
Shutdown überzogen und Kollateralschäden wachsen
Österreich und viele andere Länder haben nach dem Vorbild von China ein allgemeines Shutdown mit recht harten Maßnahmen durchgezogen, aber auf gezielten Schutz für besonders gefährdete Personen verzichtet. Fokus und Begründung der Maßnahmen war dabei recht einseitig auf Erhaltung der Kapazität an Intensivbetten gerichtet. Es zeigt sich aber, dass in anderen Bereichen immer mehr Kollateralschäden zu verzeichnen sind, vor allem auch im medizinischen und Gesundheitsbereich.
Nicht nützlich ist, dass die Bedeutung von Zahlen häufig völlig missverstanden wird. Sinnlos ist etwa das Verhältnis von gemeldeten Fällen zu Todesfällen zu berechnen. Gemeldete Fälle hängen von der Zahl der Tests ab – mehr Tests mehr gemeldete Fälle. Die Zahl der Infizierten ist dagegen nirgends, in keinem Land und zu keiner Zeit bekannt. Zu viele Infektionen verlaufen one Symptome, fallen daher nicht auf und landen in keiner Statistik.
Warten auf Antikörpertests
Einen wirklichen Einblick in die Zahl der tatsächlich infiziert gewesenen werden wir erst erhalten, wenn billige und einfach zu handhabende Antikörpertests zur Verfügung stehen um eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung untersuchen zu können.
Es deuten immer mehr Erkenntnisse darauf hin, dass die Immunität unter der Bevölkerung unterschätzt wird. Neue Antikörper-Daten aus der italienischen Gemeinde Robbia in der Lombardei zeigen, dass rund zehnmal mehr Personen den Coronavirus hatten als ursprünglich angenommen, da sie keine oder nur leichte Symptome entwickelten. Die Immunisierungrate liege bei 22%.
Der deutsche Virologe Christian Drosten sagt in seinem gestrigen ARD-Podcast, dass es eine Immunität für das jetzige Coronavirus auf Grund von Infektionen mit anderen Coronaviren wahrscheinlich sei. Es gebe eine Art Grundimmunität, vor allem auch bei Kindern. Atemwegserkrankungen durch Coronaviren machen jährlich etwa 20% der Infektionen aus.
Kollateralschäden
Österreichische Internisten warnen vor „Kollateralschäden“: Abseits des Coronavirus werden Kontroll- und Operationstermine verschoben, „Kollateralschäden“ würden damit drohen. In Wien kommen z.B. weniger Patienten mit Herzinfarktsymptomen in die Spitäler.
Der Bedarf an Intensivbetten wurde erheblich überschätzt. In Deutschland und der Schweiz gibt es deshalb in vielen Spitälern Kurzarbeit, da die Umsätze für normale Behandlungen entfallen, wird medizinisches Personal zur Kurzarbeit angemeldet. Eine absurde Situation angesichts des Rückstaus an notwendigen Behandlungen.
Aus Frankreich werden vermehrt Suizide gemeldet, die aus Angst vor dem Coronavirus erfolgen oder aus Angst, jemanden mit dem Coronavirus angesteckt zu haben.
Ein eigenes großes Kapitel sind die Schäden auf dem Gebiet der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, sowie deren Folgen.
Kein Nutzen von Schulschließungen
Die Schulschließungen schaden vor allem Kindern aus bildungsfernen Schichten und haben auch negative gesundheitliche Konsequenzen.
Rasche Schulöffnung vermeidet weitere Schäden für Kinder
Eine systematische Untersuchung zu der Frage, ob Schulschließungen wirksam sind ergibt kein gutes Zeugnis für Schulschließungen. Ein Übersichtsartikel im angesehenen Medizinjournal The Lancet evaluiert 16 Artikel, die die Wirksamkeit von Schulschließungen oder anderen in Schulen implementierten sozialen Distanzierungsmaßnahmen zur Eindämmung der SARS-Pandemie 2003 untersuchten. Die Daten deuten darauf hin, dass Schulschließungen nicht zur Verbesserung der Kontrolle über die Krankheitsausbreitung während der SARS-Pandemie 2003 beitrugen. Die Autoren sprechen sich dafür aus, weniger drastische soziale Maßnahmen in Schulen zu setzen.
Shutdown mit falschen Prioritäten
Der Shutdown wurde ohne die wissenschaftlichen Grundlagen offenzulegen verfügt. Auch zu den derzeitigen Maßnahmen und insbesondere für die fortgesetzte Schulschließung gibt die Regierung keine Gründe bekannt. In anderen europäischen Ländern wie Deutschland, Schweden, Dänemark etc werden Begründungen dagegen offengelegt und diskutiert.
Die Daten zeigen, dass die getroffenen Maßnahmen insbesondere die gefährdete Gruppe in den Altersheimen nicht geschützt haben. Eine Analyse von Daten aus fünf europäischen Ländern zeigt, dass Bewohner von Plegeheimen bisher zwischen 42% und 57% aller „Covid19-Todesfälle“ ausmachten. Zugleich zeigen drei US-Studien, dass bis zu 50% aller testpositiven Bewohner von Pflegeheimen zum Testzeitpunkt (noch) keine Symptome zeigten. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: Einerseits scheint sich die Gefährlichkeit des neuen Coronavirus – wie bereits vermutet – auf eine kleine, sehr verwundbare Bevölkerungsgruppe zu konzentrieren, die es noch besser zu schützen gilt.
Ein deutscher Palliativmediziner argumentiert in einem Interview, dass man bei der Behandlung von Covid19-Patienten „sehr falsche Prioritäten gesetzt und alle ethischen Prinzipien verletzt“ habe. Es gebe eine „sehr einseitige Ausrichtung auf die Intensivbehandlung“, obschon „das Verhältnis zwischen Nutzen und Schaden“ oftmals nicht stimme. Man würde aus oftmals schwerstpflegebedürftigen Patienten, die in der Vergangenheit zumeist palliativ behandelt worden seien, durch eine neue Diagnose Intensivpatienten machen und sie einer leidvollen, aber oftmals aussichtslosen Behandlung (mit künstlicher Beatmung) unterziehen. Im Vordergrund müsse der Wille des jeweiligen Patienten stehen.
Kritik am Lockdown in Dänemark
In Dänemark wird der Lockdown inzwischen bereut: „Wir hätten nie den Stoppknopf drücken sollen. Das dänische Gesundheitssystem hatte die Situation unter Kontrolle. Der totale Lockdown war ein Schritt zu weit.“, argumentiert Professor Jens Otto Lunde Jørgensen vom Aarhus Universitätskrankenhaus.
In Dänemark hat die Öffnung der Schulen nach Ostern wieder begonnen. Die dänische Regierung setzt damit andere und sinnvollere Schwerpunkte als bei uns. Wie man im Sinne der Menschen damit umgehen sollte, zeigt Spanien vor.
SARS-CoV-2: Mögliche Überschätzung der Gefahr
Eine Studie zum Auftreten und zur Sterblichkeit von SARS-CoV-2 im Vergleich mit gängigen Corona-Viren vergleicht das Auftreten (Inzidenz) und die Sterblichkeit (Mortalitätsraten) von vier bekannten, gängigen Corona-Viren, die jährlich für Millionen von Erkrankungen verantwortlich sind mit der Inzidenz und Mortalitätsrate von SARS-CoV-2. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das Problem von SARS-CoV-2wahrscheinlich überschätzt wird, da jährlich 2,6 Millionen Menschen an Atemwegsinfektionen sterben, verglichen mit weniger als 4.000 mit SARS-CoV-2 assoziierten Todesfällen (zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels). SARS-CoV-2 kann aus statistischer Sicht nicht als gefährlicher bzw. tödlicher als andere, bereits bekannte Corona-Viren angesehen werden.
Gründe für die hohe Mortalität in Italien: Luftverschmutzung als Einflussfaktor
Als Totschlag Argument wird von Regierung und Befürwortern harter Maßnahmen immer wieder Italien angeführt und auf die Bilder in dortigen Kliniken hingewiesen, ohne auf Fakten bezüglich der gravierenden Unterschiede zu uns einzugehen. Die hohe Zahl an Todesfällen in ungeschützten Seniorenheimen ist oben aus der Tabelle mit 45% ersichtlich. Auf den Unterschied durch Luftverschmutzung haben ich bereits hier hingewiesen.
Ein detaillierter Artikel untersucht den Zusammenhang zwischen der hohen SARS-CoV-2-Mortalität und der Luftverschmutzung in Norditalien, und hierbei speziell in den Regionen der Lombardei und Emilia Romagna, die zu den Regionen mit der höchsten Luftverschmutzung in Europa zählen. Die Autoren zeigen auf, dass Personen, die in einer Region mit hohen Schadstoffwerten leben, ein höheres Risiko aufweisen, eine chronische Atemwegserkrankung aufzuweisen. Dies gilt auch für junge und gesunde Personen. Die Autoren rufen folglich dazu auf, die hohe Luftverschmutzung Norditaliens als zusätzlichen Einflussfaktor der hohen Sterblichkeit zu berücksichtigen.
Rasche Schulöffnung vermeidet weitere Schäden für Kinder
Spitäler mit Kurzarbeit in Deutschland und Schweiz
Studie: geringere Luftverschmutzung reduziert Coronavirus Todesfälle deutlich