Schrottstudien als Goldstandard in der Medizin?

25. November 2021von 8,6 Minuten Lesezeit

Die Zahl der Studien zum Thema Corona ist regelrecht explodiert. Es gibt eine Reihe verschiedener Typen, wie Beobachtungs-, Kohorten-, Vergleichs-, Metastudien und noch einige andere. Mir geht es aber um den RCT-Typ, die randomisierte kontrollierte Studie, die zum Typ Interventionsstudie gehört. Diese wird gerne als „Goldstandard der Medizin“ bezeichnet.

Von Dr. Peter F. Mayer

Wikipedia beschreibt das so:

„Die randomisierte kontrollierte Studie ist in der medizinischen Forschung das nachgewiesen beste Studiendesign, um bei einer eindeutigen Fragestellung eine eindeutige Aussage zu erhalten und die Kausalität zu belegen. Deshalb wird auch vom „Goldstandard“ der Studienplanung bzw. des Forschungsdesigns gesprochen.“

In der Medizin funktionieren Studien gut, wenn es um die Erprobung von Medikamenten geht. Ein typisches Beispiel sind die Studien über Impfstoffe. Das sind Stoffe, die garantiert noch nicht im Körper vorkommen. Man wählt also aus einer großen Gruppe von Probanden zufällig einen Teil aus der den Impfstoff erhält, während beim anderen ein Placebo gespritzt wird. Um Voreingenommenheit bei der Untersuchung zu verhindern, bleibt den Untersuchern verborgen, wer zu welcher Gruppe gehört.

Wird alles korrekt durch geführt, dann kann man nach einiger Zeit die Ergebnisse vergleichen und die Wirksamkeit von Medikamenten, in diesem Fall des Impfstoffes, ermitteln.

Studien mit physiologischen Stoffen

Ganz anders ist die Situation bei allem was natürlich im Körper vorkommt: Vitamine, Aminosäuren, Fettsäuren, Mikronährstoffe wie Zink, Selen, Mangan, Kupfer ertc sowie Zwischenprodukte von chemischen Reaktionen, die aufzuzählen den Rahmen sprengt. Wir sind also damit im Bereich der Biochemie, einer Naturwissenschaft.

Nehmen wir als Beispiel Vitamin D. Vitamin D erzeugt der Körper selbst aus dem körpereigenen Cholesterin in der Haut, wenn diese UVB Strahlung ausgesetzt ist. Und man kann es auch durch verschiedene Lebensmittel zu sich nehmen, wie zum Beispiel durch Lachs oder Sardinen.

Vitamin D muss dann noch in Leber umgewandelt werden in 25-Hydroxyvitamin D, das über längere Zeit im Körper gespeichert werden kann und daraus wird in der Niere dann das biologisch aktive 1,25-Diydroxyvitamin D erzeugt.

Vitamine werden offenbar nicht dauerhaft gespeichert, sondern werden, abgebaut, abgeführt und werden ohne Neuzufuhr jedenfalls weniger. Hier die Halbwertszeiten von Vitamin D:

  • Vitamin D3 Cholecalciferol 12-24 Std
  • 25-hydroxy-Vitamin D Calcifediol (Speicherform) ca. 3 Wochen
  • 1,25-dihydroxy-Vitamin D Calcitriol (aktive Form) 2-3 Stunden

Wenn jetzt eine Studie über 12 Monte gemacht wird mit Supplementierung von 400 bis 1000 IE wöchentlich im Vergleich zu Placebo, kann niemand mit Sicherheit irgendeine Aussage treffen, eine typische Schrottstudie. Denn wenn die Placebo Gruppe auch nur einmal in der Woche Fisch isst und vor allem in den Sommermonaten regelmäßig mit unbedeckten Hautpartien in die Sonne kommt, dann können sie dadurch erheblich mehr Vitamin D erzeugen und aufnehmen als mit der mickrigen Supplementierung. Eine halbe Stunde in der Sonne kann schon 20.000 bis 30.000 IE Cholecalciferol im Körper erzeugen. Und abgesehen von einem möglichen Sonnenbrand ist die Dosis natürlich sicher, denn früher waren die Menschen der Sonne regelmäßig ausgesetzt und der Körper kann bestens damit umgehen.

Sonnencreme, Sonnenblocker, ganztägiges Arbeiten am Computer und Aufenthalt in klimatisierten Räumen sind erst im 20. Jahrhundert aufgekommen und haben für Vitamin D Mangel bei großen Teilen der Bevölkerung gesorgt.

Richtiges Studiendesign und MESSEN

Was muss man also machen, wenn man die Wirksamkeit der Supplementierung von Stoffen untersuchen möchte, die natürlich im Körper vorkommen? Ganz klar das, was jeder Naturwissenschaftler von vornherein sozusagen automatisch und instinktiv machen würde: nämlich MESSEN.

Um eine wissenschaftlich und methodisch korrekte Untersuchung durchzuführen, muss man vor Beginn und im Verlauf der Studie regelmäßig die Spiegel im Blut messen. Und zwar bei Vitamin D auch die umgewandelte Form 25-Hydroxyvitamin D um sicherzustellen, dass die Umwandlung in der Leber funktioniert. Mit blind oder doppelblind ist es dann natürlich vorbei und es ist auch nicht nötig, denn man hat ein zahlenförmiges Messergebnis.

Und das Studiendesign kann nicht die Menge der Supplementierung sein, sondern die Veränderung des Spiegels des bioaktiven Stoffes. Wenn jemand bereits einen Spiegel von, sagen wir, 80 ng/ml Vitamin D im Blut hat wird eine Supplementierung mit 400 – 1000 IE Vitamin D mit hoher Wahrscheinlichkeit genau gar nichts mehr ändern, bei einer Person mit 10 ng/ml aber wahrscheinlich doch.

Sinnvoll ist also die Veränderung des Spiegels zu beobachten bzw eine definierte Veränderung des Spiegels vorzunehmen und die Folgen zu beobachten. Das kann allerdings zu ethischen Problem führen. Denn jemand auf einem pathologisch niedrigen Spiegel zu belassen ist offensichtlich mit ethischen Grundsätzen nicht vereinbar. Ethisch sind solche Experimente nur dann, wenn man bewusst die Augen vor einem allfälligen Mangel verschließt. Oder vielleicht doch nicht?

Placebo ist damit sinnlos, denn es eerfüllt keine wie immer geartete Funktion mehr.

Fehlerhaftes Studiendesign

Bei einer Studie in Brasilien zu Covid wurden 200.000 IE Vitamin D3 bei Aufnahme ins Spital gegeben und mit einer Placebo Gruppe verglichen. Es wurde kein Unterschied festgestellt in der Schwere der Verläufe und Zahl der Todesfälle. Kein Wunder, weil die Studie so angelegt war, dass sie nicht wirken konnte, denn die Umwandlung in die aktive Form in der Leber dauert bis zu einer Woche. Der Abbau war rascher als die Umwandlung. Hätte man statt der einmaligen Bolus-Dosis täglich 20.000 IE  gegeben, wäre möglicherweise ein leichter Vorteil erkennbar gewesen.

In zwei spanischen Studien war dagegen gleich das 25-Hydroxyvitamin D verabreicht worden und da die Umwandlung in die aktive Form in Stundenfrist passiert, war die Wirkung sehr stark und rasch, die Schwere der Erkrankungen wurde erheblich reduziert und ebenso der Anteil der Todesfälle. Mehr dazu habe ich hier beschrieben.

Geht man aber an Studien so heran, dass man von vornherein über Funktion, Wirkungsweise und zeitlichen Verlauf nichts weiß oder nichts wissen will produziert man Mist. Mit Wissenschaft hat das nicht das Geringste zu tun. Man könnte auch Würfeln oder Karten legen. Das Ergebnis ist das, was die Pharmaindustrie haben möchte. Und jetzt erhält es die Pandemie aufrecht.

Fehlendes Wissen

Neben völlig falscher, unwissenschaftlicher Methodik – eben der RCT-Methode in der Biochemie – fehlt auch häufig Wissen. Das berühmteste Beispiel liefert Vitamin C, die Askorbinsäure. Sie wirkt zunächst als Antioxidans und Radikalenfänger. Zum Beispiel auch bei der Regeneration von Tocopherol, einem Vitamin E. Weiter wird sie bei hunderten oder mehr Reaktionen als Co-Faktor benötigt, wie etwa zum Aufbau von Kollagen, wichtig bei der Heilung von Verletzungen! Warum wird sie im Spital nach Operationen zur Beschleunigung der Heilung nicht gegeben?

Dabei verdankt sie dieser Funktion ihren Namen als „antiskorbutische Säure“ – sie heilt und verhindert Skorbut – kurz Askorbinsäure. Um das herauszufinden wurde die erste medizinische Studie seit dem Untergang der griechisch-römischen Hochkultur in Europa gemacht.

Aber zurück zu fehlendem Wissen. Linus Pauling und Ewan Cameron hatte eine Studie veröffentlicht, in der sie die Wirkung bei hochdosierter Anwendung – so ab 30 Gramm pro Tag – gegen Krebs nachwiesen. Das wurde in Untersuchungen überprüft, die von Creagan und Moertel an der Mayo-Clinic durchgeführt wurden. Es zeigte sich jedoch kein Vorteil der Gabe von hoch dosiertem Vitamin C gegenüber der Gabe von Placebo. Die Studie wurde jedoch fehlerhaft durchgeführt, das Vitamin C wurde oral gegeben, statt als Infusion.

Der Biochemiker Professor Dr. Burkhard Kleuser erklärt in einem längeren Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung die Wirkungsweise bei den von Liunus Pauling beschriebenen Studien:

„… gezeigt werden, dass die orale Gabe der höchst verträglichen Dosis von 3 g alle vier Stunden zu einer maximalen Plasmakonzentration von 0,22 mmol/l führt. Hingegen wurden maximale Plasmakonzentrationen von mehr als 13 mmol/l erreicht, wenn die Vitamin-C-Dosis intravenös appliziert wurde. Ähnliche Ergebnisse findet man auch bei Tumorpatienten.“

Und in dieser Konzentration ändert das Vitamin C seine Wirkungsweise um 180 Grad – aus einem Anti-Oxidans wird ein Pro-Oxidans, das Gegenteil:

„In hohen millimolaren Konzentrationen, die nur durch intravenöse Applikation erreicht werden können, wirkt Vitamin C als Prooxidans und führt zur Bildung von Wasserstoffperoxid, das in der Lage ist, Tumorzellen zu schädigen.“

Gesunde Zellen neutralisieren Wasserstoffperoxid durch Enzyme und bleiben völlig unbeeinflusst. Die Studie an der Mayo Klinik war mangels Wissen falsch. Jedenfalls hat sie den Zweck erfüllt Vitamin C als Krebsmittel aus der Schulmedizin fernzuhalten, Mediziner, die wissensbasiert arbeiten, verwenden es allerdings schon seit Jahrzehnten. Die Onkologie ist dank zunehmender Krebshäufigkeit zum Multi-Milliarden-Geschäft angewachsen. Mehr über Vitamin C gibt es hier.

Die Verbreitung von Schrottstudien durch MSM und Agenturen

Solche fehlerhaften Studien von Medizinern kennen wir übrigens  auch bei Vitamin D oder Ivermectin, wenn jeweils die Unwirksamkeit fälschlich behauptet wird. Oder wenn Hydroxychloroquin in einer Studie so hochdosiert gegeben wird, dass es toxisch wirkt, was bei einem Blick auf den Beipack festgestellt hätte werden können. Das war übrigens das Ende des Medikaments in der Covid-Behandlung. Ziel erreicht mit der Studie.

Das meine ich mit Schrottstudien. Interessant ist auch, dass über solche Studien praktisch sofort in den Mainstream Medien berichtet wird. Wissenschaftlich einwandfreie Studien über physiologische Stoffe haben dagegen größte Mühe es in diese Medien zu schaffen. Zu finden sind die Ergebnisse der Schrottstudien auch bei PR-Organisationen wie der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), die dann von Faktencheckern zitiert wird mit „sind für Erwachsene zwischen 95 Milligramm (Frauen) und 110 Milligramm (Männer) Vitamin C täglich ausreichend“. Ja, zur Verhinderung von Skorbut.

Die Verbraucherzentrale warnt aktuell auf ihrer Webseite davor, zu hohe Dosen Vitamin D zu sich zu nehmen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät dazu, nicht mehr als 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag zu sich zu nehmen.

Und die werden dann wieder von Faktencheckern zitiert, die nicht einmal verstehen was Fakten sind. Denn höchstens geben diese PR-Organisationen Ergebnisse von Studien wieder, in diesem Fall von Schrottstudien. Studienergebnisse sind aber nun einmal keine Fakten, sondern Thesen oder Theorien, die falsifizierbar sein müssen, so sie zur Wissenschaft und nicht zur Religion gehören sollen.

Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay

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11 Kommentare

  1. ak 27. November 2021 at 20:05

    Der ohnehin schon mickrige Erfolg von biontec 9 zu 162 (placebo zu Wirkstoff) bei je ca. 20000 über 6 Monate worüber man sich schon sehr wundern kann dass ihnen somit eine 95 % Wirkung zugesprochen wurde, hat sich für mich gegen null relativiert, denn die Studie war nicht doppleverlblindet. Das heißt die Teilnehmer wussten ob sie den Wirkstoff erhalten haben oder ein Placebo. Es ist bekannt, dass auch ein Placebo ein Wundermittel sein kann. Nachlesen kann man das bei der ema.
    Ob das bei den anderen auch so war?

    Ich finde es im hohen Maße unethlisch, dass nichts unternommen wurde und wird um die Lebenssituation der Alten und Kranken hinsichtlich Ernährung und frühzeitiger Behandlung. Im Gegenteil. Man hat die Bedingungen in den letzten 2 Jahren extrem verschlechtert und das als “Schutz der Vulnerablen” verkauft.

    Es ist wirklich erschreckend, wie die allermeisten immer noch denken, all dies geschähe zu ihrem Wohl.

  2. Anton Stein 26. November 2021 at 10:52

    Sowohl der TKP-Artikel als auch die Originalstudie hinterlassen bei mir nicht den besten Eindruck.
    Ein Satz wie:
    “Neben völlig falscher, unwissenschaftlicher Methodik – eben der RCT-Methode in der Biochemie ”
    wirkt befremdlich, um es höflich auszudrücken.
    Bei allem was man am Menschen untersucht, egal ob Pharma, Medizinprodukte oder Nahrugnsergänzungsmitte ist der RCT, zumal wie hier, ein anscheinend doppel-blind designter, unersetzlich und bringt prinzipiell die beste Evidenz. Eine Ausnahme mögen Studien zu positiven oder negativen Effekten von Nahrungsmittel sein, was fast nur mit epidemiologischen Studien geht – anderes Thema. Bashing von RCTs tut mir in der Seele weh.
    Selbstverständlich gibt es mal Studien, die absichtlich oder unabsichtlich so angelegt sind, dass fast nichts rauskommen kann. Nun bin ich wirklicher kein Experte für Vitamin D, zumal das Thema inzwischen extrem unübersichtlich geworden ist. Allein wenn man die Kommentarspalte zu diesem JAMA-Artikel liest, bekommt man einen kleinen Geschmack davon. Vielleicht war dies so eine Studie, bei der nichts rauskommen sollte, vielleicht auch nicht. Überhaupt ist es immer sehr schwer, Placebo zu schlagen! Und da muss man sich schon sehr anstrengen, wenn man das schaffen will.
    Interessant an der JAMA-Studie ist aus meiner Sicht, dass diese Einmalgabe tatsächlich und enindeutig die Vitamin D Spiegel angehoben hat, sowohl im prä-post-Vergleich als auch im Vergleich zu Placebo. Deshalb erscheint mir jedenfalls allzu viel Kritik an Dosierung und Präparat ungerechtfertigt. Und wenn man wie hier rund 240 Patienten randomisiert, würde ich von einem wirksamen Medikament oder Ergänzungsmittel schon ein wenig mehr als nur einen bei besten Willen kaum erkennbaren Trend erwarten. Und dies trotz des leichten Bias bei BMI und Diabetes gegen die Aktivgruppe.
    Damit komme ich zu meiner Kritik an dieser Studie.
    Es handelte sich um eine “akademische” Studie, zumal fast monozentrischen Studie, deren Standards, so weit dies überhaupt noch erkennbar ist, sehr weit weg von professionellen Pharmastandards liegt: Registrierung erst nach Beginn, Prüfplan und statistischer Analysenplan liegen keineswegs im Original, sondern in einer irgendwann erstellten, übersetzen und stark gekürzten Fassung vor. Nur mal ein kleines Beispiel: Wie genau die Applikation erfolgte: z.B. per Löffel (10 ml!), aus einer großen Flaschen oder einem einzeln abgepackten kleinen Behälter? Dieses Detail ist wichtig um nachvollziehen zu können, ob die Studie wirklich verblindet sein konnte.
    Meine Standardkritik bei solchen Studie ist aber immer: Wurden die internationalen Regeln der Good Clinical Practice (GCP, nach ICH E6) verfolgt? Ganz offensichtlih nicht, denn sonst hätten die Autoren so was wenigstens irgendwo erwähnt. Wer aber kontrollierte, dass die am Patienten erhobenen Daten auch tatsächilch so in die Studiendatenbank gingen und ausgewertet wurden?
    Nun könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass normalerweise der Bias in die andere Richtung geht, also des Findens eines signifikanten Unterschieds (weil die meisten das als Voraussetzung einer hochrangigen Publikation ansehen) und nicht des Gegenteils, also der “futility” oder Nutzlosigkeit.
    In Coronazeiten scheint aber der Bias auch mal in die umgekehrte Richtung zu gehen. Bestes Beispiel ist aus meiner Sicht die Cochrane-Analyse zum Ivermectin. Da haben nämlich die Autoren ihren eigenen Analyseplan zwischendurch verworfen und mal so eben ein wichtiges Kriterium geändert – um dann mit “Nutzlosigkeit” rauszukommen – oder rauskommen zu können…
    Zweifellos leben wir in schwierigen Zeiten. Und ganz offenbar wird das Vertrauen in Wissenschaft ständig immer mehr erschüttert.
    Aber vielleicht ist diese Studie auch ein falsches Subjekt zum Nörgeln. Das lehrt mich der Blick in “Supplement 2” und dort auf die CRP-Werte. In beiden Gruppen anfangs sehr hoch (um die 60 mg/l) und später (bei Entlassung) ganz wesentlich niedriger (um die 10 mg/l). Die Patienten konnten also fast alle als “geheilt” entlassen werden. Wir wissen allerdings nicht: Wegen der Krankenhausbehandldung oder weil die Infektion doch i.d.R. harmlos ist und das Immunsystem doch besser funktioniert als manche denken? Und dementsprechend zeigen die Daten zu “length of stay” und “in-hospital mortality” keine völlig katastrophalen Daten an. Im Durchschnit nach 7 Tagen entlassen, und das bei ziemlich schwer erkrankten Patienten, ist doch nicht so schlecht.

    • Reinhard Lauer 28. November 2021 at 13:24

      Der Artikel wollte, nach meinem Verständnis, deutlich machen, dass das Wissen um naturwissenschaftliche, z.B. biochemische Zusammenhänge des Studienobjekts elementar wichtig ist, wenn die Studie ein sinnvolles Ergebnis liefern soll. RCTs kann man auch machen, wenn man nichts darüber weiß. RCTs sind nur sinnvoll, wenn der naturwissenschaftliche Zusammenhang gesichert ist. Er ist z.B. nicht gesichert zwischen der Einnahme irgendwelcher Vitamine und Gesundheit bzw. Heilung. Grund: Vitamine muss man nur einnehmen, wenn im Körper ein Mangel besteht; andernfalls nutzen sie nichts, sondern können ggf. schaden. Wenn aber ein Mangel besteht, sollte man diesen Mangel beseitigen, bevor man an irgendwelche Interventionen mit Pharmazeutika denkt. Wichtig in einer Studie wäre also die ständige Überwachung: Mangel ja oder nein. Der Mangelzustand muss idealerweise dort bestimmt werden, wo das Vitamin gebraucht wird: in der Zelle.

      RCTs, in denen diese Zusammenhänge ignoriert werden, können noch so professionell geplant sein – es entstehen nur Schrottstudien. Das Etikett RCT nützt da gar nichts.

      Man kann nicht alles mit Medikamenten heilen. Medikamente sind nicht geeignet, wenn die Krankheit durch Umweltgiftbelastung, Unterernährung, Vitamin- und Mineralienmangel, Sauerstoff-, Wasser- und Bewegungsmangel entstanden ist. Dann ist Heilung nur möglich, wenn die Belastung bzw. der Mangel beseitigt wird. Für die Pharma-Industrie wären solche Erkenntnisse, so banal sie auch sein mögen, der Ruin.

  3. Thorsten Maverick 25. November 2021 at 19:43

    Genau die gleichen Gedanken zu den Vitamin D Studien hatte ich auch schon. Ich glaube aber nicht mehr an Dummheit, sondern das ist Absicht. Würden sich positive Effekte bei einer korrekt angelegten Studie zeigen, hätte das massive negative Auswirkungen auf den Umsatz mit teuren Medikamenten. Ein ähnlicher Fall ist Jod. Die meisten Schilddrüsenerkrankungen haben als Ursache Jodmangel (und Vitamin D-Mangel). Verordnet wird aber kein Jod (extrem billig) sonder künstliches Schilddrüsenhormon. Daran verdient sich Sanofi eine goldene Nase, und die Ärzte verdienen an den ganzen Kontrolluntersuchungen. Jeder, der auf Jod als Alternative hinweist, muß höllisch aufpassen, damit er nicht wegen “falscher” Gesundheitsinformation fertig gemacht wird. Da gilt nämlich die Meinungsfreiheit nicht. Jodlösung gibt es auch nicht in der Apotheke, sondern nur bei Amazon etc., ausdrücklich nicht zur inneren Anwendung. PS: Um eine Studie in eine Zeitschrift zu bekommen, muß sie durch das Peer Review. Da sitzen dann die einflußreichen Wissenschaftler bzw. ihre Wissenschaftssklaven, die einen Teufel tun werden, irgendwas durchzulassen, das der bisherigen Lehrmeinung widerspricht. Das ist überall so, nicht nur in der Medizin, selbst erlebt.

    • Gabi 25. November 2021 at 23:33

      @ Thorsten Maverick

      „Jodlösung gibt es auch nicht in der Apotheke, sondern nur bei Amazon etc., ausdrücklich nicht zur inneren Anwendung.“

      Hm … Als jemand, die seit Jahrzehnten Jodid (100 Mikrogramm/Tag) einnimmt und das auch nach viel Händeringen und Haareraufen ihren schwangeren Töchtern und Nichten (natürlich in doppelter Dosis) andienen konnte, möchte ich dennoch vor allzu unbedenklicher Einnahme bzw. Dosierung warnen.

      Gerade nach längerer Unter-Versorgung kann die Schilddrüse bei plötzlicher Über-Versorgung mit einem „Block“ reagieren, der sich nur bei Erwachsenen nach einiger Zeit wieder auflöst – BEI KINDERN NIE MEHR! Diese sind dann lebenslang von Schilddrüsenmedikamenten abhängig, genau das, was man eigentlich verhindern wollte!

      Vor einem Herum-Experimentieren mit Jod-Lösung oder auch Meeres-Algen (deren Jodid-Gehalt schwankt extrem, was die Einnahme hochriskant macht) möchte ich daher dringend warnen !

      Jodid-Tabletten sind (vor allem, wenn man die zu 200 Mikrogramm in N3-Packungen kauft und dann täglich eine halbe Tablette nimmt – die haben Bruchrillen) preisgünstig.

      Es lohnt sich auch, sich über Lebensmittel zu informieren, die die Aufnahme von Jodid behindern, Da immer mehr Menschen glutenfrei leben müssen (oder aus merkwürdigen Gründen wollen), in den Nudeln, Brot und Brötchen aber vielfach Mais und Hirse als Ersatz für glutenhaltiges Getreide verwendet wird, die genau das tun – nämlich die Aufnahme von Jodid behindern – entstehen hier neue Risiken (ob man diesen besser mit erhöhter Dosis oder verschobener Einnahme entgegenwirken sollte, weiß ich nicht. Am besten mit einem – kompetenten – Arzt besprechen).

      Diese potenzieren sich bei gleichzeitiger veganer Ernährung (Jodmangel wird durch die Anreicherung des Tierfutters mit Jodid bekämpft, die Jodid-Versorgung der Bevölkerung also vor allem über Milch- und Fleischprodukte sowie Eier sichergestellt wird), und zwar ganz besonders für im Haushalt lebende und oft das glutenfreie und vegane Essen mitverzehrende Kinder.

      Bei starkem und lang anhaltendem Jodmangel entstehen (auch heute noch, wenn auch nur noch selten) bei anfangs völlig gesunden Kindern über die Jahre hinweg irreversible (!) Intelligenzdefekte bis hin zum Kretinismus.

  4. Aurelian Ecker 25. November 2021 at 18:24

    Die T-Zellimmunität ist nun mit 1,5 Jahren Verspätung sogar im dt. „Regierungsblatt“ t-online angekommen.
    https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_91174392/corona-ausbruch-darum-erkranken-manche-menschen-nicht-an-covid-19.html

  5. suedtiroler 25. November 2021 at 17:01

    Eine alte Weisheit lautet:

    “Wes Brot ich ess, des Studie ich schreib”

    • Fritz Madersbacher 25. November 2021 at 20:11

      @suedtiroler
      25. November 2021 um 17:01 Uhr
      Die “declaration of interest” fällt dabei zufällig als Brösel unter den Tisch, schnell verschlungen von den Hündchen der “Wissenschaftsredaktionen” …

  6. pantau 25. November 2021 at 14:27

    Ich glaube das Thema ist extrem wichtig, von da müsste man seine gesamte Corona- und Impfkritik aufzäumen! Direkt unter Favoriten genommen! Auch sehr plausibel und klar geschrieben, daß selbst ich als naturwissenschaftlicher Laie es kapiere.

  7. Sven 25. November 2021 at 8:51

    Wenn ich jemanden (der gesundheitlich angeschlagen ist) frage ob er Vitamin D nimmt und er mir dann antwortet “Ja, mein Arzt hat mir 1000 i.E. empfohlen” dann muss ich immer lachen :D
    Nur glaubt man dann halt dem Arzt anstatt sich selbst kurz zu informieren.

  8. Hans H. 25. November 2021 at 8:50

    Wie leicht es ist eine Studie zu designen, die eine gewünschte Wirkungslosigkeit (z.B. von Ivermectin) zeigen soll, erläutert auch die Homepage ivmmeta, die alle Studien zu IVM in Echtzeit listet. Diese kommen mit überwältigender Mehrheit zu einem positiven Ergebnis einer hohen bis sehr hohen Wirksamkeit von IVM gegen CoVid. Vor allem als Prophylaxe und in der Frühbehandlung.
    Dennoch hört man in den Medien nur, dass IVM angeblich wirkungslos und sogar schädlich sein soll. Ersteres wegen eben wegen solcher wenigen wohl absichtlich schlecht designter Studien und zweiteres, weil die Leute tlw. Dosierungen für Pferde futtern. Dass die Dosis das Gift macht, wusste schon Paracelsus.

    Wie schafft man es also ein wirkungsvolles Medikament als wirkungslos darzustellen? Indem man z.B. bei einem Medikament bei dem man weiß, dass es vor allem in der Frühbehandlung wirkungsvoll ist, möglichst spät einsetzt (da helfen die meisten Medikamente nicht mehr viel und der natürlich Heilungsprozess hat schon voll eingesetzt). Oder man wählt eine Studienpopulation aus, die ohnehin nur milde Symptome hat. Wo also eine Heilung ohnehin rasch abläuft.
    Generell ist es aber geradezu naiv zu glauben die Pharmaindustrie hätte ein Interesse daran die Wirksamkeit von längst auf dem Markt befindlichen spottbilligen Medikamenten und Vitaminen zu zeigen, wenn man auf der anderen Seite mit neuen Impfstoffen und patentierten Medikamenten Milliarden verdienen kann! Da haben die Pharmakonzerne schon für weit weniger betrogen und geschmiert (wie z.B. Pfizer bei seinem Schmerzmittel Bextra, weswegen sie 2009 zu einer Strafe von 2,3 Mrd $ in den USA verurteilt wurden). Zwar müssen die Studienautoren in jeder Studie mittlerweile angeben, ob sie widersprechende Interessen haben. Doch bei Wissenschaftsjournalen, den Journalisten und den Peer Reviewern muss das niemand. Gerade diese selbsternannten “Faktenchecker” sind es, die solche Informationen unterdrücken und diffamieren.

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