YouNost – Die richtigen Fragen

6. März 2022von 4,3 Minuten Lesezeit

Unter dem Titel “Neu im Trend: Russen Dissen” führt Norbert Fleischer mit zwei Gästen, der Donezk-Journalistin Alina Lipp und dem Filmemacher Wilhelm Domke-Schulz ein Gespräch über die Situation in der Ukraine bzw. dem Donbass. Die beiden wissen, wovon sich sprechen. Sie waren bzw. sind nämlich vor Ort. Ein Interview, das es in sich hat.

Von Andrea Drescher

Da ich die drei Beteiligten durch meine Arbeit in der Friedensbewegung persönlich kennen lernen durfte, war ich neugierig, was mich in diesem Video erwartet. Norbert Fleischers ruhige Gesprächsführung half (mir), die sehr unschönen Themen halbwegs zu verdauen. Man sollte sich das Video nicht vor dem Einschlafen antun.

Es geht mehreren Fragen nach.

  • Gibt es in der Ukraine wirklich ein Nazi-Regime?
  • Wie lebt es sich im Kriegsgebiet?
  • Statt Russendisko heißt es jetzt: Russen Dissen! Wie kam es dazu?

Dass das Interview mit Alina aufgrund von massivem Beschuss unterbrochen wurde, macht deutlich, wie leicht es sich vom deutsch-/österreichischen Sofa fordert “der Russe” müsse die Kriegshandlungen einstellen. Die Angriffe seitens der Kiewer Truppen auf Donezk haben acht Jahre ununterbrochen stattgefunden, wenn auch weniger massiv. Seit Beginn dieses Jahres ist das Gebiet wieder unter Dauerbeschuss. Davon wissen allerdings die Wenigsten etwas.

Das Video bei Nuoflix. Hier der Telegram Kanal von Alina Lipp.

Über die Gesprächspartner

Alina Lipp wurde 1993 in Hamburg geboren und ist in einer Kleinstadt in Norddeutschland aufgewachsen. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater Russe. Kennengelernt haben sich Alinas Eltern auf einer internationalen Friedensregatta der Ostsee-Anrainerstaaten, ins Leben gerufen durch den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow. In der Familie wurde ausschließlich deutsch gesprochen. Erst nach dem Abitur reiste Alina mit 18 Jahren erstmals für längere Zeit ins Herkunftsland ihres Vaters und begann Russisch zu lernen. Zurück in Deutschland begann sie, sich politisch in der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ zu engagieren, erhielt einen Bachelorabschluss in „Umweltsicherung“ und einen Masterabschluss in „Nachhaltigkeitswissenschaften“. Nach den Ereignissen um die Ukrainekrise 2014 geriet Alina immer wieder in Interessenkonflikte mit ihrer Partei, sodass sie ihr Engagement beendete. 2016 folgte ihr erster Aufenthalt auf der Krim, wo sie für ihre Bachelorarbeit forschte. 2018 wanderte ihr Vater dorthin aus, um ein neues Leben als glücklicher Selbstversorger zu beginnen. 2019 startete Alina daraufhin Ihren YouTube-Kanal „Glücklich auf der Krim“, 2020 folgte der Kanal „DruschbaFM“ zusammen mit Journalist Sergey Filbert. Im Frühjahr 2021 machte Alina es schließlich ihrem Vater gleich und zog ebenfalls nach Russland. Einige Zeit bereiste Alina den Donbass und lebt aktuell in Donezk. Sie berichtet also direkt aus dem Kriegsgebiet.

Der Ex RBB 3sat MDR Medienwissenschaftler Wilhelm Domke-Schulz hat 20 Jahre GEZ TV gemacht, dann hat er den Job an den Nagel gehängt, es war ihm zu russophob geworden. Geboren 1956, studierte er Filmdramaturgie sowie Fernsehen an der Film Universität “Konrad Wolf” in Potsdam-Babelsberg. Zuerst arbeitete er als Freelancer an Spielfilmen und Dokumentationen in Berlin, Potsdam und Leipzig. 1991 machte er sich als Produzent mit „Domke-Schulz-Film“ in der Nähe von Leipzig selbstständig und er hält Vorlesungen an der Universität zu Medienthemen. Domke-Schulz hat bis jetzt in über siebzig Filmen Regie geführt, mehrheitlich Berichte und historische Dokumentationen für das öffentliche Fernsehen, aber auch künstlerische Arbeiten wie die preisgekrönten Filme “Life at a Standstill: A Middle East Diary” und “Krimreise”. 2019 feierte er mit dem Buch „Werners wundersame Reise durch die DDR“ sein Debut als Autor. Mit der Friedensbewegung verbindet ihn nicht nur, aber auch der Film „Remember Odessa“ . Ende Dezember 2021 ist er in die Donezker Volksrepublik gereist, um zu erfahren, wie die Sicht der Menschen dort auf die Ereignisse seit 2014 ist, wie ihrer Meinung nach der bewaffnete Konflikt entstand, wer die eigentlichen Kontrahenten und die Leidtragenden sind. Im Ergebnis seiner Reise entsteht zurzeit sein Dokumentarfilm “Leben und Sterben im Donbass”.

Norbert Fleischer, Baujahr ’78, aufgewachsen in Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz), kennt sich gut mit der Anatomie der Mainstream-Meinung aus. Zu DDR-Zeiten Jung- und Thälmannpionier, erlebte er seine späte Kindheit und die Jugend unter den wechselhaften Eindrücken von Sozialismus, friedlicher Revolution, Wiedervereinigung, Kapitalismus sowie den Irak- und Jugoslawienkriegen, was seine friedenspolitische Einstellung sehr geprägt hat. An der Hochschule Mittweida studierte er von 1998 bis 2004 Medienmanagement. Seit Studienbeginn als freier Journalist tätig, arbeitete er von Anfang 2005 bis Ende 2011 als Journalist und Redakteur für die Chemnitzer und die Dresdner Morgenpost, BILD Dresden (Ressort: Innere Sicherheit) und diente weiterhin als Themen- und Materialzulieferer für MDR, ZDF, RTL und weitere Medien. Heute lebt und arbeitet er freiberuflich als Journalist in Leipzig. Im Jahr 2016 veröffentlichte er seinen ersten Informationsfilm „RAMSTEIN – DAS LETZTE GEFECHT“, der sich den illegalen Aktivitäten auf der US-Airbase, sowie dem geopolitischen Kontext widmet. Der Film wurde seit seiner Gratis-Veröffentlichung von insgesamt rund 350.000 Zuschauern auf youtube, DVD und im Kino angesehen. 2017 wurde er von der Nürnberger Medienakademie (Deutscher Journalisten-Verband u. a.) mit dem „Alternativen Medienpreis“ in der Kategorie „Macht“ ausgezeichnet.


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10 Kommentare

  1. cloneassembler 7. März 2022 at 9:15

    Könntet Ihr vielleicht einen Link zu dem PDF (the truth behind events in the ukraine and donbass) des russischen Außenministeriums bereitstellen? Nach ”langer” (gefühlt :) Suche, konnte ich nicht fündig werden, was schon etwas heißen will als IT-Systemkaufmann.

  2. jhkua43wt8oklgj 6. März 2022 at 20:57

    Hallo ich stelle hier meinen Kommentar von Odyssee zu diesem Film ein:
    “Danke für euren Beitrag. Einen Gedanken möchte ich einbringen. Denkt mal über die Definition des Faschismus ( Siehe hier Georgi Dimitroff und Wikipedia.) nach. Hier spreche ich speziell Herrn Wilhelm Domke Schulz an. Vorweg. Ich bin in fast allen Fragen voll eurer Meinung. Nur nicht in der der Deutungshoheit des Faschismus. Das er sich vor allem im Westen Deutschlands manifestiert, da bin ich voll bei euch. Ich stelle euch jetzt eine Frage und die solltet ihr euch selbst beantworten. Warum und wann wurde der Begriff Holocaust geprägt? Ich sage bewusst nichts dazu, weil auch ich nicht fehlerfrei bin. Mich interessiert, wie ihr diese Frage im Kontext zu eurem Beitrag betrachtet. Nochmals Danke für eueren Beitrag war und ist wichtig! liebe Grüße aus Berlin.

  3. Markus Schwarz-Greindl 6. März 2022 at 14:42

    Weder Wolodymyr noch Wladimir reden über Klimawandel bzw. Erderwärmung und Naturkatastrophen.

    2 x nach mir die Sintflut?

    Sie haben den selben Vornamen, einmal ukrainisch und einmal russisch.

    Hilfslieferungen ohne Dächer von Lagern versinken im Schlamm.

  4. Taktgefühl 6. März 2022 at 13:12

    “Die neuen Herren im Donbass” ist eine Arte-Reportage und wider der Erwartung nicht tendenziös. Man schaue sie sich an.

    “Putins geostrategische Strategie” ist ebenfalls eine interessante Arte-Reportage, die nur zum Schluß ein wenig kitschig wird.

    Es geht darum, sich ein Gesamtbild von der Situation zu schaffen. Was mir in diesem Krieg zu kurz kommt, ist: wie alles anfing? Im Irakkrieg hatte die Bush-Administration verboten, das Wort “Öl” zu benutzen. Öl war während des gesamten Krieges tabu.
    Die Feindschaft mit Russland begann wie die meisten US-Friedenseinsätze mit dem Öl. Mossadeque sollte weg, weil der das Öl verstaatlichen wollte. Die iranische Revolutions-Regierung fiel in Ungnade, weil sie das Öl dann doch verstaatlicht hat. Gaddafi war ein Diktator, als er das Öl verstaatlichen wollte. usw.
    Chodorkowskij war der Chef von Yukos. Er wollte Anteile an Exxon-Mobile verkaufen, da fiel er in Moskau in Ungnade und sie verstaatlichte die Ölindustrie, worauf Russland im Westen in Ungnade fiel.

    Wollten die Amerikaner tatsächlich Demokratie und Frieden exportieren, warum haben sie bis zum Arabischen Frühling überall Marionetten-Regierungen finanziert und mit Waffen ausgerüstet?

    Öl ist der Gott, der von Juden, Christen, Muslimen angebetet wird, das ist der Treibstoff der Börsen und der Treibstoff der Welt. Ohne Öl gäbe es keine Kreuzfahrten, Pharma-Industrien, Handys, Fernseher, Jubel-Journalisten, Panzer und Raketen.

  5. Miller 6. März 2022 at 11:49

    Nicht nur durch Spekulanten explodieren die Preise, sondern das hamstern der Bevölkerung hat es gezeigt anfangs der Pandemie gezeigt. Altes Prinzip, Nachfrage erzeugt Preiserhöhung. Das wird voll ausgenutzt, um ihre Profite in die Höhe zu schrauben. Die Preise waren innerhalb vier Wochen um das doppelte gestiegen. Das geht nicht in den Köpfen der Verbraucher. Je normaler der Umgang mit allem ist, desto weniger Spielraum bleibt den Gierlappen.
    Spekulanten nutzen den Krieg und Überhamsterung, um ihre Profite in die Höhe zu schrauben. Politiker halten Reden aber die Handlung bleibt auf der Strecke.
    Politiker verstricken sich in vielen Lügen, Ignoranz und Fehlinvestitionen. Nicht hat sich geändert und wird es auch nie.
    Die Dummheit ist bereits geschehen und indirekt wird Gas und Öl aus Russland eingekauft und merken nicht wie sie den Horror damit unterstützen. Politiker sind auf dem Holzweg.
    Diese Fehlinvestitionen in neue Panzer und Waffen sorgen für kein Frieden. Nur der fortschreitende Klimawandel (Katstrophen) wird dafür sorgen, dass das belastendes ausgelöscht wird samt Investitionen.

  6. Germann 6. März 2022 at 11:25

    Die Medienleben von User die ständig sich überfluten lassen. Die Frage: Gibt es in der Ukraine wirklich ein Nazi-Regime? Darauf könnte diese Frage für viele Länder gelten. Es gibt überall Dinge wovon wir nichts wissen.
    Es wird wie immer viel geredet und keine Handlungen vollzogen. Egal ob Pandemie, Ukrainekrieg, Flüchtlingskrise und Gentherapie. Man ignoriere zudem das “doppelte Spiel”, das derzeit um die Importe fossiler Energieträger aus Russland gespielt werde. Die EU importiert jeden Tag Gas und Öl im Wert von rund 600 Millionen Euro aus Russland. Damit wird Putins Angriffskrieg weiter finanziert. Wie absurd die Diskussion um die Verlängerung von Atomkraft ist, zeigen die Angriffe auf ein ukrainisches Atomkraftwerk.
    Zudem explodieren die Energiepreise weiter – auch getrieben durch Spekulanten, die den Krieg ausnutzen, um ihre Profite in die Höhe zu schrauben. Dem muss dringend Einhalt geboten werden. Daher brauche es eine temporäre Preisaufsicht auf europäischer Ebene für den Energiemarkt. Doch auch hier wird alles zu spät oder gar nicht erst Folgen.

  7. Jens Tiefschneider 6. März 2022 at 10:55

    Der gleiche Mechanismus, wie bei Corona. Die gekauften Hetzmedien verbreiten Hass-Propaganda und die Schlafschafe fressen diese und scheißen anschließend Hassködel. 80 Prozent der Menschen ist einfach nur strunz dumm. Eines aufrecht gehenden Wesens unwürdig.

    • helga 6. März 2022 at 19:24

      woher bitte wissen sie denn, dass sie nicht zu den “80 %” gehören?;-))

  8. cppilia 6. März 2022 at 9:25

    All dies erfährt man nicht aus deutschen Medien, deshalb bin ich TKP umso dankbarer, dass sie die Interessierten Menschen informiert mit Beweisen der realen Funktionen. der NATO.

    • Pfeiffer C. 6. März 2022 at 18:47

      Schließe mich Ihrer Meldung vollinhaltlich an. – War 1977 in der DDR zu Besuch und wurde Augen/Ohren-Zeuge des damaligen medialpropagandistischen Diktaturbetriebsmittels. – Neues Deutschland – Der schwarze Kanal – Aktuelle Kamera usw.

      Nicht zuletzt die letzten 2 leitmedialen Coronajahre (+ der vergangenen/aktuellen Ukraineberichterstattung) in unserer schönen Operettenrepublik haben orwellsche Dimensionen.

      Was ich nach wie vor nicht begreife ist, wie sich der Großteil gestandener Mediziner / Journalisten / Historiker kaninchengespannt vor dem Coronakrisen-Schlange-Regime und jetzt vor der Ukrainekrisen*-Berichterstattungs-Schlange-Regime paralysieren ließen / lassen!

      Hey, Leute! Der Kaiser ist nackt!

      * Ich bin Zeit meines langen Lebens Pazifist und Russlands militärisch/industrieller Komplex ist mir genauso suspekt wie der amerikanische! Doch Russland hat lange Zeit und immer wieder hervorgehoben, daß die NATO-Osterweiterung, der transatlantisch Milliarden $ unterstützte CFR-Putsch am Maidan und besonders zuletzt der angestrebten EU-Beitritt und die angestrebte NATO-Mitgliedschaft und die nukleare Wiederbewaffnung der Ukraine Rote-Linien-Überschreitungen bedeuten, die Russland aufgrund eigener Sicherheitsinteressen mit militärischer Gewalt beantworten wird.

      Klar und deutlich und immer wieder. Aber die USA und sein braves EU-Outlet haben die noch im Dezember dahingehenden offiziellen russischen Sicherheitsbedürfnisse in die Tonne getreten. Die Ukraine hat Ende des Jahres bei der Münchner Sicherheitskonferenz die atomare Karte gezogen und ein Gesetz verabschiedet, daß 2022 insgesamt 10 NATO Manöver im Nicht-NATO-Land Ukraine und praktisch permanent zu Lande / Wasser / Luft im /am Schwarzen Meer Russlandangriffssituationen am Programm hatte. Vorbehaltlich nach den großen NATO Europa- Osteuropamanövern 2021 – (Die größten Manöver nach 1945) über die global kein westlich-werteorientiertes Medium berichtete.

      Russland möchte eine neutrale, waffen- atomwaffenfreie Ukraine vor der Haustür haben möchte, eine Bestrafung der 80 Nazi-Elemente-Gruppen, die u.a. seit 8 Jahren militärisch die Donbasszivilisten terrorisieren.

      Ist das wirklich zuviel verlangt?

      P.S.:
      Die UDSSR hat zu Zeiten des Kalten Krieges alle Energie-Lieferverträge mit Europa eingehalten. Die USA haben seit über hundert Jahren wirtschaftliche Verträge immer wieder als Druckmittel geostrategischer Hintergedanken instrumentalisiert!

      Warum soll das mit dem dreckigen / 5 x teureren / kapazitätsmengenlachhaften US-Frackingklumpat anders sein?

      Kleine Denkhilfe: Trumps globaler Wirtschaftskrieg!

      Und danke – ich habe fertig…

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