Nächste Eskalation im Sanktionskrieg zwischen USA und China

7. Juli 2023von 2,8 Minuten Lesezeit

Sanktionen gegen China seitens der USA brauen sich seit längerer Zeit zusammen. Eine erste Beschleunigung erfuhren sie unter der Trump-Regierung. Betroffen waren vor allem Elektronik Konzerne wie Huawei, deren Wachstum und Einfluss gebremst werden musste.

Unter der Biden-Administration wurde Taiwan immer mehr als möglicher Statthalter favorisiert und militärisch aufgerüstet. Gleichzeitig wurde die Kette der militärischen Stützpunkte um enger gezogen, zum Beispiel durch Vereinbarungen über vier neue mit den Philippinen.

China ist jedoch selbstbewusster geworden und setzt seinerseits auf Sanktionen gegen die USA. Die chinesische Führung nützt dafür seine Bodenschätze an seltenen Erden.

In einer Mitteilung vom Montag erklärten das chinesische Handelsministerium und die chinesische Zollbehörde, dass sie ab dem 1. August die Ausfuhr von zwei Metallen – Gallium und Germanium – sowie einiger ihrer Verbindungen kontrollieren wollen, um „die nationale Sicherheit und Interessen zu schützen„.

Laut der Mitteilung können Exporteure Ausfuhrlizenzen beantragen, wenn sie die Produkte weiterhin aus China ausführen wollen.

Gallium und Germanium werden in der Chipherstellung, in der Elektronik und in Solarprodukten verwendet, so dass die Nachricht von der Exportbeschränkung als Vergeltungsmaßnahme Pekings im Technologiekrieg mit dem Westen angesehen wird.

Die Bekanntmachung erfolgt nur wenige Tage, nachdem die Niederlande den Verkauf von hochwertigen Chipherstellungsgeräten ins Ausland eingeschränkt haben – eine Maßnahme, die offenbar auf China abzielt.

Die Regierung Biden will außerdem den Zugang chinesischer Unternehmen zu US-amerikanischen Cloud-Anbietern einschränken, berichtet das Wall Street Journal.

Gallium hat größere militärische Bedeutung, wie hier geschildert:

Der Sanktionskrieg zwischen China und dem kollektiven Westen kann dazu führen, dass amerikanische Flugzeuge und Schiffe aufgrund der chinesischen Ausfuhrbeschränkungen für Gallium blind werden.

Die Verhängung von Ausfuhrkontrollen für Gallium und Germanium durch China ist eine wirkungsvolle Gegenmaßnahme gegen die Vereinigten Staaten und Europa, vor allem weil Peking das weltweit größte Export- und Lagerland für Seltenerdmetalle ist.

Statistiken zufolge belief sich die weltweite Produktion von Gallium im Jahr 2021 auf 430 Tonnen, von denen 420 Tonnen (97,67 %) auf China entfallen:

Peking verfügt auch über die vollständigste industrielle Verarbeitungskette für Seltenerdmetalle. Selbst wenn sich einige Länder auf ihre eigenen kleinen Reserven verlassen wollen, um den dringenden Bedarf zu decken, werden sie mit dem Problem einer effizienten Verarbeitung von Gallium und Germanium konfrontiert.

Peking kann somit Druck auf die US-Militärindustrie ausüben. So basiert beispielsweise das aktive Phased-Array-Radar (RLS) AN / APG-81, das in den US-Kampfjets F-35 eingesetzt wird, auf Galliumarsenid. Es soll durch das Radar AN / APG-85 ersetzt werden, das aus Galliumnitrid hergestellt werden soll.

Auch die Schiffe der US-Marine, darunter die Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse IIA/III und der im Bau befindliche Flugzeugträger der Ford-Klasse, verwenden in großer Zahl aktive Phased-Array-Radare. Sobald China die Ausfuhr von Galliumnitrid und anderen Elementen einschränkt, werden neue Waffentypen, einschließlich der F-35-Kampfflugzeuge, wahrscheinlich mit dem Problem der Radarproduktion konfrontiert sein und „blind“ werden.

White House, Public domain, via Wikimedia Commons

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4 Kommentare

  1. Fritz Madersbacher 7. Juli 2023 at 13:45Antworten

    Bekannte „Seltenerdmetalle“ – Kandidaten sind Afghanistan, Namibia, Bolivien …
    In letzterem ist bekanntlich 2020 ein US-amerikanisch gesteuerter Putsch zunichtegemacht worden, der offensichtlich aus Rohstoffinteressen lanciert wurde. Afghanistan hat nun zu China die besseren Beziehungen als zu seiner hinausgeworfenen Besatzungsmacht, und Afrika entzieht sich immer mehr seinen ehemaligen Kolonialmächten mit ihrem Oberherrn USA. Die westlichen Schurkenstaaten mit ihrer abstoßenden Doppelmoral („Menschenrechte“, „internationale regelbasierte Ordnung“ etc.) isolieren sich von Tag zu Tag mehr, ersichtlich an den internationalen Reaktionen auf ihr verbissenes Sanktionsunwesen und ihr Treiben mit und in der Ukraine. Niemand frißt mehr das unverfrorene Märchen vom „unprovozierten Angriffskrieg“, nur der blinde Westen selbst …

  2. Schmitz 7. Juli 2023 at 9:06Antworten

    Gar nichts wird passieren.
    Das seit Jahren übliche Spiel.
    Beide sind im höchsten Maße voneinander abhängig.
    Keine Seltenen Erden in die USA –
    Keine high tec Anlagen für Microchips nach China.

    • Walter 7. Juli 2023 at 11:15Antworten

      Die high tec Anlagen können die Chinesen irgendwann (vielleicht sehr bald) selbst bauen. Ist sicherlich nur eine Frage der Zeit.
      Doch Rohstoffe, in dem Fall diese „seltenen Erden“ kann niemand herstellen, die hat man oder man hat sie nicht.

      Somit erübrigt sich das mit dem „Spiel seit Jahren gleich“…. Nichts bleibt wie es ist.

  3. Jan 7. Juli 2023 at 8:15Antworten

    Ich denke, dass eine Renationalisierung zu verringerter technischer Komplexität führen wird. Dampfmaschine und Ottomotor können von jedem Metallarbeiter gedreht werden, für die Digitalisierung benötigt man aufrechte Lieferketten. Ich verstehe nicht, wie das WEF seine transhumane Vision bei gleichzeitiger Segmentierung der Welt aufrecht erhalten möchte. Auf globaler Ebene stellt Amazon die Lieferketten sicher, während auf untergeordneter Ebene die Bürger sich die Schädel einschlagen? Über allem schwebt die zumindest von mir wahrgenommene Reduktion des Energieangebots, das unsere Ökonomien limitieren wird. Für dieses Problem sehe ich noch überhaupt keine Lösung, so dass ich vermute, man wird hierüber stolpern.

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