Blamable Auftritte von Macron und Leyen in Peking

Westliche Politiker benehmen sich noch immer so wie in der Kolonialzeit. Sie merken dabei offenbar nicht einmal wie unangenehm sie damit auffallen und wie sie sich daneben benehmen. Der Stil der Politik zwischen selbständigen Nationen ist mittlerweile ein völlig anderer. In den deutschsprachigen Medien wird nicht einmal mehr bemerkt, wie genervt die chinesischen Gastgeber auf das schlechte Benehmen reagieren.

Die Berliner Zeitung titelt etwa „Macron und von der Leyen üben Druck auf China aus“. Der ORF behauptet gar „Beide [Macron und Xi Jinping] forderten rasche Friedensgespräche für die Ukraine, „so bald wie möglich“, und bekräftigten ihre Ablehnung gegenüber dem Einsatz von Nuklearwaffen in dem Konflikt.“

Ganz anders dagegen die Berichte im US-Magazin Politico. Schon im Titel „Macron gelingt es nicht, Xi Jinping wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine zu bewegen“ und im Untertitel „Der französische Staatschef begeht auf der Pressekonferenz in Peking einen diplomatischen Fauxpas.“ wird eine völlig andere Botschaft transportiert.

In Asien wird so etwas nicht nur als „diplomatischer Fauxpas“ angesehen, sondern als rüpelhaftes Benehmen, das in der östlichen Kultur als unverzeihliches skandalöses Verhalten gilt.

Die chinesischen Reaktionen schildert Politico so:

„Xi las seine sorgfältig verfassten Bemerkungen vor und starrte dabei geradeaus, bevor er Macron das Wort überließ. Der französische Staatschef sprach dann etwa doppelt so lange wie sein Gastgeber – ein protokollarischer Fauxpas, den Mitglieder von Xis chinesischem Gefolge bemerkten.

Xi selbst sah zeitweise ungeduldig und verärgert aus, als Macron weiter sprach. Der chinesische Staatschef stieß mehrere tiefe Seufzer aus und schien sich unwohl zu fühlen, als Macron ihn direkt ansprach, während er offenbar aus dem Stegreif über den Ukraine-Krieg und die gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung des Friedens sprach.“

Angesichts der sonst gepflegten Höflichkeit ist dieses Verhalten von Xi schon als offener Unmut und eiskalte Ablehnung zu werten.

Deutlich wurde das auch gegenüber von der Leyen, die sich offenbar selbst in den französischen Staatsbesuch hinein reklamiert hatte und dann von Macron zur Teilnahme eingeladen wurde. Sie wurde nicht der Ehre eines gemeinsamen Auftritts für wert befunden, sondern sie musste alleine ihre Pressekonferenz abhalten. Dabei konnte sie es offenbar nicht lassen die Chinesen zu schulmeistern, oder wie es Politico ausdrückt, sandte sie „mehrere gezielte Botschaften an Peking“.

Man hat sie offenbar auch inhaltlich auflaufen lassen, denn Xi Jinping werde mit Zelensky sprechen, wenn “die Bedingungen und die Zeit stimmen”, war die Antwort, die die Kommissionspräsidentin erhielt. Also ein höflich formuliertes “kein Interesse, lass mich in Ruhe”.

Laut Politico unterstützte Xi Jinping sogar mit einem Statement explizit die russische Postion: “Friedensgespräche sollten so bald wie möglich wieder aufgenommen werden, wobei die berechtigten Sicherheitsbedenken aller Seiten unter Bezugnahme auf die UN-Charta zu berücksichtigen sind, … um eine politische Lösung zu finden und einen ausgewogenen, wirksamen und nachhaltigen europäischen Sicherheitsrahmen zu schaffen” so Xi neben Macron sitzend. Genau diesen “ausgewogenen, wirksamen und nachhaltigen europäischen Sicherheitsrahmen” hat die russische Politik immer wieder eingefordert, zuletzt im Dezember 2021, doch der Westen hat sich geweigert, darüber zu sprechen.

Wenn man die Berichte in deutschsprachigen Medien liest, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie über eine völlig andere Zusammenkunft berichten als Politico.

So ziemlich gleichzeitig fand in China das erste Treffen zwischen den Außenministern von Iran und Saudi Arabien statt, nachdem es der chinesischen Diplomatie gelungen war zwischen den beiden verfeindeten Nationen die eine auf gegenseitigem Respekt und Interesse beruhende Arbeitsatmosphäre herzustellen.

Das gelang, da die chinesische Diplomatie das “neue Modell der Beziehungen zwischen wichtigen Ländern [pflegt], das sich durch gegenseitigen Respekt, friedliche Koexistenz und Zusammenarbeit auszeichnet, von der alle profitieren” – um Xi Jinping zu zitieren. Und das ist alles andere als eine hierarchische Ordnung wie sie die alten Kolonialmächte noch immer pflegen wollen.

Europas und Amerikas Politiker haben ein Problem damit, gleichberechtigte Beziehungen zwischen zwei souveränen und unabhängigen Nationen zu verstehen. Sie erreichen gar nicht, nerven aber ihre Gesprächspartner immer offensichtlicher.

Eine von der Leyen, die eine Solo-Presseveranstaltung ohne die Gastgeber abhalten muss, geht es offenbar auch nicht mehr anders als Baerbock in Indien, die von ihrem Flieger weg alleine ein leeres Flugfeld queren muss und dann von drei Flughafen Arbeitern begrüßt wird, während der russische Außenminister von einer hochrangigen Delegation direkt an der Gangway empfangen wird.

Wann werden westliche Politiker begreifen, dass „ gegenseitiger Respekt, friedliche Koexistenz und Zusammenarbeit, von der alle profitieren“ das einzige zukunftsfähige Modell der zwischenstaatlichen Beziehungen.

Bild von istara auf Pixabay

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