Lateinamerika gegen Waffenlieferungen an die Ukraine

16. Februar 2023von 3 Minuten Lesezeit

Die USA und NATO versorgen die Ukraine seit 2014 mit Waffen und Training für Soldaten. Seit einem Jahr haben sich die Waffenlieferungen verstärkt und erreichen mittlerweile bald 100 Milliarden Dollar. Der kollektive Westen stößt auf Kapazitätsgrenzen und es mehren sich die Stimmen gegen Waffenlieferungen und für Friedensverhandlungen.

In Europa haben zuletzt Österreich-Ungarn in gemeinsamen Auftritten von Premierministern und Verteidigungsministern ihre Ablehnung von Waffenlieferungen und Ausbildung von Soldaten bekannt gegeben. Ungarn macht das schon länger und untersagt auch Waffenlieferungen durch sein Staatsgebiet. Obwohl Österreichs Parlament kürzlich einen Haftungsrahmen von 102 Millionen Euro für deutsche Panzerlieferungen beschlossen hat.

Der kroatische Präsident Zoran Milanović setzt sich schon lange für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ein und spricht sich gegen Waffenlieferungen und Training für Soldaten aus. Das macht jetzt auch der Präsident von Bulgarien Rumen Radev. Es bröckelt also jedenfalls in der EU.

Einhellig ist offenbar die Ablehnung in Lateinamerika. Die Financial Times titelt:

Wir sind für den Frieden”: Lateinamerika lehnt Ersuchen um Waffenlieferungen an die Ukraine ab (‘We are for peace’: Latin America rejects pleas to send weapons to Ukraine)

In Lateinamerika ist die Ablehnung durchgängig, die meisten Staaten haben schon genug schlechte Erfahrungen mit den Interventionen der USA gemacht. Jetzt hat die Biden Regierung versucht die Länder damit zu ködern, die an die Ukraine gelieferten sowjetischen Waffen aus dem Besitz der lateinamerikanischen Staaten durch Geräte aus US Produktion zu ersetzen. Die Lateinamerikaner sehen das offenbar als trojanisches Pferd, das sie von den USA abhängig machen soll.

FT bedauert die mangelnde Bereitschaft Lateinamerikas, Waffen an die Ukraine zu liefern. Dies stehe in „krassem Gegensatz zur Haltung der europäischen Länder, die Kiew mit Waffen beliefern“.

Die lateinamerikanischen Streitkräfte sind recht gut ausgerüstet. Chile und Brasilien besitzen Leopard-Panzer aus deutscher Produktion, Kolumbien, Peru, Mexiko, Argentinien, Brasilien und Ecuador haben alle in Russland hergestellte MiG-Transporthubschrauber und in einigen Fällen russische Boden-Luft-Raketen oder Panzerabwehrraketen gekauft. Insbesondere die russischen bzw. sowjetischen Waffensysteme sind in der Ukraine wohlbekannt. Peru soll sogar einsatzfähige MiG- und Sukhoi-Militärjets verwenden. Diese Waffen wurden auch von den früheren Warschauer Pakt Staaten bereits an die Ukraine geliefert.

FT bedauert auch, dass die „linksgerichteten Präsidenten Lateinamerikas“ eine andere Haltung zum Ukraine-Konflikt einnehmen die Europäer.

Von den Politikern kommt sogar teils scharfe Kritik an den europäischen Staaten. So kritisierte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz dafür, dass er der Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine zugestimmt hat, und sagte, Berlin sei gegen den Willen der meisten Deutschen dazu gezwungen worden, “wegen des Drucks der deutschen Medien”.

Noch deutlicher wird der Präsident von Kolumbien Gustavo Petro, wenn er sagt „Selbst wenn sie als Schrott in Kolumbien landen, werden wir keine Waffen ausliefern, die in die Ukraine gebracht werden, um den Krieg fortzusetzen.

Brasilien ist nicht daran interessiert, Munition für den Krieg zwischen der Ukraine und Russland zu liefern“, sagte Präsident Luiz Inacio Lula da Silva.

Lula hat sich auch kürzlich bei einem Staatsbesuch in Buenos Aires mit Argentinien abgestimmt. “Argentinien wird sich nicht am Krieg beteiligen”, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums des Landes. “Wir sollten nicht ‘kooperieren’, indem wir Waffen in den Konflikt in Europa schicken.”

Bild von Military_Material auf Pixabay

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram und GETTR


Brasiliens Ex-Präsident Lula: Zelenskij, Biden und Putin teilen Schuld an Ukraine Konflikt

Argentinien beantragt BRICS-Mitgliedschaft

USA und London haben Waffenstillstand verhindert

7 Kommentare

  1. J. Th. 18. Februar 2023 at 12:05

    Warum ist das jetzt so erheblich geworden? Die Frage bleibt offen. Finanzielle Interessen. Als Russland vor acht Jahren die ukrainische Halbinsel Krim überfiel, hat da keine Reaktion stattgefunden wie jetzt der Fall ist. Es ist offenbar er glaubt mit allem durchzukommen und darauf wird nicht reagiert. Die wichtigste Lehre ist, nicht naiv zu sein. Politiker müssen zweimal darüber nachzudenken, ob sie wirklich weiter zögerlich handeln wollen. Die sonst in der Pandemie nicht zimperlich waren.

  2. therMOnukular 16. Februar 2023 at 12:55

    Und dabei ist es sogar völlig egal, von welcher Seite man es betrachtet.
    Eines von vielen Funfacts:
    Den 1,1 BILLiarden Militär-Etat der NAhTOd stehen 66 MILLiarden Russlands gegenüber. Ebenso ein deutliches Übergewicht an “Manpower” u.a. in strategischer Planung, militärischer Produktionsmöglichkeiten etc.

    Und dennoch unterliegt man (politisch wie militärisch) in einem Krieg und lässt Russland das strategische Geschehen auf dem Schlachtfeld bestimmen und die NAhTOd-Vasallen über die Felder hetzen.

    Nordstream zeigt es und auch das Ergebnis: so viel Einsatz und so wenig Ergebnis ergibt sich ausschließlich aus einer Kombination aus Korruption und Inkompetenz (wobei die Beförderung der Inkompetenz eine chronologische Implikation jedweder Korruption darstellt – so wie jede Psychose die Lüge braucht um fortzubestehen, so braucht auch jedes korrumpierte System immer mehr Trottel, die das noch mittragen). Und darum ist aus der Korruption der NAhTOd mittlerweile ein innerer Kampf geworden, mit dem sich diese längst überflüssige “Organisation” nun endlich selbst entleibt.

  3. Fritz Madersbacher 16. Februar 2023 at 11:53

    Zur morgen beginnenden “Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), laut Eigeneinschätzung “das weltweit führende Forum für Debatten zu den drängendsten internationalen Sicherheitsrisiken” ist aktuell der “Der Munich Security Report 2023” erschienen:
    “Der Munich Security Report 2023 … regt … die Debatte darüber an, wie es gelingen kann, die Koalition der Staaten zu vergrößern, die die liberale, regelbasierte Ordnung bereit sind zu verteidigen”
    “German Foreign Policy” (laut Editorial “eine Gruppe unabhängiger Publizisten und Wissenschaftler, die das Wiedererstarken deutscher Großmachtbestrebungen auf wirtschaftlichem, politischem und militärischem Gebiet kontinuierlich beobachten”), kommentiert das so:
    “Wie es im Munich Security Report heißt, der gestern veröffentlicht wurde, müsse man sich endlich der Tatsache stellen, dass immer noch kein einziges Land Afrikas und Lateinamerikas – sowie kaum ein Land Asiens – die westliche Sanktionspolitik gegen Russland unterstütze”
    Den Verfechtern des blutbefleckten westlichen Imperialismus, den sie “liberale, regelbasierte Ordnung” nennen, ist die ihnen entgegenschlagende weltweite Ablehnung also nicht mehr ganz geheuer. Sie werden allerdings, ähnlich den “Pandemie”-Betrügern, kein “Vertrauen” mehr zurückerlangen. Diese Herrschaften haben nur Eines verdient: dass ihnen ihr Handwerk der Ausbeutung, der Unterdrückung, des Betrugs und des Mordens gelegt wird. Und der Tag rückt näher …

  4. niklant 16. Februar 2023 at 10:36

    Alles läuft wieder nach Plan! Merkel hat Söder zurück gepfiffen, damit er nicht wie Scholz als Kriegsvasall der Amis auffällt. Deutschland hat zwei Kriege hinter sich und wird erneut für den nächsten Krieg missbraucht. Treibende Kraft sind die Amerikaner, die ihre Kontrollen in der EU ausgeweitet haben! Deutsche Politiker sollten Weltweit sofort abtreten und die Deutschen sollten Art.20 Abs. 4 in Kraft treten lassen! Wir werden wieder einmal zu einem Krieg getrieben, der nur mit Polit-Marionetten wie Scholz und Baerbock möglich ist! Dummheit vor Krieg ist nicht mehr sicher.

  5. Andreas I. 16. Februar 2023 at 9:02

    Hallo,
    allen amerikanischen Staaten außer USA kann es nur Recht sein, wenn USA anderweitig ausgelastet ist.
    (Und falls die Kanadier wirklich zu USA stehen … )

  6. federkiel 16. Februar 2023 at 8:07

    Mehr oder weniger zeitgleich mit der Bekanntgabe Deutschlands, Lepoard zu liefern, Polen schon vorher drohte, ihre Panzer ohne Ausfuhrgenemigung an die Ukriane zu liefern, und auch andere Staaten Liferungen zusagten, steht nun D allein da, denn die Zusagen werden offensichtlich nicht eingehalten. Meine Schlußfolgerung ist, daß man D da in einen Alleingang hineintreiben wollte. Deutschland “Allein zu Hause”.
    Die andere Seite ist, daß ja Lula eine internationale Initiative vorgeschlagen hat, um zu einem Waffenstillstand zu kommen. Was ist damit? Nur Nein sagen zu Waffenlieferungen ist nicht konstruktiv. Also diese Staaten verfolgen auch nur ihre Handels und Macht-Interessen, und haben offensichtlich kein Interesse, sich an einer Befriedung zu engagieren. Das ist so ähnlich wie bei einer Abstimmung im Parlament, sich der Stimme zu enthalten, rückgratlos. Nur die Auswirkungen im Falle des Krieges sind viel katastrophaler.

    • quantumonly 16. Februar 2023 at 8:27

      Zusagen nicht eingehalten? Die westliche Unwertegemeinschaft hält weder mündliche Zusagen noch schriftliche Verträge ein.
      Mit dieser Clique wird D untergehen und das schneller als wir wahrnehmen können. Der deutsche Michel suhlt sich in den verbreiteten Lügen des Wohlstandes den es schon lange nur mehr für eine kleine Schicht gibt.

Comments are closed.

Aktuelle Beiträge