Belastung des Gesundheitswesens durch Covid-19 am Beispiel Schweden

2. November 2020von 2,4 Minuten Lesezeit

Die Unterschiede in den Maßnahmen gegen das Coronavirus zwischen Schweden und dem Großteil der anderen europäischen Staaten ist immer wieder Gegenstand von falscher Berichterstattung gewesen. So wurde die Unwahrheit verbreitet, dass die schwedischen Krankenhäuser ältere Patienten nicht mehr intensivmedizinisch behandelt hätten. Die Medien, die diese Unwahrheit gebracht hatte, mussten eine Richtigstellung veröffentlichen, die aber weniger Beachtung fand als die ursprüngliche Falschmeldung.

Deshalb hier eine Grafik, die den Verlauf der Belastung der 95 schwedischen Spitäler zeigt. Die orange Linie oben zeigt die jeweils aktuelle Kapazität. Schweden hat nur 5,8 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner und trotzdem – oder vielleicht deshalb – eine der höchsten gesunden Lebenserwartungen in Europa. Im Vergleich dazu hat Österreich 21.8 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner und Deutschland gar 29,2.

Schweden hatte zum Höhepunkt der Infektionen in der ersten Aprilhälfte die Kapazität deutlich ausgeweitet. Sie ist jedoch nie an die Grenzen gestoßen. Die hellblaue Linie und Fläche zeigt die tägliche Zahl der Intensivpatienten insgesamt, die meist bei etwa 65 Prozent gelegen ist, im April aber bis zu 80 Prozent erreicht hat. Selbst mit der vergleichsweise erheblich geringeren Kapazität an Intensivbetten, verbleib in Schweden immer eine Reserve von etwa 20 Prozent bis zu einem Drittel.

Die dunkelblaue Linie und Fläche zeigt die Zahl der Covid-19 Patienten, die sich jetzt bei etwa 7 Prozent bewegt, im April und Mai aber doch um die 50 Prozent oder etwas darüber gelegen ist.

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Ganz unten in schwarz, sind die täglichen Neuaufnahmen in die Intensivstation, die seit etwa einer Woche leicht auf etwa 5 pro Tag angestiegen ist. Die derzeitige Belegung bewegt sich zwischen 50 und 60 Personen.

Die überlegene Strategie von Schweden

Die Meldungen, dass Schweden auch einen Lockdown plane und die Maßnahmen verschärft hätte, stimmen nicht. Wie berichtet wurde vorige Woche die Empfehlung aufgehoben, dass über 70-jährige unbedingt zu Hause bleiben sollten. Die Höchstzahl für Veranstaltungen wurde ebenfalls vorige Woche angehoben. Neu ist allerdings, dass in 5 von 21 Regionen empfohlen wird öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr zu benützen und Geschäfte und Restaurants zu meiden. Berichten zufolge ist die Frequenz dadurch um etwa 10 Prozent gesunken.

Sollte die Belegung der Intensivbetten trotz der um den Faktor 4 bis 6 höheren Kapazität bei uns sich wesentlich von denen in Schweden unterscheiden, so ist das der Beweis, dass die Maßnahmen bei uns grottenfalsch waren und in Schweden goldrichtig. Sollte die Belegung der Intensivbetten aber dem Prozentsatz in Schweden entsprechen, so gab und gibt es bei uns nicht den geringsten Grund für die mit Anfang November verkündeten verschärften Maßnahmen.

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3 Kommentare

  1. Parker 3. November 2020 at 23:16
    • linda levante 15. November 2020 at 11:40

      Vorab, Ihr Beitrag und Ihre Analyse sind wirklich gut und aufklärend.

      Ihren Link habe ich auch gelesen, dennoch halte ich die meisten Maßnahmen für sinnlos und andere (Masken) helfen vielleicht ein bisschen. Die verzweifelten Versuche der einzelnen Länder, die Ausbreitung der Pandemie unter „Kontrolle“ zu bringen, ohne wirklich Erfolge zu erzielen, denn die Zahlen steigen weiter, sind schlussendlich ins Leere gelaufen. Das einzige, was man erreichen könnte, ist die Verringerung der Anzahl der Betroffenen auf den Intensivstationen. Aber auch hier sehe ich nur ein Hinauszögern der „Bedrohung“. Das Virus ist in der Atemluft und somit nicht aufzuhalten.

      Wenn wirklich alles so bedrohlich ist wie dargestellt, dann müssten alle Bürger von morgens bis abends in Schutzanzügen und mit Sauerstoffgeräten herumlaufen und das bestimmt ein paar Wochen lang, und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

      Ich habe auf meiner Seite von Uli Martin einen Beitrag eingestellt „Das Weltexperiment“, der Sie vielleicht interessieren könnte.

  2. linda levante 2. November 2020 at 21:00

    Alles nachvollziehbar. Die Schlussfolgerung „so ist das der Beweis, dass die Maßnahmen bei uns grottenfalsch waren“ stimmt, aber nur für diese eine Momentaufnahme. Es klingt ab, nach kurzer Zeit der Lockerung geht es wieder hoch, also unlösbar.
    Ich denke, der Schlüssel des Problems liegt in der Forschung, aber die Lösung liegt woanders. Nicht zu wissen, wo das Ding herkommt und/oder wer es in Umlauf gebracht, ist der wunde Punkt an der Geschichte. Die bisherigen Antworten der Wissenschaftler überzeugen mich nicht.

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