Märchenstunde mit Steinmeier zum 1848er Revolutionsjubiläum

3. Juni 2023von 8 Minuten Lesezeit

Nun hat es also auch Bundespräsident Steinmeier erwischt. Einige Monate nach den abstrusen Aussagen seines österreichischen Amtskollegens präsentiert Steinmeier in der Frankfurter Paulskirche sein gesamtes Unwissen, verbiegt Tatsachen und verschweigt notwendige Kontexte. Nichts Neues, könnte man dem – leider korrekt – entgegnen, auch deswegen, da die “Leit- und Qualitätsmedien” den Bundespräsidenten nicht korrigieren. Eine Richtigstellung.

Wie im Beitrag zu Alexander Van der Bellen (TKP berichtete), ist man nicht “erst” seit Erklärung der “Pandemie” so einiges an Kummer gewöhnt, doch was kürzlich in der Frankfurter Paulskirche geschah, ist – bedenklich.

Pippilotta Steinmeier macht sich die Welt, wie es ihm gefällt

Da steht der Präsident der Bundesrepublik vor geladenen Gästen neben der ebenfalls anwesenden Innenministerin Nancy Faeser – und macht sich, in bester Pippi Langstrumpf-Manier (mit Entschuldigung an Astrid Lindgren) – die Welt, wie es ihm gefällt.

In seiner Ansprache, gehalten am 18. Mai 2023, führte Steinmeier u.a. aus:

Es war ein wunderbarer Frühling. Und das begriffen die Menschen 1848 längst nicht nur meteorologisch. Es war ein politischer, ein gesellschaftlicher Frühling, eine Zeit der großen Hoffnungen und Erwartungen…einen “revolutionären Frühling” nennt Christopher Clark diese Zeit…

Die Revolution von 1848 und die erste deutsche Nationalversammlung hier in der Paulskirche – das waren für Deutschland damals unerhörte Ereignisse. Die Hoffnung war groß, die Bereitschaft Altes zu stürzen und Neues zu wagen, hatte viele erfasst.

Ich erspare Ihnen den Gutteil der folgenden Ausführungen, denn alleine in diesen beiden Abschnitten steckt so viel an Geschichtsklitterung und Revisionismus, dass es mich als Geschichte-Professor Wunder nimmt, dass die Kritik der Kollegen nicht stehenden Fußes folgte.

Mir persönlich ist vollkommen unklar, aus welchen Gründen der Bezug auf das Wetter steht – denn dieses spielt direkte keine Rolle. Nasskaltes Wetter begünstigte Mitte der 1840er Jahre die massive Ausbreitung der Kartoffelfäule in Irland, was zu der als Gorta Mor bekannten Hungerskatastrophe beitrug, die Massensterben und -Emigration v.a. nach Nordamerika auslöste. Wie “sogar” Wikipedia hierzu festhielt, wurden die Folgen der Hungerkatastrphe “durch die Laissez-faire-Ideologie und die wirtschaftsliberale Politik der Whig-Regierung unter Lord John Russell noch erheblich verschärft”.

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Revisionismus

Ebenso verschweigt Steinmeier die wirtschaftlichen Probleme, die Europa just in den 1840er Jahren fest im Griff hatte – Karl Marx bezeichnete die in im Jahrzehnt zuvor in Großbritannien begonnene Depression als die ideologisch vorbestimmte “strukturelle Krise” –, die sich zu nahezu europaweiten Versorgungsengpässen gesellten. Eric Hobsbawm hielt hierzu fest, dass die Revolution von 1848

mit einer sozialen Katastrophe einherging: einer Großen Depression, die den Kontinent ab der Mitte der 1840er erfasste. Missernten – besonders Kartoffel – folgten. Ganze Regionen und ihre Bewohner hungerten, insbesondere in Irland, aber auch in Flandern [Belgien, Niederlande] oder Schlesien [heute in Polen] hungerten, wenn auch nicht in demselben Ausmaß. Lebensmittelpreise stiegen. Die wirtschaftliche Depression vervielfältige die Arbeitslosigkeit und die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung in den Städten verlor just zu dem Zeitpunkt ihre bescheidenen Einkünfte, als die Lebenshaltungskosten explodierten. (The Age of Revolution, London 1997, S. 307; meine Übersetzung und Hervorhebungen)

Die Revolution von 1848 selbst begann bekanntlich Mitte Februar in Paris und breitete sich als Folge der Dissemination dieser Nachrichten rapide u.a. in “Deutschland” aus. Wer aber “Deutschland” im Jahr 1848 ohne weitere Hinweise anführt, dass es dieses Land – von der räumlich diffusen “Kulturnation” im Sinne Johann Gottlieb Fichtes (1762-1814) abgesehen – nicht gab. In Mitteleuropa existierte nach dem Wiener Kongress (1814/15) der sogenannten Deutsche Bund, eine Konföderation, die neben Preußen auch das Kaisertum Österreich und rund 40 weitere Staatswesen umfasste.

Wer aber 2023 (!) unbedarft “Deutschland” erwähnt, der verengt die diskursive Normen (“Overton-Fenster“) des Sagbaren und Denkbaren auf eine Art und Weise, die ahistorisch, unwissenschaftlich und – pseudopopulistisch ist.

Nun soll es an dieser Stelle nicht um die Identität des deutschen Volkes gehen, wer aber das “neue Deutschland” (Neil MacGregor) nach der “Wiedervereinigung” einfach so erwähnt, der begeht Geschichtsklitterung, wenn er sich nicht gar auf das dünne Eis des Historischen Revisionismus begibt.

1848 als Freiheitsmoment – für/gegen wen und in wessen Erinnerung?

In Karl Marx’ Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon (Erstauflage 1852, hier Frankfurt, 2007, S. 9) kann man folgendes lesen:

Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.

Nun müssen wir uns also doch noch einmal mit der leidigen Farce der bundespräsidentiellen Rede Steinmeiers in der Frankfurter Paulskirche befassen (meine Hervorhebung):

Wir wissen aber auch: Hier haben mutige und von besten Motiven beseelte Menschen etwas auf den Weg gebracht, das ein unersetzlicher Schritt war auf dem langen Weg zu Demokratie und Freiheit in einem einigen Deutschland. Es war der Moment, es war das Jahr, als aus Untertanen Staatsbürger wurden. Als ein Geist der Freiheit geweckt wurde, der sich – jedenfalls auf lange Sicht – nie mehr unterdrücken ließ.

Was Steinmeier hier andeutet, ist nicht weniger als die Abschaffung der feudalen Privilegien, allen voran der Leibuntertänigkeit. Bekannt geworden ist dies unter dem Schlagwort der “Bauernbefreiung”.

Dieser Moment ereignete sich westlich des Rheins bekanntlich im Gefolge der Französischen Revolution; östlich des Rheins bzw. außerhalb Russlands und des Osmanischen Reiches dauerte bis 1848/49, bis sich dies umsetzen ließ. Einer der Protagonisten war Hans Kudlich, dessen Name eine Vielzahl von Straßen und Plätzen im heutigen Deutschland, Österreich und Tschechien ziert; bis in die USA, wohin Kudlich später emigrierte, erstreckt sich sein Ruhm – Steinmeier hingegen war Kudlich nicht der Rede wert.

Lücken, so weit das Auge reicht

So aber auch der Rest der Rede, wo es u.a. heißt:

Die Männer der Nationalversammlung – es waren in der Tat damals nur Männer, das ist das demokratische Defizit aus heutiger Sicht – sie waren gleichwohl Pioniere und Wegbereiter von Ideen, die für uns heute selbstverständlich sind.

Zu diesen “Ideen, die für uns heute selbstverständlich sind” – und die den Vormärz (1815-48) über eben jene Protagonisten bewegten – zählten v.a. die staatlich-obrigkeitliche Zensur, die politische Verfolgung unbequemer Professoren (Heinrich Heine), Schriftsteller (Georg Büchner) oder “Aktivisten” (avant la lettre, etwa Karl Marx; allesamt als pars pro toto).

Denkt man an die aktuelle Zensur – pardon: “Kampf gegen Desinformation” –, die Entlassung Ulrike Guérots oder den staatlichen Aktivismus gegen u.a. Ken Jebsen, so hätten Steinmeier, seine Ehrengäste und v.a. die vor Ort befindlichen Vertreter der “Leit- und Qualitätsmedien” durchaus einiges zu diskutieren gehabt.

Apropos Aufhebung der Zensur: dies war eine der Errungenschaften der Märzrevolution, die jedoch das Erstarken der Reaktion nicht überdauerte und deren Erwähnung in Zeiten “der Pandemie” wohl gewiss geboten wäre. Als studierter Jurist liegt es nahe, dass Steinmeier im Verlauf seines Lebens durchaus mit der Rechtsgeschichte Deutschlands in Kontakt kam, aber ob er sich nach all den Jahren als Politiker “noch” daran erinnert?

So bleibt als Resümee lediglich der Schluss, dass die Rede schlecht vorbereitet wurde und wenig mehr denn billiger Aktionismus oder Agit-Prop ist. Als Musterbeispiel historischer Amnesie und Selbstgerechtigkeit mag Steinmeiers Auftritt zwar Unterrichtsmaterial für die Zukunft darstellen, eines hohen Staatsamts hingegen war dies jedoch – noch dazu an diesem Ort und vor diesem Hintergrund – eine hochnotpeinliche Angelegenheit.

Steinmeiers Dichtung zur Freiheit – und deren historische Fakten

Fast wäre es möglich, diese Feier als einen Gelegenheit zum Fremdschämen abzutun, doch bin auch ich – als in Wien geborener Österreicher – davon betroffen. 1848 übrigens waren einige andere Österreicher in Frankfurt dabei, und auch die Tschechen waren eingeladen (die allerdings dankend ablehnten, einem konstitutionell regierten Großdeutschland weiterhin anzugehören).

Apropos “Freiheit” und “1848”.

Die Abschaffung der Leibuntertänigkeit war, folgt man den einschlägigen Arbeiten von Georg Friedrich Knapp (Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter, 2 Bde., Leipzig 1887, S. iii), war nämlich etwas, dessen Ursprung klar vor 1848 zu verorten ist:

Die Geschichte der Bauernbefreiung ist die Geschichte der sozialen Frage des 18. Jahrhunderts.

Die soziale Frage des 19. Jahrhunderts hat es weniger mit den Bauern zu thun als mit den Arbeitern…

Auch diese Aspekte verschweigt Herr Steinmeier. Warum?

Epilog

Industrialisierung, das Entstehen von Massengesellschaften auf der Basis von Lohnarbeit und die damit verbundenen Spannungen und Verwerfungen sind “die soziale Frage des 19. Jahrhunderts”.

Deren (teilweise) “Lösung” erfolgte offenkundig in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – durch die schrittweise Einführung und Ausweitung des Sozial- und Wohlfahrtsstaats, dessen Wurzeln allerdings in eben jenem 19. Jahrhundert auszumachen sind.

Diese Errungenschaften des 20. Jahrhunderts haben den westlichen Nationen u.a. einen drastischen Anstieg der Lebenserwartung, des Wohlstands und weltweit zu einer Bevölkerungsexplosion geführt.

Dies sind die Aspekte der “sozialen Frage des 20. Jahrhunderts”, doch wie steht es um deren Lösung bestellt?

Großteils “Unnütze Esser”, so WEF-Apologet Yuval Harari, bezahlt von den Bonzen und Eugenik-Fans um Bill Gates, Friedensnobelpreisträger (Kriegsverbrecher) Henry Kissinger u.v.m. Wie sieht deren Vision zur “Lösung der sozialen Frage des 20. Jahrhunderts” aus?

Steinmeier hat in der Paulskirche geliefert, zwar nicht für den Souverän, sondern für seine Obrigkeit.

Diese ist – dekadent, selbstgerecht und ideologisch verbrämt; so kann man die aktuelle “Elite” dessen bezeichnen, was man gemeinhin – und geschichtsvergessen – als “Deutschland” bezeichnet.

Eine nahezu perfekte “lumpige Farce”, wie von Marx beschrieben.

Grotesk und widerlich, aber eine zutreffende Beschreibung.

Bild Ferdinand Schröder creator QS:P170,Q1405787, Rundgemälde Europa 1849, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

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175-jähriges Gedenken an die 1848er Revolution: Die Demokratiebewegung damals und heute

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23 Kommentare

  1. Jurgen 5. Juni 2023 at 15:02Antworten

    Die Dummheit 1848 war, sich militärisch aufstellen zu wollen, um die Demokratie zu “erkämpfen”… auch damals schon Agenten unterwegs…

  2. Dr. Rolf Lindner 4. Juni 2023 at 22:21Antworten

    Der deutsche Untertan

    Empfinde es als streng pervers,
    dass viele lassen sich regieren
    von jenigen, die als divers
    Krankheit als ein Geschlecht normieren.

    Lassen sich auch von denen leiten,
    die Wissenschaft prostituieren,
    die Giftigkeit von Gift bestreiten
    und dieses Menschen injizieren.

    Die sich vor grünem Wahnsinn beugen
    und es dabei nicht einmal raffen,
    dass, wenn sie keine Kinder zeugen,
    in Zukunft nur sich selbst abschaffen.

    Merken nicht, dass sie fremdgesteuert
    Märchen rotgrüner Medien glauben,
    lassen dazu sich wie bescheuert
    ihren Verstand und Wohlstand rauben.

    Mit Asyl-, Klima-, Genderlügen
    kann man ihren Verstand ausschalten,
    willig sie sich dem Zeitgeist fügen,
    nenne es Untertanverhalten.

    Wieder kann man sie dahin lenken,
    den Kriegsteibern Beifall zu spenden,
    wird deutsches Untertanendenken
    in einer Katastrophe enden.

  3. Rosebrock 4. Juni 2023 at 22:14Antworten

    Danke für den interessanten Beitrag.

  4. Hans im Glück 4. Juni 2023 at 17:41Antworten

    “Es war der Moment, es war das Jahr, als aus Untertanen Staatsbürger wurden.”

    Mich intereressiert der Moment, an dem aus Staatsbürgern Untertanen wurden, weit mehr! Zu Beginn der C19 Jahre wurde dieser Umstand augenfällig, wenn man denn hinsehen wollte. Begonnen hat es aber weit früher.
    Als Insasse im besten Deutschland aller Zeiten hast du de facto keine Chance dich zur Wehr zu setzen. Weisungsgebundene Gesinnungsjustiz, gepaart mit kompletter Regierungslinie von Gewerkschaften, Kirchen und anderes NGOs, ermöglichen eine Feudalherschaft von Oligarchen, Lobyisten und deren Bütteln in den Parlamenten, wie man sie eigentlich für nicht mehr möglich gehalten hätte.

  5. lbrecht torz 4. Juni 2023 at 11:56Antworten

    “Diese Errungenschaften des 20. Jahrhunderts haben den westlichen Nationen u.a. einen drastischen Anstieg der Lebenserwartung, des Wohlstands und weltweit zu einer Bevölkerungsexplosion geführt.”

    Andere Sichtweise darauf:

    Anstieg der Lebenserwartung – die aber vornehmlich der Profiterzeugung für die Multizigmilliardäre der Welt, (und deren Büttel und Speichelleckern), gewidmet ist. Ich behaupte: vor der Industrialisierung haben die Menschen in der Mehrzahl besser gelebt als wir heute – unter der weitgehenden Fuchtel eines voll durchkonstruierten Abhängige-Arbeit-Regimes und einem Verwaltungsmonster und Behördenirrsinn und Zumutungsregime namens Staat.
    Die Menschen früher waren wesentlich weniger Obrigkeit und Überwachung und Reglementierung ausgesetzt. Es gab fast immer und überall Ausweichmöglichkeiten. Wer sich in den Städten drängte, wollte das auch so – und musste mit den Konsequenzen schlechter Ernährung, schlechter Hygiene, schlechter Luft, Obrigkeitszumutung, … eben leben.
    Ein Zeichen für die damals existente Freiheit aufgrund geringeren staatlichen bzw. feudalen Zugriffs ist zB die damalige Existenz von Räuberbanden. Die natürlich bekämpft wurden. Aber deren Existenz zeigt, dass es diese Rückzugsorte, wo man frei sein konnte, gab. Die, die sich dort unauffällig benahmen, konnte wohl oft auch unbehelligt leben. … und ich behaupte: die Fülle des Lebens und Erlebens war damals zigfach reichhaltiger als heute wo wir Pseudoleben aus der Konserve (TV, Streaming, Internet) in unserer knapp bemessenen “Freizeit” konsumieren. Die Menschen mögen damals kürzer gelebt haben – aber dafür zigmal reichhaltiger als wir Wirtschafts- und Konsumsklaven heutiger Zeit.

    Anstieg des Wohlstand: bei uns bedeutet das, dass man von dem, was man nicht braucht gleich mehrmals davon hat. Was ist Wohlstand? Eine Yacht auf einem naheliegenden Gewässer, mehrer Autos, mit dem SUV bei Aldi einkaufen?
    Wir haben “Wohlfahrt” durch “Wohlstand” ersetzt. Es geht uns zwar nicht gut, aber dafür fahren wir in Urlaub (ist es daheim so traurig), haben die Wahl zwischen verschieden bunten, gleich schlechten Produkten, können weit zur Arbeit fahren, und damit einen Großteil unserer eigentlichen (Frei-)Zeit ungelebt verbraten, können uns den Arbeitgeber unter den wir uns versklaven heraussuchen, …

    Was braucht man? Ein Dach über dem Kopf, Wärme, zu trinken, essen, eine gewisse Hygiene, eine gewisse Sicherheit und Kalkulierbarkeit der Zukunft, soziale Gemeinschaft.
    Das ist alles nicht teuer zu haben. Dennoch arbeiten viele von uns viel mehr und viel länger – und auch noch entfremdet von unserer Tätigkeit, unserem Arbeitserbebnis – als die Menschen vor dem Beginn des Industriezeitalters – mit dem nämlich das ganze Elend begann. Ja, wir haben feudale Willkürherrschaft überwunden. Sind wir deshalb denn heute freier? Weil wir alle paar Jahre zwischen verschiedenen Köpfen oder Parteien auswählen dürfen die uns die Herrschenden vorsetzen?

    Die Wohlstandsjahre sind bei uns hier vorbei. Die Milliardäre und Lenker haben Westeruopa als blitzendes und blinkendes, verlockendes Schaufenster gen Osten – und als Bollwerk – gebraucht. Damals wurde in der “Siegermacht” der Morgenthau-Plan diskutiert: Deutschland zu einem Agrarland zu machen. Der Plan wurde nicht aufgehoben sondern nur ausgesetzt. Gerade sind wir auf dem direkten Weg dorthin. Die Vermögen werden abgeschmolzen, die Industrie abgezogen. Das Bildungsniveau, fast die einzige Ressource Deutschlands, ist schon fast abgewickelt.
    Ja, vielleicht geht es uns dann schließlich sogar besser als heute. In einem Agrarland würde wohl nicht so viel Aufwand zur Verdummung, Verführung und zur Fehlleitung getrieben.

    Und zur Bevölkerungsexplosion: Populationen, seien es nun Füchse, Hasen, … oder Menschen, regeln sich großteils auf natürlich Weise selbst. Die angeblich Bevölkerungsexplosion ist auch so ein Angst- und Panik-Programm wie alles andere auch, mit denen uns die Milliardäre und Lenker belügen, denkverbiegen, fehlleiten, betrügen und beherrschen.

    • TripleDelta 4. Juni 2023 at 23:14Antworten

      Interessante Gedanken zum Thema Freiheit. Hier kann der DDR-Bürger seine ganze Erfahrung einbringen. Hat er/sie/es doch seine Freiheit vor Verhungern, Verdursten und Erfrieren gegen die Freiheit des vollen Risikos eingetauscht. Als Bonbon durfte er Reisen und Bananen essen.

  6. Auerbach 4. Juni 2023 at 10:27Antworten

    Märchenstunde mit Steinmeier? Wir haben seit der Pandemie viele Märchenerzähler entdeckt bei Politikern. Neu ist das nicht.

    • asisi1 6. Juni 2023 at 8:51Antworten

      Er hat ja auch das Märchen verbreitet Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten!
      Mit “Wir” hat er sich und die anderen Politiker gemeint! Dazu noch die vielen illegal Zugereisten und ihre Sippen. Den Malocher fordert er nur zu mehr Steuerzahlungen auf!

  7. Karl Schlosser 4. Juni 2023 at 8:05Antworten

    Ein Beitrag, aus dem man lernen kann. Wenn man will, versteht sich. Großartig!

  8. asisi1 4. Juni 2023 at 7:38Antworten

    In Deutschland wurden überall “Nichtskönner, Nichtswisser, Fälscher und Lügner” nach oben gespült, denn sie sind dadurch leicht zu manipulieren. Und da zieht am Besten “Geld”! Gibt ihnen einen Posten und ein dickes Gehalt und Pension und schon machen sie Alles! Ohne Gewissen und Mitmenschlichkeit.

    • Charlott 4. Juni 2023 at 23:10Antworten

      Sieferle hat in seinem Finis Germania den proletarischen Hintergrund der “herrschenden Klasse”, die selbstherrlich und sich völlig selbst überschätzen, in Deutschland hervorragend dargestellt (Kapitel: Deutsche Herrschaftskultur}

  9. Elisabeth 4. Juni 2023 at 7:29Antworten

    Übrigens erklärt sich der traditionelle Bauernhass wohl damit, dass die Mägde und Knechte damals durch die Industrialisierung zunehmend in die Städte drängten, wo sie den Arbeiterstand begründeten. Dort waren sie zwar keine Sklaven mehr, dafür wurden sie weiterhin ausgebeutet, jetzt von den Fabriksherren. Die Bauern indes waren zumeist auch nicht frei, sondern wurden von den Grundherren ausgebeutet.

    Und wie schaut es jetzt aus? Im Prinzip lebten wir in der besten aller Zeiten der Menschheitsgeschichte und zwar von den 70ern in die 80er hinein. Noch nie ging es so vielen Menschen so gut. Noch nie hatten wir so viele Freiheiten und Wohlstand. Aber das wurde nur durch die Schulden möglich. Und wer Schulden hat, ist auch nicht frei. Alles gehört nun den Superreichen, auch wir. Und so schließt sich der Kreis. Das Proletariat der Zukunft wird “nichts besitzen und glücklich sein” und Maden essen. Aber nur noch ein Teil (zur Besichtigung im Zoo?), wenn es nach Harari geht, der ja der Chefideologe des WEF ist, denn “unnütze Esser” möchte er beseitigen. Stattdessen sollen intelligente Maschinen arbeiten. Nun, dann kommt wohl als nächstes der Aufstand der KIs. Und ich werde im nächsten Leben EVE, die Freundin von Wall-e…

    • rudi&maria fluegl 4. Juni 2023 at 18:11Antworten

      No! Ein komplexes Thema!
      Erfreulich das Elisabeth seit einiger Zeit wieder mitmischt und mir als Antikapitalisten, besser
      Antiwirtschaftswissenträger fällt dazu auf die schnelle ein: in den wenig gelobten Zeiten hatten Grundherrn oder sonstwie Geldvermögende auch die Eigenschaft ihre Mittel dort zu investieren wo sich sich etwas versprachen. Auch wenn es nur Sympathie oder Überredungskunst oder nur dem Zeitgeist entsprechender Blödsinn war.
      Nunmehr machen das Kreditgeber und mit Schulden kann einbringliches geschaffen werden oder Unsinn suvbventioniert werden.
      Jedenfalls stehen wir mit Schulden vorerst auf breiterer Basis. Und den Eliten braucht nicht sosehr gebückelt zu werden!
      Trotzdem ist mir kaum etwas unsympathischer wie das Geld und Wirtschaftswesen!

      • Elisabeth 4. Juni 2023 at 21:30

        Hallo! Freut mich auch. Ja, natürlich ist es nicht so einfach und sicher kann man mit Krediten und sinnvollen Investitionen Wohlstand schaffen. Aber dass es dabei noch seriös zugeht, ist längst vorbei. Die Schulden kann keiner zurückzahlen und sie versklaven uns. Die Oligarchen oder wie immer man sie nennen mag, ich sag gern Sekulanten zu ihnen, investieren nur in ihre Gewinne. Sie sind krankhaft geldgierig und spielsüchtig. Sie sollten ins Spielcasino gehen und nicht mit Menschen spielen. Die Leute, die um sie herumscharwenzeln, sind absolut empathielos. Wenn wir das jetzt nicht rasch kapieren und zusammenhalten, ist es aus mit uns.

    • TripleDelta 4. Juni 2023 at 23:18Antworten

      Was die westdeutsche Arbeiterklasse mit ihren durch die Sozialpartnerschaft vernebelten Blick nicht mehr klar sehen konnte, dass ihr Wohlstand an der Existenz und dem Wohlstand der DDR-Bürger hing.

  10. Elisabeth 4. Juni 2023 at 5:34Antworten

    Steinmeiers Lieblingsband (und wohl auch Literatur) ist übrigens ‘Feine Sahne Fischfilet’.

  11. flatten_the_curve 3. Juni 2023 at 23:09Antworten

    Bereits 1848 in der Paulskirche haben deutsche Politiker zum Krieg gegen Russland gehetzt:
    “»Im Osten« sei es den Deutschen im Verlauf der Geschichte immer wieder gelungen, »Eroberungen des Schwertes« und der »Pflugschar« zu machen. Zu diesem »Recht auf Eroberung« könnten und sollten sich die Deutschen bekennen (RfdN, Bd. 2: 1145 f.).

    Ein anderer Parlamentarier sprach vom »heiligen Krieg«, der ohnehin irgendwann »zwischen der Kultur des Westens und der Barbarei des Ostens« ausgetragen werden müsse (Wollstein 1977: 303). [ 41 ] Ein weiterer erklärte: »Wenn es je zum Kriege kommen sollte, dann käme es zu einem Kriege zwischen Deutschen und Slaven« (RfdN, Bd. 4: 2779). [ 42 ] Heinrich von Gagern schrieb im Rückblick über die Periode der bürgerlichen Revolution:

    Der Krieg mit Rußland – um der Ostsee und der Ostseeprovinzen willen – um Polens – um der Donau und der orientalischen Verhältnisse … war der populärste durch ganz Deutschland (zit. n. Valentin 1977, Bd. 1: 544).” (in “Debatten zu Südosteuropa in der Paulskirche”)

    • Assoc. Prof. Dr. Stephan Sander-Faes 4. Juni 2023 at 9:42Antworten

      Vielen Dank für diese Hinweise, denn das ist ein extrem wichtiger Aspekt, der einen eigenen Beitrag “verdient”.

      Das beste, wenn auch üblicherweise noch (!) eher verschwiegene Beispiel dieser Form des Großdeutschen Dominanzstrebens findet sich m.E. in Friedrich Engels’ Abhandlung über die “nicht-historischen Völker” im Osten; es dauerte bis in die letzten Jahre des “Kalten Krieges”, bis der (ursprünglich aus der Ukraine stammende) Roman Rosdolsky dies einer größeren Leserschaft bekannt machte…

      Nebenbei wirkt Orbáns Lage ein wenig wie 1848/49, denn auch “damals” waren es “die Ungarn” (also: deren Oberschicht, die Magnaten), die der Gegenrevolution am längsten standhielten und schließlich “erst” durch eine von Wien erbetene russische (!) Militärintervention unterdrückt werden konnten.

      Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

  12. Taktgefühl 3. Juni 2023 at 22:51Antworten

    Heinrich Heine war mit Karl Marx befreundet und verbreitete ähnliche Standpunkte. Karl Marx revolutionäre Idee war die Verstaatlichung der Privatwirtschaft. Daß man sich damit nicht überall Freunde macht?
    Karl Marx kann man natürlich nicht ablehnen, weil er auch wichtige Einsichten in die Geldwirtschaft vermittelt hat. Der Antikapitalismus ist nur graduell vom Kapitalismus verschieden, je mehr man verstaatlicht, desto weiter geht’s nach links, je mehr privatisiert wird, desto weiter nach rechts. Auszuhalten ist die Geldwirtschaft nur in der Mitte, halb sozialistisch, halb kapitalistisch, und man ist sich drüber bewußt, daß die Geldwirtschaft ein aggressives Moment in sich trägt und die Gesellschaft zu einem bestimmten Verhalten zwingt.
    Als Alternative bliebe nur das Raubrittertum oder die Tauschwirtschaft.
    Das Führungspersonal muß integer sein. Und zu finden, ist schwer bis vielleicht unmöglich. Saubere Demokratien gab es in der Antike nämlich nicht, die waren alle von Piratenparteien geentert und nur formal so genannt.
    Ich glaube mittlerweile, mit einer Monarchie fährt man besser. Denn damit das Volk die guten Menschen wählt, dafür müßte es selbst gut sein.

    • Taktgefühl 3. Juni 2023 at 22:56Antworten

      Jede Geschichte hat ihre Glättungen, weil sie sonst ungefällig wird. Die Schärfe der Debatten hat zugenommen und ich glaube nicht, daß wir damit der Wahrheit näher kommen.
      Die Wahrheit ist nicht relativ, es gibt die Wahrheit, um das mal zweifelsfrei festzuhalten: “Eine völlig vom Subjektiven bereinigte Objektwelt wäre nicht beobachtbar.” Erwin Schrödinger, weltbekannter Physiker
      Das heißt, wir färben die Welt mit unseren Emotionen, Ansprüchen, Kenntnissen und Unkenntnissen, mit angelernter Farben- und Formensprache ein und nennen das Analyse.
      Würden wir das Mittelalter vom Kopf auf die Füße stellen, wären wir in einer Welt, in der wir so nicht zurecht kämen, wir müßten uns gänzlich neu orientieren. Denn was man uns darüber erzählt, sind 99,3% Populismus zum eigenen Machterhalt.
      Vielleicht ist diese Welt die Hölle eines anderen Planeten?” Aldous Huxley;
      ich würde das so erstmal nicht bestreiten.
      Steinmeier ist ein billiger Aktivist und gehört zu Mubaracks Büttel. Der Mann ist ein gefährliches Werkzeug. Wir wählen ja immer ein Bündel und da verstecken die Dornen und Diesteln drinnen.

    • therMOnukular 3. Juni 2023 at 23:12Antworten

      Blablabla

      Schauen’s einmal in die Geschichtsbücher, was all “die Rechten” der Geschichte schon so alles verstaatlicht haben….;)))

      Sie gefallen sich offenbar in Ihrer “Polarität”. Darum haben Sie wohl auch gleich mehrere davon, wie zB auch Gut & Böse. Nennen wir es doch gleich “binäre Persönlichkeit”, in deren Alpträumen stets eine (metaphorische) bunte “2” den größten Schrecken verbreitet. Man kann Ihre Angst vor nicht eindeutiger Komplexität sogar hier durchs Forum riechen.

      Ich warte immer noch, dass Sie Schlaumeier mir Trottel endlich eine Definition von “Links” und “Rechts” in 3 Sätzen gönnen. Können Sie nicht. Weil Sie dampfplaudern und vermutlich sogar auf sich selbst hereinfallen.

      Legen Sie sich auf eine Freud-Couch, das hilft in solchen Fällen den engen Horizont zu vergrößern und den Selbstbetrug zu überwinden.

      • Taktgefühl 4. Juni 2023 at 19:22

        Oje, beleidigte Leberwurst?

      • therMOnukular 4. Juni 2023 at 22:20

        Oje, Ihre Art von Selbstreflexion?

        Lediglich das Echo dessen, wie Sie in den Wald rufen. Freilich hätte ich dasselbe auch freundlicher formulieren können – aber so sieht man, wer nicht nur austeilen, sondern auch einstecken kann.

        Ich warte immer noch auf die Definition……denn ohne die bin ich leider nicht in der Lage, Ihre garantiert schlauen Kommentare richtig zu interpretieren. Das werden Sie doch wohl einsehen, dass ich aber danach trachte, ich will ja von Ihnen lernen….

        Aber Sie verhalten sich wie ein schlechter Lehrer, der es nicht verkraftet, wenn ihm 12-Jährige Fragen stellen, die seine Widersprüche offen legen. Sie haben sicher Erfahrungen diesbezüglich, wie solche 12-Jährige (die jener schlechte Lehrer versucht “abzuwehren”) dann mit diesem armen Geschöpf verfahren: sie bohren weiter….;))

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