Der Breitegrad beeinflusst über UV Strahlung den Vitamin D Spiegel und damit Infektionszahlen

25. Januar 2021von 6,1 Minuten Lesezeit

Eine neue Studie widmet sich der Bestimmung des Faktors, der den plötzlichen Anstieg der täglich neu auftretenden COVID-19-Fälle in den meisten europäischen Ländern im Herbst 2020 ausgelöst hat. Die Infektionszahlen steigen jedes Jahr umso früher an, desto nördlicher ein Land liegt. Das lässt sich auch heuer eindeutig nachweisen.

Die in Nature erschienene Studie ermittelte Daten des Anstiegs wurden anhand der gemeldeten täglichen neuen Fälle in 18 europäischen Ländern mit einem Breitengrad von 39° bis 62° bestimmt. Die Studie belegt keine Abhängigkeit zwischen dem Datum des Anstiegs von Fällen und den 2 Wochen vorhergehenden Temperaturen oder der Luftfeuchtigkeit, zeigt aber eine beeindruckende lineare Korrelation mit dem Breitengrad. Das Datum des Länderanstiegs entspricht dem Zeitpunkt, an dem die tägliche UV-Dosis der Sonne unter etwa 34 % derjenigen des 0° Breitengrades fällt.

Figure 1

Die Einbeziehung der berichteten saisonalen Schwankungen der Vitamin D Konzentration im Blut in den berichteten Zusammenhang zwischen dem Risiko für akute Atemwegsinfektionen und der Vitamin D Konzentration erklärt quantitativ die Dynamik des Anstiegs.

Einfluss von Vitamin D

Mehrere Studien haben bereits einen Einfluss der Vitamin D-Konzentration auf den Schweregrad der COVID-19 nachgewiesen. Der Zeitpunkt des Anstiegs ist eine vergleichende Beobachtung und hat den Vorteil, dass er nur durch einen Parameter ausgelöst wird, der sich global auf die Bevölkerung auswirkt, d. h. durch die Abnahme der täglichen UV-Dosis der Sonne. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine niedrige Vitamin D Konzentration ein beitragender Faktor für den Schweregrad von COVID-19 ist, was in Kombination mit früheren Studien eine überzeugende Beweislage darstellt.

Studien in Europa berichteten über einen saisonalen Vitamin D Konzentrationsabfall von 20-26 % zwischen August und Oktober. Viele Studien belegen einen Einfluss niedriger Vitamin D-Konzentrationen auf Atmungwegserkrankungen, zum Beispiel bei Coronavirus- oder Viruserkrankungen und kürzlich auch bei der COVID-19-Pandemie. In diesem Artikel gibt es eine detaillierte Übersicht und Analyse von 14 Studien, die über solche Auswirkungen berichten. Niedrige Vitamin D-Konzentrationen treten auch häufiger in Risikopopulationen auf, d. h. bei alten Menschen, fettleibigen Patienten, Menschen mit dunkler Hautfarbe, die in Ländern mit hohen Breitengraden leben und bei Diabetikern.

Der UV Index als bestimmender Parameter

Das Datum des Anstiegs der Fälle ist ein Vergleich auf Länderebene und hat den Vorteil, dass es nur durch einen Parameter ausgelöst wird, der eine Population global betrifft. Es gibt keine Korrelation mit der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit oder den Schulöffnungsdaten, aber es gibt eine beeindruckende Korrelation mit dem Breitengrad. Der verbleibende gemeinsame Parameter, der diese Populationen gleichermaßen zu unterschiedlichen Zeiten in Abhängigkeit vom Breitengrad beeinflusst, ist die UV-Tagesdosis der Sonne.

Diese UV-Index-Abhängigkeit wurde bereits für Influenza-Epidemien beobachtet. In einer globalen Saisonalitätsstudie wurde auch eine monatliche Korrelation zwischen anderen saisonalen menschlichen Coronavirus-Aktivitäten und Temperatur und Luftfeuchtigkeit nachgewiesen.

Die UV-Intensität kann auf zweierlei Wegen wirken: entweder durch Inaktivierung von Viren im Freien, oder eben durch die Vitamin D Produktion in der Haut.

Die potenzielle Rolle der solaren UV-Inaktivierung lässt sich aber ausschließen. Die Vitamin D Konzentration fällt langsamer ab als die Stärke der UVB Strahlung im Freien. In Europa verbringen die Menschen die meiste Zeit in Innenräumen. Selbst wenn also der Kontakt mit einer kontaminierten Oberfläche eine Übertragungsquelle sein kann, ist die Kontaktwahrscheinlichkeit im Freien geringer als in Innenräumen, wo es keine solare UV-Inaktivierung gibt.

Die positive lineare Steigung des UVB-Schwellenwerts der Sonne gegenüber dem Breitengrad des Landes steht auch im Einklang mit der Tatsache, dass aufgrund natürlicher Anpassung die Haut von Populationen zunehmend pigmentiert ist, wenn der Breitengrad abnimmt.

Infolgedessen wird die Vitamin-D-Produktion der Haut in nördlichen Populationen von der UVB-Abnahme der Sonne langsamer beeinflusst als in südlichen Populationen. Das stimmt auch mit der niedrigen Bevölkerungssterblichkeit überein, die innerhalb von ± 35° Breitengrad beobachtet und in Hubei auf dem 31° Breitengrad berichtet wurde, da diese Regionen die meiste Zeit des Jahres über dem Schwellenwert der durchschnittlichen UV-Tagesdosis der Sonne von 34 % liegen.

Die vorliegende Studie legt somit nahe, dass eine niedrige Vitamin D Konzentration ein mitbestimmender Faktor für die Schwere der COVID-19-Erkrankung ist, wie dies auch schon in früheren Studien gezeigt wurde, die zusammen ein überzeugendes Bündel von Beweisen darstellen. Durch die Erhöhung der Coronavirus-Belastung in den Atemwegen wird auch die Ansteckungsfähigkeit in der Bevölkerung erhöht, wodurch eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, die den Wellenanstieg erklärt.

Aber wie schon früher immer wieder erklärt und wie in vielen praktischen Beispielen bewiesen hilft Vitamin D Supplementierung bei der Verhinderung von Infektionen und bei der Reduzierung der Schwere von Verlaufen von viralen Erkrankungen insbesondere bei Covid-19. Das geschah zum Beispiel in den Altenheimen in der Schweiz und in Polen, wie im Video unterhalb erklärt wird.

Hier ruft Prof. Dr. med. Jörg Spitz wieder dazu auf das Immunsystem mit der Einnahme von Vitamin D zu stärken.

Warum das Immunsystem Vitamin D braucht

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf die bahnbrechende Arbeit von Prof. Geisler von der Universität Kopenhagen verweisen, die im Jahr 2010 in Nature Immunology erschienen ist. In einem Artikel in ScienceDaily erklärt Geisler wie die Reaktion des Immunsystems auf ein neues Pathogen abläuft:

„Wenn eine T-Zelle einem fremden Krankheitserreger ausgesetzt ist, fährt sie einen Signalgeber oder eine ‚Antenne‘ aus, einen sogenannten Vitamin-D-Rezeptor, mit dem sie nach Vitamin D sucht. Wenn die T-Zellen nicht genügend Vitamin D im Blut finden, werden sie nicht einmal anfangen, sich zu mobilisieren.

T-Zellen, die erfolgreich aktiviert werden, verwandeln sich in einen von zwei Typen von Immunzellen. Sie werden entweder zu Killerzellen, die alle Zellen angreifen und zerstören, die Spuren eines fremden Krankheitserregers tragen, oder sie werden zu Helferzellen, die dem Immunsystem dabei helfen, ein „Gedächtnis“ zu erwerben. Die Helferzellen senden Nachrichten an das Immunsystem und geben Wissen über den Erreger weiter, damit das Immunsystem ihn bei der nächsten Begegnung erkennen und sich an ihn erinnern kann. T-Zellen sind Teil des adaptiven Immunsystems, was bedeutet, dass sie dem Immunsystem beibringen, ständig wechselnde Bedrohungen zu erkennen und sich an diese anzupassen.“

Die Helfer-T-Zellen können ihrerseits wieder regulatorische-T-Zellen sowie B-Zellen erzeugen. Die unterschiedlichen B-Zellen, die Informationen über jeweils verschiedene Teile des Virus erhalten haben, wandern dann in die Lymphknoten und produzieren dort die Antikörper. Die regulatorischen-T-Zellen regeln die Antwort des Immunsystems und schalten sie vor allem wieder ab. Gibt es davon zu wenig, oder sind sie wegen Vitamin D Mangel nicht aktiv, so kommt es zu Autoimmun-Erkrankungen oder zu dem so genannten Zytokinsturm, der die Lunge bei Covid-19 Patienten schwer schädigen kann.

Von den T- und B-Zellen gibt es Speichervarianten, die im Gewebe überleben oder die Information über die Keime im Knochenmark dauerhaft abspeichern und bei Bedarf wieder aktiv werden und die Immunabwehr rasch hochfahren können, inklusive Produktion neuer Antikörper, falls erforderlich.


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7 Kommentare

  1. MGR 28. Januar 2021 at 15:07

    Die Korrelationen sind schon erstaunlich.
    Ein anderer Zusammenhang würde mich aus aktuellem Anlass auch sehr interessieren:
    Wieviel geringer wäre die „2te Indizenzwelle“ ausgefallen wenn die Nordeuropäer ihren Sommerurlaub nicht hätten absagen müssen…?
    Aus meinem Arbeitsalltag muss ich nämlich darauf schließen dass der größte refill an Vitamin D im Urlaub passiert und nicht im Alltag zuhause.

  2. werner 26. Januar 2021 at 11:53

    Sie vergessen das die Sonne Erreger abtötet.Was machen denn die Eskimos,Finnen etc. die kaum Sonne abbekommen?Die müssten ja alle sterben wegen Vitamin D Mangel.

    • pfm 26. Januar 2021 at 12:42

      Dass wurde eben durch die Studie explizit ausgeschlossen, da die 2. Welle eben erst um einiges später begonnen hat als der Rückgang des UV-Index unter diese 34%. In Finnland ist Vitamin D Supplementierung von fetthaltigen Produkten wie Milch gesetzlich vorgeschrieben um das massive Auftreten vo Diabetes Typ I zu verhindern. Dazu gab es Studien über 30 Jahre.
      Die Eskimos können ihren Vitamin D Haushalt über den Verzehr von Fisch voll befriedigen. Wie ich ein Kind war haben wir noch alle Lebertran als Rachitis Prophylaxe bekommen, da darin sehr viel Vitamin D und A sowie Omega 3 zu finden ist.

  3. rudi fluegl 25. Januar 2021 at 22:36

    Da ich selber ein Problem mit dem Vitamin D Spiegel, am zuverlässigsten gebildet durch UVB Lichtstrahlung (280 –320nm) und Cholesterin in der Haut, und vor 15 Jahren mich umfangreich damit beschäftigt habe, weiß ich, dass die Forschung zu diesem Thema noch in den Kinderschuhen steckt. Nicht nur durch die Hautpigmentation beträgt der Faktor Vitamin Hormon D zu bilden, bis zum 10 fachen. Mit dem Alter wächst speziell dieser Bedarf nach Sonne.
    Auch die Aufnahme durch die Ernährung (Auch mit Lebertran kaum möglich) oder Tropfen kann durch individuelle Praedisposition stark variieren.
    Bezüglich Tropfen gibt es auch noch andere Abwägungen. Besser gesagt es gab diese und da ich neuere Forschungen durch Erledigung meines Problems nicht kenne, schreibe ich hier nichts darüber.
    Eventuell weiß da jemand etwas? Bei mir kommt dazu, dass ich jegliche Anwendung von Mittel welcher Art auch immer vermieden habe und auch bei der Ernährung möglichst unverarbeitetes bevorzuge und auch seit 57 Jahren kein Fleisch esse! Außer Fisch einmal die Woche. Und bis auf dieses Vitamin D Problem, 40 Jahre nicht krank war.
    Ich hatte ‘Probleme mit der Haut. Die fing sogar beim Duschen zum brennen und rot werden an. Hinter den Ohren gab es starke Hautablösungen und in meinen linken Schulterbereich gab es Beschwerden, die mich um mein Herz sorgen ließen.
    Hautärztliche Abschätzungen, Diagnosen und Medikamentempfehlungen, die bis Hydrokortison reichten, ließen mich bei “Rücklesung ” bei “Bittere Pillen” wo ich bei einem Statistikversuch über die Hälfte der Medikamente als nicht zweckmäßig herausfand, Abstand nehmen.
    Da ich der Arbeit wegen monatelang von Griechenland bis Südkorea unterwegs war, dacht ich nicht an Sonnenmangel.
    Ein Aufenthalt von mehreren Monaten in Australien, am Wendekreis des Steinbockes, bei senkrechter Sonne,wo ich die Chanche hatte sehr viel im freien leicht bekleidet und im Pazifik zu sein, brachte die Erleuchtung!
    Innerhalb einer Woche waren alle Beschwerden weg.
    Ich wusste, dass ich kaum jemals Sonnenbrände hatte und außer einem leichten auf der Kopfhaut, bekam ich auch hier keinen. Dafür eine starke Pigmentierung.
    Mit der Arbeitskleidung und Aufenthalt in Räumen, war ansonsten, offenbar auch in sonnendurchfluteten Ländern, die Vitamin D Bildung zu wenig.
    Ich schaffte mir 6 x 180cm lange Lichtröhren (medizinisch) UVB Anteil 5% je 100Watt an und beleuchte mich im Winterhalbjahr ca. 2 mal die Woche 4 Körperseiten je 5 Minuten damit. 30cm Abstand ohne Glasabdeckung!
    Das funktioniert bei mir ausgezeichnet. Der UVA Anteil ist gering und ich bilde damit wenig Bräune.
    Eine allgemeine Empfehlung kann ich nicht aussprechen, da von allen Seiten bezüglich Melanomen gewarnt wird.
    Meines Wissens bildet sich eher der weiße Hautkrebs, der gut im Griff ist. Das schwarze Melanom soll auch häufig an Stellen auftreten an die die Sonne gar nicht hinkommt. Dosierte Sonnenstrahlen sollen Hautschäden sogar reparieren können.
    Der oft zitierte Speicher von diesem Hormon, dürfte das Blut sein und das Skelett, welches sich abbaut und damit dafür gesorgt ist, dass man lange Zeit nichts merkt.
    Das sind aber eher Fragen an die leider zur Zeit durchdrehenden Spezialisten (Wen sie sich mit dem leidigen Virus beschäftigen)!!! Eventuell findet sich einer der hier bei dem überaus engagierten Herrn Mayer, Bescheid gibt!
    Für mich, meine Haut und meine körperlichen Voraussetzungen, ist dieses Hormonproblem gelöst!
    Die Skandinavier haben hier auch die besten Lösungen!!! Wie üblich!

  4. Karl Siebert 25. Januar 2021 at 21:20

    Ich supplementiere seit 2 Monaten Vit D,K,Mg und Zn und bewege mich viel im Freien. Hab normalerweise um diese Zeit seit Jahren Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Heuer nichts davon. Ich schaue mir keine Nachrichtensendungen an und lese keine Zeitung, weil mich die Berichterstattung zwar nicht ängstigt, aber maßlos ärgert. Manchmal gebe ich mir zur Erheiterung Karl Lauterbach. Der ist tragisch-komisch und erinnert mich immer wieder an Figuren von Monty Python.

    • Dietrich Berndt 25. Januar 2021 at 22:39

      Danke Karl, geht mir ähnlich,dass mit dem Ängstigen und dem Ärger!
      Bzgl. des laut plätschernden Baches – Plädiere dafür, Ihn in die Friesen´s Serie aufzunehmen – so als täglichen oder gelegentlichen Gesundheitsberater. Bin gespannt auf die Kommentaren der Friesen´s Familienmitglieder über ihn, nachdem er den Familienkreis wieder verlassen hat, wenn er außer Hör- und Sichtweite ist!
      Könnte mir dieses urkomisch und köstlich, die allg.Gesundheit fördernd vorstellen!

  5. Guido Vobig 25. Januar 2021 at 17:00

    Etwas provokant ausgedrückt lässt sich feststellen, dass der Vitamin D-Spiegel im Blut ein Marker dafür ist, inwieweit sich der Körper dem biologischen Leben verbunden fühlt bzw. inwieweit der Körper die biologischen Konsequenzen seiner Lebensbedingungen auszuhalten in der Lage ist – natürlich vorausgesetzt der Vitamin D-Spiegel ergibt sich einzig (!) durch die saisonalen und örtlichen Vorgaben, ohne jedwede Hinzufügung künstlicher Supplementierung. Nur dann spiegelt sich nämlich für einen Körper wider, ob es sich seitens der Natur/Evolution lohnt, den Körper weiter am Leben zu halten, weshalb der Winter dazu dient, für den Frühling vorzusorgen. Und nein, Altenheime sind wahrlich und aus gutem Grund keine Erfindung der Natur/Evolution. Ethisch bzw. menschlich betrachtet, keine Frage, ist das jedoch anders zu bewerten. Deshalb stecken wir Menschen ja mehr und mehr im Multilemma unseres Fortschritts.

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