Israel vs. Palästina: „Jüdische Frage 2.0“

17. Oktober 2023von 17 Minuten Lesezeit

Der aktuellen Gewaltausbruch in Israel verringert die Spielräume zunehmend, da aus Europa und den USA immer mehr Berichte über verabscheuungswürdige Taten eintrudeln. Keine Frage – was in Israel/Palästina geschieht, sind grausame Verbrechen, u.a. gegen „die Menschlichkeit“, aber was seit den von der Hamas verübten Anschlägen geschieht, ist eine besorgniserrengende Gratwanderung zwischen „Gut“ und „Böse“.

Natürlich sind die üblichen Verdächtigen unter den Politschaustellern, „Experten™“ und deren Wasserträger in den „Leit- und Qualitätsmedien“ wieder mit von der Partie, wenn es um einseitige Berichterstatung, Dämonisierung „der Palästinenser“ geht. Hinzu kommt, dass jeglicher Anschein von Humanität o.ä. angesichts der leidtragenden Zivilbevölkerung in Gaza mit Pauschalverurteilungen abgewehrt wird und „auch“ Kinder gleichsam „wie Freiwild“ angesehen werden.

Was in den letzten Tage auf den Straßen und in den Wohnstätten „des Westens“ geschieht, ist mehr als „nur“ bedauerlich. Es zeigt, wie aufgeheizt und explosiv die Lage in unseren Gesellschaften ist, und ich werde hier teilweise wiedergeben, was die Neue Zürcher Zeitung kürzlich hierzu berichtet hat (und sei es nur, weil sie eine bessere Erfolgsbilanz im Journalismus hat, im Gegensatz zum „aktivistischen Journalismus“ der meisten „Leit- und Systemmedien“; meine Hervorhebungen):

Auf X, ehemals Twitter, berichtet die Journalistin Antonia Yamin davon, mit einer jüdischen Bewohnerin des Hauses gesprochen zu haben, dessen Eingangstür mit einem Davidstern in schwarzer Farbe beschmiert worden ist. Die Anwohnerin soll Yamin erzählt haben, die Polizei Berlin habe ihr zu einer Online-Anzeige geraten und dazu, die Markierung selbst zu entfernen, da sie keine Kapazitäten mehr habe

In mehreren deutschen Städten hat die Polizei wegen Sicherheitsbedenken propalästinensische Demonstrationen untersagt. In Berlin und Frankfurt am Main versammelten sich trotz den Verboten Menschen und skandierten auch judenfeindliche Parolen.

Natürlich haben das aktuelle Juste milieu und das Establishment diese Vorfälle verurteilt, aber es gibt, wie die zitierten Beispiele deutlich zeigen, nicht viel, was westliche (europäische) Regierungen tun können: Die „Polizei … hatte keine Kapazitäten mehr“, wie es in der NZZ lautet. In den USA ist die Situation in Bezug auf die staatlichen Kapazitäten etwas „besser“ als in Europa, doch auch dort stellen sich Fragen nach den langfristigen Auswirkungen der aktuellen Ereignisse.

Dies ist das zweite Beispiel, das ich vorhin erwähnte. Wie ABC7 (Chicago) berichtete, hatte ein Vermieter eine 32-jährige Frau und deren 6-jährigen Sohn angegriffen. Sie fragen nach dem Grund? (meine Übersetzung und Hervorhebungen; der Bericht wurde seither aktualisiert, die folgende Passage stammt aus der Version vom 16. Okt. 2023):

„Ihr Moslims müsst sterben“: Der 71-jährige Joseph M. Czuba wird wegen Hassverbrechen im Zusammenhang mit dem Tod durch Erstechen eines palästinensischen Jungen Wadea Al-Fayoume angeklagt…Ein Mann hat am Samstagmorgen in den südlichen Vororten [von Plainfield, Ill., Anm.] ein Kind erstochen und eine Frau schwer verletzt, weil sie Muslime sind… Der Vater von Wadea Al-Fayoume hat eines der letzten Bilder des 6-jährigen Jungen veröffentlicht, der erst vor ein paar Wochen seinen Geburtstag gefeiert hat.

Wadea Al-Fayoume wurde am Samstag brutal getötet, nachdem kurz vor 11.40 Uhr in seinem Haus im Stadtteil Plainfield 26 Mal mit einem Messer auf ihn eingestochen wurde.

Wadeas Mutter erlitt, wie die Aktualisierung des Beitrags festhält, zwölf Messerstiche und befindet sich in „kritischem Zustand“ in einem Krankenhaus.

Weil der 6-jährige Wadea ein Moslem war, hat der Täter 26 (!) Mal auf ihn und weitere zwölf Mal auf dessen Mutter eingestochen. Der mutmaßliche Täter wurde zwischenzeitlich dem Haftrichter vorgeführt und wartet nun auf den Prozess.

Mögen der 6-jährige Wadea und alle anderen, die in den letzten Tagen gestorben sind, in Frieden ruhen.

Masseneinwanderung und Elitenversagen

Dennoch kommen wir nicht mehr umhin, einige (unbequeme) Fragen über unsere westlichen Eliten und Regierungen sowie unsere Gesellschaften zu stellen, insbesondere Masseneinwanderung und die Grenzen der versuchten Assimilationspolitik betreffend.

Oberflächlich betrachtet ist „der Antisemitismus“ vor allem in Europa wieder auf dem Vormarsch, doch fürchte ich, dass es sich bei dem, was wir dieser Tage beobachten, nicht um die „traditionelle“ europäische Variante davon handelt. Der Grund dafür ist so einfach wie ekelerregend: Seit der „Endlösung“ durch Nazi-Deutschland hat diese Art von Antisemitismus in ganz Europa kaum noch eine Chance, weil es eben kaum noch Juden gibt. Ja, liebe Nicht-Deutsche in Europa, diese „Leistung“ von Nazi-Deutschland kam u.a. durch die mehr oder weniger große Kollaboration von „eurer“ Seite zustande.

Was wir heute beobachten und was die Politiker, die „Leit- und Qualitätsmedien“ und natürlich die Mitglieder des selbstgerechten Juste milieus nicht akzeptieren wollen, ist, dass die Art von „Antisemitismus“, die wir heute beobachten, von der großen Anzahl von Einwanderern aus hauptsächlich islamischen Ländern angetrieben wird, die ihre Feindschaft gegen den Staat Israel und insbesondere gegen jüdische Menschen „mitgebracht“ haben.

Seit der „Migrationskrise“ von 2015 werden diejenigen, die auch nur den leisesten Anflug von Kritik äußern, öffentlich gebrandmarkt, ausgegrenzt und zunehmend als „Rechtsextremisten“, „Neonazis“ und dergleichen beschimpft. Wir erinnern knapp an Angela Merkel: „Wir schaffen das.“

Sicherlich gab es frühe Warnzeichen über zunehmende Probleme, wie z. B. die „Grapsch-Attacke“ am Silvesterabend in Köln vor ein paar Jahren oder, in jüngerer Zeit, die Zunahme von Gewaltausbrüchen in öffentlichen Schwimmbädern, u.a. weil sich (moslimische) Männer durch die Badekleidung so mancher Westler „beleidigt“ oder „getriggert“ fühlten.

Heutzutage jedoch, mit Berichten über überquellende „Flüchtlings“-Zentren, überlasteten Kommunalverwaltungen, die aus Mangel an Ressourcen um Hilfe schreien, und dem bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwung, ist dies ein Rezept für eine Katastrophe.

Ich persönlich bezweifle zwar, dass eine Art von Katastrophe zum jetzigen Zeitpunkt noch vermieden werden kann, aber es bleiben Fragen zu ihrer Schwere. Und hier wird es schnell „hässlich“, allein schon wegen der ehrlichen, wenn auch harten Gespräche, die der Westen und seine Gesellschaften in absehbarer Zeit wird führen müssen.

Die Lügen über die Geschichte kommen zurück und suchen uns heim

Das erste dokumentierte Beispiel für den Einsatz von Luftangriffen auf Zivilisten zur Erzeugung von „Terror“ – was wir heute als „strategische Bombardierung“ bezeichnen – stammt aus dem Jahr 1911. Der italienische General Edoardo Douhet entwickelte diese abscheuliche Maßnahme, als Italien mit den Osmanen um den Besitz des heutigen (damaligen) Libyens kämpfte.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die „strategischen Bombenangriffe“ auf Zivilisten, die theoretisch durch die Haager und Genfer Konvention geschützt sind, beschleunigt und weit verbreitet. Am Rande sei, wenn auch mit großem Bedauern, auf die „Perfektionierung“ dieser „Taktik“ insbesondere durch die US-Streitkräfte nach 1945 hingewiesen: in (Nord-)Korea, in „Indochina“ – Vietnam, Kambodscha, Laos –, im Irak, im (ehemaligen) Jugoslawien, in Afghanistan und anderswo. Nahezu ausschließlich waren und sind es „Zivilisten“, die darunter leiden.

Wir halten außerdem fest, dass eine solche „kollektive Bestrafung“ nach der UN-Charta und nationalen Strafgesetzbüchern rechtswidrig ist und ein Kriegsverbrechen darstellt, doch die Täter werden nie vor Gericht gestellt.

Diese historischen Zusammenhänge und den aktuellen Ereignissen im Nahen Osten hat auch die schwedisch-amerikanische Journalistin Celia Farber deutlich hervorgehoben (meine Übersetzung):

[Der Angriff auf Gaza] macht nur „Sinn“, wenn man etwas über Dahiya* erfährt. Nichts von dem, was Israel tut, ist reiner emotionaler Zorn oder irrationale Überreaktion, sondern eine bewährte militärische Strategie (die teilweise von dem Amerikaner Curtis LeMay erfunden wurde, um einer Verurteilung wegen Kriegsverbrechen zu entgehen).

  • „Dahiya“ ist ein Stadtteil von Beirut, der 2006 durch die israelischen Streitkräfte nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde. Der (aktuellen) operativen Doktrin des ehemaligen Generalstabchefs Gadi Eizenkot folgend, ist Dahiya der Ort, an dem Israel erstmalig seine „disproportionalen“ Gegenschläge durchführte, die sich v.a. gegen zivile Infrastruktur richtet.

Was wir dieser Tage erneut mitansehen, ist abscheulich, verwerflich und sicherlich nicht in der Hitze des Gefechts geschehen. Wenn Sie mir sagen, dass es für das, was sich derzeit abspielt, keine Pläne gab, dann habe ich noch irgendwo eine Brücke ins Nirgendwo für Sie.

Letztendlich scheint es keinen Ausweg aus diesem Dilemma zu geben: Die ultimative Verderbtheit dessen, worauf Celia Farber hinweist – nämlich die „Eizenkot-Doktrin“ der „unverhältnismäßigen Gewaltanwendung“ – ist für den „kollektiven Westen“ völlig unmöglich, wenn auch nicht aus den klar genannten Gründen.

Ein Gespenst geht um, das Gespenst des „Post-Zionismus“

Wenn Sie etwas Zeit erübrigen können, empfehle ich Ihnen die Lektüre des jüngsten Artikels des ehemaligen US-Marineinfanteristen und späteren UN-Waffeninspektors Scott Ritter. Seine Einsichten laufen im Wesentlichen auf das Folgende hinaus (meine Übersetzungen und Hervorhebungen):

Knapp formuliert: Ich war blind für die Tragödie des palästinensischen Volkes.

Heute weiß ich, dass die einzigen wahren Opfer der israelischen Saga (abgesehen von den Kindern aus allen Gesellschaftsschichten, die in die tragischen Ereignisse verwickelt sind, die ihnen von Erwachsenen aufgezwungen werden, die vorgeben, für eine strahlende und glänzende Zukunft zu arbeiten, aber nur Tod und Zerstörung bringen) das palästinensische Volk ist.

Zumindest waren die Gründerväter Israels ehrlich genug, dies anzuerkennen.

Den heutigen Zionisten fehlt der moralische Charakter, um zuzugeben, dass Israel nur auf Kosten eines lebensfähigen, freien und unabhängigen Palästinas aufgebaut und aufrechterhalten werden kann, dass Israel niemals zulassen wird, dass ein solches Palästina existiert, und dass es, wenn es ein zionistisches Israel gibt, niemals ein unabhängiges Palästina geben wird.

Sein gesamter Aufsatz ist es wert, dass Sie sich die Zeit nehmen, auch wenn Ritter just einen Augenblick vor der Realisierung der Implikation des o.a. Gesagten innehält:

Ein legitimer palästinensischer Staat delegitimiert die Vorstellung von einem zionistischen israelischen Gebilde, das per Definition nur durch die fortwährende Ausbeutung des palästinensischen Volkes existieren kann. Benjamin Netanjahu konnte die moderne Version des zionistischen israelischen Staates aufrechterhalten, indem er durch den endlosen Kreislauf der von der Hamas ausgehenden Gewalt Angst erzeugte.

Wenn die Bedrohung durch die Hamas beseitigt ist, wird das zionistische Israel nicht länger in der Lage sein, die Bürger Israels und die Welt vor der apartheidähnlichen Realität der gegenwärtigen israelischen Existenz zu blenden. Grundlegende Menschlichkeit wird das zionistische Israel zwingen, seine zionistische Ideologie abzulegen, so wie das Apartheid-Südafrika sein hässliches Erbe der weißen Vorherrschaft abgelegt hat. Das postzionistische Israel wird zwangsläufig lernen müssen, mit seinen nichtjüdischen Nachbarn friedlich und in Wohlstand zu koexistieren, und zwar nicht als kolonialer Apartheidstaat, sondern als gleichberechtigte Partner in dem Lebensexperiment, das die Menschen, die das Heilige Land ihr Zuhause nennen, gemeinsam ergriffen haben werden.

Das ist jedoch wenig mehr denn Wunschdenken, das so viele, vor allem Menschen im Westen, den Blick auf die harten Realitäten vernebelt. Was das Apartheid-Regime in Südafrika zu Fall brachte, war nicht „grundlegende Menschlichkeit“ oder Appelle an das angeborene „Gute im Menschen“. Es war der Verlust westlicher Unterstützung, insbesondere der USA.

Ich halte es auch für höchst zweifelhaft, dass die Beseitigung der Hamas oder einer anderen Gruppe dieser Art – ich denke da an die Hisbollah, aber auch an ISIS und Konsorten – den Zionismus irgendwie auf magische Weise verschwinden lassen wird.

Wie ich bereits erwähnt habe, so existieren (mindestens) zwei Arten von „Antisemitismus“. Der muslimische/islamische „Antisemitismus“ mit seiner langen Vorgeschichte gründet sich auf das Unrecht, das die Palästinenser seit 1946/48 durch die zionistischen israelischen Streitkräfte erleiden.

Es gibt keine Möglichkeit, dass sich Israel irgendwie in eine postzionistische Zukunft bewegt, denn damit wird das Wesen des Staates Israel selbst negiert. Mit anderen Worten: Die Forderung nach einem Ende des Zionismus ist gleichbedeutend mit der Forderung nach dem Ende Israels. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass dies Israel eine Zukunft verwehrt (was Ritter nicht so formuliert hat, aber ich bezweifle, dass eine einseitige Abkehr vom Zionismus seitens Israels dessen weitere Existenz sichern würde).

Was wäre, wenn…Israel sich vom Zionismus lossagt oder „der Islam“ gewinnen würde?

In erster Linie Massenmord, wenn nicht Genozid, unaussprechliche Gräueltaten und eine gewaltige Leidens- und Flüchtlingskatastrophe.

Sobald sich der Staub gelegt hat (der durchaus radioaktiv sein könnte), würden wir jedoch wahrscheinlich zwei Fragen erahnen: Wohin würden die überlebenden Israelis gehen? Viele haben zwar doppelte Staatsbürgerschaft, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass die westlichen Regierungen und Völker über die (gewissermaßen) Rückkehr von Millionen von Juden nach Westeuropa oder Nordamerika sehr erfreut wären. Dies könnte sehr wohl das Wiederaufleben des eher traditionellen „Antisemitismus“ zur Folge haben, der sich in den oben erwähnten beklagenswerten Markierungen in Berlin zeigt.

Die folgenden traurigen, ekelhaften wie wahnwitzigen Wahrheiten können nicht ignoriert werden:

Israel kann ohne fortgesetzte ethnische Säuberung und/oder Massenmord von Palästinensern nicht (weiter) existieren; kein benachbartes muslimisches Land aber will (noch mehr) palästinensische Flüchtlinge aufnehmen.

Folglich wird „Palästina“ als freier, souveräner Nationalstaat des „palästinensischen Volkes“ niemals existieren, schon allein deshalb, weil die Existenz von „Palästina“ (auch physisch) an demselben Ort bzw. in direkter Nachbarschaft unmöglich ist, solange Israel existiert.

Was also befürworten Menschen und Regierungen, die sich auf die Seite der einen oder anderen „Fraktionen“ stellen?

  • Wenn Israel „gewinnt“, wird es die Zerstörung dessen, was von „Palästina“ übrig ist, und den Tod unzähliger Palästinenser herbeiführen.
  • Wenn Palästina gewinnt, wird es die Zerstörung dessen, was von „Israel“ übrig ist, und den Tod unzähliger Israelis zur Folge haben.

Das Endergebnis wird in etwa vergleichbar sein, wobei das Ausmaß der Gräueltaten vielleicht der einzige, wenn auch geringfügige, Unterschied ist.

Daher ist das wahrscheinlichste Ergebnis eine Fortsetzung der gegenwärtigen Trends sein, wenn auch begleitet durch (noch) mehr Blutvergießen, „Virtue-signalling“ und Agit-Prop. Im „kollektiven Westen“ wird dies mit sozialer Ächtung und der Abschaffung bürgerlicher Freiheiten – vor allem der Rede- und Versammlungsfreiheiten – einhergehen.

„Die jüdische Frage 2.0“

Im Großen und Ganzen wird das, was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten geschieht, einen entscheidenden Einfluss auf die nahe Zukunft haben.

Die beiden zugegebenermaßen extremen, zuvor skizzierten Optionen werden aller Wahrscheinlichkeit nach das Entstehen einer oder mehrerer „jüdischer Frage(n) 2.0“ oder dergleichen markieren.

Nahezu unabhängig vom Ausgang des aktuellen Gewaltausbruchs werden viele Israelis Pläne darüber schmieden, wohin sie im Falle eines größeren Krieges oder einer Niederlage Israels gehen (können).

Viele Israelis haben eine doppelte Staatsbürgerschaft, und die USA, Kanada und Westeuropa sind die wahrscheinlichsten ersten Ziele. Das wirft natürlich die Frage auf: Würden Juden im „kollektiven Westen“ willkommen sein und in Frieden leben können?

Ich persönlich bezweifle das, denn die „traditionelle“ Variante des „Antisemitismus“ europäischer Prägung hängt z.T. mit der tatsächlichen oder vermeintlichen Größe der jüdischen Gemeinden in einem bestimmten Land zusammen. So viel ist aus der Geschichte bekannt, und ich vermute, dass dies für jede Art von „populistischen“, „systemfeindlichen“ Politschaustellern und deren Wasserträger in den „Leit- und Qualitätsmedien“ ein gefundenes Fressen sein wird. Eine breite Diskussion über Ursachen, Auswirkungen und Lösungen bleibt aller Voraussicht nach aus.

Ich bezweifle das auch, weil der „kollektive Westen“ seit Jahren Millionen von Moslems anzieht, die derzeit in den Städten des Westens aktiv und nahezu vollkommen unbeeindruckt von Versammlungsverboten täglich zur Zerstörung Israels und der Vernichtung der Juden aufrufen.

Selbst wenn also die „traditionelle“ Variante des „Antisemitismus“ europäischer Prägung in Schach gehalten werden soll (was durchaus nicht unvorstellbar ist), so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hunderttausende von Israelis im „kollektiven Westen“ ein friedliches Leben führen könnten, gegen Null (in Kelvin) tendierend. Wenn überhaupt, dann macht die Anwesenheit von Millionen von teilweise wütenden antisemitischen Moslems im Westen diese Vorstellung vielleicht noch schlimmer als die gegenwärtige Lage zu vermuten lässt.

Erst kommt die Geopolitik, dann die Moral

Realistische (im Sinne der „Theorie“ der Internationalen Beziehunen) Überlegungen legen nahe, dass „der kollektive Westen“ Israel aus nacktem, amoralischem Eigeninteresse unterstützen sollte

Wohlgemerkt behaupte ich nicht, dass „der kollektive Westen“ die grenzwertig wahnsinnige „Kriegsregierung“ von Benjamin Netanjahu bedingungslos unterstützen sollte. Was ich damit sagen will, ist, dass der „kollektive Westen“ mittelfristig wahrscheinlich besser dran ist, wenn er Israel unterstützt, und sei es nur wegen der Millionen von Moslems, die sich bereits im Westen befinden.

Stellen Sie sich einmal vor, was mit den Moslems im Westen nach der Niederlage Israels geschehen wird. Oder mit unseren freiheitlichen, säkularisierten Gesellschaften.

Indem der „kollektive Westen“ die Palästinenser unter den sprichwörtlichen Bus wirft, würde er schlicht und ergreifend aus Eigeninteresse handeln. Das ist gewiss amoralisch, aber bekanntlich haben Moral und Geopolitik keine Schnittmengen.

Die wichtigste Konsequenz der aktuellen Kampfhandlungen wird jedoch die endgültige Zerstörung der vereinfachenden, moralisierenden Darstellungen des Zweiten Weltkriegs sein.

Epilog: Das Ende des Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg

1933 übernahm Hitler die Macht und verkündete, dass sein Plan darin bestand, die Slawen im Osten auszurotten, um „Lebensraum“ für „die deutsche Rasse“ zu schaffen. Stalin erkannte dies frühzeitig und wies seine Diplomaten an, eine entsprechende Anti-Nazi-Koalition zu bilden.

Die sowjetischen Diplomaten wandten sich an London und Paris sowie an die sowjetfeindlichen Mächte in Ostmitteleuropa (Tschechoslowakei, Polen, Rumänien, Ungarn) und drängten auf eine „kollektive Sicherheit“, um der nazideutschen Bedrohung zu begegnen.

Bereits 1934 unterzeichnete Polen einen Nichtangriffspakt mit Hitler. Das sowjetische Abkommen mit Frankreich (1935) hatte nur wenige praktische Folgen und führte nicht zu gemeinsamen militärischen Planungen. Außerdem schloss Großbritannien noch in demselben Jahr (1935) das Flottenabkommen mit Deutschland ab. 1938 wurde Österreich „angeschlossen“ und die Tschechoslowakei wurde von Hitler unter Mitwirkung von London und Paris aufgeteilt. Nachdem das berüchtigte Münchner Abkommen Anfang 1939 von Hitler einseitig aufgekündigt wurde, marschierten deutsche Truppen in Prag ein während Warschau mit Berlin bei der Zerstörung der Tschechoslowakei kollaborierte.

Als die letzten Bemühungen der Sowjetunion, einen Verteidigungspakt mit Großbritannien und Frankreich zu schließen, im Sommer 1939 ins Stocken gerieten, handelte Hitler: Er schickte seinen Außenminister Joachim von Ribbentrop im August nach Moskau, und der daraufhin geschlossene Molotow-Ribbentrob-Pakt verdammte weite Teile Osteuropas zu Jahrzehnten sowjetischer Herrschaft nach 1945.

All dies ist bekannt, unter anderem dank A.J.P. Taylors The Origins of the Second World War. Ursprünglich in den 1960er Jahren veröffentlicht, wurde Taylor, der zu den ehrwürdigsten Professoren für Neuere Geschichte in Großbritannien gehörte, daraufhin „gecancelt“. Sein „Gedankenverbrechen“ bestand darin, recht zeitnah das offizielle Narrativ über den 2. Weltkrieg zu hinterfragen.

Sicherlich lernen die Russen diesen Teil der Geschichte immer noch, was in nicht zu vernachlässigendem Gegensatz zu den Schul- und Lehrbüchern „im Westen“ steht.

Dennoch sind die deutschen Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs Teil des moralischen Ansporns für „den kollektiven Westen“, seine Empörung und Unterstützung für Israel zu signalisieren bzw. zu begründen. Das aber ist falsch, da die Moral in der Geopolitik keine Rolle spielt.

Damit will ich nicht sagen, dass sie nicht in die Politik einfließen sollte, aber sie ist ein gefährliches, zweischneidiges Schwert, wie es Robert Jackson, US-Höchstrichter und Leiter der amerikanischen Delegation bei den Nürnberger Tribunalen treffend formulierte.

Der im Niedergang begriffene Westen wird in Kürze kaum noch auf solche „moralisierenden“ Appelle zurückgreifen können; es spricht einiges dafür, dass das Beharren auf dieser Art von (Doppel- oder Schein-) Moral zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehr als Selbsttäuschung ist.

Bevor Sie aufheulen: Russland lügt auch über den 2. Weltkrieg, insbesondere über die „Befreiung von der Nazi-Tyrannei“. Fragen Sie irgendeinen Osteuropäer danach, und ich bin sicher, er wird Ihnen eine gehörige Portion an weiteren, kaum minder unbequemen „Wahrheiten“ über die sowjetische Dominanz während des Kalten Krieges erzählen; dies trifft v.a. auf die Balten, Polen, Tschechen und Ungarn zu, und nicht zuletzt auf die Ukrainer.

Allgemein hat „der kollektive Westen“ ein (Eigen-) Interesse daran, Israel zu unterstützen, wenn auch nicht aus den moralisierenden Gründen, mit denen alle Sieger des 2. Weltkriegs hausieren gehen.

Vielleicht wird der gegenwärtige (oder die nächste) Gewaltausbruch im Nahen Osten endlich mit diesen Merkwürdigkeiten des kollektiven Gedächtnisses und der zweifelhaften Erinnerungskultur an den 2. Weltkrieg aufräumen.

Bild बिप्लब आनन्द, Jerusalem (5), CC BY-SA 3.0

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34 Kommentare

  1. lbrecht torz 18. Oktober 2023 at 12:34Antworten

    Würde mich nicht wundern wenn die „Antifa“ (V-Leute) solche Markierungen anbringen würde – die brauchen doch immer ihre Aufreger um wieder eine „Alerta,Alerta,Antifacista“-Demo zu machen.

    Man nennt dann sowas neudeutsch „false flag“.

  2. I.B. 18. Oktober 2023 at 12:06Antworten

    „Stellen Sie sich einmal vor, was mit den Moslems im Westen nach der Niederlage Israels geschehen wird. Oder mit unseren freiheitlichen, säkularisierten Gesellschaften.“

    Haben wir denn eine freiheitliche Gesellschaft? Auch das ist zumindest seit den letzten drei Jahren eine Lüge.

    Moral hat mit Geopolitik nichts zu tun. Das stimmt leider. Aber dann sollte der Westen nicht auf diese scheinheilige Moral bestehen, wenn er vom Wertewesten spricht.

    Eines ist sicher. Aus Unrecht wird immer Unrecht entstehen. Das ist eine logische Abfolge. Eine auf Unrecht basierte Entscheidung wird auf diese Weise immer weiteres Unrecht hervorrufen. Weil der Zweck eben die Mittel nicht heiligt.

  3. pantau 18. Oktober 2023 at 1:52Antworten

    „Wenn Israel “gewinnt”, wird es die Zerstörung dessen, was von “Palästina” übrig ist, und den Tod unzähliger Palästinenser herbeiführen.
    Wenn Palästina gewinnt, wird es die Zerstörung dessen, was von “Israel” übrig ist, und den Tod unzähliger Israelis zur Folge haben.“

    Würden die Palästinenser aufhören, gezielt Zivilisten zu töten, würde Frieden einkehren, würden die Israelis aufhören, sich zu verteidigen, würde kein Jude am Leben gelassen werden. So rum wird ein Schuh raus. Dass Israel nun ein zigfaches 9/11 erlebt hat, führt eben dazu, dass Israel jetzt unter dem Druck des expansiven Gewinnenmüssens steht. Dagegen was zu sagen, ist wohlfeil.

    • I.B. 18. Oktober 2023 at 11:16Antworten

      pantau
      18. Oktober 2023 at 1:52

      „Dass Israel nun ein zigfaches 9/11 erlebt hat…“

      Sie wollen damit sagen, dass in Israel mehr noch als in den USA die Sicherheitskräfte und -vorkehrungen versagt haben?
      Dass Israel überrascht wurde? (Surprise-Theorie) Was ist dann mit dem Mossad los?
      Oder dass kriminelle Elemente im Netanjahu-Regime, oder er persönlich?, die Anschläge bewusst zugelassen haben? (Lihop-Theorie: Let it happen on purpose)
      Oder diese kriminellen Elemente die Anschläge selbst inszeniert haben? (Mihhop-Theorie: make it happen on purpose)

      • Dr. Peter F. Mayer 30. Oktober 2023 at 18:03

        Zu Ihrer Information: Die Pälestinenser sind Semiten. Insgesamt sind rund 98% der Semiten Moslems.

    • I.B. 18. Oktober 2023 at 11:34Antworten

      Warum fordern jüdische Israelis immer wieder, dass Israel aufhören müsste, die Existenzgrundlage der Palästinenser zunichte zu machen?

      Die Siedlungen auf besetztem Gebiet sind völkerrechtswidrig. Es ist legal, sich dagegen zu wehren.

      Auge um Auge, Zahn um Zahn ist ja geläufig. Was aber tut die israelische Politik? 100 Augen und mehr um EIN Auge. 100 Augen und mehr um EINEN Zahn.

      Zu 9/11 passt vielelicht auch das:
      *https://electronicintifada.net/content/israeli-forces-shot-their-own-civilians-kibbutz-survivor-says/38861

      Eine überlebende Israelin schildert die von ihr erlebten Ereignisse, und auch ein Hamas-Kommandant kommt mit Auszügen aus einem Interview mit Al Jazeera zu Wort, beides nachzulesen auch auf Antiwar.com von gestern.

      (Eingestellt von Fritz Madersbacher beim Artikel: Kreisky-Forum und Wiener Unis „canceln“ Varoufakis)

      • I.B. 18. Oktober 2023 at 12:09

        100 Zähne und mehr auf EINEN Zahn

    • I.B. 19. Oktober 2023 at 12:19Antworten

      Mein erster Versuch wurde von der Z verschluckt. Ich versuche es noch einmal.
      „Dass Israel nun ein zigfaches 9 / 11 erlebt hat“

      Warum hat Israel das erlebt?
      Versagen des Mo ss ad und Regierung durch sämtliches Aussetzten aller Sicherheitsvorkehrungen?
      Durch Überraschung?
      Durch gewusst und zugelassen?
      Oder gar selbst inszeniert?

      Das sind nämlich genau die Fragen, die die Aufklärung von 9 / 11 aufwirft.

  4. Andreas I. 17. Oktober 2023 at 20:34Antworten

    Hallo nochmal zu:
    „Es gibt keine Möglichkeit, dass sich Israel irgendwie in eine postzionistische Zukunft bewegt, denn damit wird das Wesen des Staates Israel selbst negiert. Mit anderen Worten: Die Forderung nach einem Ende des Zionismus ist gleichbedeutend mit der Forderung nach dem Ende Israels.“

    Nenn das ist nicht die Forderung nach dem Ende Israels, sondern die Anerkennung der Tatsache, dass das Projekt Israel gescheitert ist.

    Eine Abkehr vom Zionismus ist die einzige Möglichkeit für einen friedlichen Übergang.

    • Hasdrubal 18. Oktober 2023 at 2:06Antworten

      @“das ist nicht die Forderung nach dem Ende Israels, sondern die Anerkennung der Tatsache, dass das Projekt Israel gescheitert ist.“

      Gerade auf AlJazeera erfahren – Israel hat in Gaza ein Krankenhaus bombardiert, über 500 Tote; heftige Proteste in vielen Ländern – in Deutschland würden aber welche gerne jeden Protest als „Antisemitismus“ kriminalisieren. Die können nicht behaupten, es sei ein Zufall – nachdem Israel schon über eine Woche zivile Ziele in Gaza bombardiert.

      Kein Ereignis in der Geschichte gibt diesem Terrorstaat eine Null-Null-Lizenz zum Töten, wen die töten möchten – womit die sich nicht anders verhalten als Deutschland vor über 80 Jahren. Niemand kann uns auch das Recht nehmen, es kritisieren zu dürfen.
      Ich habe übrigens gemischte Vorfahren – die Hälfte deutsch, die Hälfte polnisch. Dort war es noch differenzierter – etwa meine Großmutter in Gleiwitz wurde in den 1930-Jahren aufgeschrieben, weil sie stur nicht einsehen wollte, wieso sie plötzlich nicht mehr im jüdischen Laden wie früher einkaufen darf. Wenn ich daran denke, sehe ich nicht ein, wieso die anderen (durchaus düstere) Ereignisse dieser Zeit mir das Recht absprechen sollten, israelische Kriegsverbrechen hier und jetzt zu kritisieren.

  5. I.B. 17. Oktober 2023 at 16:05Antworten

    Nimmt der Antisemitismus nicht deshalb zu, weil der Begriff an sich stets eine noch weitere Auslegung bekommt? Wenn Kritik an einer israelischen Politik schon Antisemitismus ist, dann werden viele Menschen zu Antisemiten gestempelt. Wenn man jemanden ständig als antisemitisch bezeichnet, dann wird er möglicherweise irgendeinmal trotzig reagieren und sagen: na gut, dann bin ich eben ein Antisemit, und wird vielleicht dadurch auch einmal zu einem solchen gemacht.
    Wenn der Autor Thilo Mischke in der Berliner Zeitung schreiben darf, dass alle Demonstranten gegen die C-Maßnahmen Antisemiten waren (und antidemokratisch und frauenfeindlich waren – auch die Frauen unter ihnen?), dann sollte man besser diesen Begriff bereinigen.

  6. I.B. 17. Oktober 2023 at 15:22Antworten

    Habe ich das richtig verstanden?

    Da wird einerseits Scott Ritter bemüht, der sagt, dass das einzige Opfer der israelischen Saga (abgesehen von den Kindern aus allen Gesellschaftsschichten, die in die tragischen Ereignisse verwickelt sind, die ihnen von Erwachsenen aufgezwungen werden, die vorgeben, für eine strahlende und glänzende Zukunft zu arbeiten, aber nur Tod und Zerstörung bringen) das palästinensische Volk sei.

    Andererseits sollte man gerade dieses palästinensiche Volk zu unserem Vorteil opfern?

    Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären. (Schiller)

    Auf diese Weise wird es nie Frieden geben!

    Es gibt sowohl jüdische als auch palästinensische Frauen und Männer, die gewillt sind, friedlich nenbeneinander und in gegenseitger Achtung der jeweiligen Sicherheiten und Lebensgrundlagen zu leben. Die muss man unterstützen und nicht eine desaströse Politik.
    Schluss mit der Doppelmoral, Schluss mit den Doppelstandards.

    • Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 15:36Antworten

      @„Andererseits sollte man gerade dieses palästinensiche Volk zu unserem Vorteil opfern?“

      Darf man hier hinterfragen, welchen Vorteil genau es bringen soll, sich mit den 1,8 Milliarden Muslimen weltweit (darunter mehrere Millionen in Deutschland) anzulegen? Wenn die Israelis es schaffen, sich mit den Palästinensern zu versöhnen – perfekt. Wenn sie es aber nicht wollen, sollte man wie die Weltmehrheit mit den Muslimen halten.

      • I.B. 17. Oktober 2023 at 15:54

        Genau das habe ich mir bei der Lektüre dieses Artikels auch gefragt. Auch darum die Frage: Habe ich das richtig verstanden?

      • I.B. 17. Oktober 2023 at 16:01

        I.B.
        17. Oktober 2023 at 15:54

        …habe ich mich..

    • Andreas I. 17. Oktober 2023 at 20:56Antworten

      Hallo,
      im opfern von anderen ist USA gut, ob Ukrainer oder Palästinensser oder am Ende ihre eigenen „VBerbündeten“ wie die Deutschen (ökonomisch geopfert) oder die israelis, die selbst wenn sie „gewinnen“ von inneren Widersprüchen zerfressen werden.
      Aber naja, so lange die Mehrheit der Deutschen und Israelis das so will und immer wieder wählt …
      (Ja Parlamentarismus ist nicht Demokratie, aber trotzdem; immer wieder die schlimmsten Parteien zu wählen müsste nicht sein, einen Rest von Eigenverantwortung gibt es, da hält sich mein Mitleid in überschaubaren Grenzen.)

  7. Andreas I. 17. Oktober 2023 at 14:43Antworten

    Hallo,
    zwar wurde Israel im westlichen Mainstream durchweg positiv dargestellt, aber Israel wurde auch durchweg als „jüdisches“ Projekt dargestellt.
    Das Problem dabei ist, dass sich Nachrichten über israelische Verbrechen nicht unterdrücken lie0en und dann von viele Leuten auch als „jüdische“ Verbrechen aufgefasst wurden, denn Israel wurde als „jüdisches“ Projekt dargestellt.
    Zwischen friedlichen Juden und gewalttätigen Zionisten zu unterscheiden, das blieb einer Minderheit kritischer Zeitgenossen überlassen.

    Gleiches Spiel nur unter umgekehrten Vorzeichen ab 2001 mit dem „islamistischen Terror“, jeder erinnert sich die Propaganda, die auch nicht gerade zur Differenzierung anregte.

    Da, muss man sich nicht wundern, dass die Pauschalisierungen „jüdisch“ und „islamistisch“ bei einigen Leuten verfingen.
    So massiv, wie die Mainstreampropaganda war, kann man glücklich sein, bei wie wenigen Leuten sie verfing.

    Darum finde ich es wichtig, egal wie spektakulär aktuelle Ereignisse sein mögen, immer alles in die Zusammenhänge und ja auch Relationen einzuordnen.
    Beispielsweise leben mehr Juden außerhalb Israels als darin und alleine diese Relation könnte schon helfen, dass eben nicht Israel mit jüdisch gleichgesetzt wird, auch wenn die Zionisten das gerne so hätten, aber genau da zu differenzieren könnte eben helfen, dass jetzt nicht irgendwelche Idioten in Berlin oder sonstwo die dort lebenden Juden für Zionisten halten o.ä. Schwachsinn.

  8. suedtiroler 17. Oktober 2023 at 13:24Antworten

    Die Endlösung der Palästinenserfrage ist dringend nötig!
    Eine Konferenz auf neutralem Boden wäre angesagt, z.B. in Berlin Wannsee?

    • Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 13:51Antworten

      Bevor man Palästinenser „unter einen Bus wirft“? Laut Wikipedia gibt es weltweit 15 Millionen Juden (fast alle in den USA oder Israel) sowie 1,8 Milliarden Muslime – wie kommt der Autor darauf, es sei im unseren Interesse, sich unbedingt mit 1/4 der Welt anzulegen?

      Oft lese ich über Träume radikaler Israelis, die Al-Aksa-Moschee abzureißen und dort einen Dritten Tempel zu bauen – der Hintergrund der Provokation wenige Tage vor der Al-Aksa-Flut. Österreich ist weitgehend katholisch – wie würde man dort reagieren, würde wer den Petersdom abreißen wollen?

  9. Heiko S 17. Oktober 2023 at 11:43Antworten

    Es wird keinen anderen Weg geben, als den eines multiethnischen Palästinas, in dem Juden und Araber friedlich zusammen leben. Andere Staaten, wie Russland und Syrien zeigen, wie man so etwas hinbekommt. Der Westen hat dagegen gezeigt, wie man einen multiethnischen Staat durch wirtschaftliche Ungleichheit zerstören kann, Jugoslawien.
    Wenn die arabische Bevölkerung den gleichen Lebensstandard hat wie die jüdische, dann wird es Frieden geben. Dazu müssten allerdings die Eigentumsverhältnisse geändert werden. Einen dauerhaften Frieden wird es wohl erst unter sozialistischen Bedingungen geben.

  10. HelmutK 17. Oktober 2023 at 11:42Antworten

    Der UN-Teilungsplan für Palästina wurde dem dort lebenden Palästinensischen Volk von den Siegermächten des 2.WK gegen deren Willen aufgezwungen.

    Obwohl der Anteil der jüdischen Bevölkerung geringer war, bekam Israel den größeren und fruchtbaren Teil des Landes.

    Anstatt selbst Land an die Juden abzutreten, haben die Siegermächte damals gewaltsam andere dazu verurteilt, ihr Land abzugeben!

    Das gegebene Versprechen eines eigenen Staates Palästina wurde gebrochen. Die Siegermächte haben sich den Arabern gegenüber wie Kolonialherren aufgeführt und ohne Rücksicht auf deren Belange Land okkupiert und aufgeteilt.

    Die Zweistaatenlösung wurde von der PLO unterstützt und von der Hamas abgelehnt. Israel hat die Hamas deshalb unterstützt (2006) um den eigenen Palästinenserstaat zu verhindern. Die friedliche Lösung wurde damals von Israel torpediert und stattdessen die Hamas, welche den Israelischen Staat zerstören wollte, von Israel bewaffnet.

    Das belegt das Israel nie an einer friedlichen Lösung und der Umsetzung der UN-Resolutionen interessiert war.

    Wo zuvor Muslime, Christen und Juden friedlich lebten, wurde nach dem 2-WK von den Atlantikern ein dauerhafter Krisenherd geschaffen, indem man danach völlig einseitig Israel unterstützte und militärisch aufrüstete.

    Es ist das immergleich Vorgehen der USA. Sobald es eine US-Botschaft eingerichtet wird, beginnt das Saen des Hasses. Volksgruppen werden gegeneinander aufgewiegelt, die USA errichten dort Militärstützpunkte und führen Krieg. Aus friedlichen Ländern werden geteilte feindlich gesonnene Staaten, wie Süd- und Nordvietnam, Süd- und Nordkorea.

    Frieden und Wohlstand kann es nur dort geben, wo es keine US-Botschaft gibt.

  11. Frank 17. Oktober 2023 at 11:40Antworten

    Der Artikel wäre wohl in der Rubrik “ Meinung “ besser aufgehoben.
    15 Millionen Juden als „weil es eben kaum noch Juden gibt“
    zu betiteln, ist mehr als gewagt, genau wie die Spekulation des Untergangs Israel‘s
    Die persönliche Sichtweise des Autors, zieht sich durch den ganzen Artikel, bzw. durch alle Artikel des selben Autors.
    Persönliche Sicht ist immer subjektiv und niemals objektiv.

    • lbrecht torz 18. Oktober 2023 at 12:36Antworten

      Und das „Frank“ hat natürlich nur ein völlig apersönliche Sicht. ROFL geht’s noch blöder?

  12. Fritz Madersbacher 17. Oktober 2023 at 11:03Antworten

    Es ist eine grausame Tatsache, dass erst die Revanche-Aktion bewaffneter Brigaden aus dem Gaza-Streifen eine Situation geschaffen hat, in der alle Fragen betreffend das palästinensische Volk, Israel, den gesamten Mittleren Osten, ja die Auswirkungen auf die ganze Welt nicht mehr verdrängt werden können. Es bringt wenig, irgendwelche Spekulationen anzustellen, sondern man kann nur Alles unterstützen, was einer Entspannung der Situation und einer friedlicheren Zukunft dient. Dazu gehört die klare Benennung des am palästinensischen Volkes begangenen Unrechts, das seinerzeit von allen Seiten international unterstützt wurde (selbst von der Sowjetunion!), die vorbehaltlose Unterstützung des palästinensischen Volkes in seinem Kampf gegen seine brutale Unterdrückung, und die äußerst schwierige Suche nach Schritten, die weiteres Blutvergießen verhindern. Es gibt nicht das „Existenzrecht“ eines kolonialistischen Apartheidsstaates Israel aufbauend auf der Unterdrückung des palästinensischen Volkes, aber es gibt ein Existenzrecht der Menschen, der Bevölkerung Israels so wie aller Menschen, und es muss Alles unterstützt werden, was zu einem friedlichen Zusammenleben aller Menscher auf dem Boden Palästinas führen könnte. Das ist gegenwärtig zweifellos eine Utopie, aber gerade die jetzt so zugespitzte Situation könnte eine Öffnung in dieser Richtung bringen …

    • Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 11:22Antworten

      @„Das ist gegenwärtig zweifellos eine Utopie, aber gerade die jetzt so zugespitzte Situation könnte eine Öffnung in dieser Richtung bringen …“

      Leider ist die Schutzmacht Israels dafür berüchtigt, am liebsten ewige Krisenherde zu schaffen, damit man beliebig teilen und herrschen kann. Solcher Frieden wird dann möglich sein, wenn die USA entmachtet sind.

    • AV 17. Oktober 2023 at 11:55Antworten

      Vielleicht sollte man sich fragen, wer die HAMAS einst als Gegengewicht zur PLO gründete und wie sie so eine Anschlag verüben konnten, obwohl es Warnungen gab…. hat für mich in Summe was von 09/11.

  13. Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 10:45Antworten

    @„Indem der “kollektive Westen” die Palästinenser unter den sprichwörtlichen Bus wirft, würde er schlicht und ergreifend aus Eigeninteresse handeln. Das ist gewiss amoralisch, aber bekanntlich haben Moral und Geopolitik keine Schnittmengen.“

    Geopolitik: Weltweit leben 1,5-2 Milliarden Muslime, aber laut Wikipedia nur etwa 15 Millionen Juden – vor allem in den USA (knapp 2% der Gesamtbevölkerung) und Israel. Danach Frankreich mit 453 Tsd., was gerade mal 0,7% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Wenn man nicht gerade für das US-Imperium brennt (über die Nordstream-Sprengung berichtete auch TKP – wie auch über etliche Woke Dysotopien, die stets in den USA erfunden werden) – müsste klar sein, dass man besser mit den Muslimen hält, wie die meiste Welt.

    Der Wertewesten hat übrigens hoffentlich nicht mehr die Macht, irgendwen unter den Bus zu werfen. Der nächste TKP-Artikel ist über das suizidale C40-Konzept in Heidelberg, da werden westliche Untertanen unter den Bus geworfen. Nein, danke – gerne kann ich Allah preisen, wenn es mir erspart wird. (Der Gott der Katholiken in Weiß lässt sich ja mit Greta knipsen – wie gut, dass ich dort seit über 30 Jahren raus bin!)

  14. audiatur et altera pars 17. Oktober 2023 at 10:34Antworten

    Interessant (iSv akademisch interessant).

    Im unmittelbaren europäischen Interesse der Bürger liegt die Verhinderung von (noch mehr) bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf europäischem Boden. Und solche Zustände werden eben nicht nur durch eine durchdachte Einwanderungspolitik verhindert. Eine Aufgabe im Sinne eines mehr oder weniger Plattmachens „Palästinas“ würde vermutlich schnell zu solchen Zuständen führen.

    Weltpolitik wird in erster Linie von Personen gemacht. Es ist mE nicht völlig abwegig, die Zwangs-„Impfung“ als (psychologischen) Kriegsakt anzusehen. Nun erinnere ich mich, WER den Startschuss zu diesem letzten verheerenden Kriegsakt (ob bewusst oder nicht, sei dahingestellt) gegeben hat.

    Nun exakt demselben, megaloman auftretenden Besserwisser die Zündschnur für einen Weltenbrand in die Hand zu legen, ist fahrlässig. Warum die Israelis diesen Versager, der die eigenen Leute nun nicht „nur mehr“ als seine persönlichen Versuchskaninchen am Gewissen hat, noch weiter dilettieren lassen, braucht nach einem kurzen Blick auf jene bei „uns“ herumkogelnden „Herrschaften“ nicht wirklich zu wundern. Die Mühlen der Demokratie mahlen eben langsam. Doch sie mahlen gründlich.

    Das Problem scheint mir: Kriegsentscheidungen (in Österreich: Neutralitätsaufgaben) werden in „Demokratien“ selten nach demokratischen Regeln getroffen. Denn dann wäre der Krieg in einer Demokratie meistens schneller tot, als er „Feind!“ rufen kann…

  15. Taktgefühl 17. Oktober 2023 at 9:50Antworten

    Was ist ein Hassverbrechen? Dann ist auch die Wahl der Regierung ein Hassverbrechen. Die Wortschöpfung stammt von eben jenen Scharfmachern, die mit ihrer Politik eine Atmosphäre schaffen, in der es zu solchen Verbrechen kommen muß.
    Die Kurzsichtigkeit der Wortschöpfungen hat Methode. Strafe in einem Rechtsstaat ist Mittel der Abschreckung und nicht Folge einer Tat. Hier sind die Staaten übergegangen zur Rachejustiz.
    Die Parteien sind die Krise, und die Krisen sind der Ausdruck ihres innersten Wesens. Alle diejenigen werden bedroht, die dem Regime kritisch gegenüber stehen.
    Ich glaube, es ist besser, die Leute schlafen zu lassen. Es reißt die Fessel, es rennt der Wolf, was die angerichtet haben mit ihrer Verharmlosung, der Gedankenlosigkeit und dem Totstellen, das können die emotional sowieso nicht mehr verarbeiten.

  16. G.R. 17. Oktober 2023 at 9:46Antworten

    Was wollen Sie ? Krieg ist das Ergebnis von Versagen der Vernunft, der Kompromisslösungen aber vor allem das Versagen der Diplomatie. Einzelschicksale sind grausam und furchtbar und die Folge von… siehe oben !!! MfG

  17. Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 9:36Antworten

    @„Stellen Sie sich einmal vor, was mit den Moslems im Westen nach der Niederlage Israels geschehen wird.“

    Wieso sollte mit den vielen Millionen Muslimen irgend etwas geschehen? Sollte jemand wie israelische Siedler im Westjordanland oder neulich manche Amerikaner rumlaufen und Muslime ermorden – mit den einzelnen Personen werden westliche Polizeien gerade noch fertig. Es gibt auf der Welt etwa 15 Millionen Juden (laut Wikipedia), etwa 40% davon in Israel – aber über 1,5 Milliarden Muslime, hinter den die meiste Welt steht. Hinter dem „51. US-Bundesstaat“ stehen die USA, die sonst Woke NGOs, WEF und düstere Dysotopien fördern. Es müsste klar sein, auf welcher Seite sich das eigene Interesse befindet.

    Der Artikel scheint übrigens zu bestätigen, dass es Israel ist, wo die Zukunft-Frage bis Entweder-Oder zugespitzt wird – dann bitte freies Palästina und noch eine „kosmische Demütigung“ des Woken Imperiums, welches mittlerweile eigene Untertanen bis zu „you will own nothing“ gängelt.

  18. Hasdrubal 17. Oktober 2023 at 9:08Antworten

    @„… In Berlin und Frankfurt am Main versammelten sich trotz den Verboten Menschen und skandierten auch judenfeindliche Parolen. …“

    Vielleicht „Freedom for Palestine“? Mittlerweile wird selbst die leiseste und differenzierteste Kritik am Terrorstaat Israel als „Antisemitismus“ verklärt – gewisses angeblich alternatives Propagandamedium ruft schon man nach einer „Allparteienkoalition“ dagegen, was denkbar totalitär klingt.
    OK, die USA wurden dort nie besonders beherzt kritisiert – während man Israel woanders oft als „51. US-Bundesstaat“ bezeichnet – der anscheinend glaubt, eine 00-Lizenz zu töten zu haben, wen man möchte.
    Mittlerweile wurden in den Bombardierungen Gazas etwa 1000 Kinder getötet – als ob das kein Kriegsverbrechen wäre!

  19. Karl Schlosser 17. Oktober 2023 at 9:07Antworten

    Auch in den neunziger Jahren vorigen Jahrhunderts wurden die Serbischen Wohnungen und Häuser in Kroatien mit dem serbisch-orthodoxen Kreuz gekennzeichnet. Darüber aber zu berichten war den hiesigen Medien damals schon strengstens untersagt. Sprich: Niemand hat sich darüber aufgeregt. So nach dem Motto, sind ja nur Serben, und die sind böse! Welch widerliche Heuchelei in dem obigen Fall..

  20. therMOnukular 17. Oktober 2023 at 9:05Antworten

    Als ob der Herr Professor eine Bestätigung bräuchte…..meldet jedenfalls Hindustan Times aktuell, dass Israel den einzigen Grenzübergang Richtung Ägypten (über den auch alle Hilfslieferungen laufen und über den die Palästinenser „ausreisen“ sollen) bombardiert hat – ungeachtet der Menschenmassen, die dort auf eine Fluchtmöglichkeit hoffen.

    Israel begeht vor den Augen der Welt einen Massenmord an Zivilisten und West-„Medien“ stellen es als ultimatives und einzig relevantes Opfer dar, bezeichnen die Palästinenser als „Tiere“ und „Barbaren“, lassen die „KI“ Bilder von verbrannten Babys generieren (also ob sich sowas nicht nachweisen ließe, Stupids!!), etc.

    Ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dass West-„Medien“ nunmehr endgültig das „Niveau“ der ehemaligen Ost-Presse unterbieten. Grauenhaft, widerlich, beschämend!

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