Prost: Bierpartei schüttelt Innenpolitik durch

30. April 2024von 2,7 Minuten Lesezeit

Vom Punk zum Impfarzt in den Nationalrat: Das könnte der Weg für Marco Pogos One-Man-Show „Bierpartei“ sein. Aber damit schüttelt er die österreichische Innenpolitik kräftig durch.

TKP berichtet selten über das tägliche innenpolitische Geschäft in Österreich. Denn meist sind die Entwicklungen auf dieser Theaterbühne gänzlich unbedeutend. Am heutigen Dienstag ist aber eine Ausnahme zu machen. Denn die „Bierpartei“, eine Partei in der die Kunstfigur Marco Pogo per Statut (gemeinsam mit seinem Vater) die Allmacht besitzt, tritt zur Nationalratswahl an und könnte dadurch die Innenpolitik erheblich durchschütteln.

Schauspieler als Politiker

Der politische Stern von Marco Pogo (bürgerlich Dominik Wlazny) ging bei der Wiener Gemeinderatswahl 2020 auf. Damals noch locker und satirisch unterwegs forderte er einen „Bierbrunnen für Wien“.

Der Wahlerfolg der Partei war durchaus bemerkenswert und die Bierpartei wurde schnell vom herrschenden Apparat in den politischen Alltag integriert. Marco Pogo – einst Punk-Rebell – wurde die neue populäre Lichtgestalt: Als Arzt impfte er vor seinem Konzert gegen Corona, die „Klimakrise“ ist für ihn ganz oben und zugleich steht er einem NATO-Beitritt Österreichs offen gegenüber. Mittlerweile hat die Bierpartei einige Programmpunkte, die sich im Wesentlichen als eine Mischung der Überschriften von SPÖ, Grüne und NEOS lesen lassen können. Die wirklich heißen politischen Eisen: Geopolitik (Ukraine, Israel, neuer Kalter Krieg), Migration oder Konzerne, die sich über supernationale Organisation immer weiter in die Politik einfressen bleiben unerwähnt.

Aber Pogo steht nicht unbedingt für inhaltliche Politik. Er steht weiter für politisches Schauspiel, für Popkultur, für „Bier“. Damit trifft er den politischen Zeitgeist. Das beweist nicht zuletzt Selenski, der vom Schauspieler zum politischen Führer des Landes geworden ist, und seine politischen Inhalte dabei um 180 Grad gewendet hat. Der Schauspieler ist heute das „Paradigma des politischen Führers“ schrieb der Philosoph Giorgio Agamben erst vor wenigen Wochen. Und so kann Marco Pogo kräftig abräumen.

Bereits bei der Bundespräsidentenwahl kam der Impfarzt auf 8,3 Prozent und wurde Dritter. Damals wurde von der linksliberalen Zivilgesellschaft und von parteinahen Organisationen (SPÖ, Grüne) kräftig unterstützt, auch die Medien standen ihm positiv gegenüber. Das dürfte sich nun ändern. Denn jetzt ist Pogo direkter Gegner von SPÖ, Grüne und NEOS. Allen drei Parteien wird Pogo vor allem bei der jungen Wählerschaft Stimmen kosten. Auch für die KPÖ, die um den ersten Einzug in den Nationalrat seit Jahrzehnten kämpft, ist der Antritt von Pogo keine gute Nachricht.

Das Potential von BIER ist nicht zu unterschätzen. Gerade Parteien, die sich in einer Krise befinden, wie etwa die NEOS, aber auch die Grünen und die SPÖ, können in Richtung BIER weiter auslaufen. Auch wenn dadurch keine echte oppositionelle Kraft ins Parlament gewonnen wird, schwächt es die etablierten Parteien – nicht nur finanziell, sondern auch personell. Es dürfte zugleich allerdings auch keine schwerwiegende politische Operation für den politisch-medialen Komplex sein, BIER gänzlich einzuverleiben und voll auf Linie zu halten. Schon jetzt ist nicht mehr von der Forderung nach einem „Bierbrunnen“ zu hören.

Bild „Prost!“ by dasroofless is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.


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Agamben: Theater und Politik

16 Kommentare

  1. Mauvene Walcher 3. Mai 2024 at 8:37Antworten

    Da schüttet sich der linke Wolf mit Bier zu, damit man seinen Uringestank beim markieren der Bäume nicht merkt. Vorsicht Falle!

  2. suedtiroler 1. Mai 2024 at 10:58Antworten

    Eine Partei für Vollpfosten, die zwar mit den Systemparteien unzufrieden sind, aber keine echten Alternativen wählen wollen, weil die Systemparteien ihnen erfolgreichreich eingeredet haben, diese dürfe man auf gar keinen Fall wählen.
    Gratulation!

  3. Daisy 1. Mai 2024 at 5:52Antworten

    Ursprünglich genauso angetreten, um der FPÖ die Stimmen zu rauben, weil man die FPÖ-Wähler für dumme Biertrinker hingestellt hatte. Oft haben sich ja die Freiheitlichen bei Volksfesten im Bierzelt getroffen. Schon daran erkennt man den Charakter des Parteigründers. Lange hat er sich nicht verstellen kônnen. Er will nur Stimmen für die Einheitspartei holen.

    Viele der vor der Wahl rasch gegründeten Parteien sind Fakes á la LiF oder Neos. Sie treten an, von der stärksten Oppositionspartei die Stimmen zu holen, damit die Einheitspartei eine 2/3-Mehrheit hat, um die Verfassung ändern zu können.

    Man weiß nicht, ob es stimmt, was sie versprechen. Ich kann Menschen nicht verstehen, die immer wieder auf das Gesülze im Wahlkampf hereinfallen. Mein Mann nannte dieses Phänomen „Volksalzheimer“. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann man mMn nur die FPÖ wählen. Bhakdi ist ein sehr gescheiter Mensch. Er hat das auch kapiert, dass es vor allem auch um die Sperrminorität geht. Und ich bin mir sicher, dass er deshalb kein Rechtsextremer ist!

    Man kann nie mit allem einverstanden sein, was in den Parteiprogrammen steht. So geht es mir auch mit der FPÖ, aber die Punkte, die mir zusagen, überwiegen. Und vor allem weiß man, dass sie es tun werden. Allerdings kann sie eine Koalition dabei bremsen. ZB wollten sie zuletzt die direkte Demokratie stärken, was Kurz verschoben hat, auch die GIS sollte abgeschafft werden, nur das ging nicht mit der ÖVP.

    Manchmal denke ich mir, ein Mehrheitswahl wäre vielleicht demokratischer, weil dann zumind. ein Teil der Wähler das bekommt, was er gewählt und gewollt hat. Wie bei der BP-Wahl könnte es zu einer Stichwahl kommen.

  4. Amokimpfender Amtsarzt 30. April 2024 at 23:24Antworten

    Freuen wir uns schon mal darauf, wenn sich Generation Rezo auch hierzulande Spaßkanonen wie Selenski zum Kanzler wählt. Im b’soffenen Wien hat ja der Horrorclown „Pogo“ der Bierpartei bereits eine satte Stammwählerschaft, die sein Programm (weiter Durchimpfen und Waffen für den Ukrainekrieg) ganz ok findet.

    „Bierpartei“ klingt auf den ersten Blick lustig. Ist es aber halt leider überhaupt nicht. Es sind ausschließlich marktradikale Programmpunkte, die die ‚Bierpartei‘ vertritt. Nichts anderes als was man bereits von den bisherigen Regierungsparteien und Mainstreammedien kennt: Noch mehr Zentralismus, Massenmanipulation Bahn frei den Konzern-/Finanz-/Pharma-/WHO-Experten etc. … und natürlich feste Impfen, bis der Arzt kommt.

    Das Parteiprogramm der Bierpartei: Ein Kabaretprogramm, das der Teufel persönlich geschrieben haben

    Wie lustig es wird, wenn Satiriker Kanzler werden, kann man bei Selenski sehen: Der Spaßvogel hat sein Land in kürzester Zeit den internationalen Finanz- und Militärmächten zum Fraß vorgeworfen.

    wobei im Unterschied zum Satiriker Selenski (der zumindest in seinen frühen Phasen noch wirklich witzig war), ich nicht verstehen kann, was jemand am räudigen Schmäh des Bierpartei-Wlazny lustig findet.

  5. federkiel 30. April 2024 at 22:19Antworten

    Man muß sich ja im Ausland dafür genieren, daß so jemand bei einer Nationalratswahl antreten kann. Der Mann kriegt ja kaum einen geraden Satz heraus, mit Bildung scheint es auch nicht weit her zu sein, und bis jetzt gibt es nur Inhaltslosigkeit. 👎

    • Stephan 2. Mai 2024 at 6:42Antworten

      Ohne gerade Sätze ist er qualifiziert genug, Außenminister zu werden.

  6. Henning 30. April 2024 at 22:08Antworten

    Den Wahlwerbeslogan gab es schon bei der Bundestagswahl in D: „Das Bier entscheidet“.

  7. Georg Uttenthaler 30. April 2024 at 19:40Antworten

    Erfolgreiche Parteigründungen sind in der Geschichte Österreichs eine Seltenheit. Kein Wunder. Es handelt sich um ein überaus schwieriges Unterfangen – so schwierig, dass es womöglich sogar von Pogo und auch anderen unterschätzt wird. Selbst wenn es am Geld nicht scheitert: Die Manpower, Strukturen, die interne Organisation, die Etablierung einer Hierarchie und Anerkennung von Management- und Führungsfunktionen sind ungleich schwieriger, als etwa ein Unternehmen zu gründen.

    In den letzten Jahren ist es – außer der FPÖ – keiner einzigen Partei, schon gar keiner mainstream-kritischen, mehr gelungen, sich in den Parlamenten dauerhaft zu etablieren. Hingegen gab es unzählige gescheiterte Glücksritter, nach denen heute kein Hahn mehr kräht. Sie alle schafften es in keine Parlamente, nahmen der FPÖ aber durchaus den einen oder anderen Prozentpunkt, den diese gut gebrauchen kann in ihrem alles andere derzeit überlagernden, vorrangigen und einzigen Ziel, einen echten Politikwechsel in Östereich herbeizuführen.

    Von daher sage ich ganz klar nein zu einer Bier- Partei, obwohl ich Bier mag!!! Bloß weil sich dieser alles zutraut, braucht es keinen weiteren Ego-Shooter in der Parteienlandschaft. Das gilt auch für alle anderen „Splitter- Gruppen“ deren Stimmen verloren sind. SCHADE!!!

    • andi pi 30. April 2024 at 20:32Antworten

      @ Georg Uttenthaler
      30. April 2024 at 19:40

      ich kenne (vielleicht auch deshalb, weil ich mich politisch vor corona eher „links“ umgeschaut habe) dieses argument mit der „verlorenen stimme“, wenn man kleinere parteien wählt, von früheren wahlgängen her hauptsächlich von der SPÖ. nun lerne ich es auch von seiten der FPÖ her kennen. soll sein. ist ja nichts untergriffiges, sondern eine legitime art, werbung zu machen. nur sinnvoll finde ich persönlich dieses argument nicht.

      ich kann das nicht so allgemein für vergangene wahlgüänge sagen, aber z.b. jetzt bezüglich der europawahl: ich denke nicht, dass die DNA da der FPÖ stimmen wegnehmen wird, sondern es werden vermutlich primär menschen die DNA wählen, für die weder die pro-corona“maßnahmen“parteien noch die FPÖ in frage kommen und die deswegen großteils sonst wohl gar nicht wählen gegangen wären. das wäre auch so ähnlich im falle einer (von mir sehr gewünschten) GGI-kandidatur bei der nationalratswahl. und so war es ursprünglich auch bei der MFG in der brunner-zeit, ehe sich danach die neue führungsspitze gesellschaftspolitisch sehr der FPÖ annäherte und damit ihre alleinstellungsmerkmale verlor, wodurch sie heute auch in den umfragen nicht mehr präsent ist.

      20% der coronademos-teilnehmer haben 2019 grün gewählt (da gibt es eine studie dazu). die werden jetzt wohl kaum auf einmal FPÖ wählen. aber eben eine coronamaßnahmenkritische kleinpartei, die ihnen von der sonstigen thematik her näher steht. und ich fände ein parlament mit 2, 3 anti-c-maßnahmen-parteien auch sympathischer und vielfältiger als mit nur einer.

      mir wäre ja ein wahlsystem wie in den niederlanden sehr sympathisch, wo es keine sinnbefreiten 4- oder 5-prozenthürden gibt. dort denkt deshalb auch niemand darüber nach, „taktisch“ zu wählen – und siehe da: die niederlande sind auch das erste EU-land, in dem sich das parlament gegen den pandemievertrag ausgesprochen hat. zufall? vielleicht nicht…

      ich sage auch nein zur bierpartei, allerdings nicht aus splitter- oder „ego-shooter“-motiven heraus, sondern ganz konkret wegen derer sympathien für die totalitäre zero-covid-ideologie.

  8. Andreas N. 30. April 2024 at 19:23Antworten

    pogo grast einfach sympathien ab. ohne inhalte bzw. jenen des mainstreams, fällt durch BIER und sonnenbrille auf. eine phantastische alternative für alle, die es den großen immer schon mal zeigen wollten aber sich eigentlich eh nicht trauen. könnte tatsächlich ein mehrheitsjoker werden mit seiner ausgeprägten anpassungsfähigkeit.

  9. andi pi 30. April 2024 at 16:11Antworten

    hätte es die coronazeit nicht gegeben, wäre ich heute vielleicht selber potenzieller bierpartei-wähler. aber so ist für mich impfdoktor pogo dezidiert unwählbar. wlazny ist klar der zero-covid-sekte zuzurechnen, der selbst die härtesten regierungs“maßnahmen“ immer noch zu mild waren, also quasi eine jüngere ausgabe der zwangsmaskensadisten ludwig und hacker.

  10. Karsten Mitka 30. April 2024 at 15:25Antworten

    Wenn ich schon „Pogo“ lese, typischer Punk/Linksfaschistenbegriff. Natürlich kommt der Begriff aus dem englischen(?) und bedeutet sowas wie „rempelnd tanzen“, wird mittlerweile trotzdem meistens in der linken Szene benutzt.
    Gegen Bier alleine hätte ich jedoch nichts einzuwenden. 😁

  11. Sabine Schönfelder 30. April 2024 at 15:25Antworten

    Ein Angepaßter, der den Volks-Clown mimt. Mäßig originell…..Was für die ganz Doofen. War er schon bei Schwab und hat sich die Young-Leader-Absolution erteilen lassen…? Na dann, Prost !🍻🍺🍻🍺

  12. Hasdrubal 30. April 2024 at 15:00Antworten

    Als Arzt impfte er vor seinem Konzert gegen Corona, die „Klimakrise“ ist für ihn ganz oben und zugleich steht er einem NATO-Beitritt Österreichs offen gegenüber.

    Wo ist die Nachricht? In Österreich laufen doch bestimmt reichlich Woke mit gleichen Anliegen rum? Erstaunlich, dass Österreichende:innen:esses so etwas immer noch wählen, was wohl die westliche Dekadenz veranschaulicht.

  13. Gabriele 30. April 2024 at 14:10Antworten

    Wie heißt es so schön? Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten… geistige Zwerge, die ihr Fähnchen nach dem Wind richten, so wie er eben weht.
    Traurig. Er sagt, er habe gehört, was man sich überall an den Stammtischen erzählt und sich dort wünscht – na, dann passt es ja. Vermutlich auch an „Kifferstammtischen“…

    • Dorothea 30. April 2024 at 14:18Antworten

      Am Stammtisch: „Bitte noch ein BIER!“ Von „Partei“ hat keiner etwa gesagt.
      Ausserdem ein Arzt, der für die Impfpflicht ist. Nein, danke.

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