So unvollständig antworten Experten im Gesundheitsministerium an den VfGH

16. März 2022von 3,5 Minuten Lesezeit

Wir erinnern uns: Der VfGH wollte Antworten auf eine Reihe präziser Fragen. Die Replik war allerdings keine Übung in Präzision und Exaktheit. Und sie zeigt auch, wie im Grunde genommen falsch argumentiert wird mit Risikodaten die keine reale Bedeutung haben. Vor allem geht es dabei um die relative und absolute Risikoreduktion.

Zwischen den beiden Darstellungen besteht ein gewaltiger Unterschied. Denn es ist keinesfalls sicher, dass man sich infiziert und außerdem ist noch weniger wahrscheinlich, dass man überhaupt Symptome entwickelt. So hat zum Beispiel eine so genannte „Challenge“ Studie gezeigt, dass die Hälfte der absichtlich infizierten Probanden gesund blieben, also keinerlei Symptome zeigten.

Alle Studien haben aber einen Schutz vor Symptomen als messpunkt gehabt. Die Hälfte der Probanden, waren als schon gar nicht erfasst, weil sie ebeen keine Symptome entwickelten. Bei der Studie in Ischgl im Jahr 2020, gaben sogar 85% der Personen mit Antikörpern an, nichts von einer Infektion bemerkt zu haben.

Nun wissen wir aber schon von Studien aus 2020, dass es sogar recht häufige Infektionen gibt, wo Personen nicht mal Antikörper entwickelt haben, sondern nur spezifische T-Zellen, die die Viren gemeinsam mit einem starken Immunsystem so rasch beseitigt haben, dass die Produktion von Antikörpern überflüssig wurde. Damit sind offenbar selbst die 85% von Ischgl noch zu niedrig gegriffen.

Daher ist es sinnvoll statt der relativen Risikoreduktion, die absolute Risikoreduktion als Maßstab zu nehmen. Und das lässt sich selbst aus den schlampigen und unvollständigen Daten berechnen, die die „Experten“ der österreichischen Gesundheits-Bürokratie zu produzieren in der Lage waren. Ein Leser hat sich die Mühe gemacht und ich möchte euch das nicht vorenthalten:

Absolute und relative Risikoreduktion

In der Berichterstattung zu den SARS-Cov2 Impfstoffen wird nahezu ausschliesslich die

  • Relative Risiko Reduktion (RRR), auch unter der Bezeichnung Vaccine Efficacy (VE)

in Prozentangaben kommuniziert.

Es ist davon auszugehen dass die Bedeutung dieser Kennzahl großteils missverstanden wird, weswegen eine Erläuterung betreffend weiterer in der pharmakologischen Forschung bedeutsamen Indikatoren, angebracht scheint. Insbesondere die

  • Absolute Risiko Reduktion (ARR) und deren Kehrwert

  • Number Needed to Treat (NNT)

sind für eine umfassendere Wirksamkeitsabschätzung erforderlich, werden jedoch im Zuge der medialen Berichterstattung zur Covid19 Impfkampagne bislang ignoriert.

Eine Erläuterung zur Berechnung kann auf Wikipedia nachgelesen werden: Relative risk reduction

Angaben in der Antwort an den VfGH

Im Antwortschreiben des Gesundheitsministeriums an den VfGH, das in weiten Teilen präzise Angaben schuldig bleibt, wird die Existenz der ARR zwar erwähnt, quantitative Angaben fehlen jedoch. Das Antwortschreiben kann unter folgendem Link abgerufen werden: Antwortschreiben an VfGH

Mit etwas Aufwand ist es jedoch möglich aus den auf Seite 36 unten dieses Schreibens beispielhaft mit Stichtag 08.02.2022 angegebenen Zahlen, die oben erwähnten Indikatoren zu errechnen.

Bedauerlicherweise wurde vom Gesundheitsministerium keine Aufschlüsselung nach Altergruppen vorgelegt, sodass sich die Kennzahlen auf die Gesamtbevölkerung beziehen.

Aus diesen angegebenen Zahlen können folgende Tabellen für die Events

  • Hospitalisiert

  • Intensivpflege (ICU)

für die Gesamtbevölkerung erstellt werden. Zunächst zum Risiko Haospitalisierung:

Bezeichnungen:

VER = Vaccination Event Rate = VE/VΣ
CER = Control Event Rate = CE/CΣ
PCV = Percentage Cases Vaccinated = 100*VE/EΣ
PPV = Percentage People Vaccinated = 100*VΣ/NTotal

Nun zum Risiko Intensivstation:

Zusammenfassung

Man erkennt aus diesen Ergebnissen

  • Um eine Hospitalisierung zu verhindern müssen statistisch 6430 Personen (NNT) vollständig geimpft werden.

Das Risiko einer geimpften Person hospitalisiert zu werden (VER) beträgt 0.015728 % gegenüber demjenigen einer ungeimpften Person (CER) mit 0.031279 %. D.h. der “Vorteil” durch Impfung (ARR=CER-VER) bzgl. Hospitalisierung ist demnach 0,015551%.

  • Um eine Intensivbehandlung zu verhindern müssen statistisch 24518 Personen (NNT) vollständig geimpft werden.

Das Risiko einer geimpften Person intensiv-pflegebdürftig zu werden (VER) beträgt 0,000923 % gegenüber demjenigen einer ungeimpften Person (CER) mit 0,005002%. D.h. der “Vorteil” durch Impfung (ARR=CER-VER) ist demnach 0,004079%.

Nochmal: Das Risiko überhaupt Symptome zu bekommen ist schon minimal, das Risiko ins Spital zu kommen wird durch die Impfung um 0,015551% und das Risiko Intensivstation um 0,004079% reduziert. Das Risiko an einer Impf-Nebenwirkung zu sterben ist erheblich höher. Die Impfpflicht daher kriminell.

13 Kommentare

  1. H.Mild 16. März 2022 at 13:26

    Q.e.d.
    Übrigens, Dr. Seltsam, also der mit diesen passenden, quasi mit Hokuspokus aus dem Hut gezauberten “Tests”, ohne die es diese Pandemie gemäß Selbstaussage nicht gäbe, ist vor Gericht vs. Prof. Wiesendanger heruntergefallen.
    ->> Tichys Einblick…..

  2. Christoph Bodner 16. März 2022 at 13:20

    Ein echter Suizidversuch wird nicht bestraft, aber jetzt soll eine postulierte Selbstgefährdung durch Impfunwilligkeit bestraft werden. Darf uns der Staat dazu zwingen, russisches Roulette zu spielen in Hinblick auf Impfschäden? Wenn wir uns darauf einigen können, dass die Fremdschutzhypothese der “Covid-19-Schutzimpfung” widerlegt ist, sollte der Verfassungsgerichtshof keine Ewigkeit brauchen, um dieses verrückte Impfpflichtgesetz aufzuheben.

  3. Hans Im Glück 16. März 2022 at 12:47

    @Charlott
    16. März 2022 at 12:16

    Grippe glaube ich jetzt eher nicht. Die ist heuer wieder weitestgehend ausgefallen. Impfschaden – wäre denkbar.
    Ich denke, dass es eher die Injektion als solche ist, welche dafür sorgt, dass die eigentlich harmlosere Omicron Variante bei ihm schwerere Symptome mit sich bringt, Stichwort Schwächung des Immunsystems.

  4. asisi1 16. März 2022 at 12:16

    Die Antworten dieser lügenden Penner, kann man sich höchstens eine Minute anhören. Da sagt doch so ein hochbezahlter Vollhonk doch tatsächlich, das sie keine Daten vom Anbeginn 2020 haben.
    Normaler Weise gehören alle wegen Falschaussage vor ein Gericht und anschließend ihr Vermögen eingezogen. Diese Brut lügt wie gedruckt!

  5. Drt. Johannes Asmus Petersen 16. März 2022 at 11:52

    Danke für den artikel! Eine kleine ungenauigkeit fiel mir auf:
    Bei den risikokennzahlen zu Event Intensivpflege bekomme ich RRR = 81,541 658 % heraus,
    Bei Ihrer angabe stimmen also die letzten beiden stellen nicht.
    Mit herzlichen Grüßen, Ihr Asmus Petersen

  6. Germann 16. März 2022 at 11:39

    Seit der Pandemie habe ich etliche antworten gehört von selbsternannten Experten.
    Ausgerechnet die Experten glauben so ziemlich alles, die die sich ständig die Birne anhauen und jedem rotzfrech versichern , es seien nur Pigmentflecken.
    Es gibt nicht nur ein gewaltiger Unterschied indem was sie sagen, sondern die Tatsache das sie kein fundiertes Wissen besitzen aber große Töne von sich geben.
    Ja ich kenne so einige ohne Genspritze die immer noch gesund sind, obwohl sie Kontakt hatten mit zwei Corona infizierten. Bis die Studien über das Virus abgeschlossen ist wird noch viel Zeit ins Land gehen und nicht vor zehn Jahren zu rechnen. Bis dahin sind viele Impfschäden bekannt geworden.

  7. Hans Im Glück 16. März 2022 at 11:02

    Bei T-Online:

    “Vergangene Woche noch hieß es, er habe nur leichte Symptome. Nun liegt der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl wegen seiner Corona-Infektion im Krankenhaus.

    Der baden-württembergische Innenminister und CDU-Landeschef Thomas Strobl muss aufgrund seiner Corona-Infektion in einem Krankenhaus behandelt werden.”

    Das ist interessant, weil es nur 2 Möglichkeiten gibt:

    1. Der Herr Minister ist ungeimpft. Das ist für einen CDU Minister quasi per Definition ausgeschlossen
    2. Der Herr Minister ist geimpft. Dann scheint es mit der Schutzwirkung nicht weit her zu sein. Im Gegenteil!

    • Charlott 16. März 2022 at 12:16

      3. Der Herr Minister wurde mit einem Placebo geimpft UND hat Grippe. Mit Grippe kamen früher auch viele Menschen ins Spital.
      4. Der Minister wurde geimpft, Schutzwirkung bekanntlich gleich Null, und hat jetzt Grippe.
      5. Der Minister liegt wegen eines Impfschadens im Spital.

    • Elisabeth 17. März 2022 at 4:36

      Charlott
      Eh, die Grippe heißt jetzt Corona, aber auch jeder Schnupfen …

      Da die Spritze das Immunsystem schwächt, hat er sich wohl boostern lassen … auch das RKI meldet, dass immer mehr Geboosterte auf den Intensivstationen landen. Klarer Fall für Lauterbach: Da musst der vierte Stich her. Dann aber …

    • federkiel 17. März 2022 at 7:39

      Der 61-Jährige sei im Klinikum Heilbronn wegen einer Lungenembolie und einer Lungenentzündung, die im Zusammenhang mit einer Coronainfektion gestanden hätten, behandelt worden, teilte das Innenmi­nis­terium heute in Stuttgart mit. Die Diagnose sei ernst gewesen, Strobl könne aber mit einer vollstän­digen Genesung rechnen.

      Der Minister sei seit dem Wochenende zu Hause, kuriere die Erkrankung dort weiter aus und gehe seinen Dienstgeschäften schon wieder nach, hieß es. Strobl war am Montag vergangener Woche nach einer Tage zuvor festgestellten Coronainfektion ins Krankenhaus bekommen.

      Die Rede war zunächst von einer „Vorsichtsmaßnahme“. Strobl betonte nun, er sei „dankbar für meine drei Impfungen“. „In so einer Situation denkt man schon darüber nach, wie es verlaufen würde, wenn man diese Impfungen nicht hätte.“

    • Elisabeth 17. März 2022 at 8:05

      Federkiel
      Die Lungenembolie hat er von der “Impfung” und die Lungenentzündung, weil die “Impfung” das Immunsystem schwächt. Mein Rat: Er soll sich dringend noch einmal boostern lassen und zwar wirklich, kein Placebo.

      PS: Ich bin ungeimpft und hatte vorige Woche zwei Tage lang Schnupfen ohne Fieber. Ich bin so froh, dass ich nicht geimpft bin ….

  8. Ralf Tillenburg 16. März 2022 at 10:58

    Diese Berechnungen erscheinen mir etwas problematisch. Denn der Autor suggeriert, dass die Impfung einen wenn auch kleinen Effekt auf die Pandemie hat, während in vielen bisherigen Veröffentlichungen hier auf tkp.at ja unter Bezug auf Studien dargelegt wurde, dass die Impfung keinen nachweisbaren bzw. einen negativen Effekt hat.

    Ich vermute, dass der Autor hier die offiziellen Zahlen aus Österreich zugrunde legt. Diese dürften aber keinesfalls der tatsächlichen Realität entsprechen. Aber immerhin, selbst mit den offiziellen Zahlen lässt sich kaum etwas begründen, schon gar keine Impfpflicht.

    Übrigens gibt es ja aus Veröffentlichungen im “The Lancet” auch die offiziellen Zahlen für die ARR (absolute Risiko Reduktion) der Impfstoffe, die zwischen 0,7 und 2% liegen. Damit liegt die NNT zwischen 59 und 119, ein absolut grauenhaftes Ergebnis, welches bei “normalen” Medikamenten nie zur Zulassung führen würden.

    Bei Impfungen, wo ja Gesunde behandelt werden sollen, wäre schon eine NNT von 2 absolut indiskutabel.

  9. Wolf-Dieter Czap 16. März 2022 at 10:41

    Müsste man nicht unter anderem in diesem Satz:

    “Nochmal: Das Risiko überhaupt Symptome zu bekommen ist schon minimal, das Risiko ins Spital zu kommen wird durch die Impfung um 0,015551% und das Risiko Intensivstation um 0,004079% reduziert. Das Risiko an einer Impf-Nebenwirkung zu sterben ist erheblich höher. Die Impfpflicht daher kriminell.”

    korrekterweise von einem “Vorteil” in Prozentpunkten reden?

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