Radioaktivität durch Uranmunition in der Ukraine?

16. Mai 2023von 4,2 Minuten Lesezeit

Die Zerstörung der großen Munitionsdepots in der Ukraine hat Fragen aufgeworfen, ob durch Uranmunition eine erhöhte Radioaktivität hervorgerufen wurde. Die Lieferung von panzerbrechender Uranmunition ist offenbar durch Großbritannien erfolgt als Munition für die Challenger Kampfpanzer. Ihre Verwendung verursacht schwere gesundheitliche Schäden für die Zivilbevölkerung, was aber offensichtlich die Regierung der alten Kolonialmacht nicht besonders stört.

Es gibt aber einige Missverständnisse, warum Uranmunition gesundheitsschädlich ist. Es ist in erster Linie eine chemische Wirkung und nicht die Radioaktivität. Weiter unter mehr dazu. Aber zunächst zur angeblich gemessenen Radioaktivität.

Hier sind die zwei Grafiken die derzeit kursieren. Hier eine aus der EU-Seite, die Daten aus 5500 Messstellen anzeigt:

Die entsprechende Webseite lädt jedoch seit zwei Tagen leider nicht mehr. Überlastung oder Zufall?

Diese Grafik stammt aus einem Tweet in dem behauptet wird, der Angriff auf das Munitionslager erfolgte am 12. Mai. Die Daten stammen von einer ukrainischen Seite.

Wir sehen in beiden Grafiken einen Anstieg an Radioaktivität ab dem 12. Mai. Der Angriff auf das Munitionslager erfolgte jedoch erst am 13. Mai, kann also nicht schon am 12, Mai einen Anstieg der Gammastrahlung verursacht haben.

Sieht man sich die Webseite aber heute an, so sehen wir ein leichte Erhöhung am 13., einen unterdurchschnittlichen Wert am 14. und wieder den Durchschnitt von 130 am 15. Mai.

All das bewegt sich im Bereich normaler Schwankungen.

Abgereichertes und angereichertes Uran

Natürlich vorkommendes Uran besteht aus unterschiedlichen Isotopen. Uran hat die Ordnungszahl 92 und besteht in natürlichen Vorkommen zu 99,3% aus dem Isotop U238 und zu 0,7% aus U235. Letzteres kann langsame „thermische“ Neutronen „einfangen“, wird dadurch instabil, zerfällt und setzt dabei Neutronen frei, die umgebendes U235 ebenfalls zum Zerfall bringen. Ist die Menge des umgebenden Uran 235 groß genug so entsteht eine Kettenreaktion, zum Beispiel in den Brennstäben eines AKW oder in einer Atombombe. Um das zu ermöglichen muss der Gehalt von U235 angereichert (engl. enriched) werden, was man zum Beispiel in Ultrazentrifugen macht.

U235 ist mit einer Halbwertszeit von 700 Millionen Jahren recht stabil, U238 mit 4,5 Milliarden Jahren das stabilste Isotop. Die Strahlung, die sie abgeben ist daher gering. Die Zerfallsprodukte der Kernreaktion von U235 stellen vielmehr das Problem dar, die relativ starke Gammastrahler enthalten.

Brennstäbe aus AKW werden, nachdem sie „abgebrannt“ sind, gerne weiterverarbeitet in „abgereichertes“ Uran mit erhöhten U238 Anteil und angereichertes mit erhöhten U235 Anteil um es wieder im AKW verwendungsfähig oder waffenfähig zu machen. Abgereichertes Uran fällt natürlich auch bei der Anreicherung von Natururan an.

Uranmunition

Uran hat eine hohe Dichte von 19,1 g/cm³ (Blei 11,3 g/cm³) und entwickelt damit ein hohe Durchschlagskraft. Es ist erheblich billiger als das zum Beispiel von Russland als panzerbrechende Munition verwendete Wolfram, das allerdings eine noch etwas höhere Dichte hat und damit noch durchschlagskräftiger ist.

Uranmunition wurde von den USA in den völkerrechtswidrigen Angriffskriegen gegen Jugoslawien inklusive dessen Hauptstadt Belgrad, sowie gegen den Irak verwendet. Uran wird verwendet in Legierung mit anderen Metallen wie Titan oder Molybdän oder nur teilweise in Form eines länglichen Kerns inmitten eines Geschosses aus anderen Materialien. Da Uran korrosionsanfällig ist, sind die Geschosse zumindest mit einem dünnen Schutzmantel aus anderem Metall umgeben.

Uran eignet sich für diese Einsätze vor allem wegen seiner sehr hohen Dichte, aber auch wegen der Eigenschaft, sich beim Aufschlag so zu verformen, dass eine Spitze erhalten bleibt; daher wird Uranmunition auch als „selbstschärfend“ bezeichnet. Ein zusätzlicher Effekt ist, dass sich beim Aufprall auf ein gepanzertes Ziel heißer Uranstaub bildet, der sich bei Luftkontakt im Inneren spontan entzündet. Dadurch kann die im Ziel mitgeführte Munition oder der Treibstoff entzündet werden, was zu der sogenannten Sekundärexplosion des Zieles führen kann.

Und dieser Staub, der bei den Treffern entsteht, stellt das Problem dar. Uran ist chemisch hochgiftig und auch ein schwacher Alpha-Strahler. Die Zerfallsprodukte sind Beta-Strahler. Außerhalb des Körpers ist diese Strahlung ungefährlich, sie durchdringt weder ein Blatt Papier noch die Haut. Atmet man den Staub aber ein, dann kann die Radioaktivität sehr wohl Krebs auslösen.

Uran schädigt als hochtoxisches Gift wie andere Schwermetalle den Stoffwechsel und innere Organe, vorwiegend die Nieren. Die Anwendung ist daher kriminell, da sie jedenfalls schwere Schäden in der Zivilbevölkerung verursacht, wie im Irak und in Serbien zu beobachten. Alte Kolonialmächte, die auch den Sklavenhandel in Ordnung fanden und neue Imperialisten, die mit Lügen Kriege begründen, wie die USA unter vielen andern im Irak, stören aber solche Kollateralschäden nicht.


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28 Kommentare

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  4. […] Union ein europaweites Gammastrahlen-Detektorsystem ein, das Gammawerte in Echtzeit anzeigte. Wie TKP am 16. Mai berichtete, lud die Webseite am 15. und 16. Mai keine Daten. Auch Busby stellt fest, dass alle Daten blockiert […]

  5. Gast123 19. Mai 2023 at 21:10Antworten

    Online Daten Ukraine https://www.saveecobot.com/en/radiation-maps

    Oben rechts Tschernobyl mit bis 6000 nS/h. West Ukraine so rund 100-200 nS/h.

    365.25 Tage pro Jahr a 24 Stunden macht 8766 Stunden.

    Also 100 nS/h sind 0.9 mS/a.

    In Deutschland geht man von rund 2.1 mS/a aus, Bandbreite 1-10 mS/a. Radon Problematik zum Beispiel.

    In der Ukraine kann auch ein Waldbrand oder normale Explosion oder Sturm bereits zum Anstieg fuehren, wenn Ablagerungen von Tschernobyl wieder aufgewühlt werden.

    Ich denke nicht, daß man bei geringen Schwankungen da fuendig wird.

  6. Jurgen 16. Mai 2023 at 17:54Antworten

    Das “Gift der Hydra” aus der Mythologie ist wieder da…

  7. Jan 16. Mai 2023 at 13:48Antworten

    In der Grafik werden nSv/h angegeben, also Nanosievert. 140 nSv/h sind 0,14 ųSv/h. 1 ųSv/h entsprechen etwa 108-120 CPM (Counts per Minute), was übliche Geigerzähler messen.

    140 nSv/h, der in der Grafik angegebene Höchstwert entspricht damit 0,14 × 120 = 16,8 cpm, eine sehr niedrige Hintergrundstrahlung

    Auf gmcmap dot com findet sich ein Netzwerk privater (und recht ungenauer) Messtellen mit einfachen Geigerzählern.

    Auch wenn am Expositionsort offenbar keine Messstation besteht, die gemessenen Werte in der Nordukraine werden mit 17 und 20 cpm angegeben, in den Nachbarländern finden sich ebenfalls keine besorgniserregenden Werte. Strahlung ist hier nicht das Problem, möglicherweise aber das Einatmen radioaktiver Partikel, die auch vom Wind verweht werden können.

    Winzige Änderungen in der Hintergrundaktivität, die als Spuren Aufschluss über das Geschehen geben könnten, sind mit solchen Geräten allerdings nicht möglich.

    Ein einfacher Geigerzähler kostet um die 150,- EUR. Features wie WLAN oder PC-Anschluss und Dauerbetrieb sind für den fallweisen Personenschutz nicht nötig. Das ist wenig Geld für Leute mit leichtem Schlaf!

  8. Wilfried 16. Mai 2023 at 11:31Antworten

    Der „Westen“ ist doch der „Gute“
    Versteht das doch !

    Horror Uranmunition einsetzen –
    aber 24 Std am Tag von „Moral“ reden…

    Mir ist -verzeiht – zum Kotzen

    • Elisabeth 16. Mai 2023 at 13:17Antworten

      Ich darf mich anschließen.

  9. DLAP 16. Mai 2023 at 9:54Antworten

    Maria-Curie-Skłodowska-Universität in Lublin (Polen)
    Überwachung der Radioaktivität in der Luft in Lublin Radioaktivität – erweiterte Informationen (Sie können eine sprunghafte Änderung der Strahlungsintensität erkennen)
    Relative Änderungen der Strahlungsintensität charakteristischer Isotope
    https://www.umcs.pl/pl/radioaktywnosc-informacje-rozszerzone,21785.htm
    https://archive.ph/xDzCK

  10. Peter Pan 16. Mai 2023 at 9:32Antworten

    Als Folge einer so heftigen Explosion wird viel Material vom Boden in die Luft transportiert. Mit dabei sind natürlich vorkommende, instabile Isotope, wie man sie überall in der Welt findet (instabile Isotope = radioaktives Material). Damit steigt die in der Luft gemessene Radioaktivität. Mit der Zeit fällt der Staub auf den Boden und damit fällt auch die in der Luft gemessene Radioaktivität.

    • Andreas I. 16. Mai 2023 at 12:20Antworten

      Hallo,
      das wäre eine Erklärung für die Messungen, wobei der aufgewirbelte Staub nicht unbedingt am Ort bleibt, sondern je nach Windstärke und -richtung woanders hin treibt. Also außer bei Windstille dürften es zwei verschiedene Orte sein, wo der Staub aufgewirbelt wird und wo erhöhte Werte gemessen werden.

      • Peter Pan 16. Mai 2023 at 12:50

        Natürlich.
        Regen oder eine hohe absolute Luftfeuchtigkeit sorgen für ein beschleunigtes Absinken des Staubs.

    • Hans H. 16. Mai 2023 at 12:46Antworten

      Die Werte steigen allerdings schon am 10. Mai an. Die Raketenangriffe und Explosionen waren erst am 13. Mai frühmorgens. Das kann also nicht die Ursache sein. Die Werte steigen aber ohnehin nur von praktisch Nichts (unterstes Level) auf fast Nichts (zweitunterste Stufe). Das ist mMn Kaffeesudlesen im Grundrauschen.

      • Peter Pan 16. Mai 2023 at 12:53

        Auf die Diskrepanz in den Meldungen hat Herr Mayer in seinem Text hingewiesen.

      • Jan 16. Mai 2023 at 13:52

        Könnten das Schwankungen der Sonnenaktivität bzw. der Durchlässigkeit in der Atmosphäre sein?

  11. Vietato Fumare 16. Mai 2023 at 9:29Antworten

    Nur so am Rande: Das in Uranmunition verbaute Uran hat eine Halbwertszeit von über 4 Milliarden Jahren. Und wer schon erlebt hat, wie sogar Saharastaub die Gartentische und Gärten unserer Lande bedeckt, der weiß, dass auch der in anderen Ländern verschossene, hochtoxische Uranmunitionsstaub keineswegs nur am Kriegsort verbleibt.

    • Jan 16. Mai 2023 at 14:01Antworten

      Der Döblinger Elite sei ins Stammbuch geschrieben, dass die Kinder vielleicht auf den Staub am Gartentisch “Mami ist lieb” schreiben und danach den Finger ablecken!

  12. Rainer Irrwitz 16. Mai 2023 at 9:18Antworten

    wichtig weil vielen nicht bekannt: der WHO ist es VERBOTEN über die Gefahren von Nukleartechnologie zu informieren, das steht der IAEO zu, die wiederum ihre Aufgabe darin sieht, WERBUNG für die zivile Nutzung der Atomenergie zu machen. Siehe ARTE Doku “wem gehört die WHO”. Und diese Verbrecher sollen bald über uns, anhand inszenierter Plandemien, verfügen dürfen wie über Sklaven? Die Zeit läuft uns davon, mit wehenden Fahnen in einen totalitären Globalfaschismus und die wenigen die es begreifen halten den Mund? Unbegreiflich!

    • we have candy 16. Mai 2023 at 9:54Antworten

      Cool, danke für den ArteTip. Ohne Informationen sind wir dumm wie Brot. Deswegen die Kampagne
      gegen alternative Nachrichten. In Irland gibt es die Mainstreamgesetze zur Meinungsunterdrückung
      schon. Wir werden folgen.

    • Sabien 16. Mai 2023 at 11:15Antworten

      Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es daran liegt, dass wir den Mund halten. Nein, man verbietet uns den Mund, bzw. es hat eh keinen Wert den Coronagläubigen die Wahrheit zu sagen. Sie werden nur aggressiv. Wie heißt es so schön in dem Lied der Lind? “Hörer findet nur der Unverstand”. Genau so ist es.

    • Jan 16. Mai 2023 at 14:08Antworten

      Auf das “save and effective” der WHO können wir verzichten!

      Die Mehrheit wählt Politiker, die ihnen erzählen, dass alles okay sei und uns eine wunderbare Zukunft im Great Reset bevorsteht. Sie können die Realität nicht ertragen. Das ist eine mitunter tödliche Charakterschwäche, die man aber niemandem vorwerfen kann. In der Demokratie ist das natürlich sehr schwierig!

  13. Siegfried Meier 16. Mai 2023 at 9:14Antworten

    Ein kleiner Hinweis:
    Wolfram (19,3kg/dm3) hat nur ein unbedeutend höhere Dichte als Uran (19,16kg/dm3), ist aber viel härter und hat damit die höhere Durchschlagskraft.

    • mstirner 19. Mai 2023 at 16:01Antworten

      … und zerstört die Landschaft nicht für zukünftige Nutzung durch Vergiftung

  14. Vietato Fumare 16. Mai 2023 at 8:54Antworten

    Anstatt ihn zu hofieren, müssten Verbrechernaturelle wie Selensky, sobald er nur den Fuß auf ein zivilisiertes Land setzt, umgehend verhaftet und vor ein internationales Tribunal gestellt werden. Dieser drogensüchtige Schauspieler hat Null Skrupel und führt sein Land in eine sinnlose Zerstörung.

    Vielleicht ist das auch der Grund, warum er in diesem von den Westmächten inszenierten Krieg “bis zum letzten Ukrainer” kämpfen lässt: Damit dann, wenn er das ganze Land abgewrackt hat, niemand von seinen Landsleuten mehr da ist, der ihn zur Rechenschaft ziehen könnte.

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