Bankrott der US-Kriegsplaner

12. Februar 2023von 10,6 Minuten Lesezeit

Je länger der Ukraine-Konflikt andauert, desto klarer rücken neben dessen Folgen für die Menschen in Europa auch die zugrundeliegenden Planungsarbeiten in den Fokus. Da die “Leit- und Qualitätsmedien” darüber nicht berichten, so folgt hier nun ein Beitrag von Andrew A. Michta, ehemaliger Professor der US-Marineakadmie und aktuell Senior Fellow am George C. Marshall European Center for Security Studies, einem Think-Tank des Pentagons. Ein Lehrstück über Fachidiotie und ideologische Verbrämtheit, über das man herzhaft lachen könnte (müsste), wenn es nicht so tragisch wäre.

Dies ist Teil 2 in einer Serie über die politischen Folgen des Ukraine-Konflikts (Teil 1 finden Sie hier). Interessierten Beobachtern ist schon länger aufgefallen, wie weit die Aussagen und Meinungen “der Eliten” von der Realität entfernt sind. Dies tritt besonders gut in dem hier besprochenen Beitrag von Andrew Michta zu Tage, der nahezu beispielhaft für das intellektuelle und, ja, moralische Totalversagen der Wortführer der westlichen Wertegemeinschaft einsteht.

“Die Ukraine muss einen strategischen Sieg über Russland erringen”

In seinem kürzlich (9. Feb. 2023) auf “19fortyfive.com” erschienenen Beitrag führt Michta folgendes aus (hier und in Folge meine Hervorhebungen):

Die Ukraine kann einen strategischen Sieg erringen, und das ist für den Westen von Bedeutung: Vor einigen Tagen sagte CIA-Direktor William Burns in einem Interview mit CBS News, dass die nächsten sechs Monate im Krieg in der Ukraine entscheidend sein werden. Burns zufolge setzt der russische Präsident Wladimir Putin darauf, dass der Westen der Unterstützung für die Ukraine überdrüssig wird und dass die Zeit auf Russlands Seite steht. Es wird entscheidend sein, Putin zu stoppen und ihm zu zeigen, dass er seine Ziele nicht erreichen wird – “seine Hybris zu durchlöchern”, wie Burns es ausdrückte –, wie sich dieser Krieg entwickeln wird.

Der CIA-Direktor war also im Fernsehen, soso. Dazu meint Michta übrigens, dass “Russland wahrscheinlich versuchen wird, seine erwartete Offensive bald zu starten”, und zwar im Idealfall “bevor die seit langem erwarteten westlichen Panzer und andere neue Ausrüstung in der Ukraine ankommen”. Und um auf diese Rückschlüsse zu kommen, wird Michta nicht nur gut bezahlt, sondern zählt auch zu den amerikanischen “Experten” für Geopolitik.

Besonders amüsant sind dessen Ausflüge in die Geschichte, die den Wert von Michtas Aussagen erneut unterstreichen:

Wenn die Ukraine so weitermacht und dem Feind in einer Wiederholung des Ersten Weltkriegs im 21. Jahrhundert frontal begegnet, dann wird die schiere Logik der ungleichen Bevölkerungszahl und der Ressourcen beider Länder den Ausgang bestimmen.

Eine Übersetzung lautet etwa: Russland verfügt über mehr Einwohner, wirtschaftliche Kapazitäten und militärische Ressourcen. Was Michta verschweigt ist, dass dies unter den gegebenen Umständen nicht nur ein ungleicher Kampf ist, sondern ein Waffengang, der de facto bereits entschieden ist. Seit geraumer Zeit, möchte man anfügen. (Den Hinweis auf die Jenseitigkeit des Vergleichs mit dem 1. Weltkrieg erspare ich Ihnen und mir mit dem Verweis, dass es “damals” ja keine Raketen, Satelliten u.v.m. gegeben hat.)

Fake Experts, Fake History, Fake Flüchtlinge

Besonders abenteuerlich aber werden Michtas Aussagen, wenn es um die Verhältnisse vor Ort geht.

Nach der massiven Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur und der Flucht der ukrainischen Bürger (schätzungsweise 9 Mio. ukrainische Flüchtlinge sind allein durch Polen gereist) kann ein Kampf mit einem Feind, dessen Bevölkerung vier Mal so groß ist wie die der Ukraine, nur auf eine Weise enden.

Die Ukraine braucht also Mittel, die es ihr ermöglichen, aus der derzeitigen Pattsituation auszubrechen, den russischen Vormarsch aufzuhalten und einen entscheidenden Sieg auf dem Schlachtfeld zu erringen. Sie muss zu ihren eigenen Bedingungen kämpfen. Dazu braucht sie moderne westliche Kampfpanzer und Langstreckenwaffen – in größerer Zahl als bisher versprochen – und vor allem Flugzeuge.

Im ersten der beiden hier zitierten Absätze verschweigt Michta zwei essenzielle Dinge: einerseits die Tatsache, dass der verlinkte Beitrag von Anadolu Agency darauf hinweist, dass “seit 24. Feb. 2022” zwar 9 Mio. Menschen durch Polen ausgereist sind, von denen aber 7,25 Mio. weiter in den Westen gegangen sind. Andererseits verschweigen sowohl Anadolu Agency als auch Michta, dass der Konflikt 2014 ausgebrochen ist und verwehren den “rund 1,5 Mio. vom UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR registrierten Personen” die Anerkennung.

Besonders jenseitig ist diese Meinungsmache seitens Michtas, da die UNO selbst auf diese Chronologie hinweist, wie etwa auf der Webseite des Hohen Repräsentanten (vom Feb. 2022) zu lesen ist: “nach rund acht Jahren an Kämpfen…”.

Verschwiegen wird von Michta übrigens auch die Tatsache, dass gemäß UNO-Angaben die überwältigende Mehrheit der zivilen Opfer – von 2018 bis 2021 rund 81,4% – unter der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass auszumachen ist.

Beides sind essenzielle Hintergründe für die russische Intervention seit dem 24. Feb. 2022, die just im Hinblick auf die von Anfang an unehrliche Politik der westlichen Wertegemeinschaft, die allerdings den hochdekorierten Michta nicht kümmert. Für “Experten” von dessen Schlag sind diese russischen Opfer offenbar nicht nur nicht der Rede wert, sondern nahezu “Unmenschen” im Sinne von Mark Curtis, Unpeople: Britain’s Secret Human Rights Abuses (Randomhouse, 2004, S. 14 [ebook-Ausgabe]). “Unmenschen” sind

diejenigen, deren Leben als wertlos angesehen wird, als entbehrlich für das Streben nach Macht und wirtschaftlichem Gewinn. Sie sind das moderne Äquivalent zu den “Wilden” aus der Kolonialzeit, die von britischen Gewehren praktisch im Verborgenen niedergemetzelt werden konnten, wobei aber unter Umständen die Täter als Bewahrer der Zivilisation gefeiert wurden.

Zurück in die Zukunft 1: Planungsfehler und das Ende des “Neoliberalismus”

Damit ist Michta leider noch nicht am Ende der Fahnenstange seiner wirren “Argumentation” angekommen. Ähnlich schlimm wie dessen Russenfresserei ist übrigens sein Rezept für die nächsten Monate:

Dieser Krieg nähert sich dem entscheidenden Moment, der von zwei Variablen bestimmt wird: Erstens, wie lange die westliche Unterstützung andauern wird, und zweitens, wie lange die Russen durchhalten können, bevor ihnen selbst das Kriegsmaterial ausgeht. In Anbetracht der schieren Menge an Ausrüstungsbeständen aus dem Kalten Krieges, über die Putin noch verfügt, setzt er darauf, dass er den Westen in dieser Hinsicht aussitzen kann – und dabei sind die verstärkten iranischen und anderen Lieferungen noch gar nicht berücksichtigt. Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist, dass die Fähigkeit des Westens, die Ukraine zu beliefern, nicht allein vom politischen Willen abhängt, sondern in erster Linie ein Zahlenspiel ist.

Nun also kommt Michta zum Punkt: es ist eine Art Materialschlacht, die hier abläuft, wobei dies in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass die westliche Wertegemeinschaft mit dem Ende des Kalten Krieges einen Planungsfehler nach dem anderen gemacht hat.

Wenn die USA und ihre europäischen Verbündeten [sic] nicht die dringend notwendigen Entscheidungen treffen, um in ihre Verteidigungsindustrie zu investieren, könnte es auf lange Sicht unmöglich werden, die Ukraine zu beliefern – selbst wenn der politische Wille vorhanden ist. Einfach ausgedrückt: Wenn man betrachtet, wie schnell Waffen und Munition in diesem Krieg verbraucht werden, so muss der Westen seine Verteidigungsindustrie von dem “Just-in-time”-Paradigma der letzten dreißig Jahre mit geringen Stückzahlen zu einem “Just-in-case”-Ansatz bewegen, bei dem er die Mengen an Waffen und Munition anhäuft, die für einen längeren Kampf mit einem fast gleichwertigen Gegner benötigt werden.

Und so schnell kann es gehen: Innert einiger weniger Sätze bricht Michta mit der seit den 1970er Jahren vorherrschenden ökonomischen Doktrin (“Neoliberalismus”), die sich als “Schönwetterideologie” entpuppt. Anders formuliert: Beim ersten “echten” Test erweisen sich die Inhalte, die seit rund zwei Generationen an den Wirtschaftsuniversitäten geleert (dies ist kein Tippfehler) werden, als nicht nur unbrauchbar, sondern auch als erwiesenerweise realitätsfern. Mit dem altösterreichischen Staatsrechtler Georg Jellinek könnte man hier auf die “normative Kraft des Faktischen” hinweisen.

Zurück in die Zukunft 2: Luftschlösser überall

Damit nicht genug, Michta wirft noch eine Reihe fragwürdiger Hinweise hinterher, die mehr über ihn und die “Experten” aussagen, denn den Fakten entspricht:

Doch der Westen sollte eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen: Mit der richtigen Ausrüstung könnte die ukrainische Armee das russische Militär innerhalb der nächsten sechs Monate besiegen und in Russland Kräfte in Bewegung setzen, die Putins Regime zum Einsturz bringen könnten. In der russischen Geschichte gingen militärische Niederlagen in der Regel mit innerer Zerrissenheit einher – so auch die Revolution von 1905, die auf Russlands Niederlage gegen Japan folgte, die Februar – und die bolschewistische Revolution von 1917 nach Russlands Niederlage gegen Deutschland und die Implosion der Sowjetunion 1991 nach ihrer Niederlage in Afghanistan.

Doch selbst wenn Russlands Niederlage in der Ukraine nicht die Zentrifugalkräfte freisetzt, die nötig sind, um Putins kleptokratisches Imperium zu zerschlagen, muss der Westen der Ukraine helfen, einen strategischen Sieg auf dem Schlachtfeld zu erringen. Ein solcher Sieg würde Russlands Fähigkeit, sein Militär zu regenerieren und erneut anzugreifen – sei es in der Ukraine oder anderswo in der Nachbarschaft – untergraben und hoffentlich erheblich verzögern. Sowohl in Washington als auch in den europäischen Hauptstädten sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Russland im Falle einer Niederlage der Ukraine in einigen Jahren in der Lage wäre, die Grenzstaaten der NATO anzugreifen, wobei die baltischen Staaten am stärksten gefährdet wären, und danach möglicherweise weitere Ziele.

Hier ist Mitchas “Zukunftsvision” ersichtlich: mehr Geld für Waffensysteme, allen voran 15,5 cm Geschütze und Raketenwerfer (HIMARS), die allerdings in dem ausgewiesenen Halbjahreszeitraum nie und nimmer in der Ukraine ankommen werden. Davon abgesehen sind weder die Logistik noch das Training der ukrainischen Panzercrews geklärt, deren Basisausbildung in den USA übrigens 22 Wochen (rund fünfeinhalb Monate) ausmacht; von deren Gefechtsbereitschaft ganz zu schweigen.

Auch die Frage, wozu denn Russland die baltischen Staaten angreifen sollte, steht im Raum. Klar, das Schaffen einer Landverbindung zu der Exklave Kaliningrad wäre dem entgegenzuhalten, wobei – erneut – die Frage nach der Pakt(un)fähigkeit der westlichen Wertegemeinschaft zu stellen wäre: Es gibt nämlich ein 1993 unterzeichnetes Abkommen zwischen Litauen und Russland zu eben jenem Zweck, das allerdings von dem baltischen Staat im Sommer 2022 bereits einseitig ausgesetzt wurde.

Salonfähige Dummheit unter “Experten”

Als Universitätsprofessor für Geschichte wären derartige Abwegigkeiten in der Arbeit eines Studienanfängers ja noch nachvollziehbar, noch dazu da die heutigen Studenten ja allesamt nach dem Kalten Krieg geboren sind. Was Mitcha hier abliefert ist in jedem Fall absurd, da er ja ein “alter Hase” ist.

Besonders jenseitig ist der Hinweis auf die Folgen der sowjetischen Intervention in Afghanistan, da die UdSSR 1989 immerhin einen geordneten Rückzug auf die Reihe gebracht haben; wer die Bilder aus Kabul im Sommer 2021 (etwa diese) damit vergleicht, der muss sich nicht wundern, dass die Taliban einige Tage (!) später ebenda auftaudchten. Die von den Sowjets installierte afghanische Regierung konnte sich übrigens rund drei Jahre nach deren Abzug halten.

Ich muss in letzter Zeit immer öfter an Karl Marx denken, der sein Werk über den Staatsstreich Napoleons III. (Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, Suhrkamp 2007, S. 7) wie folgt einleitete:

Hegel bermerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.

Bringt der Ukrainekonflikt das Ende der NATO?

Gleich dem sprichwörtlichen blinden Huhn, weist übrigens auch Mitchas Beitrag immerhin einen luziden Moment auf:

Es handelt sich um einen systemverändernden Krieg. Sollte die Ukraine verlieren, würden nicht nur Russland und China ermutigt, ihren Vorteil zu nutzen. Auch die Anschuldigungen zwischen den Ländern an der Ostflanke der NATO und ihren Verbündeten weiter westlich wegen der unzureichenden Unterstützung der Ukraine könnten das Bündnis schwer belasten – und möglicherweise zerbrechen lassen. Die Folgen dieses Krieges gehen also weit über die Frage hinaus, wer in der Ukraine gewinnt.

Es steht also immerhin im Raum, dass die NATO nicht “ewig” überdauern könnte. Wer hätte das vor einem Jahr noch denken können? Wie weit übrigens die sich als “links der Mitte” identifizierenden Parteien von dem traditionellen Antikriegs- und Anti-NATO-Kurs des Kalten Krieges entfernt haben, wird durch deren bedingslosen (Kadaver-) Gehorsam gegenüber den USA und deren geopolitischen Zielen unterstrichen.

Höchste Zeit, diese Kriegstreiber und ihre willigen Vollstrecker in den “Leit- und Qualitätsmedien” dorthin zu verbannen, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können: Auf den Scheiterhaufen der Geschichte.

Hier finden Sie Teil 1  (11. Feb. 2023) dieser Serie, deren dritter Teil am 13. Feb. 2023 erscheint.

Bild Office of U.S. Ambassador to NATO, Olga Stefanishyna held press conference along with NATO SG Stoltenberg about possible Russia invasion, als gemeinfrei gekennzeichnet, via Wikimedia Commons

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11 Kommentare

  1. Jurgen 12. Februar 2023 at 15:21

    Washington DC ist doch nur eine britische Firma, die USA also nur Handlanger der britischen Krone und City of London. Aber bis diese Dummschaften den Kolonialismus aufgeben, muss wohl erst noch die britische Revolution der französischen folgen.

  2. Andreas I. 12. Februar 2023 at 14:57

    Hallo,
    mehr “Unterstützung” (= mehr Waffen) und dann würde “Putins-Regime” von innen zerfallen, ja ja … das erzählen solche Experten schon ein Jahr lang und übrigens, als 2015 Russland begann, sich in Syrien aktiv zu beteiligen, da erzählten solche Experten auch schon, dass das ein “Afghanistan” für Russland werde.

  3. therMOnukular 12. Februar 2023 at 10:58

    Ein Kritikpunkt, Herr Professor:
    In der Tat weist die derzeitige Kriegsführung verblüffende Parallelen zum 1. Weltkrieg auf (aber nicht nur, siehe “Häuserkampf” in Dörfern und Städten). Das sieht nicht nur dieser “Experte” so, sondern auch welche ohne “”. Der Grund ist einfach (und auch eine Erklärung für die große Überlegenheit Russlands in diesem Bereich des momentanen Geschehens): Drohnen.
    Diese neue Entwicklung hat es erst ermöglicht, dass Russland auch älteste Mörser und Artillerie aus dem Lager holen kann und sinnvoll einsetzen. Nur darum kommen die Ukrainer kaum aus ihren endlosen Schützengräben heraus (und in die Offensive), mit denen sie die ganze Gegend umgegraben haben, weil allein so und noch ohne Raketen etc um die 3000 Rohre fix auf sie gerichtet sind. Die Video-Drohnen schweben über dem Zielgebiet und man feuert einfach so lange, bis sich nichts mehr bewegt. Den Ukrainern fehlt dazu aber mittlerweile die Artillerie (und Munition) – während die Russen aus allen Rohren feuern (und treffen) können, auch mit Material aus den 80ern. Und daher auch der Begriff “Meat Grinder”, weil so immer neue Soldaten in die Schützengräben geschickt werden (müssen), die von Russland dann in einem “Kreislauf” wieder ausgebombt werden, usw. Dieser “Fleischwolf” erinnert Experten (und mich) an die Grabenkämpfe des 1. WK.

    Aber wie immer erklärt sich die Sachlage schon aus der Perspektive der Betrachtung heraus:
    Nimmt man wie Tölpel VdB an, es ginge hier um Kolonialismus, dann kommt man auf die Idee, Russland tut sich schwer und die Ukraine verteidigt tapfer.
    Hört man den Russen zu und geht vom Ziel der Entmilitarisierung der Ukraine aus, dann kann es Russland derzeit völlig egal sein, wie schnell man Gebiete erobert, solange man dabei den Gegner nachhaltig aufreibt und ihn seines “Humanmaterials” berauben kann (ohne viel eigenes zu opfern/exponieren) – und das funktioniert seit Monaten teuflisch gut (wie die Zahlen des Mossad belegen – aber auch ukr. Angaben, in Bakhmut (einige halten es jetzt schon für das Stalingrad dieses Krieges) hat man demnach bereits über 80% der ursprünglichen Verteidigungstruppen verloren).

    Wer da noch an einen “Sieg” der Ukraine glaubt, kann kein echter Experte sein. Ergo kann jemand, der tatsächlich an der Seite der Ukraine steht, nur noch die Kapitulation der Ukraine fordern (und ihre zukünftige Neutralität), bevor wirklich das ganze Land in Schutt und Asche liegt.

    • Leontinger 13. Februar 2023 at 0:47

      Ihre strategische Intelligenz in Ehren, aber viel vernünftiger als all diese Kriegs-Schachspiele scheinen mir die Ansichten einer Frau Wagenknecht und nun auch der „Edelemanze“ Alice Schwarzer, da Menschenleben besser nicht in Strategiespiele passen!
      Österreich sollte Vermittler sein, aber nicht mit solchen Nasenbohrern, die sich Politiker schimpfen! Unsere Neutralität wurde uns NICHT von Russland aufgezwungen, wie manch führender österreichischer Politiker vorgibt, sondern durch echte Politiker (Figl, Raab, Schärf, ..) mit Russland verhandelt. Diese waren keine ferngesteuerten Marionetten wie die heutigen YGL – Puppen, wozu ich auch Schmälinskij zähle.
      Ich (77) mach mir Sorgen um meine Kinder und Enkelkinder, die leider, alle geumpft sind! Liebe Grüße 📯😎

      • therMOnukular 13. Februar 2023 at 14:56

        Damit haben Sie natürlich genauso Recht und ich teile auch Ihre Sorgen.

        Ich bin einfach der Meinung, dass man die Dinge dennoch immer von allen Seiten betrachten muss, die man finden kann. Und da dieser “Body-Count” amS immer ein Argument gegen Krieg ist, habe ich ihn schildern wollen.

        Es sollte aber jedenfalls allen klar sein, dass man auf Russland hoffen muss, wenn man sich eine bessere Welt wünscht. So absurd das klingen mag. Für mich ist dies nun die bisher größte Chance den westlichen Imperialismus zu stoppen und eine gerechtere Weltordnung zu etablieren. Ich sehe das alles als eine Entwicklung der Emanzipation verschiedenster Länder dieser Welt gegen die US-Hegemonie. AmS haben die Amis jetzt tatsächlich eine Domino-Reaktion ausgelöst. Immer mehr Länder machen da nicht mehr mit. Sogar Japan verscherbelt den Dollar bereits immer offener etc.

        Also hoffen wir, dass wir Recht behalten und Putin keine Kolonialisierung Europas anstrebt (bin da sehr zuversichtlich) – und die Amis/NAhTOd an ihm abprallen (oder sich im Besten Falle in Uneinigkeit auflöst).

  4. Fritz Madersbacher 12. Februar 2023 at 10:31

    Ist Michta’s Kriegsverbrecher-Mist schon im “Standard” erschienen? Ich glaube, noch nicht. Aber es kann nicht mehr lange dauern …

  5. Jan 12. Februar 2023 at 9:57

    Ohne Sieg könnte nicht nur Putin unter Druck geraten, sondern logischerweise ebenso die ehrenvolle Frau Leyden.

    Europa kann nicht mehr genug Gas und Öl einkaufen, dass alle Bürger angemessen heizen können.

    Woher möchte man die Mehrenergie für die geforderte Rüstung beschaffen?

  6. Dr. Rolf Lindner 12. Februar 2023 at 9:25

    Ein genauso realitätsverleugnender Artikel in Beischneider von Brig. General a.D. Dieter Farwick erschienen: https://beischneider.net/2023/02/10/die-usa-sind-wieder-weltmacht-nr-1/
    Das schlimme daran – solche Militärs erteilen in völliger Verkennung der Realität Befehle. Ein Land, ein Heer, dass solche Kommandanten hat, braucht keine Feinde. Demnächst werden die Russen genüsslich die Zahl der abgeschossenen Leopards verbreiten.

    Leopard, Tiger, Bär und Co.

    Hießen früher Panther und Tiger,
    heißen sie Leopard heute,
    waren schon damals keine Sieger,
    werden wieder des Bären Beute.

    Einst waren es deutsche Faschisten,
    meinten, sie könnten Stalin jagen,
    sind heute selber Stalinisten,
    das ist der Witz in unsren Tagen,

    Führen als Gepäck an Bord,
    auf rasselnden Lafetten,
    zurück an ihren Ursprungsort
    Stalins rostige Geistesketten.

    Würden, wenn sie klüger wären,
    ziehen die wichtigste der Lehren:
    Pfoten weg vom Reich des Bären.

  7. Die hören nicht auf... 12. Februar 2023 at 9:13

    Die dritte Variable:

    Wann reißt Russland der Geduldfaden und sie marschieren über Nacht gen Norden Richtung Brüssel, Berlin, London, Estland, Norwegen, Schweden, …

    Die verbale Munition der Nato und EU geht sicher nicht aus.

    Ebenso tödlich.

    • Jan 12. Februar 2023 at 11:12

      Scheint mir etwas viel. Berlin und Paris schienen mir prioritär, die Polen, Tschechen und Österreicher würden die Russen sicher nicht aufhalten!

      Die Briten verfügen über eine gute Luftwaffe und eine fantastische Marine. Die österreichischen Eurofighter sind eher nicht einsatzfähig.

      Die Russen müssten also die Briten ausschalten. Dazu wird seit den 50ern der Einsatz einer nuklearen Detonation in der Nordsee diskutiert, die wegen der dortigen Geologie einen Tsunami Richtung England/Schottland und Niederlande, Deutschland, Dänemark auslösen könnte.

      Auf der anderen Seite müsste Russland die Amis ablenken, das ginge zB mit einem Angriff Chinas oder Nordkoreas auf Los Angeles und Seattle.

      Dazu müsste Chinas Außenhandel stärker von Brasilien und Afrika getragen werden. Wohl mit ein Grund für die BRICSS. Japan müsste in Schach gehalten werden.

      Putins Position ist kommod und kann nur besser werden! Dem Westen geht die Energie aus, ab Sommer dürfte eine Finanzkrise wie 2008 kommen und das C-Missmanagement erreicht langsam den Mainstream. Wenn die Leute anfangen zu realisieren, wackeln die Parlamente. Es fehlt Führungspersonal, das tragfähige strategische Entscheidungen fällen kann.

      Ich fürchte mich weniger vor Putin als vor Phantasten in der Regierung. Auf letztere kann die Zivilgesellschaft Einfluss nehmen, indem sie sich offen und rechtsstaatlich einbringt.

      Ein Krieg erzeugt für alle Beteiligten extreme Kosten. Man geht diesen nur ein, wenn man meint, ihn begrenzen zu können oder wenn er langfristige strategische Änderungen mitbringt, die diese Kosten aufwiegen. Der Westen mag von den Ressourcen Russlands träumen. China von Absatzmärkten in einem geeinigten Fernost. Dazu ist kaum die zusätzlich benötigte Energie vorhanden. Außerdem würde China die wichtigen Märkte in den USA und Europa verlieren. Das könnte sich mit dem Fall des Dollar jedoch ändern… Russland kann die eigenen Märkte nicht bedienen und braucht Europa nicht, der Vorteil wäre nur die Beendigung des Ukraine-Konflikts. Ob man sich dafür die Mühe macht?

      • Die hören nicht auf... 12. Februar 2023 at 12:10

        Es geht meiner Meinung nach nicht mehr um Begrenzen eines Krieges, sondern um GEWINNEN oder VERLIEREN und ÜBERLEBEN mit sämtlichen dazugehörigen Machtansprüchen.

        Und genau die von Ihnen erwähnten atomaren Detonationen in den Meeren werden ein paar Staaten überschwemmen, verschlucken und neues Land nach oben drücken.

        Drohnen, Biowaffen und chemische aus der Luft (Genetische Biowaffen die eine bestimmte Ethnie auslöschen kann – z.B. nur Asiaten) ergänzen das atomare Arsenal.

        Das jetzige Waffenrepertoire ist für die Durchschnittsbürger unvorstellbar.
        Luftwaffe, Marine, Artillerie spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

        Es kommt, wie es kommen muss.

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