Aufregung über chinesisch-russische Marinepatrouille vor Alaska

11. August 2023von 4,5 Minuten Lesezeit

Es war nicht die erste gemeinsame Marineübung der beiden Länder, aber die bisher größte in der Nähe der amerikanischen Küste, was sie zu einem Meilenstein macht. Russland und China geben nun den USA die gleiche Medizin, die diese umgekehrt seit Jahrzehnten verabreichen: militärische Präsenz an den Grenzen des Gegners.

Die Senatoren von Alaska waren empört, nachdem Russland und China in der vergangenen Woche in der Nähe der Aleuten-Inseln ihres Staates eine bisher nicht gemeldete gemeinsame Marinepatrouille durchgeführt hatten. Diese Politiker verurteilten, was sie als “Übergriff” bezeichneten, obwohl das US Northern Command bestätigte, dass die Patrouille “in internationalen Gewässern blieb und nicht als Bedrohung angesehen wurde“. In jedem Fall war dies eine interessante Wendung der Ereignisse, da es normalerweise die USA sind, die solche Übungen in der Nähe der Grenzen der beiden Länder durchführen.

Der republikanische Alaska-Senator Dan Sullivan bestätigte, dass das Eindringen “in den letzten Tagen” stattgefunden habe und dass das US-Militär zwar eine starke Reaktion gezeigt habe, ein solcher Vorfall jedoch beispiellos sei.

Erstens ist dies ein beispielloser Vorfall, nicht nur für Alaska, sondern auch für Amerika, dass 11 Kriegsschiffe, die gemeinsam von den Chinesen und den Russen – die zunehmend zusammenarbeiten – betrieben werden, im Wesentlichen die Freiheit der Schifffahrt und Navigationsoperationen in das Gebiet Alaskas eindringen lassen”, sagte Sullivan gegenüber KTUU.

Der Vorfall sei “eine weitere Erinnerung daran, dass wir in eine neue Ära autoritärer Aggression unter der Führung der Diktatoren in Peking und Moskau eingetreten sind”, schrieb Sullivan auf der Plattform X, die früher als Twitter bekannt war.

Bei der chinesisch-russischen Entente handelt es sich nicht um ein Bündnis, sondern um eine beispiellos enge strategische Partnerschaft, die sich auf die Koordinierung der Bemühungen zur Beschleunigung des globalen systemischen Übergangs zur Multipolarität konzentriert. Zu diesem Zweck und im Zusammenhang mit den gemeinsamen Seepatrouillen der vergangenen Woche haben diese Großmächte beschlossen, der Welt zu signalisieren, dass sie auf ähnliche Übungen der USA mit Gegenseitigkeit reagieren werden. Bislang reagierte jede für sich und beschränkte sich weitgehend auf die Rhetorik, doch nun reagieren sie gemeinsam auf eine konkrete Weise.

Damit wurden mehrere ihrer Interessen bedient. Erstens wissen die USA jetzt, dass die chinesisch-russische Entente nicht davor zurückschreckt, Flottillen so nahe an die amerikanischen Küsten heranzufahren, wie es rechtlich möglich ist. Zweitens haben sie sich freiwillig an die Bestimmungen des UN-Seerechtsübereinkommens (UNCLOS) gehalten, die festlegen, wo ausländische Kriegsschiffe fahren dürfen, obwohl die USA diesen Rahmen nicht anerkennen. Drittens zeigte dieses Beispiel den scharfen Gegensatz zwischen ihnen und den USA in der Frage des internationalen Seerechts.

Das vierte Interesse, das durch die gemeinsame Marinepatrouille in der Nähe der Aleuten gefördert wurde, besteht darin, dass die Einheimischen in diesem Staat und wahrscheinlich auch die Amerikaner anderswo erfahren konnten, wie es sich anfühlt, wenn ihre geopolitischen Rivalen solche Übungen in der Nähe ihrer Grenzen durchführen. Diese Übungen werden keinen Einfluss auf die Gestaltung der US-Politik haben, aber sie können dazu beitragen, die Meinung einiger Wähler über die Weisheit der Politik ihrer Führer gegenüber Russland und China zu prägen, wenn man bedenkt, dass diese beiden Länder lediglich auf die entsprechenden Maßnahmen der USA reagieren.

Und schließlich blieben diese Übungen unterhalb der Schwelle einer Eskalation, was beweist, dass es in der Tat möglich ist, auf amerikanische Provokationen zu reagieren, nachdem beide Großmächte bisher davor zurückgeschreckt waren. Was die letztgenannte Beobachtung betrifft, so reagierten sie bisher getrennt und beschränkten sich weitgehend auf Rhetorik, außer bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie von den USA beschuldigt wurden, ihre jeweiligen Einheiten zu nahe an den amerikanischen zu fliegen oder zu segeln.

Diese Vorfälle ereigneten sich jedoch in der Nähe ihrer eigenen Grenzen und nicht in der der USA, doch dieses Mal ließen sie ihre Kriegsschiffe gemeinsam in die Nähe der Aleuten segeln, um den Amerikanern eine Kostprobe ihrer eigenen Medizin zu geben. Diese Pläne wurden wahrscheinlich schon vor langer Zeit vereinbart, aber erst jetzt in die Tat umgesetzt, da beide Seiten den USA die Gelegenheit geben wollten, sie nicht länger mit ihren Operationen in Küstennähe zu belästigen. Die Geduld Russlands und Chinas ist jedoch offensichtlich am Ende, weshalb sie nun gemeinsam reagieren.

Dies war nicht die erste gemeinsame Marineübung, aber es ist die bisher größte in der Nähe der amerikanischen Küste, was sie zu einem Meilenstein macht. Die Mainstream-Medien werden vorhersehbar versuchen, dies als “unprovozierte illegale Aggression” darzustellen, obwohl sich die beiden Staaten strikt an das Völkerrecht gemäß UNCLOS halten und ihre Übungen als Reaktion auf die zahllosen früheren Übungen der USA in der Nähe ihrer Grenzen durchgeführt haben. Indem die chinesisch-russische Entente den Spieß endlich umdreht, will sie der Welt zeigen, dass die Ära der militärischen Unipolarität vorbei ist.

George Chernilevsky, Public domain, via Wikimedia Commons


Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram und GETTR


Säbelrasseln: Russlands Marine mit Hyperschall-Raketen unterwegs und US-Ausbau von Stützpunkten

USA setzt auf Lenkraketen U-Boot als Drohgeste gegen Iran und Länder im Nahen Osten

Nächste Eskalation im Sanktionskrieg zwischen USA und China

12 Kommentare

  1. Jurgen 11. August 2023 at 18:59Antworten

    Vergeßt alles BlaBla – nur die Taten zählen!

  2. Hasdrubal 11. August 2023 at 17:01Antworten

    Bisher ist nicht ganz klar, ob China und Russland wirklich eine multipolare Welt und Freiheit von den Oligarchen wollen oder nur so tun. Putin hat ins Protokoll von seinem Gipfel mit afrikanischen Ländern die „Agenda 2030“ geschrieben, von der man hier oft lesen kann, dass sie genauso von der UNO wie vom WEF kommt. BRICS-Lula hat kürzlich nach einer „Klima-Weltregierung“ gerufen, die so unipolar wäre, wie man es sich nur vorstellen kann. Da sind doch Zweifel verständlich.

    Warum durfte WEF im Juli in China tagen? Dort müsste man wissen, wie stark der Verein hinter den westlichen Machtmechanismen steht.

    Wenn aber alles nur eine Show ist mit der gleichen Oligarchen-Weltregierung am Ende, kann es uns Fußvolk denkbar egal sein, wer wohin Schiffe schickt. Am Endergebnis würde es nichts ändern.

  3. Fritz Madersbacher 11. August 2023 at 13:55Antworten

    “Russland und China geben nun den USA die gleiche Medizin, die diese umgekehrt seit Jahrzehnten verabreichen: militärische Präsenz an den Grenzen des Gegners”
    Das zeitigt Spuren auch in den diversen hiesigen Medien, wenn auch verklausuliert und eingeschränkt durch “westliche” Scheuklappen:
    “Die beiden Supermächte USA und China befinden sich auf Kollisionskurs … das westliche Militärbündnis NATO feiert seine neue Einigkeit und Stärke … Die global als Ordnungsmacht auftretenden USA als Anker der nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten westlich-liberalen Weltordnung und die aufstrebende Weltmacht China, die nicht nur Russland als Satelliten an sich bindet, sondern auch den Globalen Süden in ihren Bann zu ziehen versucht, sind auf Kollisionskurs … Europa wird zum Nebenschauplatz der Weltpolitik. Die USA haben dies längst in ihre geostrategischen Planungen eingepreist. Sie wollen in Asien auch künftig die erste Geige spielen. Und ihre Vormachtstellung mit Zähnen und Klauen verteidigen” (“Tiroler Tageszeitung”, 11/08/2023)
    Die nicht mehr zu verleugnende Zurückdrängung der westlichen Vorherrschaft wird scheibchenweise nicht mehr gänzlich ausgeklammert, aber “das westliche Militärbündnis NATO feiert seine neue Einigkeit und Stärke” und “Die USA wollen … auch künftig die erste Geige spielen. Und ihre Vormachtstellung mit Zähnen und Klauen verteidigen”. “Nicht auszudenken, welche Folgen eine militärische Konfrontation … hätte. Das Wort „Weltuntergang“ ist da wohl keine Übertreibung” (“TT”, ebd.)

    • Hasdrubal 11. August 2023 at 18:13Antworten

      Die beiden Supermächte USA und China befinden sich auf Kollisionskurs

      Wenn es denn wahr ist und nicht bloß inszeniert. Es gibt reichlich Indizien, dass China und Russland beim Weltregierung-Projekt mitmachen könnten – vielleicht wird nur noch ein wenig darum gespielt, wer wieviel in dieser Weltregierung zu sagen hat? Anders formuliert – ob WEF sich öfter in Davos, China oder künftig Petersburg trifft? Das spielt aber keine Rolle für 99,9999% der Weltbevölkerung, die ohnehin keine WEF-Synoden frequentiert.

  4. 1150 11. August 2023 at 12:46Antworten

    wer fürchtet sich vor dem toten gaul am potomac?
    die kriegen ja nicht mal mehr eine rakete in den orbit, nachdem ihnen die deutschen ingenieursriege
    weggestorben ist, eisbrecher für die arktis haben sie keine, aber dafür schöne grosse flugzeugträger zum versenken und ein überteuertes, fehlerbehaftetes tarnkappen mehrzweckkampfflugzeug, welches bis jetzt noch nie fehlerfrei geflogen ist und für das es an ersatzteilen mangelt.
    sowie ein krankgespritzes “elite”personal in der elitearmee….welche bis jetzt nur eines bewiesen hat:
    am besten können sie erst alles niederbomben und danach die heil – und kopflose flucht antreten…..

  5. Triple Entente 11. August 2023 at 11:14Antworten

    Ein U-Boot mit hoch errichteter, großer Flagge Russlands in Sichtweite von New York City, nächstes Jahr am 4. Juli.
    Das eine oder andere “Periskop” auf einer knapp unter der Wasseroberfläche schwimmenden Tonne im Hafenbereich runden das Programm am. Am Vortag in den Zeitungen Artikel oder Werbung mit Verweis auf “die russischen U-Boote vor Schweden” und jede Menge UFO-Meldungen platzieren. Zur Feier des Tages gesellen sich ein paar Flugzeuge in Küstennähe, die wie UFOs aussehen. Die Leute in NYC werden sich ihre Beine nass pinkeln.

    Nee, lieber lassen. Die drehen da eh schon durch. Deshalb fliegen unsere abhängig Beschäftigten dort regelmäßig hin, um sich ihre Ladung an Schwachsinn abzuholen.

    Wenn unser Werte-Regime jedoch in absehbarer Zeit Niger mit einem Angriffskrieg überzieht, dann steht in der Lügenpresse was von wegen “Bürgerkrieg”, “islamischer Terror” und “Milizen”.

  6. therMOnukular 11. August 2023 at 11:02Antworten

    Dass es bei den Amis auch immer so schwer sein muss festzustellen, ob das alles nun eine Folge perfider Taktik von skrupellosen (Un-)Geistern ist, oder doch “nur” das hilflose Gefuchtel eines Kindergartenkindes, dessen Stänkereien endlich einmal eine Gegenreaktion auslösten, mit der der verwöhnte Balg nicht gerechnet hat und darum nach der Mama schreit…

  7. Kurt 11. August 2023 at 10:42Antworten

    Jeder beschuldigt jeden und mir scheint die Herren der Schöpfung haben Langeweile. Sinnlose Bekämpfung. Niemand hat Anspruch auf irgedetwas und schon schon gar nicht unschuldige Menschen mit ihren Ego und Gier zu gefährden.

  8. Grld 11. August 2023 at 10:17Antworten

    Auf einer anderen Seite hatte ein kluger Kommentator sinngemäß geschrieben:
    “Nicht vor Alaska, sondern vor Russland.”
    Die USaner haben also überhaupt keinen Grund sich aufzuregen.

    • therMOnukular 11. August 2023 at 11:18Antworten

      Dem stimme ich zu, kluger Mensch. Aber die Amis haben generell nichts zu beklagen.
      Wenn ich mein Bild von weiter oben weiterspinne, dann würde ich mich als Kindergartenonkel entspannt raushalten und mit Genuss beobachten, wie nun auch die anderen Kinder bemerken, dass der Rotzlöffel auch keine Superkräfte hat und ihm nach der Schaufel auch noch den Kipplaster wegnehmen. Und wenn er dann vollständig in Verzweiflung aufgelöst ist, dann versteht er vielleicht den guten Tipp, mit dem man ihn ausstattet: einfach mal fragen ob man mitspielen darf und nicht bestimmen, wer nicht.

  9. niklant 11. August 2023 at 10:08Antworten

    Während sich der neue Weltherrscher aufregt, übt der Rest der Welt seine Verteidigung! Wer hat die Amerikaner denn zum Weltherrscher ernannt? Doch nur die Kriminellen Verhältnisse und die Verbrechen in anderen Staaten machen diese Amerikaner zu angeblichen Weltherrscher. Was ich sehe, sind Weltweit gestörte Umweltsünder aus Amerika, Klimalügner und Brandstifter. Es wird alles getan, um eine Hungersnot und eine Wirtschaftskrise für Europa herzustellen. Die Medien der Westlichen Länder lügen weiter, so gut sie können. Wer nicht saniert wird enteignet nach EU Forderungen und wer saniert wird durch angeblichen Asbeststaub vergiftet. Wer genau aufpasst, der bemerkt nur eines, Europa soll mit seinen Einwohnern verschwinden! Wir haben eine Terror-EU und brauchen wohl bald ein Amerikanisches Waffengesetz in Europa! Hätten wir diese Waffengesetze, wäre der Kriegsschauplatz Europa schon längst geschaffen.

  10. Glass Steagall Act 11. August 2023 at 9:55Antworten

    Noch wirkungsvoller wäre eine Präsenz vor der kalifornischen Küste!
    Stephen Spielberg hatte es in seiner Komödie „1941“ schön gezeigt, wie ein einziges japanisches U-Boot die Amerikaner in den Wahnsinn treiben kann.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe, keine (Ab-)Wertungen. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge