Trockene und kalte Luft fördert Verbreitung von Viren

21. Oktober 2020von 2,4 Minuten Lesezeit

Grippesaison ist der Winter und das hat eine Reihe von Gründen. Diese liegen bei den Viren selbst, bei den Bedingungen, die ihre Verbreitung fördern oder einschränken und vor allem beim Wirt, also beim Menschen. Bei letzterem geht es um den Immunstatus und da beweisen immer mehr Studien, dass niedrige Vitamin D Spiegel nicht nur das Erkrankungs- und Todesfall-Risiko deutlich anheben, sondern sogar das der Infektion.

Die veränderten klimatischen Verhältnisse spielen nicht nur eine Rolle für den Vitamin D Spiegel und damit den Immunstatus, sondern auch für die Ausbreitungsmöglichkeiten. Ein japanisches Forscherteam hat nun herausgefunden, dass die Befeuchtung von Räumen dazu beitragen kann, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Sie führten ein Experiment durch, bei dem sie verfolgten, wie viele Tröpfchen auf einer 1,8 Meter entfernt sitzenden Person landeten, wenn jemand hustete. Dabei stellte sich heraus, dass die Zahl der auf der Zielperson auftreffenden Tröpfchen in einem Raum mit 30 % Luftfeuchtigkeit dreimal so hoch war wie in einem mit 90 %. Ein ziemlich dramatischer Unterschied.

Übertragung von Aerosolen in trockener Luft

Die Übertragung des Coronavirus über Aerosolpartikel in Innenräumen scheint stark von der relativen Luftfeuchtigkeit beeinflusst zu sein. Dies ist die Schlussfolgerung, die Forscher des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig und des CSIR National Physical Laboratory in Neu Delhi aus der Analyse der 10 wichtigsten internationalen Studien zu diesem Thema gezogen haben.

Eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent sollte die Ausbreitung der Viren und ihre Aufnahme durch die Nasenschleimhaut reduzieren. Um die COVID-19-Pandemie einzudämmen, ist es deshalb äußerst wichtig, Standards für die Raumluftfeuchtigkeit in Räumen mit vielen Menschen wie Spitälern, Grossraumbüros oder öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen, schreibt das Forschungsteam in der wissenschaftlichen Zeitschrift Aerosol and Air Quality Research.

Überleben von Viren auf Oberflächen

Aber es geht noch weiter. Ein anderes Forscherteam hat wie berichtet die Überlebenschancen von Viren auf neutralen Oberflächen untersucht. Die wesentliche Erkenntnis ist der Nachweis, dass SARS-CoV-2 bei niedrigen Temperaturen und niedriger relativer Luftfeuchtigkeit besser überlebt. Die mittlere Halbwertszeit des Virus betrug mehr als 24 Stunden bei 10 °C und 40 % relativer Luftfeuchtigkeit, aber weniger als anderthalb Stunden bei 27 °C und 65 % relativer Feuchtigkeit.

Eine niedrige Luftfeuchtigkeit, wie sie durch häufiges Lüften eines Raumes im Winter entsteht, ermöglicht also mit Viren befrachteten Tröpfchen und Aerosolen weiter zu fliegen und sich dann auf Oberflächen länger zu halten.

Dauerlüften von Klassenzimmern und Büroräumen ist also das sicherste Mittel Viren und Infektionen möglichst sicher zu verbreiten. Stoßlüften senkt zumindest die Luftfeuchtigkeit deutlich. Man sollte also danach für eine Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts der Luft sorgen.

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