Ungarn gegen NATO-Beitritt der Ukraine und für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen

24. Februar 2023von 3 Minuten Lesezeit

Seit fast einem Jahr steht der ungarische Ministerpräsident unter den Staats- und Regierungschefs der NATO und der Europäischen Union allein da, wenn es darum geht, sich dem Stellvertreterkrieg des Westens gegen Russland in der Ukraine zu widersetzen, indem er die Neutralität Budapests erklärt und sich weigert, Waffenlieferungen an Kiew über ungarisches Gebiet zuzulassen.

Ministerpräsident Viktor Orban ließ am Mittwoch ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden und den Staats- und Regierungschefs der NATO-Ostflanke ausfallen und überließ die Teilnahme der ungarischen Staatspräsidentin Katalin Novak, die ihn vertrat.

In einer Pressekonferenz am selben Tag bekräftigte der ungarische Außenminister Peter Szijjártó den Wunsch Budapests, die Kämpfe einzustellen und Friedensgespräche aufzunehmen. “Nachdem ich gestern die Reden der Präsidenten der USA und Russlands gesehen und gehört habe, denke ich, dass sie der Menschheit einen viel größeren Dienst erwiesen hätten, wenn sie miteinander gesprochen hätten“, sagte Szijjártó laut ATV.hu.

“Es ist notwendig, diesen [Konflikt] sofort zu beenden, denn wenn es nicht sofort zu einem Waffenstillstand und zu Friedensgesprächen kommt, wird dies zu einem großen Problem führen“, so der ungarische Spitzendiplomat. Szijjarto betonte, dass “jeden Tag”, an dem die Krise andauere, “Menschen sterben, Familien auseinandergerissen werden, Familien fliehen müssen“, und dass die Welt Gefahr laufe, in die “25ste Stunde” einer möglichen Atomkrise einzutreten. “Verschlimmern Sie die Situation nicht, der Krieg muss beendet werden”, so Szijjártó.

Orban: Europa hat wegen des Ukraine-Konflikts seine Unabhängigkeit und militärischen Fähigkeiten verloren

Der ungarische Premierminister glaubt auch, dass Europa geschwächt wurde, weil die Biden-Regierung “ihre Interessen in Brüssel auf Kosten der europäischen Interessen durchsetzt“, berichtet Magyar Nemzet.

Europa habe wegen des Ukraine-Konflikts und dem Bestreben der USA, es für ihre eigenen Interessen zu nutzen, seine Unabhängigkeit sowie seine wirtschaftliche und militärische Macht verloren, sagte der ungarische Premierminister Viktor Orban am Mittwoch bei einem Treffen mit Abgeordneten der Regierungskoalition in Balatonfüred.

Orban meint weiter laut der Zeitung Magyar Nemzet, dass Europa schwächer geworden sei und dass ein “Sanktions-Tsunami” die Wirtschaft der EU zerstöre, während die USA, die reich an billigen Energieprodukten sind, davon unberührt blieben. Er wies auch darauf hin, dass die militärischen Kapazitäten der EU schwächer werden, weil die EU-Länder einen großen Teil ihrer Waffen in die Ukraine geschickt haben, ohne ihre Bestände auffüllen zu können.

Laut Orban hat Europa in weniger als einem Jahr seine Unabhängigkeit sowie seine wirtschaftliche und militärische Stärke verloren. Er ist der Meinung, dass sich Ungarn angesichts dessen von seinen eigenen Interessen leiten lassen sollte, um “unbeschadet und gestärkt” aus dieser Situation hervorzugehen, was bedeutet, dass es seine politische Unabhängigkeit bewahren und sich nicht in den Ukraine-Konflikt einmischen sollte.

Der Kern der ungarischen Position besteht darin, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen sollteberichtet Magyar Nemzet heute über weitere Aussagen von Orban.

Laut dem Ministerpräsidenten ist es wichtig, dass die Ungarn sehen, dass das Land in seiner friedensfreundlichen Haltung nicht isoliert ist.

Er sprach auch darüber, dass Ungarn in Brüssel kritisiert wird aber das einzige Land ist, das weder russisch noch ukrainisch ist, sondern menschliche Verluste erleidet, da seine Landsleute in Transkarpatien ebenfalls ihr Leben im Krieg verlieren.


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7 Kommentare

  1. rudi & Maria fluegl 24. Februar 2023 at 19:47

    Die Öffentlichkeit als Punkt für den archimedschen Hebel hat zur Zeit ausgedient, durch die korrumpierten Transporteure der notwendigen Koordinaten hierzu.
    Wir hoffen der Ersatz (z.B.TKP) greift mehr und mehr!

  2. Fritz Madersbacher 24. Februar 2023 at 19:42

    “Er ist der Meinung, dass sich Ungarn angesichts dessen von seinen eigenen Interessen leiten lassen sollte, … , was bedeutet, dass es seine politische Unabhängigkeit bewahren und sich nicht in den Ukraine-Konflikt einmischen sollte”
    Das ist das Gegenteil dessen, was die NATO-Kollaborateure in Politik und Medien im dazu verpflichteten “immerwährend neutralen Österreich” machen. Sie werden sich mit ihren Wortklaubereien und Phrasen nicht aus ihrer Verantwortung für das Hineinziehen Österreichs in die westliche Kriegstreiberei stehlen können. Wie bei dem “Pandemie”-Betrug müssen wir selbst für eine “schonungslose Aufarbeitung” dieses schleichenden Landesverrats sorgen!

  3. Giaccomo 24. Februar 2023 at 13:56

    Die Kunst der Diplomatie besteht im optimalen Fall natürlich darin, Konflikte zu vermeiden. Aber noch viel mehr besteht sie darin, wie man mit entstandenen Konflikten umgeht! Ohne einen Konsens oder zumindest Kompromiss im Rahmen einer Konfliktbeilegung führt jeder Konflikt andernfalls in die “Eliminierung des Problems” (im weitesten Sinne des Wortes).
    Dass fast die gesamten NATO-Staaten (vulgo “der Westen”) die Konfliktlösung in Richtung “Eliminierung” treiben, kann ich persönlich leider nur als Kriegstreiberei bezeichnen. Die Gründe für dieses Verhalten kenne ich nicht, aber in Anbetracht der Sabotage der Nordstream-Pipeline und der verrückten westlichen Propaganda denke ich, sie gehen von den USA aus.
    Wenn man das Kriegs-Desaster beenden möchte, ist der hier angeführte Vorschlag Orbans der richtige Weg, alles andere lässt den Krieg weiter in Richtung “Eliminierung” eskalieren. In diesem Fall wird sich zeigen, welcher Konfliktpartner am Ende eliminiert wird!

  4. Heiko S 24. Februar 2023 at 12:20

    Orban ist der lebende Beweis, dass die Vergangenheit nicht zwangsläufig auf die Gegenwart schließen lässt. Viktor Orban war Klassenkamerad von Angela Merkel in Klaus Schwabs ersten Politnachwuchslehrgang, der damals noch Global Leader for Tomorrow hieß. Wenn man sich die Politik der beiden in der Zeit danach bis heute anschaut, dann könnten die Gegensätze nicht größer sein. Irgendwann hat sich Orban entschieden, dass ihm seine Ungarn (und Ungarinnen) doch näher sind, als das von seinem Lehrmeister vertretene Finanzkapital. Leider bestätigte die politische Laufbahn von Frau Merkel nur ihren grenzenlosen Opportunismus, den sie schon in der DDR an den Tag legte. Während sie aber dort nie für höhere politische Weihen in Frage gekommen war und wäre, schaffte sie es in der BRD bis ganz nach oben.

    • hollie 24. Februar 2023 at 13:48

      Naja, bei aller Freude über Ungarns (Zurück-)Haltung: was Überwachung kritischer Stimmen angeht, passt Ungarn wohl durchaus schon zu Merkel und Schwab (bzw. halt einfach zum üblichen Verhalten der Mächtigen, s.zB Spanien, Griechenland, Polen):
      netzpolitikdotorg/2023/staatstrojaner-pegasus-in-ungarn-justizministerin-nennt-eu-untersuchung-eine-farce/

  5. audiatur et altera pars 24. Februar 2023 at 11:37

    Verrückte Welt. Das Nato-Mitglied Ungarn verhält sich neutraler als das von seiner Exekutive (inkl. oberstem militärischen Personal) nur am Papier für neutral angesehene Österreich. Seit wann werden hier Verfassungsgesetze so interpretiert wie das ORF-Gesetz? Wie weit will sich eine (mächtige) Minderheit, angeführt vom obersten Banker&Bilderberger in offenen Briefen noch an den Verfassungsbogen heranwagen, indem sie die sich zur gesetzlich verbrieften Neutralität bekennende Mehrheit quasi als Spinner bezeichnet, mit der “wir” “umgehen” müssen? Hybris. Kommt meist …

    PS, nebenan zum Thema passend: Anwälte die BITTEN haben nichts zu BIETEN. (Was nicht prominente politische Parteien ohnehin böten.) Seit wann erbittet man eigentlich die stinknormale Einhaltung von Gesetzen durch bloß angestelltes Dienstpersonal der Demokratie?

  6. niklant 24. Februar 2023 at 11:33

    Ungarn sieht seine Werte in der EU als Sklave nicht ein! Deshalb wird auch Druck ausgeübt und Gelder ohne Genehmigung ausgezahlt! Die EU ist nur die Amerikanische Geissel um einen Weltkrig anzutreiben! Gott sei Dank gibt es Menschen, die diesen Weg nicht beschreiten wollen!

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