
Argentinien beantragt BRICS-Mitgliedschaft
Das erste Land hat einen offiziellen Antrag auf eine BRICS-Mitgliedschaft gestellt. Argentinien will in die Staatengruppe. Aus China und Indien kommen positive Signale, Russland bremst.
Die BRICS, die Staatengruppe aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, wollen sich erweitern. Argentinien hat nun offiziell einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Das Land westlich von Brasilien ist nicht das einzige Land, das mit einer Mitgliedschaft liebäugelt.
Antrag bei China
Der Antrag wurde bei China gestellt, doch Russland hat die Erwartungen bereits im Vorfeld gedämpft. Aktuell sei eine BRICS-Erweiterung nicht angedacht, heißt es aus Russland. Doch Argentiniens Präsident Alberto Fernández versucht es trotzdem und schickte einen offiziellen Brief an Xi Jinping.
Der Botschafter Argentiniens in Peking meinte, dass die Staatengruppe in einer Welt, die nur für den Vorteil einiger weniger Staaten geschaffen worden sei, eine „ausgezeichnete Kooperationsalternative“ biete. Die BRICS-Gruppe sei eine große Chance, eine „wahre gemeinsame Strategie zu entwickeln“.
Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Télam sagte der Diplomat:
“Ich bedanke mich zutiefst für die Unterstützungsbekundungen, die wir erhalten haben und die ein übriger Beweis für den Grad der Übereinstimmung sind, die momentan in Bezug auf unseren Beitritt herrscht.”
Indien soll bereits vorab signalisiert haben, dass man der BRICS-Erweiterung positiv gegenüber stehe. Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar war erst kürzlich zu Besuch in Argentinien.
Russland bremst
Ganz entschieden scheint die Erweiterung aber nicht. So sagte der russische Vizeaußenminister Sergei Rjabkow zuletzt gegenüber russischen Medien, dass eine BRICS-Erweiterung aktuell noch dauern würde. Man begrüße zwar das Interesse, doch bislang gebe es kein Erweiterungsprozedere. Das muss logischerweise vorher geklärt werden.
China schlug allerdings vor, das Bündnis zu erweitern und soll auch gegenüber Argentinien positive Signale gezeigt haben. Es könnte also durchaus sein, dass ein Erweiterungsprozedere bald ausverhandelt ist.
Auch der Iran hatte zuletzt Interesse an einem Beitritt bekundet.
Dass das Kürzel BRICS bald in BRICSA oder BRICSAI erweitert werden würde, sei für Rjabkow jedenfalls „zu früh“. Doch auch andere Formate, damit die BRICS-Gruppe mit anderen Staaten kooperiere, seien denkbar. Vielleicht also doch einfach nur „BRICS+“.
In der Staatengruppe leben etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Ihr Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt steigt jährlich und lag 2016 bei knapp 25 Prozent.
Bild ElGuruCesar, Bandera argentina en Rosario, Bv. Oroño 2018, CC BY-SA 4.0
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16 Kommentare
Comments are closed.
@ Mia Hallo,
“Jeder versucht den Anderen abzuzocken. Immer und überall.”
Da auf einem Blog für Wissenschaft & Politik sicherlich alle an entsprechender Sachlichkeit interessiert sind, folgendes Argumente dazu:
Evolutionär konnte der Mensch nur in Horden überleben und das setzt Kooperation voraus.
Horden haben sich ggf. gegenseitig bekriegt, aber auch miteinander kooperiert, z.B. Handel betrieben. Aus Horden wurden Stämme, Völker, Staaten.
Also ist Kooperation ein wesentlicher Teil der Daseinsweise des Menschen.
Ein gewisses Maß individueller Konkurrenz ist auch Teil der Daseinsweise, aber eben das Maß von individueller Konkurrenz und kollektiver Kooperation macht die richtige Mischung für die Daseinsweise des Menschen.
Deswegen ist in beiden Extremen Kommunismus (totale Kooperation) und Liberalismus (totale Konkurrenz) gleichermaßen das Scheitern vorprogrammiert.
“Eine Kooperation funktioniert nur solange wie jeder glaubt im Vorteil zu sein.”
“glaubt “?!
Im Handel zählen messbare Größen, die sich in Zahlen der Buchhaltung ausdrücken.
Und ein Handel kommt nur dann zustande, wenn beide Seiten einen Vorteil bzw. Nutzen davon haben, was auch bedeutet:
wenn eine Seite die andere übervorteilt, wird die andere Seite diese Geschäftsbeziehung abbrechen und die eine Seite, die die andere übervorteilt hatte, machte einen kurzfristigen Gewinn und schaut danach in die Röhre.
“Die Wirtschaft befindet sich im Wettbewerb und nicht im Kuschelmodus”
In der Wirtschaft geht es nicht um Projektionen von Emotionen, sondern sachlich um die Zahlen der Bilanzen.
Sollten Sie selber nichts direkt davon mitbekommen haben, so haben Sie sicherlich in den letzten zwei Jahren gelesen oder gehört, welche Auswirkungen es hatte, wenn Lieferketten unterbrochen waren. Daran können Sie sehen, wie komplex verwoben die Wirtschaft ist und wie sehr jedes Unternehmen auf andere Unternehmen angewiesen ist.
Bei den BRICS handelt es sich um eine Gruppe von Staaten, die ihren Außenhandel koordinieren, also geht es da weniger um Betriebswirtschaft und mehr um Volkswirtschaft.
3.a) Apropos Volkswirtschaft, erinnern Sie sich an das Theater um Griechenland und an das Stichwort “Außenhandelsbilanzen”? Das kommt dabei raus, wenn Wettbewerb um des Wettbewerbs willen als Selbstzweck über alles gestellt wird – aber in komplex verwobenen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, wo es jede Menge Rückkopplungen gibt.
BRICS – Brasilien war Kolonie, Indien war Kolonie, China war Kolonie, Südafrika war Kolonie, nur Russland war keine, allerdings ist in Russland die Erinnerung vergleichsweise frisch, wie es in der Jelzin-Ära war (von den beiden Weltkriegen mal ganz abgesehen). Also alle diese Staaten haben gemeinsam, dass sie koloniale oder neokoloniale Ausbeutung erlebt haben – nicht Konkurrenz oder Wettbewerb, sondern _ Ausbeutung_ eines Staates durch einen anderen Staat und da schließt sich der Kreis zum Thema Kooperation und Handel wie oben beschrieben:
wenn eine Seite die andere übervorteilt, wird die andere Seite diese Geschäftsbeziehung abbrechen und die eine Seite, die die andere übervorteilt hatte, machte einen kurzfristigen Gewinn und schaut danach in die Röhre – und genau das passiert gerade auf globaler Ebene; der Westen will immernoch in (neo)kolonialer Manier die Anderen übervorteilen, also suchen die Anderen sich gedeihlichere Handelsbeziehungen, das ist alles. :-)
Argentinien hostet US Stützpunkte, und würde wahrscheinlich ein CIA Maulwurf in den BRICS Staaten sein.
https://amerika21.de/2016/05/153123/neue-militaerbeziehung-argentin
Dazu kommt, dass die Argentinier (die “Elite”) eher eine Ausbildung in den Staaten genoss als woanders, somit sind sie USA-hörig.
Ich würde da doch eher verhalten-vorsichtig sein.
Andreas I.
10. September 2022 at 12:24Antworten
“Kooperationsdenken”
So etwas gibt es in der Realität nicht. Jeder versucht den Anderen abzuzocken.
Immer und überall.
Eine Kooperation funktioniert nur solange wie jeder glaubt im Vorteil zu sein.
Die Wirtschaft befindet sich im Wettbewerb und nicht im Kuschelmodus
Hallo,
also wird es nicht gleich übermorgen am Montag geschehen, aber wenn der russische Vizeaußenminister Sergei Rjabkow sagt, bislang gebe es kein Erweiterungsprozedere und das muss vorher geklärt werden, dann wird ab Montag begonnen, das Erweiterungsprozedere auszuarbeiten.
Und dann wäre es möglich, dass bei einem bestehenden Erweiterungsprozedere zukünftige Aufnahmen weiterer Staaten schneller gehen.
(Es könnte auch sein, dass Russland aus diplomatischen Gründen, dem Westen etwas Zeit gibt, die Neuigkeitenzu verkraften. :)
Ja! 🤗
BRICS ist zwar die Zukunft, aber ob es eine bessere werden wird, als die korrupte, vom Dollar abhängige Wirtschaft, muss sich zeigen. Solange totalitäre Staaten wie China, Russland und Brasilien da das Sagen haben, bezweifle ich das.
Sobald es das Prozedere gibt, Argentinien könnte ja ein Vorreiter werden, werden noch viele andere folgen – auch jene Länder, die demnächst aus der EU austreten werden …
Hahahaha, der Stein rollt….und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Wer die aktuellen Äußerungen eines Habeck vernommen hat, der hat wohl auch eine gute Vorstellung davon, in wie viele Teile man diesen (und andere) Gaukler bald zerteilen wird. Aber immerhin ist er damit voll im Trend, zerfällt doch alles rundherum. Nur leider nicht die Illusion, an die man weiter glauben will, nur um sich jenen Schmerz der Erkenntnis zu ersparen, dem bekanntlich das Eingeständnis eines Irrtums vorangehen muss. Gerade heute wieder mit so einer “Ewiggestrigen von morgen” geplaudert, Expertin für Medikamentensicherheit (die zB meinte, dass Masken definitiv 1000en Menschen das Leben gerettet haben, während der Nachweis via zB RCT ausschließlich an der Komplexität des Studiendesigns scheitert). Ich erfuhr heute zudem, dass wir seit der Pest keine solche Pandemie erlebt haben. Ich war überrascht. Erstaunt auch, dass es deshalb keine Kohorten-Studien zur C-Tupfung gibt, weil es unethisch wäre, Menschen ein Placebo zu geben und ihnen somit den Segen der Tupfung vorzuenthalten.
Mit solchem “Denken” ist man niemals die Lösung, sondern immer das Problem.
Allein dass sich Argentinien um eine Aufnahme bewirbt, ist ein gutes Zeichen und ein Dämpfer für die USPolitik.
Das wird noch die nächsten 10 Jahre nichts,
Zuviele Gegensätz, kulturelle und religöse
Und diese „Gegensätze“ gibt es bei den BRICS aktuell nicht? ;)
Tony V
9. September 2022 at 18:26Antworten
Und diese „Gegensätze“ gibt es bei den BRICS aktuell nicht? ;)
Egal wie sie es nennen
Funktioniert ja eh bei BRICS auch nicht.
Probiert man schon Jahrelang
@mia
Glaskugel polieren, der Durchblick ist schon sehr schlecht.
@ Mia Hallo
“Das wird noch die nächsten 10 Jahre nichts,”
In Deutschland, Hauptstadt Berlin, brauchte es 14 Jahre Bauzeit für einen Flughafen – 1 in Zahlen.
In China wurden innerhalb von 2 Jahren 12 Flughäfen gebaut, in Russland, Krim, ein Flughafen und eine Brücke.
“Zuviele Gegensätz, kulturelle und religöse”
Gegensätze sind dann ein Problem, wenn man unfähig ist, Andere zu respektieren.
Der Kern der _multi_polaren Weltordung ist aber gerade gleichberechtigter Umgang miteinander.
Ist man fähig Andere zu respektieren, dann kann man aus Gegensätzen Symbiosen formen – nicht westliches (liberales) Konkurrenzdenken, sondern Kooperationsdenken.
“Funktioniert ja eh bei BRICS auch nicht”
Die BRICS sind im wesentlichen ein Handelsbündnis und das funktioniert gut und vor allem – was der Sinn dahinter ist – stabil (auch bei westlichen Störversuchen stabil, ohne US-Dollar und mit BRICS-Währungen stabil).
Und das Handelsvolumen wächst.
Mia, der tkp Hausgeist :-)