen, die durch Familienmitglieder dem Virus ausgesetzt waren, T-Zellen entwickelten, ohne dass es zu einer Infektion gekommen wäre.

Immunität durch andere Coronaviren

Eine Studie mit Kindern fand bei 62 Prozent der Altersgruppe 10 bis 16 gegen SARS wirksame Antikörper durch Infektionen mit Corona-Erkältungsviren. Bei den Jüngeren waren es noch immer etwa 40 Prozent.

Weitere Studien zeigen, dass ein hoher Prozentsatz bereits Immunität durch Infektion mit den im Winter immer kursierenden Corona-Erkältungsviren hat. Eine Studie der Universität Tübingen fand T-Zellen bei 100 Prozent der mit SARS-Cov-2 infizierten Personen und bei 81 Prozent in Blutproben aus früheren Jahren. Diese Ergebnisse finden sich in einer Reihe weiterer Studien, allerdings mit unterschiedlichen Prozentsätzen.

Eine Studie im Fachblatt Nature kam im Falle von Singapur zum Ergebnis, dass Personen, die 2002/2003 an SARS-1 erkrankt waren, auch 17 Jahre später noch über T-Zellen verfügten, die auch gegen das neue SARS-2-Coronavirus reaktiv sind. Zudem fanden die Forscher bei rund der Hälfte der Personen, die weder an SARS-1 noch an SARS-2 erkrankt waren, bereits kreuzreaktive T-Zellen, die durch den Kontakt mit anderen, teilweise unbekannten Coronaviren entstanden sind. Die Forscher vermuten, dass die unterschiedliche Verbreitung solcher Coronaviren und T-Zellen miterklären können, warum manche Länder stärker oder schwächer vom neuen Coronavirus betroffen sind, unabhängig davon, welche politisch-medizinischen Maßnahmen sie ergreifen.

Die Kreuzimmunität ist damit zu erklären, dass bei den Spike-Proteinen, mit denen die Viren an Körperzellen andocken, bei den unterschiedlichen Coronaviren sehr ähnlich sind und daher sowohl von Antikörpern als auch von den T-Zellen erkannt werden. Die Segmente der Coronaviren sind relativ fest aneinander gekoppelt und daher weit weniger von Mutation und Veränderung betroffen, als das etwa bei den Grippeviren der Fall ist.

Wie es zu Re-Infektion kommen kann

Natürlich kann jede Person, die bereits einmal infiziert war, neuerlich den Coronaviren ausgesetzt werden. Und da ist es jetzt eine Frage, wie stark die Virenlast ist, die man übertragen bekommt. Ist man lange mit infektiösen Personen in einem geschlossenen und nicht belüfteten Raum, oder wird man angeniest, angehustet oder einem langen Redeschwall aus kurzer Distanz ausgesetzt, so können das sehr viele Viren sein. Hat man aktuell mehr spezifische Antikörper im Blut, so machen diese die Viren unschädlich und alles ist gut.

Hat man aber so viele Viren inhaliert, dass sie die Zahl der Antikörper übersteigen, dann werden sie in Zellen eindringen können und dort mit der Reproduktion beginnen. Die Abfallprodukte, die dabei entstehen und aus der Zelle ausgestoßen werden, erkennen aber die T-Zellen, die die befallene Zelle vernichten. Gleichzeitig stoßen die T-Helferzellen die Produktion von B-Zellen und damit von Antikörpern an.

Bei der in Hongkong gefundenen Re-Infektion konnte man verstärkte Antikörper Zahlen nachweisen. Symptome traten keine auf, das Immunsystem ist mit dem Virus so fertig geworden, wie das bei den vielen anderen asymptomatischen Infektionen auch bisher der Fall war. Das Immunsystem hat eine Erkrankung also verhindert, was die klassische Definition von Immunität ist.

Durch die Infektion werden auch die T-Zellen wieder vermehrt, wie das im Bild oben gezeigt ist.

Die Rolle des Immunsystems

Bisher haben wir uns auf dem Gebiet bewegt, das jeweils teils von Virologen, Epidemiologen oder Immunologen abgedeckt wird. Das Interesse dieser Disziplinen an den Menschen selbst ist begrenzt – Virologen interessieren sich hauptsächlich für die Viren und ihren Aufbau, die Epidemiologen für die Verbreitung der Viren und die Immunologen für die Immunantworten, die Viren verursachen.

Ärzte, die Erkrankte behandeln, interessieren sich aber weit mehr für die Menschen um sie wieder gesund machen zu können. Und da kommt dann der Allgemeinzustand ins Spiel sowie die Vorerkrankungen. Alle bisherigen Daten zeigen, dass nur bei etwa 2 bis 4 Prozent der Sterbefälle keine bekannten Vorerkrankungen wie Adipositas, Krebs, Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen oder ähnliches vorliegen.

Und wenige Ärzte interessieren sich für die Faktoren, die das Immunsystem stark machen. Es gibt sie aber: Vorsorgemediziner, Ärzte, die extrem teure Sportler oder Fußballmannschaften betreuen, und die Orthomolekular-Mediziner. Und diese überprüfen das ausreichende Vorhandensein der Substanzen, die das Immunsystem zum Arbeiten braucht. Dazu gehören Vitamin D und C, Zink, Selen oder eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren, kurz die Mikronährstoffe. Bei Sportlern, die Höchstleistung erbringen müssen und nicht krank werden sollen, wird dafür gesorgt, dass sie diese Stoffe im ausreichenden Maß besitzen.

Die ältere Person in den Niederlande, bei der eine Re-Infektion nachgewiesen wurde, hat ein geschwächtes Immunsystem. Bei den anderen ist nichts derartiges bekannt oder es wurde einfach nicht untersucht.

Empfehlungen für den Herbst zur Prophylaxe vor Corona und Influenza von solchen Ärzten haben wir hier zusammengefasst.

Wann Impfung hilft und wann nicht

Impfungen erzeugen die gleiche Immunität durch Antikörper und T-Zellen wie eine Infektion. Sie enthalten ja auch wie bei der Infektion entweder das inaktivierte oder abgeschwächte Virus, oder bei den neuen gentechnischen Impfstoffen den Bauplan für die Antigene des Virus, die dann von den menschlichen Zellen selbst hergestellt und dem Immunsystem dadurch bekannt gemacht werden. Die Immunreaktion kann durch die Wirkverstärker stärker ausfallen als bei einer kurzfristigen Infektion, die Frage ist allerdings, ob das länger anhält. Der Wirkverstäker birgt aber auch die Gefahr einer Autoimmunreaktion und Impfschäden.

Impfung hilft aber häufig nicht. Es ist schon länger bekannt, dass Impfungen bei Übergewichtigen und Adipösen nicht oder nur schlecht funktionieren. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass Covid-19-Impfstoffe anders sein werden, sagen Adipositasforscher. “Wird es bei Übergewichtigen noch funktionieren? Unsere Vorhersage ist nein.” sagt Raz Shaikh, ein Associate Professor für Ernährung an der University of North Carolina-Chapel Hill laut Kaiser Health News. Es ist nachgewiesen, dass Fettleibigkeit die Immunantwort des Körpers beeinträchtigt und das Risiko einer Infektion durch Krankheitserreger wie Influenza und das Coronavirus erhöht.

Fettgewebe – oder Fett – im Bauch, in der Leber und in anderen Organen ist nicht untätig. Es enthält spezialisierte Zellen, die Moleküle aussenden, wie das Hormon Leptin, von dem Wissenschaftler vermuten, dass es diesen chronischen Entzündungszustand auslöst. Während die genauen biologischen Mechanismen noch untersucht werden, scheint eine chronische Entzündung die Immunantwort auf Impfstoffe zu beeinträchtigen und möglicherweise übergewichtige Menschen auch nach der Impfung vermeidbaren Krankheiten auszusetzen.

Im Jahr 2017 gaben Wissenschaftler der University of North Carolina in Chapel Hill einen kritischen Hinweis auf die Einschränkungen des Influenza-Impfstoffs. In einem im International Journal of Obesity veröffentlichten Artikel zeigten Forscher erstmals, dass geimpfte adipöse Erwachsene doppelt so häufig an Influenza oder grippeähnlichen Erkrankungen leiden wie Erwachsene mit gesundem Gewicht.

Wann impfen Sinn macht

Liegen solche Beeinträchtigungen nicht vor, so kann eine Impfung schützen. Allerdings in den Altersgruppen, in denen die Sterblichkeit sehr gering ist, ist das Verhältnis von Risiko durch Impfung zum Nutzen sehr ungünstig. Impfungen bei niedriger Schutzeffizienz und niedrigem Sterberisiko machen keinen Sinn. Es besteht bei jeder Impfung ein Risiko von Imfpschäden. Wie etwa bei der Impfung gegen Schweinegrippe in Skandinavien, bei der 1 von 10.000 durch den Wirkverstärker an Narkolepsie erkrankten, was das Leben dieser jungen Menschen zerstört hat.

Also Impfung ja, wenn keine Immunität durch Corona-Erkältungsviren vorliegt und sowohl hohe Sterberate als auch hohe Schutzeffizienz gegeben sind.

Möglicherweise Re-Infektion mit Coronavirus in Hongkong entdeckt

Immunität gegen Coronaviren auch bei asymptomatischen Personen

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Fettleibigkeit reduziert Wirksamkeit von Corona-Impfstoff – Nutzen bei Risikogruppen fraglich

Grafik: Sucharit Bahkdi

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