Kinder erkranken nur ganz selten mit schweren Symptomen an Covid-19

8. Januar 2021von 3,4 Minuten Lesezeit

Bisher wurde das Risiko, dass Kinder durch COVID-19 ernsthaft betroffen sind, wenn die Schulen geöffnet waren, kaum erforscht. Anfangs wurde angenommen, dass Kinder ähnlich stark gefährdet sind wie bei Grippe-Infektionen wo Erkrankungen durchaus auch bei Kindern tödlich verlaufen können. Eine Studie des Karolinska Institutet hat nun gezeigt, dass nur ein einziges Kind von 130.000 im Zeitraum März-Juni wegen COVID-19 auf einer Intensivstation behandelt wurde.

Bislang gibt es weltweit mehr als 85 Millionen „bestätigte“ Fälle von SARS-Cov-2 Infektionen und Covid-10 Erkrankungen und es sind fast zwei Millionen Menschen als “an oder mit” der Krankheit verstorben gemeldet worden. Viele Länder haben Teile der Gesellschaft geschlossen, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. Eine leider sehr weit verbreitete und noch immer gegen die vorliegende Evidenz angewendete Maßnahme war und ist die Schließung von Schulen.

Nach Angaben der UNO-Organisation UNESCO wurden Schulen in 195 Ländern ganz oder teilweise geschlossen. Auch jetzt noch können hunderte Millionen Kinder rund um den Globus aufgrund der erzwungenen Schließungen nicht in ihre Schulen gehen und werden noch lange Zeit unter einem Bildungsdefizit leiden.

In Schweden wurde dagegen der Fernunterricht nur für Schulen der Sekundarstufe II eingeführt, also ab 15 Jahren, nicht aber für Vorschulen, Grundschulen oder Schulen der Sekundarstufe I, die durchgängig geöffnet blieben.

COVID-19 und MIS-C wurden untersucht

Es gab und gibt eine ganze Reihe von Studien, die zeigen dass Kinder unter 14 Jahren seltener angesteckt werden und auch umgekehrt andere kaum anstecken. In den Schulen stecken allenfalls Lehrer die Kinder an, der umgekehrte Weg ist selten.

Eine Studie hat einen sehr wichtigen Aspekt entdeckt, der die geringe Beteiligung  von Kindern am Infektionsgeschehen erklärt. Kinder haben eine viel geringere Menge eines zellulären Enzyms namens TMPRSS2, das vom SARS-2-Virus benötigt wird, um in Zellen einzudringen. Die Produktion von TMPRSS2 nimmt mit dem Alter und mit dem Testosteronspiegel zu, was sehr gut erklären könnte, warum ältere Männer ein so hohes Risiko für schwere Erkrankungen mit Covid-19 haben.

Bislang gab es keine Daten darüber, wie sich offene Schulen auf das Risiko auswirken, dass Kinder von COVID-19, also auch der Erkrankung nicht nur der Infektion, ernsthaft betroffen sind. Aus diesem Grund haben Forscher des Karolinska Institutet eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie viele Kinder im Alter von 1-16 Jahren wegen COVID-19 oder wegen des mit COVID-19 in Verbindung gebrachten multi-inflammatorischen Syndroms (MIS-C) auf einer Intensivstation behandelt wurden.

Zwischen dem 1. März und dem 30. Juni 2020 wurden in Schweden 15 Kinder mit COVID-19 oder MIS-C auf Intensivstationen behandelt.

“Das entspricht 0,77 Intensivpflegepatienten pro 100.000 Kinder in dieser Altersgruppe. Vier der Kinder hatten Grunderkrankungen. Keines der Kinder starb innerhalb von zwei Monaten nach der Zeit auf der Intensivstation”, sagt Jonas F. Ludvigsson, Kinderarzt am Universitätskrankenhaus Örebro, Professor am Department of Medical Epidemiology and Biostatistics, Karolinska Institutet, und Erstautor der Studie.

Sieben der 15 Kinder hatten MIS-C. Vier Kinder benötigten eine invasive mechanische Beatmung. Die häufigste Verweildauer auf einer Intensivstation betrug vier Tage.

“Es ist sehr erfreulich, dass schwere COVID-19, hier definiert als eine Behandlung auf der Intensivstation, bei Kindern so selten ist, obwohl die Schulen während der Pandemie geöffnet sind. Der nächste Schritt wird sein, die Kinder, die wegen COVID-19 auf einer Intensivstation behandelt wurden, weiter zu beobachten, um zu sehen, ob sie sich vollständig erholt haben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Kinder, die aufgrund von MIS-C schwer erkrankt sind, sich letztendlich vollständig erholen”, sagt Jonas F. Ludvigsson.

“Open schools, COVID-19 and child and teacher morbidity: A nationwide study.” Jonas F. Ludvigsson, Lars Engerström, Charlotta Nordenhäll, Emma Larsson. New England Journal of Medicine, online 6 January 2021, doi: 10.1056/NEJMc2026670.


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