Ein bisschen Frieden …

11. Juni 2023von 5,6 Minuten Lesezeit

Mit dem Aufruf für eine internationale Friedenskonferenz im Oktober 2023 in Rom will eine antiimperialistische Allianz dazu beitragen einen dritten Weltkrieg zu verhindern.

Der Zusammenstoß zwischen Russland und der Ukraine droht aufgrund der zunehmenden Beteiligung der NATO einen dritten Weltkrieg auszulösen. Die roten Linien Russlands durch Angriffe auf das Kernland sind de facto bereits mehrfach überschritten. Wie man hört, werden in Russland immer mehr Stimmen laut, auf die Provokationen seitens der Nato entsprechend zu reagieren. Nicht nur die Waffenlieferungen machen zahlreiche Länder der EU zur Kriegspartei. Selbst der österreichische Bundespräsident schwadroniert über den Einsatz österreichischer Soldaten im Kriegsgebiet, obwohl die immerwährende Neutralität immer noch integraler Bestandteil der Verfassung des Landes ist.

Die Antiimperialistische Koordination (AIK) ist eine unabhängige politische Organisation, die sich als revolutionär definiert. Ihr Ziel ist es, den imperialistischen Kapitalismus zu überwinden und dazu beizutragen, eine selbstbestimmte Demokratie von unten, ein System der sozialen Gerechtigkeit für alle aufzubauen. Man kann also mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass es sich um eine Organisation aus dem politisch linken Spektrum handelt. Besucht man die Webseite wird dieser Eindruck bestätigt. Es ist irgendwie beruhigend, dass es noch Organisationen gibt, bei denen nicht nur links draufsteht, sondern auch links drin ist.

Im Interview erzählt Wilhelm Langthaler, Sprecher der AIK, was man sich von der Internationalen Friedenskonferenz erwarten kann.

Die AIK gehört zu den Initiatoren der Friedenskonferenz. Welche Ziele wollt Ihr mit der Veranstaltung erreichen?

Wir wollen gemeinsam nach Lösungen suchen und haben drei wesentliche Ziele. Erstens wollen wir die Friedensbewegungen im Westen und Osten zusammenführen. Es kommen Menschen aus zahlreichen Ländern. Das Besondere: es nehmen Aktivisten aus der Ukraine und aus Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken teil. Das ist ein deutliches Signal in Richtung Frieden.

Unser zweites Ziel ist es, die wirklichen Kriegsursachen zu benennen, die Russland zur Eskalation gedrängt haben. Es war die strukturelle Machtprojektion der Nato und der USA, ihr globaler Machtanspruch, die entscheidend zur aktuellen Situation geführt haben. Damit zeichnet sich auch die Konfliktlösung ab: der Rückzug der Nato aus Osteuropa.

Als drittes Ziel wollen wir den Brückenschlag zum klassischen Pazifismus machen, der ja fast heimatlos geworden ist. Die aktive Friedensbewegung, die es noch während des Irakkriegs gegeben hat, ist ja fast verschwunden. Pazifistische Kräfte haben auf der politischen Bühne keinen Platz mehr, wenn sie sich weigern das Nato-Narrativ zu übernehmen.

Wer steckt hinter dieser Veranstaltung?

Es handelt sich um eine Koalition von Initiativen aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter Italien, Spanien, Frankreich, Österreich, Deutschland und vielen anderen Ländern, insbesondere auch der Ukraine und Russland. Mittlerweise sind auch Gruppen aus den USA, Südamerika sowie Afrika dazugekommen. Es sind Initiativen, die im Wesentlich aus der antiimperialistischen Richtung kommen – das alte linke Spektrum – das, was man die antiimperialistische Linke nennt.

Kannst du typische Vertreter nennen, die sich beteiligten?

Aus Österreich sind die AIK, Selbstbestimmtes Österreich sowie weitere Gruppen aus unserer Koalition, dem „Soziales Bündnis für Frieden und Neutralität“, dabei.

Es engagieren sich zahlreiche Menschen aus dem kommunistischen Spektrum Russlands, Georgiens und Kasachstans sowie aus dem Umfeld der Linken aus diesen Ländern.

Wieviele Teilnehmer erwartet Ihr?

Mehrere Hundert aus den verschiedenen Ländern,

Du sagst, es kommen auch Menschen aus der Ukraine?

Ja, ukrainische Linke und andere Vertreter demokratischer ukrainischer Parteien sind vertreten. Es gibt dort sehr viele, die eine andere Lösung favorisieren, als die Nato in ihr Land zu lassen. Es kommen sowohl Menschen aus dem Donbass als auch der Region Kiew, also dem Westen der Ukraine – auch wenn die meisten von ihnen flüchten mussten

Du bist auch dabei?

Selbstverständlich.

Was für ein Programm ist geplant?

Die Agenda steht noch nicht. Es geht um die Zukunft Europas, die USA führen uns in einen Krieg, der katastrophale Folgen hat. Europa kann ohne Frieden und Kooperation mit Russland nicht leben, das ist eine Lehre, die man aus dem 2. Weltkrieg gezogen hat.

Die Konferenz soll mithelfen, Verständnis über die Kriegsursachen herzustellen. Es soll Berichte aus dem Kriegsgebiet geben und wir wollen gemeinsam Aktionen in Europa entwickeln, um den wirklichen Antifaschismus am Leben zu halten, bzw. wieder mit Inhalten zu füllen. Es muss Auswege aus der vom Westen gewünschten monopolaren Welt geben.

Ganz wichtig ist uns, einen Raum für die Brückenbildung zu schaffen. Das bedeutet intensive Arbeit, denn die Gegensätze sind erheblich – auch in der Friedensbewegung.

Wie hoch sind die Kosten für die Teilnahme und wie kann man sich anmelden?

Genau steht das noch nicht fest. Unterbringung und Transport muss jeder selbst aufbringen. Für die Konferenz wollen wir einen kleinen Beitrag einheben, da wir keine Sponsoren haben und alles privat finanzieren. Die Anmeldung erfolgt über die Webseite, wo man auch unseren Aufruf findet.

Wie kam es denn zu dem Aufruf?

Der Aufruf wurde in Italien gestartet und wird von einem sehr breiten Spektrum an linken und nichtlinken Organisationen getragen, die gegen die Nato-Mobilisierung sind. Auch wenn das in der offiziellen Politik Italiens nicht zum Ausdruck kommt – die Regierung hat sich mit Meloni noch stärker zur Nato hingewendet und auch die Lega und Salvini haben ihre Positionen inzwischen Richtung Nato verändert:  die überwiegende Mehrheit der Italiener ist gegen Waffenlieferungen. Darum diese Initiative. Sie läuft aber über alle Länder und das gesamte politische Spektrum, so haben sich bereits Black-Lives-Matter-Aktivisten aus den USA angeschlossen. Die Handwerker für den Frieden sind auch dabei.

Welches sind die wichtigsten Punkte des Aufrufs?

Wir fordern:

„Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Aufrufs fordern

  • ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine;
  • ein Ende der Sanktionen gegen Russland und der russophoben Kampagne;
  • die Annullierung der Erklärung, in der Russland als terroristischer Staat verurteilt wird;
  • einen Waffenstillstand zwischen den kriegführenden Kräften;
  • die Wiederbelebung einer wirklich neutralen und demokratischen Ukraine;
  • die Auflösung der NATO;
  • nukleare Abrüstung und ein Ende des Wettrüstens.

Wie kann man sich beteiligen? Noch habe ich keine Möglichkeit zur Unterschrift gefunden?

Das ist noch im Aufbau. Wir machen das ja alles nebenbei. Jeder, der unterschreiben möchte, kann das aktuell per Mail an uns tun und ich trage die Menschen ein, sobald die Aufrufseite online ist.

Kann man das alles so zusammenfassen? Mit der Konferenz und dem Aufruf wollt Ihr Menschen ohne Anschauung ihrer politischen Herkunft zusammenbringen, die sich für Frieden einsetzen wollen.

Ja.

Dann wünsche ich uns allen, dass Ihr viel Erfolg habt!

Bildquelle: AIK


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In Österreich sollte eine “Internationale Friedenskonferenz“ verhindert werden

Prof. Jeffrey Sachs von der Columbia University über die Ursachen des Krieges in der Ukraine

6 Kommentare

  1. Jan 11. Juni 2023 at 20:07Antworten

    Eine Initiative für Frieden und gegen WK3 ist wirklich wichtig!

    Danke für das Engagement und viel Erfolg!

  2. Jurgen 11. Juni 2023 at 17:58Antworten

    Das zu stoppen ist ganz einfach, hört auf zu konsumieren, kündigt die Arbeitsstelle und schmeißt alle “Bescheide” ungeöffnet in den Müll bzw. Holzofen. Und jeden Euro gegen etwas Werthaltiges eintauschen. Wenn das alle machen ist der Spuk in einem Jahr vorbei.

  3. Fritz Madersbacher 11. Juni 2023 at 14:12Antworten

    “Selbst der österreichische Bundespräsident schwadroniert über den Einsatz österreichischer Soldaten im Kriegsgebiet, obwohl die immerwährende Neutralität immer noch integraler Bestandteil der Verfassung des Landes ist” (aus der Einleitung des Artikels)
    Was sagt denn eigentlich die “Antiimperialistische Koordination (AIK)”, “die sich als revolutionär definiert”, dazu? Offenbar nichts, denn sie hat “drei wesentliche Ziele. Erstens … die Friedensbewegungen im Westen und Osten zusammen[zu]führen”, als zweites Ziel, die wirklichen Kriegsursachen zu benennen, die Russland zur Eskalation gedrängt haben”, als drittes Ziel “den Brückenschlag zum klassischen Pazifismus…, der ja fast heimatlos geworden ist”. Und dazu muss sie, wie die anderen Pazifisten und Ersatzdiplomaten nach Rom fahren. “Hic Rhodus, hic salta”, wenn Ihr wirklich antiimperialistisch in Taten und nicht in Phrasen sein wollt UND “nicht heimatlos” bleiben wollt, dann müssen wir uns hier in Österreich über die Parteigrenzen hinweg zur Aufklärung der österreichischen Bevölkerung über die Neutralitätsfeindlichkeit und NATO-Hörigkeit ihrer Machthaber und Medien und die daraus resultierenden katastrophalen Folgen für die Glaubwürdigkeit der Neutralität Österreichs zusammenschliessen. Das ist allerdings bei weitem unkomfortabler als wohlfeiler Ersatzdiplomatie-Tourismus – und wird von oben weitaus ungnädiger betrachtet …

  4. Jens 11. Juni 2023 at 10:16Antworten

    Ein bisschen Frieden, ein bisschen Waffen, ein bisschen Klimaschutz, ein bisschen Lügen und die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Tarnung in Worten sind seit der Pandemie der Hit. Und auch für ein Frieden sehen die Zeiten Düster aus.
    Negative Entwicklung sorgt für mehr Katastrophen und viel Ärger ein. Verhindert wird nichts. Während viele jeden Cent umdrehen müssen, erhalten Scholz und seine Minister eine steuerfreie Prämie in Höhe von 3000 Euro. einstreichen. Absurder Grund ist die Abmilderung der Folgen der gestiegenen Verbraucherpreise. Neben eine einmalige Sonderzahlung von 1240 Euro für Juli 2023 und bis Februar 2024 eine Sonderzahlung von monatlich 220 Euro gewährt, heißt es in dem Gesetzentwurf aus dem Bundesinnenministerium. Hallo?! Die hat die Bevölkerung mehr Nötig als jeder Politiker. Eine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro zu erhalten ist schon eine Ohrfeige für die Bevölkerung, die mit eine Einmalige 300 Euro Almosen abgespeist wurden. Das Wort Gerecht kommt in der Politik nie vor.
    Dann der nächste Blick auf den aktuellen Waldbrandindex trübt die Freude über das Wetter. Experten befürchten das ist erst der Anfang. Waldbrandgefahr und die anhaltende Trockenheit und auch durch fahrlässiges Verhalten ausgelöst wird. Waldbrände und Klimakatastrophen schreiten schneller voran als Experten erwartet haben. Steuerzahler schauen weiter in die Röhre.
    Der Bund der Steuerzahler kritisierte das Vorhaben und forderte die Regierung zum Verzicht auf. “Es liegt immer noch kein Bundeshaushalt für das nächste Jahr vor, weil nicht genug gespart wird. Und jetzt bekommen die Minister die Inflationsprämie? Absolut falsches Signal!”, sagte Präsident Reiner Holznagel. “Hier sollten der Kanzler und die Kabinettsmitglieder ein Zeichen setzen und verzichten!”
    Fakt ist: Das wird er nicht tun.

  5. Bernd 11. Juni 2023 at 9:34Antworten

    Die roten Linien sind bereits überschritten worden. Gnadenlos wird regelrecht alles zerstört was zerstört werden kann. Von Recht und Ordnung sind sie alle weit entfernt. Unfassbar wie Menschen vor lauter Gier alles in Kauf nehmen. Da fragt man sich mit welcher Berechtigung atmen diese Sauerstoff ein? Diese verpackte Worte in Friedensbewegung, Treffen von Politikern usw. dienen keinem Ziel außer der eigenen. Wer protestiert sollte erst vor seiner Tür kehren. Denn wer ein Smartphon besitzt und immer schon Online Bestellung durchführt und dann für die Umwelt prostestiert, dannn fragt man sich ob da oben im Stübchen alles noch Sauber abläuft. Bestimmt nicht. Alle schreien nach Frieden und dabei bleibt es. Der Frieden gibt es nicht ohne Taten!

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