Neue Test-Strategie in Österreich bringt mehr falsche Ergebnisse und Probleme

2. Juli 2020von 2,3 Minuten Lesezeit

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat bis zu 30.000 zusätzliche Tests pro Woche angekündigt. Bei der derzeitigen Rate an positiven Tests ist damit kein Erkenntnisgewinn zu erwarten, wegen hoher Anteilenan falsch-positiven Ergebnissen ist sogar mit negativen Effekten zu rechnen.

Die Kostenschätzungen belaufen sich auf 160 Millionen Euro an Laborkosten und 80 Millionen Euro für die Organisation“, sagte Ulrich Herzog, stellvertretender Sektionsleiter für Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium. Untersucht werden sollen Personen ohne Symptome in potenziellen Risikobereichen.

Vorbeugend wolle man besonders in potenzielle Risikobereiche „hineinschauen“, wie Anschober meinte. Mit dabei sein sollen Pflege- und Altersheime mit Personal und Bewohnern, sonstige Gesundheitseinrichtungen (Arztpraxen, Krankenhäuser etc.) und Logistikunternehmen sowie beispielsweise große Betriebe der Fleischverarbeitungsbranche.

Zuletzt waren bei den Test etwa 1% der Getesteten als positiv ausgewiesen. Damit ergibt sich, dass etwas mehr als die Hälfte nicht infiziert war, sondern nur als falsch-positiv ausgewiesen wurden. Macht man um 30.000 Tests in der Woche mehr mit der gleichen Rate von 1% positiven Ergebnissen, so erhält man 300 positive Ergebnisse und davon etwa die Hälfte falsch-positive. Im Deutschen Ärzteblatt wird vorgerechnet, dass die falschen Ergebnisse sogar bei 70% liegen und das bei einer weit höheren Durchseuchung von 3%, die wir aber bei weitem nicht haben.

Werbung
Die Masern-Lüge: Auf der Suche nach dem Masernvirus - und dem Sinn der Impfung
  • Tolzin, Hans U. P. (Autor)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Das heißt es verdoppelt sich jede Woche in etwa die Zahl der fälschlich als infiziert bezeichneten Personen. Und das noch dazu in Bereichen, die ohnehin seit Mitte März eingesperrt und schlecht behandelt worden waren. Natürlich macht es gerade älteren Menschen Angst, wenn sie erfahren, dass sie infiziert sind und es ist auch durchaus kein Spaß wegen eines falschen Testergebnisses auf 14 Tage eingesperrt zu werden.

Der Virologe Hendrik Streeck hat erst gestern im FAZ Podcast vor übermäßigen Tests gewarnt und abgeraten. Tests machen Sinn bei kranken Personen um die Ursache der Erkrankung zu bestätigen. Und Tests machen Sinn um Infektionsketten zu verfolgen und die Verbreitung zu stoppen. Die geplanten Tests dienen nur dazu Angst und Panik zu verbreiten und den empfindlichen Personengruppen zu schaden.

Auch in Österreich wird das Testen von Personen ohne jegliche Symptome kritisch gesehen. Die Hygienikerin Cornelia Lass-Flörl von der MedUni Innsbruck wünscht sich eine begleitende Studie, die den Nutzen dieser Maßnahme evaluieren soll. Sie verweist auf die Kosten und auch darauf, dass die Auswertung von „gesunden Touristikern“ Laborkapazitäten belegen würde und daher weniger Kapazitäten für Erkrankte zur Verfügung stünden. Doch diese würden im epidemischen Geschehen eine größere Rolle spielen, so Lass-Flörl, die auf rezente Studien dazu verweist.

Wenn man schon solche Massentests macht, so müsste man bei jedem positiven noch eine zweite Probe machen um die Möglichkeit des falsch-positiven Ergebnisses wenigstens zu minimieren. Davon ist aber keine Rede.

Corona-Tests mit falsch-positiven Ergebnissen – verursachen Maßnahmen ohne Evidenz

 

Aktuelle Beiträge