Exklusiv: Russischer Botschafter im Interview

22. April 2023von 12 Minuten Lesezeit

Ein Gespräch mit Russlands Botschafter in Wien über Krieg und Frieden, BRICS und die globale Wirtschaft, und das Verhältnis Österreichs zu Russland. 

Der langjährige “Kurier”-Journalist Martin Sörös hat am Mittwoch Dimitrij Ljubinskij, der seit 2015 russischer Botschafter in Wien ist, zum Interview getroffen. Das Gespräch bietet nicht nur Einblicke in die aktuellen diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Russland, sondern auch auch in die Weltpolitik.

Martin Sörös: Sehr geehrter Herr Botschafter, Danke, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben und lassen Sie mich gleich mit jener Frage beginnen, die derzeit wohl allen Menschen auf der ganzen Welt unter den Nägeln brennt: Wann werden wir wieder in Frieden leben?

Dimitrij Ljubinskij: Ich würde diese Frage Kiew zu stellen empfehlen, aber das macht wenig Sinn. Deshalb ist diese gleich nach Washington und an seine “Satelliten” weiterzuleiten.  Die Probleme, mit denen wir alle heute konfrontiert sind, betreffen bei weitem nicht nur die Ukraine, sondern den ganzen europäischen Kontinent. Die haben sich im Laufe von vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, angehäuft. Der kontinuierliche „NATO Drang nach Osten”, die Kultivierung Russland-hassender Kräfte in der Ukraine, die schlussendlich zum Staatstreich von 2014 führte, die unermüdlichen Versuche des Westens Russland einzudämmen, es zu unterwerfen und gehorsam zu machen – all das hat uns in diesen politischen und diplomatischen Abgrund getrieben.

Das bedeutet, ihre “Interpretation” lautet, dass Russland nur von seinem legitimen Recht Gebrauch macht, sich zu verteidigen?

Es bedarf endlich der Einsicht, dass die essentiellen sicherheitspolitischen Besorgnisse und Bedürfnisse Russlands zu respektieren und die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung auch in der Ukraine einzuhalten sind. Weiters darf Russland-Hass als nazistisches Gedankengut und grundlegendes Prinzip keinen politischen Boden in Europa mehr haben. Nur dann wird ein friedliches und nachhaltiges Miteinander verankert sein, wo die Unteilbarkeit der Sicherheit zugrunde liegt. Zurzeit erleben wir aber genau das Gegenteil. Der Plan des Westens, seine strategischen Ziele mit den ukrainischen Händen durch mehr und mehr Blutvergießen auf dem Kriegsfeld zu erreichen, gegen Russland bis zum „letzten Ukrainer“ zu kämpfen, um es zu schwächen, umzukehren oder sogar zu zersplittern. All das wird niemals aufgehen. Das muss endlich verstanden und die neuen Verhältnisse „auf dem Boden“ respektiert werden.

Ich möchte diese These gerade dieser Tage rund um den 19. April, besonders hervorheben – am 240. Jahrestag des Beitritts der Halbinsel Krim, Insel Taman und der ganzen Kubanischen Seite ins Russische Imperium. Grundsätzlich wird vieles komplexerweise letztendlich auch davon abhängen, ob Europa sich als eigenständiger Akteur überhaupt benehmen kann und will. Und davon, ob Europa die Erwartungen der eigenen Bevölkerung zu hören vermag.

Könnte China eine Vermittlerrolle in dem Konflikt einnehmen? Diese Hoffnung steht ja seit längerer Zeit im Raum.

China hat ein beträchtliches Vermittlerpotential und die jüngsten diplomatischen Vermittlungserfolge dieses Landes im Nahen Osten bestätigen das. Russland ist unserem chinesischen und anderen wichtigen Partnern für das Verständnis der Gründe der Vorgänge in der Ukraine, sowie für die Bereitschaft, einen Beitrag zur Bewältigung des Konfliktes zu leisten sehr verbunden. Was aber die Regierung in Kiew anbetrifft, vor allem aber ihre westlichen Sponsoren, so scheinen diese überhaupt kein Interesse an einer Regelung zu haben. Per Dekret hat Selenskij jüngst eine Unmöglichkeit von Verhandlungen mit der russischen Seite festgelegt. Für Friedensgespräche bedarf es verständlicherweise mindestens zwei Seiten. Momentan scheint die Gegenseite alles daran zu setzen, um den Konflikt auf dem Schlachtfeld zu entscheiden. Die Unmengen von westlichen Waffen- und Munitionslieferungen – die nur so nebenbei bemerkt mit Steuergeldern bezahlt werden – inklusive. Menschenleben sind da zweitrangig. Es wird aber der Tag kommen – und das hoffentlich bald –  dann wird die Einsicht einkehren, dass man Russland nicht militärisch schlagen kann. Aber ist es denn von essentieller Wichtigkeit für Europa, Fragen der eigenen regionalen Sicherheit von China lösen zu lassen? Ich darf auch daran erinnern, dass unsere essentiellen Vorschläge dazu noch im Dezember 2021 vorgelegt wurden. Sie wurden damals aber arrogant vom Tisch gewischt. Und, was die Rolle Wiens insgesamt anbetrifft, so hat es seine Chancen mit einer kurzsichtigen Außenpolitik und er ständigen Aufweichung der eigenen „immerwährenden“ Neutralität verspielt.

Man las in westlichen Medien, dass Russland auf Grund der Sanktionen, die von der EU und von den USA ausgesprochen wurden, nahe am wirtschaftlichen Kollaps ist. Also, wirken die Sanktionen offenbar, oder?

Bei Weitem nicht wie erhofft und es ergeben sich daraus auch ganz andere Schlussfolgerungen. Die rechtswidrigen Sanktionen des Westens sind ja unbestreitbar ein zweischneidiges Schwert. Die Frage, wen sie also mehr treffen – Russland oder den Westen – ist, meines Erachtens, dabei sogar eine zweitrangige. Eines steht für mich aber bereits jetzt fest – der „kollektive Westen“ verliert strategisch sehr stark. Wie diese präzedenzlosen  Strafmaßnamen die österreichische Wirtschaft getroffen haben, veranschaulichen ja auch aktuelle Zahlen.

Und zwar?

Die Inflationsrate betrug hierzulande heuer im März 9,2% mit einem Monats-Rekordwert im Jänner von 11,2%. Die Lebensmittelpreise stiegen um 16%, die Spritpreise um 30%, die Firmeninsolvenzen stiegen im 1. Quartal 2023 um 22% ( das sind jeden Tag 14 Unternehmen). Neue IWF-Prognosen zeigen, dass Sanktionen den EU-Ländern mehr schaden als Russland. 2023 erwartet die österreichische Wirtschaft ein Wachstum von 0,4%, also rund die Hälfte der Wachstumsrate Russlands (0,7%).

Und wie sieht es in Russlands Wirtschaft jetzt wirklich aus?

Was die russische Wirtschaft betrifft, so hat unsere Regierung rechtzeitig effektive Maßnahmen zur Kaschierung der negativen Folgen der Sanktionen ausgearbeitet. Von einem vom Westen erwünschten Kollaps kann zweifelsohne keine Rede sein. Das bestätigen sowohl namhafte Wirtschaftsexperten im Westen, als auch internationale Wirtschaftsinstitutionen. Höchste Noten bei der Bewältigung der Sanktionsfolgen werden der Zentralbank und dem gesamten Banksektor vergeben. Beispiellose Restriktionen haben ihrerseits zu einem grundlegenden Umdenken unserer Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsstrukturen geführt mit dem Schwerpunkt Innovationen und Eigenproduktion strategisch wichtiger Güter. Dazu die Umorientierung der Handelsströme auf neue Märkte, sichere Zahlungsmittel, aber auch Zukunftsperspektiven. Jetzt haben wir bereits weniger als 4% Inflation, die Investitionen in das Gesamtkapital sind um 4,6% gestiegen.

Im Allgemeinen ist auch zu betonen, dass Sanktionen niemals zum angestrebten Ziel führen und in den meisten Fällen nur das Gegenteil bewirken. Aber die in Europa bereits entstandenen Gräben, absolut künstlicher Natur wohlgemerkt, sind, wenn überhaupt, nur mit großer Mühe zu schließen. Und noch einmal: Entspricht all das den Erwartungen der Bevölkerung der zurzeit unfreundlichen Länder? Ich bezweifle das sehr.

Teile der цsterreichischen Wirtschaft beginnen mehr oder weniger laut darüber nachzudenken, ob die EU-Sanktionen gegen Russland nicht doch Österreichs Wirtschaft und Österreichs Bevölkerung mehr treffen als Russland. Kommt da Hoffnung auf eine Gesprächsbasis auf?

Die handelswirtschaftliche Zusammenarbeit, die lange Zeit Grundpfeiler und wichtigste Antriebskraft unserer bilateralen Beziehungen mit Österreich war, bleibt, wiewohl durch den Sanktionsdruck gebremst, immer noch bestehen und bedeutend. Statistisch gesehen zählt Russland weiterhin zu den wichtigsten Handelspartnern Österreichs und nimmt nach Exportvolumen den 6. Platz ein. Nach russischen Angaben ist im Zeitraum Jänner-Oktober 2022 unser bilaterales Handelsvolumen sogar um 65,4% gewachsen, wenn auch größtenteils wegen rekordhoher Energiepreise. Laut WKÖ hat sich der gegenseitige Handel 2022 verdoppelt – auf 10,07 Milliarden Euro. Österreichs Exporte sind dabei 2022 um nur 8% zurückgegangen. EU-weit um 38,1%, Russlands Exporte um 76% Prozent gewachsen. Kein Zweifel, dass die bedeutende Mehrheit der Business-Community in Österreich sowie anderen EU-Mitgliedstaaten mit dem heutigen Stand der Dinge nicht zufrieden ist und diese völkerrechtswidrigen Restriktionen als kontraproduktiv und für sich selbst schädlich betrachtet. Die europäischen Geschäftsleute verlieren viel: Ihre frühere Position auf dem russischen Markt werden zügig von Firmen und willigen Partnern aus anderen Ländern neu besetzt, deren Regierungen mehr Vernunft und Weitsicht haben. Diese lukrativen Nischen wären irgendwann, wenn überhaupt, nur mit großer Mühe zurückzuerobern. Was den russisch-österreichischen Energiedialog betrifft, so hat die Bundesregierung entgegen der wirtschaftlichen Logik sich beeilt, diesen mit Russland für beendet zu erklären. Man versucht jetzt in aller Eile die schon ein halbes Jahrhundert andauernde tadellose strategische Partnerschaft unserer Länder am Gassektor, als Fehlentscheidung abzuschreiben. Und vergisst dabei, dass gerade diese im großen Umfang die Grundlage für die wirtschaftlichen Wunder und Grundpfeiler des Wohlstands Österreichs (wie einiger anderer Länder) sicherstellte. Die zurzeit heftig diskutierte Notwendigkeit der neuen österreichischen Sicherheitsdoktrin, die unter den allerersten Aufgaben auf die Verringerung der „Energieabhängigkeit“ von Russland ausgerichtet scheint, stellt nicht mehr oder weniger einen Kampf gegen Windmühlen dar. Wir hören oft davon, dass es kein „business as usual“ mehr geben wird. Hierbei ist zu versichern, dass „business as usual“ definitiv nicht mehr für unseren Energiedialog möglich sein wird. Wir werden uns auf andere, verlässlichere Märkte und vertrauenswürdige Abnehmer umorientieren. Wir werden uns von niemanden damit erpressen lassen.

Sind Sie als Vertreter Russlands in Österreich eigentlich in Kontakt mit österreichischen Diplomaten oder Politikern? Wird zumindest geredet?

Unsere ehemals konstruktiven und partnerschaftlichen Beziehungen mit Österreich sind leider auf dem Tiefststand. Die Botschaft arbeitet aber nicht im Vakuum. Wir bleiben mit österreichischen Behörden, auch mit dem Außenministerium, meistens auf Arbeitsebene, im Kontakt, soweit es zurzeit notwendig ist. Auch, oder vor allem, heikle und unangenehme Themen werden unsererseits ganz offen angesprochen. Aber das ist nicht das Entscheidende. In Anbetracht der aktuellen Einstellung der österreichischen Koalitionsregierung haben wir eine schrumpfende Verhandlungsbasis und Tagesordnung. Wenn zu dem, was in Brüssel bereits erklärt wurde, in Wien nichts mehr hinzuzufügen gibt, bleibt uns wenig Gesprächsstoff übrig.

Das klingt nach starker Verbitterung und Enttäuschung, oder?

In seinem Bestreben um eine grenzenlose Euro-Solidarität verliert Österreich im Grunde genommen die internationale Bedeutung und die Rolle eines neutralen Staates und interpretiert die Neutralität ausschließlich in militärischen Dimensionen. Aber auch da kommen Fragen auf. Es mehren sich Meldungen von Waffentransporten für Kiewdurch die Alpenrepublik. Auch von besorgten ÖsterreicherInnen und Landsleuten bekommen wir oft Hinweise auf solch verdächtige Transitlieferungen. Der österreichischen Militärfьhrung ist unsere Position dazu gut bekannt. Die Versicherungen, dass keines der durch Österreich laufenden Transporte, für Kiew bestimmt sei, sind von hier aus schwer überprüfbar und bleiben auf dem Gewissen Wiens. Sie klingen nicht besonders glaubhaft, wenn zum Beispiel die Panzer durch das österreichische Eisenbahnnetz rollen. Zusammenfassend: Der offen unfreundliche Kurs der österreichischen Führung, einschließlich der bereitwilligen Unterstützung der illegitimen und  massenhaften antirussischen Sanktionen, zerstört das über Jahrzehnte aufgebaute konstruktive Fundament der bilateralen Beziehungen vollkommen und schränkt die Aussichten auf eine ernsthafte Normalisierung in absehbarer Zukunft wesentlich ein. Wir registrieren sehr wohl, wie österreichische PolitikerInnen sich ganz offen stark russlandfeindliche Aussagen erlauben und dann Veranstaltungen nationalistisch gesinnter Anhänger von Bandera im Zentrum Wiens nicht zu bemerken scheinen. Unter solchen Umständen kann von einem inhaltlichen Dialog mit Wien momentan keine Rede sein. Wir bleiben aber eine für Kontakte offene Botschaft im repräsentativen Wiener CD und schützen auch selbständig Denkende und absolut vernünftige Persönlichkeiten in der Politik und darüber hinaus in Österreich.

Martin Sörös mit dem russischen Botschafter.

Abseits der Mainstream-Medien verdichten sich in sozialen Netzwerken Meldungen darüber, dass es beim Konflikt zwischen Russland und der Ukraine in Wahrheit um eine Art neue Weltordnung geht. Die USA und die EU auf der einen Seite, die BRICS-Staaten mit Saudiarabien, Afrika und anderen Unterstützern auf der anderen Seite. Was ist da dran?

Die Welt befindet sich in der Tat im Wandel. Versuche, eine unipolare Weltordnung mit einer ganz kleinen Gruppe von Ländern (wie die G7) an der Spitze, die sich als „Garten“ bezeichnet und dem restlichen „Dschungel“ ihre Regeln aufzuzwingen versucht, sind am Scheitern. Das ärgert Washington und Brüssel natürlich gewaltig, aber wir sind davon überzeugt, dass sich das neue Modell einer demokratisch freien, pluralistischen Welt, basierend auf internationalem Recht, ohne neokolonialer Ausbeutung, Drohungen und Erpressung schließlich durchsetzen wird. Dafür treten wir und mit uns eine sehr bedeutende Gruppe gleichgesinnter Länder wie zum Beispiel China ein.

Und Europa?

Die EU verschmilzt in sicherheitspolitischen Aspekten immer mehr mit der NATO, die ihrerseits sich immer mehr um Weltdominanz bemüht. Die Europäer scheinen dabei ganz aus den Augen zu verlieren, wie sie für die Interessen der USA instrumentalisiert und in ein gefährliches Machtspiel hinein gezogen werden. Die NATO ist schon lange kein Verteidigungsbündnis mehr und versucht vehement die Befugnisse des Sicherheitsrates der UN zu untergraben. Ich brauche Ihnen überhaupt nicht zu erklären, wie gefährlich das sein kann, die Beispiele der Bombardierungen Belgrads stehen immer noch vielen vor den Augen. Oder die Folgen der fiktiven „guten Absichten“ gegenüber dem Irak, Libyen . . .  Die Liste ist lang, wenn man über verbrecherische Politik sprechen möchte. In Syrien hat es bekanntlich nicht geklappt.

Russland seinerseits festigt die Beziehungen zu den aufstrebenden Ländern der Welt. Diese Ländergruppe repräsentiert eine absolute Mehrheit der Weltbevölkerung. Wie Sie richtig erwähnt haben, pflegen wir eine gute Zusammenarbeit mit den BRICS-Ländern. Die russisch-chinesische Partnerschaft ist stärker denn je. Wie Präsident Putin es treffend formuliert hat, ist es eine Partnerschaft, die in die Zukunft gerichtet ist. Erfreulich entwickeln sich unsere Kontakte mit den Ländern des Persischen Golfs, die Partnerschaft mit Ägypten, Algerien, einer breiten Reihe der Staaten von Afrika, Lateinamerika, wo Außenminister Lawrow gerade zu einem großen Besuch war, Südostasien und dem Nahen Osten. Diese Liste kann ich noch mehr ausweiten – vor allem auf die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion, der Shanghaier Organisation fьr Zusammenarbeit und so weiter. Wir betonen immer wieder, dass alle Länder das Recht haben sollten, nach universellen Regeln zu leben, die in der UN Charta vereinbart und verankert sind und nicht eben nach Vorgaben eines wohlbekannten Machtzentrums und dessen Satelliten. Wenn diese Erkenntnis auch irgendwann endlich bei dem „zivilisierten“ Westen einkehrt, wird unsere Welt deutlich besser, friedlicher und gerechter leben können. Die Hoffnung stirbt als letzte.

Bild pixabay / designerpoint


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Martin Sörös ist freier Journalist und war fast 25 Jahre beim “Kurier”.


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16 Kommentare

  1. Steve Acker 23. April 2023 at 23:12Antworten

    Melnyk (ukrain. vizeausßenminister und früherer Botschafter in D )hat getwittert, dass die Ukraine das 10-fache der bisherigen Waffenlieferungen benötigt um gegen Russland bestehen zu können. Jedes lande solle doch 1% seines BIP für Waffen für die Ukraine aufwenden.

    Das ist im Grunde das Eingeständnis dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnnen kann. Denn diese Mengen kann die Nato definitiv nicht liefern.
    Schon jetzt verschiesst die Ukraine mehr Munition als die Nato produzieren kann, hat selbst Stoltenberg zugegeben.

    Das bedeutet auch, dass die laufenden Waffenlieferungen nur Leid und Zerstörung in die Länge ziehen.

  2. Andreas I. 23. April 2023 at 12:37Antworten

    Hallo,
    es gibt einige Formulierungen, die hört man von russischer Seite seit Jahren, aber ich habe das Gefühl, sie werden im Westen nicht verstanden.
    Beispielsweise:
    “Unteilbarkeit der Sicherheit”

  3. Junke 23. April 2023 at 10:27Antworten

    Ja, Herr Dimitrij Ljubinskij, wenn diese Erkenntnis auch irgendwann endlich bei Putin einkehrt, wird unsere Welt deutlich besser, friedlicher und gerechter leben können. Doch hier wird die Hoffnung vorher erwürgt.

  4. C. WT 23. April 2023 at 10:18Antworten

    Gesprochen wird viel und dabei oft viel vergessen. Der Absatz im Artikel: Man versucht jetzt in aller Eile die schon ein halbes Jahrhundert andauernde tadellose strategische Partnerschaft unserer Länder am Gassektor, als Fehlentscheidung abzuschreiben.
    Hier bin ich ganz bei Ihnen.
    Weiter im Absatz: Wir betonen immer wieder, dass alle Länder das Recht haben sollten, nach universellen Regeln zu leben, die in der UN Charta vereinbart und verankert sind und nicht eben nach Vorgaben eines wohlbekannten Machtzentrums und dessen Satelliten.
    Tatsache? Aber Krieg führen und deren universellen Regeln Missachten. Den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren ist davon nicht im Ansatz zu sehen, Herr Botschafter. Also Reden sind sie alle sehr gut. Handlungsbedatf Null.
    Ja die Hoffnung stirbt als letzte. Aber sie stirbt.

    • Andreas I. 23. April 2023 at 13:33Antworten

      Hallo,
      zu den universellen Regeln gehört die UN-Charta und da gibt es einerseits das Verbot von Gewaltanwendung und Gewaltandrohung und andererseits die Legalität von militärischem Beistand.

      Wenn Lugansk und Donezk Oblaste des Staates Ukraine waren, dann ist der Einmarsch verbotene Gewaltanwendung.
      Wenn Lugansk und Donezk souveräne Staaten waren, dann ist der Einmarsch erlaubter Beistand.
      (Denn Lugansk und Donezk wurden bekanntlich seit 2014 von der Ukraine angegriffen / beschossen.)

      Tja … aber nach welchen Regeln ist ein Staat ein Staat?
      Wenn er von anderen Staaten anerkannt wird und wenn ja, von wie vielen?
      Oder wenn die Bevölkerung es per Abstimmung beschlossen hat, Selbstbestimmungsrecht der Völker?

      Wer argumentieren will, dass Russland die Abspaltung von Lugansk und Donezk betrieben haben könnte, der müsste der Ausgewogenheit halber aber dann auch in Betracht ziehen, dass USA den Regierungswechsel in Kiew 2014 betrieben haben könnte und dass dieser Regierungswechsel chronologisch vor der Abspaltung von Lugansk und Donezk lag, also:
      Aktion Regierungswechsel → Reaktion Abspaltung.

      Und apropos UN-Charta und Verbot von Gewaltanwendung und Gewaltandrohung.
      Was ist Gewaltandrohung?
      Russland fühlt sich von einer gewissen Einkreisung (USA-Militärstützpunkte in Polen, Rumänien, Südkorea und Japan) bedroht.
      USA sagt, jeder dürfe Militärbündnisse wählen, wie er wolle.
      Russland sagt, das gilt nur dann, wenn dadurch nicht die Sicherheitsinteressen anderer gefährdet werden.

  5. Jan 22. April 2023 at 21:40Antworten

    “definitiv nicht mehr für unseren Energiedialog möglich sein wird. Wir werden uns auf andere, verlässlichere Märkte und vertrauenswürdige Abnehmer umorientieren.”

    Nehammer ist aus Katar mit leeren Händen gekommen, woanders hat man es gar nicht erst versucht.

    Österreichs Selbstversorgungsgrad ist glücklicherweise hoch die Qualität ausgezeichnet – auch wenn Inzersdorfer gerade eine Insektenfabrik baut. Doch: Es handelt sich um eine auf fossilen Rohstoffen aufgebaute Agrarwirtschaft; Dünger wird noch nicht aus Solarstrom hergestellt und eTraktoren im großen Masstab? Auch ‘bio’ benötigt Treibstoffe.

    Ich würde dazu gerne einmal eine Durchrechnung der Regierung Nehammer sehen: Preissteigerungen, Exportquote, Selbstversorgungsgrad, Anpassung von AMS, SH und Pensionen.

    Er hat doch wohl hoffendlich eine?

    • H. Schmidt 23. April 2023 at 5:50Antworten

      Jan
      22. April 2023 at 21:40Antworten

      Betrachtet man Ihre Kommentare, seit der Sprengung der Nordstream Pipelines im Nachgang, so ist festzustellen dass von Ihren Behauptungen rein gar nichts eingetreten ist.
      Es gab zu keiner Zeit einen Mangel an Energie, weder bei fossilen Brennstoffen noch bei Elektrizität.
      Es würde mich brennend interssieren was Sie zu ihren Theorien veranlasst.
      Das Thema Enbergie, scheint ein Hobby von Ihnen zu sien, sind ihre Theorien in irgendeiner
      Art fundiert ?
      Solche Experten gab es bereits zur Genügen in den 70 zigere Jahren und alle lagen sie falsch mit ihren Weissagungen.

  6. Grld 22. April 2023 at 15:16Antworten

    Es ist traurig, wenn nach so einem Artikel der Satz
    “Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.” stehen muss, um nicht in eine unangenehme Situation zu kommen.

    Deshalb umso mehr danke für den Beitrag.

    Ja Österreich hätte als Neutraler viel zur Entspannung beitragen können.
    Aber dafür solidarisiert sich die Regierung viel lieber mit einer Ideologie die eigentlich in Österreich verboten ist. Noch dazu gegen den Willen einer grossen Anzahl österr. Bürger.
    Europa wird am Boden liegen, viel fehlt ohnehin nicht mehr.
    Die “Freunde” werden uns nicht helfen können oder überhaupt nicht mehr kennen wollen. Wer wird dann mit Russland verhandeln?

    • Andreas I. 23. April 2023 at 13:54Antworten

      Hallo,
      m.E. hängt es von USA ab und so lange die USA-Strategen die weltweite Vorherrschaft der USA zum Ziel haben, kann es keine Verhandlungen geben. Denn für diese Vorherrschaft müssten sie Opponenten mindestens schwächen oder zerstückeln wie Jugoslawien – und darum gibt es aus russischer Sicht auch keinen weiteren Verhandlungsspielraum als die bereits geforderten (und vom Westen abgelehnten) Sicherheitsgarantien.

      Es müsste schon etwas wesentliches passieren, z.B. dass morgen die BRD aus der Nato austritt, aber das bleibt ein Traum. Realistisch betrachtet sind die EU im Allgemeinen und die BRD im Speziellen fest in der Hand transatlantischer Netzwerke.
      Hoffen kann man m.E. auf die Zeit danach, dass manche Leute wenigstens nach dem Schaden klug werden.

  7. Ulrich Hermann 22. April 2023 at 13:25Antworten

    Es ist der Botschafter Russlands und seine Aufgabe ist es, die Haltung Moskaus zu vertreten.
    Macht er in meinen Augen ganz gut.
    Demgegenüber haben die Regierungen in der EU als wichtigste Aufgabe,die Interessen jeweils ihrer Bürger zu vertreten.
    Dass sie drei Jahre lang in Sachen Corona dies nicht getan haben, lässt massive Zweifel daran aufkommen, ob nicht auch in anderen Bereichen das Wohl der Regierten im Fokus der Aktivitäten der politischen Akteure steht.
    Aus diesem Grund habe ich sehr starke Zweifel an dem, was uns in Deutschland (und auch Österreich) von Amts wegen als alleinseligmachende Wahrheit in Bezug auf den Ukrainekonflikt vorgesetzt wird.

  8. Frank D. 22. April 2023 at 12:10Antworten

    Respekt an alle Beteiligten für das Interview und dessen Veröffentlichung.

  9. Fritz Madersbacher 22. April 2023 at 11:53Antworten

    “… das Verständnis der Gründe der Vorgänge in der Ukraine”
    … ist im verursachenden “Westen” natürlich nicht zu finden. Der “Haltet den Dieb” schreiende Missetäter schlägt lieber drein in verblendeter Weiterverfolgung seiner Ziele, begleitet von Durchhalteparolen wie anno nazimal. Aber die Sache der westlichen Gewohnheits-Möchtegern-Machtmonopolisten ist zum Scheitern verurteilt. Da nützt auch die Unterstützung der mit dem politischen Horizont von Gartenzwergen ausgestatteten Politiker/-innen und Medien in Österreich, die faktisch längst einer glaubwürdigen Neutralitätspolitik abgeschworen haben, nichts. Aber für die Bevölkerung Österreichs ist es jetzt hoch an der Zeit, diesen “Neutralitäts”-Schwindel zu beleuchten und – über alle Parteigrenzen hinweg – abzustellen, seine Folgen sind dramatisch!

    • Fritz Madersbacher 22. April 2023 at 14:47Antworten

      “Von den defensiven Positionen in eine Offensive zu kommen, ehe sie von russischen Truppen abgenutzt wird – das wird die große Herausforderung für die Ukraine” – Und dabei erhält sie nun bahnbrechende Unterstützung durch “Das ABC zur ukrainischen Gegenoffensive” im NATO-Revolverblatt “Der Standard” (22/04/2023), und zwar durch ein in Innsbruck am Institut für Politikwissenschaften ausgebildetes Militärgenie, das kürzlich auch dem brasilianischen Präsidenten mitgeteilt hat, was er endlich zu begreifen habe (“Lula muss verstehen, dass nur Putin den Krieg in der Ukraine beenden kann”, “Der Standard”, 19/04/2023). “Von Abnützung bis Zweifrontenkrieg … Von den defensiven Positionen in eine Offensive zu kommen, ehe sie von russischen Truppen abgenutzt wird – das wird die große Herausforderung für die Ukraine” (ebd.)
      Zum Stichwort “Yankee” heisst es da etwa:
      “Yankee – Seit Kriegsbeginn, also seit dem Überfall auf die Ostukraine im Jahr 2014, hat Kiew das Militär mithilfe US-amerikanischer Expertise und US-Geld massiv verbessert und professionalisiert … Die USA zeigten sich als der stärkste Unterstützer des Landes und stellten militärische Unterstützung im Wert von rund 50 Milliarden Dollar bereit. Washington ist damit der mit Abstand größte Unterstützer. Eine unfassbare Summe, die im Vergleich zu dem, was die USA ansonsten für ihr Militär ausgeben, aber durchaus relativiert wird. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel Schaden die USA einem historischen Rivalen mit dieser Unterstützung und ohne einen einzigen toten US-Soldaten zufügen können”
      “Der Standard” denkt (und bangt) mit, hoffentlich findet sein Durchhalte-Kochrezept schnell seinen Weg nach Kiew …

  10. Vietato Fumare 22. April 2023 at 11:23Antworten

    Gerade Österreich hätte als neutrales Land die Chance, einen anderen Weg zu gehen als die offensichtlich trunkene Entourage rund um Baerbock, Scholz & Co. Dass der österr. Kanzler Nehammer und sein Kabinette stattdessen Geschmack am medialen Kesseltreiben gegen Russland finden und ebenfalls mitrühren möchten, ist unfassbar dumm. Die Österreicher werden es noch bitter bereuen, all den ungeheuerlichen Ansagen dieser Politiker weitgehend achselzuckend zugeschaut zu haben.

    Man darf die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgeben. Aber die Realität ist: Dank massenmedialem Dauerfeuer sind viele Köpfe nun “ukrainisiert”. Insbesondere haben viele von der Impfung frustrierte Follower der Science nun in der Ukraine-Verherrlichung eine passende Ersatzreligion gefunden. Die Ernüchterung wird zweifellos auf dem Fuß folgen, genauso wie bei der sehnlich erwarteten mRNA-Impfung. Aber es wird dann womöglich zu spät sein.

  11. Stefan Ochsner 22. April 2023 at 11:15Antworten

    Bravo

    Gut gemacht Martin. Beste Grüße vom Sale

    Stefan Ochsner

  12. therMOnukular 22. April 2023 at 11:06Antworten

    Danke sehr, Herr Botschafter!

    Ein zweites Mal, dass mir seine Ausführungen um ein Vielfaches vernünftiger und besonnener erscheinen, als das Kriegs-Gebell unserer obersten, suizidalen Staatsvernichter.

    Und beachtenswert finde ich auch, wie sich wieder einmal die Doppelmoral zeigt: die diplomatischen Beziehungen sind auf einem Tiefststand, also reden will man nicht. Aber “Gas her, gefälligst”, das richtet man ihnen dann doch noch aus…….

    Ich fürchte, er hat Recht. Österreich hat den Vorteil der Neutralität, der von Kreisky auf seinen Gipfel gebracht wurde, bereits wieder vollständig verspielt. Werte-Vernichtung im “Werte-Westen”.

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