Regulierung nötig: Corona-Infektionen in Postzentren Hagenbrunn und Inzersdorf

18. Mai 2020von 2,6 Minuten Lesezeit

In dem neu errichteten Mega-Postverteilzentrum in Hagenbrunn wurden rund 80 Infektionen festgestellt. Auch in dem älteren Verteilzentrum in Inzersdorf wurden etwa 30 Fälle entdeckt. Allen gemeinsam ist, dass es sich dabei um Beschäftige in Leiharbeitsfirmen handelt.

Ausbeutung von Leiharbeitern …

Leiharbeiter werden eingesetzt, weil sie besonders billig sind und nicht einmal nach Kollektivvertrag bezahlt werden. Das deckt eine Recherche von Katharina Rohrauer und Sebastian Reinfeldt im Semiosis-Blog auf. Die Zusammenfassung: „Hinter einer Fassade aus formal korrekten, legalen Arbeitsverhältnissen verbirgt sich ein perfides System der Ausbeutung von Menschen, die sich nicht wehren können.“

Die Post, die mutmaßlich auf vor Asylzentren rekrutierte und von dort ohne Schutzmaßnahmen zusammengekarrte Leiharbeitskräfte zurückgreift ist übrigens die gleiche Post, deren dreiköpfiger Vorstand 2019 etwa 5,8 Millionen Euro Gage erhalten hat.

… und Subunternehmern

Außerhalb der Verteilzentren setzt die Post und auch die anderen Logistikunternehmen auf scheinbar selbständige Einzelunternehmer. Die Post verscherbelt an diese ihre alten Euro-3-Stinker und diese kurven dann mit der Aufschrift „Im Auftrag der Post“ durch die Gegend.

Ganz ähnlich macht es auch Amazon, die gleich neben der Post ebenfalls in Hagenbrunn ein riesiges Verteilzentrum hingestellt haben. Auch hier viele Mitarbeiter, die scheinselbständig sind. Mit 63 Mann filzte die Finanzpolizei Mitte Februar das Logistikzentrum von Amazon. Im Visier stand nicht der Onlineriese selbst, sondern die Subfirmen, die für Amazon im Großraum Wien die Pakete zustellen. Die Finanzpolizei vermutet “gewerbsmäßige Schwarzarbeit”.

Viele der rund 500 Mitarbeiter bei den Paketzusteller-Firmen sind nur geringfügig angemeldet. 174 Dienstnehmer bei 36 Betrieben seien kontrolliert worden, dabei seien 49 Verstöße gegen das Arbeitsrecht festgestellt worden, so der Sprecher – unter anderem gegen das Lohn- und Sozialdumpinggesetz und das Ausländerbeschäftigungsgesetz.

Logistik- und Transportbranche schadet dem Klima

Die Post behauptet von sich „CO2-neutrale Zustellung“. In einer Pressemitteilung erfährt man dazu: „Seit 2011 werden jene Emissionen kompensiert, die derzeit noch nicht vermieden werden können.“ Diese angebliche Kompensation hilft dem Klima natürlich nicht, die Wirkung ist mehr als fragwürdig. Nicht erfasst werden auch die laufend mehr werdenden Subunternehmer, die mit uralten Fahrzeugen immer mehr von der Zustellung übernommen haben.

Gerade die Coronakrise wirft ein Schlaglicht darauf, wie abhängig wir selbst bei Medikamenten von der Transport- und Logistikbranche geworden sind. Weil Arbeitskräfte in Indien und China billiger sind und Umweltstandards nicht eingehalten werden müssen, nimmt man lange Transportwege selbst für lebenswichtige Medikamente in Kauf.

Regulierung der Transport- und Logistikbranche nötig

Die Ausbreitung des Coronavirus in den Logistikzentren der Post in Inzersdorf und Hagenbrunn wirft ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche. Einerseits wird durch die langen Transportwege das Klima geschädigt und andererseits die Gesundheit und die soziale Stellung (niedrigste Einkommen) der Mitarbeiter.

Deshalb ist eine staatliche Regulierung der Branche nötig:

  • Mindeststandards bei Löhnen und Gehältern für die Mitarbeiter in Transport und Logistik

  • Verbot von Leiharbeit und Subunternehmertum

  • strenge Kontrolle der Einhaltung von Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen

Es kann nicht sein, dass das Klima auf dem Rücken der Arbeitnehmer geschädigt wird um Profite für globalisierte Unternehmen zu erwirtschaften.

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