
Siemens steigt ins Corona Schnelltest Geschäft ein – falsch-positive Ergebnisse vorprogrammiert
Die diversen Tests auf Infektion oder Antikörper haben sich zum Milliardengeschäft ausgewachsen. Der deutsche Multi Siemens ist seit jeher stark in der Medizintechnik engagiert und will nun auch am Testkuchen mitnaschen. Vor allem die Schnelltests sind noch ein Wachstumsfeld. Aber weil sie so häufig bei Personen ohne Symptomen angewendet werden, werden sie die Zahl der falsch-positiven Ergebnisse noch weiter aufblasen.
In der Presseausendung kündigt die Siemens Tochterfirma Siemens Healthineers AG einen zugekauften Schnelltest zum Nachweis des neuen Coronavirus an. Der Antigen-Test soll binnen 15 Minuten zeigen, ob ein Mensch mit dem Covid-19-Virus infiziert ist, deutlich schneller als die herkömmlichen PCR-Tests.
Es ist ein einfach anzuwendender Test, der kein spezialisiertes Labor-Personal oder -Instrumente erfordert. Er soll vor Ort von der sofortigen Verfügbarkeit der Ergebnisse zu profitieren. Der Test soll in Ländern mit CE-Kennzeichnung eingeführt werden, eine Beantragung der FDA-Notfallzulassung ist geplant.
Das Problem der falsch-positiven
Ein typisches Einsatzgebiet wäre etwa eine Schule, Veranstaltungen oder der Flughafen vor dem Einsteigen in den Flieger. So etwas machen zu wollen, hat bereits der Flughafen Wien-Schwechat angekündigt. Es soll auf Freiwilligkeit beruhen und über Airlines angeboten werden.
Laut Siemens wies der Test eine 96,72 prozentige Sensitivität und eine 99,22 prozentige Spezifität auf der Grundlage einer klinischen Studie mit 317 Probanden auf.
Klingt gut, denn die Spezifität gibt Auskunft darüber, wie ganu nicht Infizierte als solche erkannt werden. 99,2 Prozent ist aber nicht die Wahrscheinlichkeit mit der ein Kind oder ein Passagier tatsächlich ein negatives Ergebnis erhält. Das glauben zwar schlecht informierte Medien, wie etwa das Handelsblatt, wo steht: „Die Spezifizität liegt bei 99,2 Prozent – falsch positive Ergebnisse kommen damit kaum vor.“ Es ist aber leider absolut nicht so
Die Wahrscheinlichkeit hängt in Kohorten von Menschen, die keine Symptome haben und bei denen eine Infektion nur bei ganz wenigen zu erwarten ist, wesentlich von der sogenannten Vortestwahrscheinlichkeit ab. Bei solchen Gruppen wird wahrscheinlich höchstens 1 von 1000 bis 1 von 10.000 infiziert sein und das ergibt eine Vortestwahrscheinlichkeit von 0,01% bis 0,001%.
Bei 0,01% ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein positiver Test falsch-positiv ausfällt satte 89% und steigt bei 0,001% auf 98%. Das Problem ist also, dass ein falsch-positiver Test den Schul- oder Veranstaltungsbesuch verhindert sowie auch das Einsteigen ins Flugzeug. Ein negativer Test stimmt dagegen so gut wie sicher mit 99,9%.
Man kann das bei diesem Webrechner (Eingabe als Proportion 0,1% also als 0.001) direkt ausrechnen lassen oder man kann es zu Fuß tun – hier für das Beispiel mit 1:1000 Vortestwahrscheinlichkeit:
Bei 100.000 Tests erwarten wir von insgesamt 100 positiven 96 richtige und 4 falsch-negative. Als richtig negativ werden 99.100 erkannt, wir erhalten aber auch etwa 800 falsch-positive.
Der Anteil der richtig positiven errechnet sich als Quotient aus der Zahl der richtig positiv Getesteten (96) und der Summe aller Personen mit positivem Testergebnis (96 + 800 = 896). Er ist mit rund 10,7% erschreckend gering
Der Prozentsatz der falsch-negativen errechnet sich aus als Quotient aus der Zahl der richtig negativ Getesteten 99.100 und der Summe aller Personen mit negativem Testergebnis (99100 + 96 = 99.116) ist mit 99,9% also sehr gut.
Für verschiedene realistische Szenarien hat das auch vor einiger Zeit schon das Ärzteblatt erklärt. Man sieht an den Bespielen sehr gut den massiven Einfluss des Anteils der Infizierten, genannt Prävalenz oder Vortestwahrscheinlichkeit.
Unter dem Strich kommt bei der ins Auge gefassten Anwendung für diese Art des Schnelltests also vor allem das Problem der falsch-positiven zum Tragen – mit 90 bis 98 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit einfach zu hoch.
Das ist übrigens auch der Grund, warum sich in Österreich die Ärztekammern von Oberösterreich und Tirol, sowie viele Ärzte und Experten gegen diese Art von Massentestungen ausgesprochen haben. Wer sich dem Test freiwillig unterzieht läuft Gefahr nicht mitgenommen, in Quarantäne gesteckt oder anderem Unbill ausgesetzt zu werden.
Weiterführende Links:
Ärzte gegen Massentests von Symptomlosen und andere sinnlose Maßnahmen
Warum die derzeitige PCR-Teststrategie für Eindämmung ungeeignet ist
Corona-Tests mit falsch-positiven Ergebnissen – verursachen Maßnahmen ohne Evidenz
1 Kommentar
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Sehr geehrter Herr Dr. Mayer, können Sie bitte auch noch mal ein anderes Bespiel vorrechnen? Angenommen es ginge um 1000 Leute, von denen in der Realität 500 mehr oder weniger stark infiziert wären, die anderen 500 aber nicht. Wie viele Falschresultate (falsch positiv und falsch negativ) aus den insgesamt 1000 Ergebnissen wären dann zu erwarten?