Im russischen Exil: LGBT und trotzdem ungefährdet

17. April 2024von 14 Minuten Lesezeit

Auch wenn die sexuelle Orientierung eines Menschen keine Rolle spielen sollte, bei Gert-Ewen Ungar ist sie von Bedeutung. Dass ein bekennender Homosexueller freiwillig nach Moskau auswandern kann, lässt sich mit dem westlichen Narrativ nicht ganz in Einklang bringen.

Gert-Ewen Ungar, geboren 1969, studierte in Frankfurt am Main Philosophie und Germanistik und lebte in Berlin. Seit 2014 absolviert er regelmäßig Reisen nach Russland und berichtet über seine dortigen Erfahrungen. Wir kennen uns seit 2013 virtuell und seit 2020 persönlich als er am 30.5.2020 auf der Kundgebung „Kündigt Ramstein Airbase“ über das Thema „Was fühlen Russen aufgrund der NATO-Aktionen in Deutschland & Europa?“ sprach. Das war deutlich vor der Eskalation des Krieges im Februar 2022 und macht klar, wie problematisch die NATO-Expansion bereits zu diesem Zeitpunkt war.

Vor einiger Zeit ist er nach Russland ausgewandert, weil die politische, aber auch seine persönliche Lage in Deutschland für ihn nicht mehr tragbar waren. Bei unserem Treffen in Moskau erzählt er mir, warum und wie es ihm in seiner neuen Heimat jetzt geht.

Seit wann bist Du in Russland

Seit 1,5 Jahren. Am 6.8.2022 habe ich Deutschland verlassen, am 8.8 habe ich angefangen, in Moskau zu arbeiten.

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Wo hast Du vorher gearbeitet?

Ich habe in Berlin gelebt und als Pädagoge in der Sozialpsychiatrie gearbeitet. Nebenbei war ich als freiberuflicher Journalist für ein inzwischen in Deutschland verbotenes russisches Medium tätig. Inzwischen arbeite ich vollberuflich als Journalist und schreibe für den deutschen Kanal dieses russischen Mediums über politische Themen.

Warum bist Du gegangen?

Gute Frage. wenn man für ein russisches Medium schreibt so wie ich, der ich dort viele Meinungsbeiträge veröffentlicht habe, wird man in Deutschland beschimpft. Dann ist man Propagandist Putins und macht russische Propaganda. Das Narrativ ist in Deutschland in den Köpfen ganz fest verankert.

Mit dem 24.2.2022 und dem Beginn der Spezialoperation, hat sich die Atmosphäre nochmals deutlich verschärft. Ich bekam dann auch noch Morddrohungen und in den sozialen Netzwerken wurde veröffentlicht, wo ich wohne. Es war zwar nicht die genaue Adresse, sondern der Stadtteil, aber mir wurde es einfach zu brenzlig. Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht nach Russland zu gehen. Ich wollte das zunächst privat über Freunde organisieren und überlegte, ein eigenes Geschäft aufzumachen. Dann bekam ich aber das Angebot von dem russischen Medium und damit wurde es schlagartig auch ganz einfach.

Wir „kennen“ uns ja schon lange über Facebook, ziemlich genau seit Deiner Reise nach Russland, wo Du einem bestimmten Gesetz nachgegangen bist. War das Dein erster Kontakt mit Russland?

Ja. Der erste Kontakt mit dem Land entstand tatsächlich aufgrund des LGBT-Propagandagesetzes. Es war 2013 als Russland seinen Jugendschutz verschärfte und die Propaganda für gleichgeschlechtliche Lebensweisen mit der Verbreitung von Pornographie gleichgestellt hat. Da gab es in Deutschland zahlreiche große Proteste. Bei einem Protest, der damals vor der russischen Botschaft stattfand, war ich auch dabei. Aber danach schoss es mir durch den Kopf: „Also eigentlich können die Dir alles erzählen“. Damals hieß es, die Schwulen und Lesben werden durch die Straßen Moskaus getrieben, gejagt und verprügelt. Mir wurde schlagartig klar, ich weiß einfach nicht, was wirklich wahr ist. Über das Internet habe ich daraufhin Kontakt zu Schwulen in Russland gesucht, fand Kontakt zu Dima, der mich einlud, ihn zu besuchen. So kam ich zum ersten Mal nach Russland, konnte noch kein Wort Russisch und wir sind dann hier von einer queeren LGBT-Bar in die nächste gefallen. Ich dachte mir nur: „Was erzählen die mir in Deutschland eigentlich?“

Aus dem Kontakt zu Dima entstand eine intensive Freundschaft, wir treffen uns regelmäßig. Dima lebt hier mit seinem Freund zusammen. Ich lebe inzwischen mit meinem Freund zusammen. Mein Schlüsselerlebnis damals war, schlicht und ergreifend, dass das, was man in Deutschland erzählte, mit dem, was man hier in Russland vorfindet und erlebt, nicht das Geringste zu tun hat. Und das ist nach wie vor so.

Du hast damals Berichte über diese Reise geschrieben, die ich gelesen habe und von denen ich fasziniert war. Wenn ein bekennender Homosexueller sagt, die Aussagen zur Verfolgung Homosexueller in Russland sind falsch, muss ich dem das glauben. So mein Zugang damals.

Ja. Das ist auch so. Es läuft hier ganz viel anders als in der EU und Deutschland. Den Hype und die Instrumentalisierung von LGBT-Themen gibt es hier tatsächlich nicht, das wird unterbunden. Das heißt aber nicht, dass man hier unterdrückt lebt. Das ist etwas anderes.

Es gibt eine große Skepsis in Russland gegenüber LGBT als politischem Thema, als Instrument zur politischen Einflussnahme. Es ist ja so, dass deutsche Verbände, die Finanzmittel von der Bundesregierung bekommen, das Thema benutzen, um sich in die inneren Angelegenheiten Russlands einzumischen. Insofern finde ich das Verbot der LGBT-Bewegung – nicht der Menschen und ihrer Verhaltensweisen – nachvollziehbar und ehrlich gesagt auch richtig.

Man muss sich das mal andersherum vorstellen. In Deutschland ist man ja schon wegen der Anwesenheit russischer Medien in Panik. Würde Russland Organisationen in Deutschland mit dem Ziel finanzieren dort Einfluss zu nehmen und die Gesellschaft zu verändern – ich glaube, da könnte man sich vor Hysterie nicht mehr retten. Das ist aber genau das, was hier passiert ist. Ich persönlich finde es gut, dass sich Russland davon abgrenzt und diese Instrumentalisierung unterbindet. Ich fühle mich als Mensch davon absolut nicht betroffen.

Wie war Dein Einstieg in Russland vor 1,5 Jahren?

Ich wurde hier herzlich empfangen, mein Freund Pawel hat mich vom Flughafen abgeholt. Es war ein toller Einstieg aber in den ersten Wochen hatte ich einen Traum. Ich träumte, ich sei zurück in Deutschland und irgendwie auf der Flucht. Ich musste unbedingt weg. Als ich dann erschreckt aufgewacht bin, habe ich nur gedacht: „Gottseidank, du bist ja in Russland“.

Kannst Du nach Deutschland zurück gehen?

Ich weiß es nicht.

Hättest Du Bedenken?

Ja. Aktuell habe ich wirklich Bedenken. Es wurden ja alle möglichen Gesetze verschärft. Ich weiß nicht, ob und wenn ja, welche Anzeigen gegen mich laufen. Die einzige Möglichkeit das herauszufinden, ist einzureisen. Dann weiß man es genau. Aber darauf kann ich verzichten. Ich habe kein Bedürfnis, mich mit der deutschen Justiz über Russland auseinanderzusetzen. In Deutschland wird man systematisch über Russland fehlinformiert. Ich glaube nicht, dass Richter und Staatsanwälte davon ausgenommen sind und sie ein objektiveres Bild haben. Ich möchte dafür nicht ins Gefängnis gehen.

Dabei geht es mir mit dem, was ich seit Jahren tue, um Wahrheit und Gerechtigkeit. Um etwas anderes geht es mir gar nicht. Aber dadurch entstehen Probleme mit dem deutschen Strafrecht und den Behörden. Unfassbar.

Wie sind denn die russischen Behörden aus Deiner Erfahrung? Man hört, sie seien sehr formell.

Ja, es gibt hier eine Bürokratie wie in Deutschland auch. Aber ich genieße den Luxus, dass mein Arbeitgeber sehr viel für mich erledigt. Ich werde aber auch eigentlich immer sehr freundlich behandelt. Ich musste vor kurzem zur Ausländerbehörde, die liegt ein bisschen außerhalb. Das sind mehrere große Zweckgebäude an einer riesigen Bushaltestelle. Es ist alles sehr funktional und man muss auch lange warten. Im Unterschied zur Lage in Berlin riecht es aber nicht nach Erbrochenem, es liegen keine Spritzbestecke herum und es ist alles sehr zivilisiert. Man wird freundlich aber völlig sachlich behandelt. Aber das ist ok, denn ich wurde nicht als Bittsteller abgefertigt. Da habe ich in Deutschland ganz andere Situationen erlebt, als ich während meiner Tätigkeit im sozialen Bereich Ausländer zum Ausländeramt begleitet habe. Da gab es ganz andere Szenen. Sowas Unangenehmes habe ich hier noch nie erlebt.

Wie erlebst Du das Verhalten Dir als Deutschem gegenüber, durch die russische Gesellschaft oder die Behörden. Hat sich aufgrund des Verhaltens der deutschen Regierung irgendetwas in den letzten zwei Jahren geändert?

Ehrlich gesagt: nein. Wir hatten neulich mal ein Erlebnis, da haben wir gefeiert. Dabei ging es um einen Kollegen, der aus der DDR stammte, deshalb stand eine DDR-Fahne auf dem Tisch. Da hat uns ein anderer Gast, der allerdings schon etwas angetrunken war, gebeten die Fahne zu entfernen. „Das mit dem Scholz usw. ginge gar nicht.“

Aber dass ich hier aufgrund meines Deutschseins persönlich angegangen werde, habe ich nie erlebt. Andersherum ist das ganz anders. Wenn Russen nach Deutschland kommen, werden sie massiv angegangen. Sie müssen sich für ihr Russischsein entschuldigen, sich erst einmal abgrenzen und etwas Negatives über Putin sagen. Allein schon die Tatsache, dass sie Russen sind, führt dazu, dass man ihnen in Deutschland alle möglichen Schandtaten zutraut. Das gibt es hier in dieser Form definitiv nicht.

Ich war fasziniert, dass die Einreisebestimmungen während des Krieges für Deutsche erleichtert wurden und mein genehmigtes E-Visum nur vier Tag nach Ausfüllen des Online-Antrags bereits im Mail-Posteingang war.

Ja. Es passiert genau das Gegenteil dessen, was die Europäische Union macht. Die Einreise ist leicht, während Menschen, die aus Russland in den Schengenraum einreisen wollen, richtige Probleme haben. Es wird ihnen alles sehr schwer gemacht, sie müssen mit Schikanen rechnen. Mit dem Auto einzureisen geht überhaupt nicht mehr, denn das Auto wird einfach konfisziert. Da reagieren Deutschland und die EU völlig anders als Russland. Russland macht auf, heißt Menschen willkommen und möchte diesen Austausch, während man in der EU diesen Austausch wohl eher verhindern will.

Es heißt, dass man eingesperrt wird, wenn man sagt, dass Russland im Krieg wäre. Ich weiß, dass das Blödsinn ist, aber wie kann so etwas überhaupt entstehen?

Natürlich ist das Quatsch. Grundsätzlich ist Kritik nicht verboten. Allerdings muss sie im Einklang mit bestehenden Gesetzen sein. Was nicht geht, sind Beleidigungen der Armee und der Soldaten, die im Donbass kämpfen. Diejenigen, die bisher verhaftet wurden, haben nach russischer Rechtsauffassung nicht kritisiert, sondern beleidigt.

Das wird von deutschen Medien unterschlagen. Sie nennen nicht immer – bzw. fast nie – den wirklichen Grund der Verhaftung. Wenn jemand massiv beleidigt, muss er sich dafür rechtfertigen.

Das ist in Deutschland auch nicht unüblich.

Ja. Das ist so. Und was den Krieg angeht: ja, offiziell heißt es militärischen Spezialoperation in der Ukraine, aber selbst Putin spricht immer wieder von Krieg. Und ich persönlich hab meine eigene Interpretation, warum man es so nennt.

Warum nennt man sie so, was glaubst Du?

Spricht man von einer „militärischen Spezialoperation“, hat das ganz andere Konsequenzen für Russland. Dann gibt es keine Generalmobilmachung. Das ist auch ein Schutz für die EU und Europa. Wenn man nicht im Krieg ist, hat man auch keine Kriegsgegner. Die Konsequenzen sind ganz andere.

Ist das also eigentlich der Versuch einer Deeskalation?

Ja natürlich. Es soll deeskalieren. Wenn Russland sagen würde, jetzt ist Krieg und der Westen unterstützt die Ukraine massiv, stell Dir vor, was dann passiert!

In Deutschland wird immer so getan, als gäbe es juristisch fein austarierte Grenzen, ab wann ein Land eine Kriegspartei darstellt. Aber das ist völliger Unsinn. Kriegspartei ist man dann, wenn die andere Seite sagt: „Jetzt bist du Kriegspartei“. Aber solange kein Krieg herrscht, dann gibt es auch keine Kriegsparteien. Ich weiß nicht, ob das wirklich der Hintergedanke ist. Aber auf jeden Fall wirkt es deeskalierend.

Ich glaube, ich habe auch bei Euch schon mehrfach das Wort Krieg gelesen.

Sicher. Ich schreibe ständig vom Krieg – eigentlich immer. Und ich wurde noch nie dafür verhaftet. Wir haben einen Live-Ticker, der heißt Live-Ticker Ukraine-Krieg.

Aber das Gerücht hält sich hartnäckig. Mal sehen, wann Eure Redaktion deswegen verhaftet wird. Apropos Redaktion. Ihr seid ja Putin-finanziert, um uns propagandistisch dumm zu halten. Kann man das so sagen?

Ja. Nein. Nicht ganz. Also, gar nicht. Das, was in Deutschland passiert, ist erschreckend. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas wieder möglich ist. In Deutschland weiß man spätestens seit Corona, dass die Narrative von den Ministerien aus gesteuert und von den großen Medien übernommen und entsprechend bedient werden.

Das gilt natürlich auch für das Russland-Narrativ. Alle großen Medien bringen über Russland genau die gleichen politischen Informationen. Es gibt da kaum Unterschiede, maximal in Nuancen. Über den Grund des Krieges wird nicht diskutiert, über den Auslöser des Krieges wird nicht diskutiert. Die Behauptung, wenn die Ukraine fällt, dann marschiert die russische Armee weiter Richtung Berlin, Polen und das Baltikum, wird ebenfalls nicht in Frage gestellt, das gilt als gesetzt. Aber das ist natürlich absoluter Blödsinn. In Deutschland wird Propaganda gemacht. Das Verbot unseres Mediums zielte darauf ab, Konkurrenz auszuschalten, den Diskussionsraum enger zu machen und die Vielfalt von Meinungen aus dem Informationsraum herauszunehmen.

Deutsche Medien können über Russland behaupten was sie wollen und ernten keinen Widerspruch. Das ist bedenklich, weil es nicht das ist, was demokratische Gesellschaften auszeichnet und es ist auch nicht das, was eine Demokratie stärkt, sondern es macht eine Demokratie kaputt. Wenn ich bei den Diskussionen mit Deutschen in den sozialen Netzwerken höre, dass ich Putin-Propagandist bin und russische Propaganda verbreite, bin ich über die Naivität erschreckt. Die Weltsicht der meisten ist so enorm eingeschränkt. Was werden die tun, wenn irgendwann alles zusammenbricht? Dann sagen sie wieder: „Das konnten wir ja alles nicht wissen.“ Sie tun das, was ihre Großeltern auch getan haben und sie überzeugt waren, dass ihnen das nie passieren würde.

Ab Februar 2022 habe ich auf Demos immer gesagt: „Das, was Ihr in den Medien über Russland und die Ukraine lest, ist in etwa so wahr wie das, was Ihr über die Gefährlichkeit von Corona und den Nutzen der Impfung gelesen habt.“ Die meisten Corona-Maßnahmenkritiker waren damals ja politische Neulinge – aber sie haben es relativ schnell nachvollziehen können.

Das sehe ich auch so. Ich beobachte ja, was in deutschen Medien berichtet wird. Das ist meine Aufgabe in der Redaktion. Die Deutschen werden in einer Weise über die Vorgänge in Russland fehlinformiert, dass mir dafür die Worte fehlen. Dies hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, das kann man sich nicht mehr vorstellen. Es gibt eigentlich keine sachlich-inhaltlich richtige Information über Russland.

Darfst Du schreiben, was Du willst?

Ich suche mir meine Themen selbst und spreche sie mit dem Redakteur vom Dienst ab. Manchmal macht er auch einen Vorschlag, wenn mir gerade nichts einfällt. Aber ich bin in dieser Hinsicht frei, was meine Arbeit angeht. Natürlich ist es so, dass meine Grundhaltung russlandfreundlich ist. Allein aufgrund meiner Biographie der letzten 10 Jahre hat sich das so entwickelt.

Ist man negativ gegenüber Russland eingestellt, ist man bei uns vermutlich falsch. Aber es ist nicht so, dass mir Themen, Inhalte oder eine Linie vorgegeben wird. In deutschen Medien gibt es ja inzwischen sogar Kataloge, welche Begriffe man verwenden soll. Das kennen wir nicht. Es gibt eine interessante Vielfalt unterschiedlicher Sichtweisen und ich halte das auch für gesund. Natürlich gibt es die Linie: „Wir haben die russische Sicht auf die Welt“. Das ist Blattlinie, aber keine ideologische Linie. Es gibt keine Vorgaben, wie man mit einem Thema umgeht.

Es müsste die Deutschen doch erschrecken, dass deutsche Medien andere Journalisten fertigmachen, weil sie „die falsche Meinung “ haben. Da müssten doch bei jedem mit Restverstand und einem Grundverständnis von Demokratie, die Kinnlade runterfallen und sämtliche Alarmglocken schrillen.

Oh ja. Meine Kinnlade ist inzwischen auf Kniehöhe, aber was kann man tun? Siehst Du Chancen wieder zurück zu gehen?

Ich weiß es wirklich nicht. Ich fühle mich hier ja wirklich wohl, mache keine Fremdheitserfahrung und bin hier gerne. Ich war schon mal längere Zeit in Südostasien, da hatte ich Heimweh. Das habe ich hier nicht. Das, was hier aus Deutschland an Nachrichten ankommt, dazu sage ich: „Nein, da will ich nicht hin.“

Es kommen ja auch immer mehr Deutsche in Russland an, es entsteht ja regelrecht eine deutsche Exil-Community, wenn ich das richtig beobachte.

Ja. Es kommen immer mehr und ich bekomme auch Anfragen, wie man es am besten bewerkstelligen kann, nach Russland auszuwandern. Die Frage erreicht mich immer öfter. Es ist schwierig, aber es gibt viele, die wollen weg aus Deutschland. Darüber, dass so viele ihr Land verlassen wollen, sollte man sich in Deutschland dringend Gedanken machen. Die Nachrichten aus Tagesschau, Spiegel oder Zeit sagen mir überdeutlich: „Das ist nicht mehr mein Land, da will ich nicht mehr hin.“

Dann wünsche ich Dir alles Gute in Deiner neuen Heimat!

 


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18 Kommentare

  1. cwsuisse 18. April 2024 at 10:09Antworten

    Die öffentliche Zurschaustellung der sexuellen Orientierung in Deutschland empfinde ich als unangenehm, aufdringlich und unnötig. Wenn jemand dazu einen Drang empfindet, sollte er das infrage stellen.

  2. Karsten Mitka 17. April 2024 at 16:59Antworten

    Natürlich ist das möglich, die meisten in Ruhe vor sich hin lebenden Schwulen und Lesben wollen mit LGBTQXYZ+ und Regenbogen garnichts am Hut haben und gehen erstrecht niemandem auf den Nerv damit. Sie empfinden diese ganzen Regenbogenaktionen eher als kontraproduktiv, weil sie deswegen jetzt selbst wieder mehr in der Öffentlichkeit stehen und Übergriffigkeiten ausgesetzt sind.

  3. Pet van de Werft 17. April 2024 at 15:59Antworten

    Ich empfinde die Erwähnung der eigenen Sexualität in der Öffentlichkeit als obzessiv. Warum muss man als LGBT darüber öffentlich sprechen? Oder tun das auch nicht-LGBT mitterweile auch?
    Zumindest hier im Forum nicht…
    Nun ja, es gibt so so viel über das Leben auf der Erde zu sagen. Warum muss ein Artikel über Russland oder Auswanderer dort hin denn unbedingt über sexuelle Neigungen und Praktiken handeln?
    Das meine ich mit Obzession.
    Im Buch „Auswandern oder Standhalten“ von Ullrich Mies steht genau „null“ zu LBGT, aber etwas zum Auswandern und etwas zu wie es in dem anderen Land ist.

    • I.B. 17. April 2024 at 21:07Antworten

      „Normalerweise“ würde die sexuelle Ausrichtung in der Öffentlichkeit nicht derart besprochen werden. Nur leben wir derzeit nicht in „normalen“ Zeiten. Dieser Artikel handelt eigentlich vom gewaltigen Unterschied, wie Auswanderer nach Russland dieses Land erleben und wahrnehmen und wie unsere Politik und Qualitätsmedien uns einreden, wie (schrecklich) das Leben in Russland sei. Da bei uns derzeit das LGBT-Thema anscheinend das vordringlichste und lebenswichtigste Thema zu sein hat (zumindest für die Grünen), wird es hier ebenfalls behandelt. (Zitat: Damals hieß es, die Schwulen und Lesben werden durch die Straßen Moskaus getrieben, gejagt und verprügelt.) Aber dieser Aspekt ist trotzdem nur ein Teil des Berichtes über den Unterschied von Russland und dem Wertewesten-Deutschland.

      • Pet van de Werft 18. April 2024 at 7:42

        „Aber dieser Aspekt ist trotzdem nur ein Teil des Berichtes über den Unterschied von Russland und dem Wertewesten-Deutschland.“
        Wenn dem so wäre, würde die Artikelüberschrift nicht lauten : „Im russischen Exil: LGBT und trotzdem ungefährdet“
        Damit stellt der Artikel eben LGBT, also sexuelle Neigung und Praktiken vor alles.

    • I.B. 18. April 2024 at 9:37Antworten

      Pet van de Werft
      18. April 2024 at 7:42

      „Ja. Der erste Kontakt mit dem Land entstand tatsächlich aufgrund des LGBT-Propagandagesetzes.“

      Für viele Menschen ist/war die öffentliche und rechtliche Anerkennung ihrer sexuellen Ausrichtung wesentlich. Vergessen Sie nicht, dass Homosexualität noch vor gar nicht so langer Zeit bestraft wurde (in Österreich bis 1971). Danach gab es immerhin noch restriktive Gesetzgebungen bezüglich des Alters, wann Homosexualität ausgeübt werden durfte (nämlich später als bei heterosexuellem Verkehr). Wer einem homosexuellen Paar seine Wohnung zur Verfügung stellte, war Mittäter. Es war für diese Menschen also wirklich nicht leicht. Sexualität ist nun einmal eine starke Triebkraft. Kaum war diese Zeit überwunden, glaubte der überhebliche Wertewesten, anderen Ländern und Kulturen ihre Errungenschaften aufzwängen zu müssen und so kam es zB 2003 zu den von Gert-Ewen Ungar angesprochenen Protestaktionen gegen andere Länder.
      Wenigstens ist Gert-Ewen Ungar aufgefallen, dass der Popaganda-Protest vielleicht gar nicht der Wahrheit entsprach. Ich finde es daher nicht ungewöhnlich, wenn dieser Punkt als erstes angesprochen wird – auch in der Überschrift.

      „Oder tun das auch nicht-LGBT mitterweile auch?
      Zumindest hier im Forum nicht…“

      Ja, auch nicht-LGBT tun das auch, auch hier im Forum , zB ob man mit Gespikten ins Bett geht oder nicht. Manchmal in für meine Begriffe sehr primitiver Form.

      Vielleicht haben Homosexuelle auch ein gewisses „Aufholbedürfnis“, zur Normalität gehören zu können. So hat mir ein Künstler einmal erzählt, er kenne viele Homosexuelle, aber manchmal sei es ärgerlich, wenn man von diesen fast als minderwertig betrachtet werde, wenn man „Hetero“ sei. Das Pendel schlägt wohl oft in beide Richtungen extrem aus, bis es sich in der Mitte eipendelt.

      Aber ich verstehen Ihre Ansicht durchaus. Wir leben momentan in vielen Beziehungen nicht in „normalen“ Zeiten.

  4. Andreas I. 17. April 2024 at 11:47Antworten

    Hallo,
    mal wieder interessant.
    „bin ich über die Naivität erschreckt. Die Weltsicht der meisten ist so enorm eingeschränkt.“
    Ja das geht mir auch so.

    Was mir im Verhältnis Deutschland – Russland seit 2014 zunehmend auffällt, ist die Diskrepanz in der Wahrnehmung der Geschichte.
    Angeblich seien die Deutschen so sensibel im Umgang mit ihrer Geschichte. Angeblich sei deswegen Israels „Sicherheit“ für die BRD Staatsräson. Angeblich reagiert man deswegen sehr empfindlich auf Kritik an Israel.
    Aber wenn es um Russland geht, ist von Sensibilität für die Geschichte keine Spur.
    Der Widerspruch ist unübersehbar und doch schaffen es die (Mehrheit der) Deutschen, dass ihnen das irgendwie nicht auffällt. Es ist wirklich erschreckend.

    • Fritz Madersbacher 17. April 2024 at 14:16Antworten

      @Andreas I.
      17. April 2024 at 11:47
      „Aber wenn es um Russland geht, ist von Sensibilität für die Geschichte keine Spur“
      Das hat natürlich mit der Oktoberrevolution 1917 zu tun, von welchem (von niemandem ausdrücklich erlaubten und genehmigten) Ereignis sich das deutsche (Spieß-)Bürgertum und sein (Biedermeier-)Feuilleton bis heute nicht erholt haben, egal, welche bürgerlichen Wege in Rußland längst eingeschlagen worden sind …

      • I.B. 17. April 2024 at 15:08

        1917? Das war im vorigen Jahrtausend! Wer weiß denn heute davon? Seither hat sich die Welt um 360 Grad gedreht! (Ironie)

        Gorbatschow wurde bejubelt, Putin einst Standing Ovations dargebracht. Wo war denn da die Erinnerung an 1917? Ich verstehe es nicht.

        Uschi kann unwidersprochen behaupten, Auschwitz wäre von den Verbündeten befreit worden, dabei war es Russland allein. Während die USAner als unsere Befreier gefeiert wurden, waren die Russen immer unsere Feinde, obwohl sie die größte Last an Verwüstung ihres Landes und an ihren Toten zu tragen hatten. Nein, ich verstehe es nicht. Wie kann ein derartiges Feindbild entstehen?

      • Taktgefühl 17. April 2024 at 16:43

        Waren Sie schon mal in Deutschland?

      • Andreas I. 17. April 2024 at 19:13

        Hallo,
        wenn man den historischen Bogen schlagen will; 1918 gab es in Deutschland eine revolutionäre Bewegung, zwischendurch Weimarer Republik und 3. Reich, dann seit 1950 in der alt-BRD (und seit 1990 in der gesamten BRD) eine starke transatlantische Orientierung, besonders im Kalten Krieg.
        Also das hat natürlich alles seinen Vorlauf, trotzdem sind die aktuellen Widersprüche unübersehbar.

    • Taktgefühl 17. April 2024 at 16:41Antworten

      Eine Staatsräson ist auf der deutschen Verfassung „verboten“. Mal weiter gedacht, macht man Staaten damit zu Satelliten.

  5. Hasdrubal 17. April 2024 at 11:05Antworten

    Manchmal macht er auch einen Vorschlag, wenn mir gerade nichts einfällt.

    Könnte der Interviewte in solchen Fällen öfter über den WHO-Plandemievertrag und die Klimagedöns-Kabale schreiben? Einmal berichtete sein Medium über die Aussage Lawrows auf einer internationalen Konferenz dieses Jahr, Klimagedöns und die LGBT-Propaganda seien neokoloniale Maschen des Westens – nur einmal, während westliche Medien jede Aussage alle 5 Minuten erinnern. Hin und wieder müsste jemand auf der anderen Seite an Lawrows Worte erinnern – vielleicht sagt auch Putin Ähnliches?

    Erinnern könnte man übrigens auch daran, dass genauso dieses Medium wie auch TKP über die Erkenntnisse der Russischen Akademie der Wissenschaften berichteten – Klima habe kaum was mit CO2 zu tun.

  6. Patient Null 17. April 2024 at 10:24Antworten

    Das Leute mittlwerweile Angst haben nach Deutschland zurückzukehren wegen ihrer politischen Überzeugung fällt einem nicht mehr viel zu ein.

  7. Jan 17. April 2024 at 9:54Antworten

    In Österreich gibt es Gewalt gegen Lesben und Schwule, die nicht in der Öffentlichkeit bekannt werden.

    Die Akzeptanz in der Bevölkerung hat sich innerhalb der letzten 30 Jahre deutlich verbessert, auch bei Behörden.

    Die Instrumentalisierung durch die Politik und die einseitige mediale Darstellung – Lifeball, Drags, Pornofirmen auf Paraden – stellen eine Diffamierung dar und helfen Personen in ihren Berufen, Lehrer, Anwalt, Arzt, KFZ-Mechaniker, Verkäufer – gar nicht. Die meisten Homos wollen ruhig mit Partner oder Partnerin leben, siehe Alice Weidel, und haben mit Drags und der behaupteten „gay culture“ überhaupt nichts zu tun. Auch schwule Literatur oder Musik von Tschaikovsky enthalten das nicht.

    Die Drags am Lifeball sind vom ORF bezahlte Statisten in Kostümen des ORF zur Belustigung der Heteros.

    Wann dürfen Homos, bezahlt von Zwangsgeldern, Heteros öffentlichkeitswirksam lächerlich machen?

  8. JoeO 17. April 2024 at 9:54Antworten

    👍

  9. Taktgefühl 17. April 2024 at 9:49Antworten

    Frau Weidel ist auch von der anderen Seite vom Deich. Eigentlich sollte sie sich doch in D. wie zuhause fühlen?
    Die Genderisten tragen die „sexuelle Orientierung“ vor sich her wie der Papst das Kreuz. Früher war das nicht so. Und verfolgt worden ist niemand. Weil die nicht die Glocken sturmgeläutet haben. Wer die liberale bürgerliche Ordnung akzeptiert hat, konnte in Ruhe leben und arbeiten.
    Ich gehe ja auch nicht zu den Kollegen und belästige die mit meinen sexuellen Ausschweifungen. Was geht die Firma und die Öffentlichkeit das überhaupt an???

  10. Hasdrubal 17. April 2024 at 8:16Antworten

    Mal sehen, wann Eure Redaktion deswegen verhaftet wird.

    Diese Redaktion bringt öfter Leserbriefe von einem, der meint (ähnlich wie Paul Craig Roberts), Putin möge bei den Banderas nicht wie gutmütiger Ded Moroz trödeln, sondern kräftig beschleunigen – bevor die US-Neocons auf noch idiotischere Gedanken kommen. Gestern las ich übrigens einen Artikel von Pepe Escobar, der meint, Iran und Verbündete hätten Lehren aus westlicher Reaktion auf russisches Zögern gezogen – nach den UncutNews:

    „… Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen in der Ukraine wusste Moskau, dass der biblische psychopathische Genozid weiter eskalieren würde, wenn der Iran nur weiterhin “strategische Geduld” übte. …“

    Welche Konsequenzen möchte aber Moskau im Ukrostan selbst ziehen? So wundert mich etwa schon lange, wenn auf Scribblemap die gezeichnete Front die alte Grenze in der Region Charkow erreicht – und plötzlich abbricht. Ab da gibt es keinen Krieg (SMO), sondern friedliche Schengen-Grenze?

    Sollte Takatuka-Buntschland kapitulieren, kann mich Putin gerne für freches Mundwerk verhaften lassen. Ich bin in Polen mit Erzählungen über gnadenlose knallharte Zaren aufgewachsen – wo sind solche Zaren, wenn man sie gerade braucht?

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