So funktioniert Immunität gegen Coronavirus durch T-Zellen

28. August 2020von 3,7 Minuten Lesezeit

Die Virologen haben geklärt, wie das Virus aussieht und welche Arten es davon gibt. Die Epidemiologen haben herausgefunden wie ansteckend es ist und wie es sich verbreitet. Aerosolphysiker haben sogar berechnet wie weit es in trockener und feuchter Luft fliegen kann. Danke dafür, das ist alles hoch interessant, schützt uns aber nicht vor Infektion oder Erkrankung. Da hilft einzig und allein das eigene Immunsystem – und dafür sind andere Wissenschaftler kompetent.

Wie wenig Zusperren und ähnliche Maßnahmen gegen Infektion helfen, zeigt das Beispiel Peru, das den weltweit schärfsten und längsten Lockdown produziert, aber die zweithöchste Todesrate nach Belgien hat. Oder die Episode der Forscher in der Antarktis, die nach 17 Wochen totaler Isolation einen Ausbruch des Corona Erkältungsvirus hatte.

Der einzige wirkliche Schutz ist noch immer das eigene Immunsystem. Es gibt leider bisher große Unklarheiten wie es funktioniert. Prof. Brigitte König erklärt die wichtigsten Funktionsprinzipien in einem Artikel in Ausgabe 2020/171 von OM & Ernährung. König hat Biologie, Chemie und Medizin studiert, sich im Fach „Medizinische Mikrobiologie und Infektionsimmunologie“ habilitiert und ist stellvertretende Direktorin des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum Leipzig und gehört als externe Professorin dem Lehrstuhl der Medizinischen Fakultät an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg an.

Die Bedeutung der T-Zellen

Beim Thema Immunität und Impfen und auch bei der Frage, wer aller schon infiziert war, spielen Antikörper und der Test darauf zu Unrecht die zentrale Rolle in der öffentlichen Diskussion. König schreibt dazu:

„Die bei der Impfstoffentwicklung am häufigsten angewandte Strategie ist die Erzeugung robuster Antikörperreaktionen. Daher sind Impfungen, die ausschließlich die Induktion neutralisierender Antikörper fördern, nicht optimal um Schutz gegen viele Infektionen mit Atemwegsviren zu bieten. Die Induktion von zellulären Immunantworten hat bisher bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Atemwegsviren wenig Beachtung gefunden. CD8+ T-Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei der viralen Clearance nach vielen viralen Atemwegstraktinfektionen einschließlich RSV, IAV, HMPV sowie SARS-CoV-1 und SARS-CoV-2.“

Also nochmal: Das Immunsystem braucht die T-Zellen, die den Kampf steuern und ihn am Schluss auch in 99,9 Prozent der Fälle gewinnen.

„Eine wirksame Immunantwort gegen Virusinfektionen hängt von der Aktivierung von zytotoxischen T-Zellen ab, die die Infektion durch Abtöten von virusinfizierten Zellen beseitigen können. Darüber hinaus regulieren T-Zellen die Aktivitäten von B-Zellen und weiteren Zellen, die an Immunantworten beteiligt sind. In dieser Hinsicht helfen sie auch bei der Antikörperproduktion durch die B-Zellen.“

Der zeitliche Verlauf

In der Grafik ist die Kinetik und Stärke von Immunantworten auf Infektionen schematisch dargestellt. Tritt ein unbekanntes Virus (grüne Linie) auf, reagiert der Körper zunächst mit der allgemeinen angeborenen Abwehr (schwarze Linie). Es folgt die T-Zellen und B-Zellen Aktivität (violette Linie) und sobald die B-Zellen die Antikörper hergestellt haben, beginnen diese Viren zu binden (rote Linie). Kommt es zur Neuinfektion werden die Schädlinge erkannt und die Reaktion spezifischer Antikörper und T-Zellen setzt sofort mit voller Stärke in.

Oft erfolgt eine neuerliche Infektion erst nach Jahren. Nach einer Infektion sterben die meisten Abwehrzellen ab, nur 5 bis 10 Prozent verbleiben als langlebige Gedächtniszellen mit dem Potenzial sich bei Neuinfektion rasend schnell zu vermehren. Der Körper hebt nicht alles auf, da diese Zellen und ihre Erneuerung selbst in Ruhe Energie verbrauchen. Sie benötigen weniger Energie, aber dennoch eine nicht zu vernachlässigende Geschwindigkeit des Energiestoffwechsels um Funktionen wie Ionentransport und Membranintegrität aufrecht zu erhalten. Dieser Energiestoffwechsel wird von den Mitochondrien genannten Kraftwerken im Körper erledigt.

Wenn nun diese Energiebereitstellung gestört ist, kann die Immunaktivität der T-Zellen erheblich beeinträchtigt werden. Und hier kommt die richtige Ernährung und die Bereitstellung der nötigen Mikronährstoffe ins Spiel. Auch darf das Immunsystem nicht durch Krankheiten wie Übergewicht, Adipositas, Diabetes, Krebs, Hypertonie, Herz- oder Kreislauferkrankungen gestört und überlastet werden.

Gegen diese Krankheiten kann man mit richtiger Ernährung viel tun, sie kommen fast alle von zu viel Zucker und Kohlehydraten (= polymerer Zucker) in der Nahrung, häufig in Verbindung mit zu wenig Bewegung. Hinweise was man zur Stärkung des eigenen Immunsystems tun kann und sollte finden sich hier.

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