
Zwei Aufrufe, vier Demos, ein Ziel – Oder der Köder muss dem Fisch schmecken …
Aktuell kursieren zwei Aufrufe zum Krieg in der Ukraine durchs Internet. Der eine mit viel Aufmerksamkeit, entsprechender medialer Resonanz, der andere eher still und leise, deutlich weniger bekannt. Beide sind notwendig, um ein möglichst breites Spektrum an Menschen zu motivieren, für Frieden aktiv zu werden. Auch zwei Demonstrationen wurden für das letzte Februar-Wochenende im Zuge des Ukraine-Krieges angekündigt: eine in Ramstein und eine in Berlin.
Über den ersten Aufruf wurde auch hier auf TKP berichtet. Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer sind prominent genug, um durch alle Medien zu gehen, sogar durch den Mainstream. Obwohl ihr “Manifest für Frieden” ganz klar Positionen bezieht, die dem gesellschaftlich gewünschten Narrativ entsprechen, wird er von manchen verrissen. So lese ich u.a. “Der irrsinnige Aufruf von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer” und von dem Ukrainer Andrij Melnyk kam wenig überraschend der Kommentar: “Hallo ihr beide Putinschen Handlanger:Innen @SWagenknecht & #Schwarzer, euer Manifest für Verrat der Ukrainer könnt ihr zusammenrollen & gleich in den Mülleimer am Brandenburger Tor werfen.”
Und das obwohl der Aufruf der beiden Prominenten mit Worten beginnt, die bei mir instinktiv das Gefühl ausgelöst haben: “Das kann ich nicht unterschreiben”.
Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land. Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder. Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität.
Nachdem ich das gelesen hatte, fiel es mir zugegebenermaßen sehr schwer, den weitestgehend richtigen und wichtigen Rest dieses Aufrufs überhaupt noch zur Kenntnis zu nehmen. In einer Facebook-Diskussion äußerte ich meine Bedenken, fragte nach der Solidarität mit den Menschen im Donbass seit 2014 und bekam als Antwort von einem definitiv ukraine-kritischen Journalisten: “Spielt das eine Rolle? Wir können dieses Blame-Game weiterspielen und uns in atomisierten Kleinstgruppen über die reine Wahrheit streiten. Das ist ja ein linkes Hobby. Nur, wem nützt das?”
Auch wenn alles, was danach folgte, meinen Vorstellungen entspricht, „es begann mit einer Lüge” und eine Lüge kann ich nicht unterschreiben, selbst wenn sie einem guten Zweck dient. Da ich seit 2014 aufgrund des Krieges in der Ukraine im Rahmen der Friedensmahnwachen auf die Straße ging, seit 2016 die Kriegsopferhilfe im Donbass unterstütze und das Leid der Menschen dort sowie die mangelnde Solidarität der Menschen bei uns mit Schaudern zur Kenntnis nehmen musste, gingen bei mir buchstäblich sämtliche Nackenhaare hoch.
Die Vorgeschichte seit 2014 zu ignorieren, die Toten seit 2014 zu ignorieren, das Leid der russischstämmigen Ukrainer seit 2014 zu ignorieren, die Aussagen von Merkel und anderen Verantwortlichen zum Scheinabkommen Minsk2 zu ignorieren, die Aussagen der Rand Corporation zu ignorieren, die OSZE-bestätigten intensiven Angriffe der West-Ukraine auf den Donbass seit 16.2.2022 zu ignorieren …
… und dann ausschließlich über den Kriegsbeginn – nein, die Kriegsausweitung – am 24.2.2022 zu schreiben …
Das mag anschlussfähig sein, das mag notwendig sein, um breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen. Alles das ist wahrscheinlich wichtig und richtig, um wirklich Masse auf die Straße zu mobilisieren.
Es gab auch überraschend neutrale bis fast positive Berichte, die zeigen, dass der gewählte Weg Wirkung zeigt. So z.B. im Stern-Artikel “Gegenwind mit Ansage: Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht veröffentlichen Friedensmanifest”. Selbst bei T-Online, einer Plattform, die fast immer nur noch durch Hetze auffällt, findet man einen neutralen Artikel, der nahezu wortgleich auch bei der Rheinischen Post zu lesen ist. Gestartet am 10.2. vormittags, hatten innerhalb der ersten 8 Stunden fast 40.000 Menschen unterzeichnet, am 12.2. gegen 13 Uhr waren es bereits knapp 250.000, am 13.2. gegen 12 Uhr knapp 350.000. Der Köder schmeckt eben dem Fisch, nicht dem Angler. Das Konzept der beiden Damen geht auf und das ist wohl auch gut so.
Aber auch wenn ich es definitiv für notwendig halte, öffentlich ein Zeichen zu setzen, und jeden verstehen kann, der das Manifest unterzeichnet: ich persönlich werde es nicht mittragen, obwohl ich damit selbst in der alternativen Szene vermutlich eine Minderheitsmeinung vertrete.
Keine Ausrede für “Nichtstun”!
Menschen, denen es ähnlich geht wie mir, haben aber ebenfalls eine Option ein Zeichen zu setzen. Der Aufruf von Wolfgang Effenberger und Dr. Amir Mortasawi (alias Afsane Bahar) erreichte mich per E-Mail bereits Anfang Februar. Er wurde nur über E-Mail an Freunde und Bekannte verteilt, da die beiden die offiziellen Plattformen nicht nutzen wollten. Wer wollte, konnte per E-Mail-Rückantwort unterschreiben.
Dazu ein kleiner Einschub am Rande: change.org wurde von einem Absolventen des Young Global Leader Programmes gegründet, Campact-Kampagnen haben sich in der Vergangenheit immer wieder als systemtragend erwiesen und schon vor Jahren – bald einem Jahrzehnt – wurde vor AVAAZ gewarnt. Damals wurde die Plattform vom “Philanthropen” Georg Soros und seiner Open Society Foundations finanziert. Ein Freund von mir nannte diese Petitions- und Unterschriftenplattformen “Registrierung von Aktivisten”, schließlich wissen “die” dann dank Big Data Analysen anschließend sehr genau, wer welche politische Haltung vertritt.
Aber zurück zur Kampagne von Wolfgang Effenberger und Dr. Mortasawi. Ihr Aufruf “Aufstehen fürs Überleben” wurde am 31.1.2023 verfasst und erstmals am 4.2.2023 auf der Seite von Dr. Mortasawi veröffentlicht.
Die einleitenden Worte waren mir wie der ganze Aufruf bereits aus der Mail bekannt, den ich ohne Bedenken unterzeichnet hatte.
Zutiefst besorgt um das Leben und Überleben in der Mitte Europas richten wir diesen Aufruf vorrangig an die Menschen in den deutschsprachigen europäischen Ländern. Bei einer Vielfalt gesellschaftspolitischer Ansichten werden wir von der gemeinsamen Überzeugung getragen, dass unsere Welt zu keiner Zeit seit der Kubakrise 1962 so nah an der Katastrophe war. Wenn der gegenwärtig in den Massenmedien geschürten wahnhaften Kriegsbegeisterung nicht effektiv entgegengewirkt wird, besteht die große Gefahr, dass der Ukraine-Krieg zum Einsatz von Atomwaffen in Europa führt.
Die beiden Initiatoren sind befreundet und waren der Auffassung, dass man aufgrund der aktuellen Entwicklung dringend aktiv werden müsse. Wolfgang Effenberger, ehemaliger Major der Reserve und Publizist, Dr. Amir Mortasawi, Arzt und Publizist teilen die Befürchtungen, die die schnelle Eskalation nach sich ziehen kann. Dazu sagte mir Wolfgang Effenberger in einem Telefonat: “Der Weg von Helmen über Panzer, zu Kampfpanzern und Kampfflugzeugen führt immer wahrscheinlicher in Richtung Einsatz von NATO-Truppen und in die Gefahr der atomaren Vernichtung Europas. Wir beide waren daher der Ansicht, dass es jetzt nicht um Frieden, der ja nach Karl Jaspers als Voraussetzung der Wahrheit bedarf, sondern erstmal ums nackte Überleben geht. Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern darum etwas zu tun, um diese tödliche Entwicklung aufzuhalten. Das war unsere Motivation für diesen Aufruf.”
Bis jetzt erreichte der Aufruf der beiden Herren bei weitem keine vergleichbare Reichweite wie der, der beiden Damen auch wenn namhafte Unterzeichner wie Eugen Drewermann darauf zu finden sind. Das mag auch an der Prominenz – dem Bekanntheitsgrad – liegen. Dieser Artikel soll eine Kleinigkeit dazu beitragen, daran etwas zu ändern. Wer hier mitzeichnen möchte, schickt eine Mail an afsane.bahar@web.de mit Angabe von Vorname, Nachname, Beruf und Land. Weniger professionell aber eben eine Alternative.
Zwei Aufrufe – ein Thema – und damit für jeden die Möglichkeit, entsprechend seiner eigenen Überzeugungen öffentlich Gesicht für den Frieden zu zeigen.
Man kann auch beide zeichnen. Hauptsache man tut überhaupt etwas!
Schritt 1 unterschreiben – Schritt 2 auf die Straße
Für Protest auf der Straße stehen drei Termine in drei Regionen zur Wahl: München, Berlin und Ramstein. Es gibt eigentlich fast keinen Grund mehr, sich nicht öffentlich zu engagieren.
München: Am 18.2. finden in München mehrere Demonstrationen gegen die berüchtigte Münchner Sicherheitskonferenz statt. Trotz gemeinsamer Forderungen gibt es getrennte Versammlungsorte, da sich das Anti-Siko-Bündnis nicht für eine Zusammenarbeit mit “Macht Frieden” von „München steht auf“ durchringen konnte. Je nach politischer Überzeugung trifft man sich ab 13 Uhr am Stachus oder zeitgleich am Königsplatz. Details dazu hier.
Berlin: In einigen Medien, die über den Aufruf von Schwarzer und Wagenknecht berichteten, wurde auch auf die geplante Demonstration in Berlin hingewiesen. Selbst in der Weltwoche aus der Schweiz konnte man lesen: „Für den 25. Februar haben Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht zu einer Friedendemo in Berlin aufgerufen. Wenn nicht alles täuscht, ein wichtiges Datum. Die deutsche und europäische Friedensbewegung wird sichtbar werden und die Diskurshoheit der Waffenlieferer und Endsiegstrategen in Frage stellen.“
Ramstein: Für alle, denen Berlin zu weit ist, bietet sich der 26.2.23 in Ramstein an. Dort findet vor der US-Airbase in Ramstein eine Veranstaltung unter dem Motto: “Ramstein schließen -Ami go Home” statt. Treffpunkt ist um 12 Uhr der Bahnhof-Vorplatz. Wer unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an demoramstein@yahoo.com wenden. Auch die Initiatoren dieser Veranstaltung haben bei weitem nicht die Prominenz und Mobilisierungspotenzial, wie Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Ihrer Forderung nach unverzüglicher Schließung der US-Airbase, den vollständigen Abzug aller US-Truppen unter Mitnahme aller hier stationierten Waffen, kann ich mich aber bedenkenlos anschließen.
Aber: Es ist fast gleichgültig, welche Petition man zeichnet, es ist fast gleichgültig auf welche Demonstration man geht.
Wichtig ist jetzt einzig und allein, man zeigt offen sein Gesicht und macht deutlich, dass man mit der Kriegsherrschaft nicht einverstanden ist.
Nachtrag
Die Entstehung dieses Artikels zeigt mir erneut, dass ich bei TKP im richtigen Medium gelandet bin. Wohl ahnend, dass auch Peter F. Mayer meine Sicht auf das Manifest nicht besonders gefallen könnte, schrieb ich ihn vorab an. Schließlich ist er als Herausgeber und Chefredakteur für die “Blattlinie” verantwortlich. Es kam zu folgendem kurzen Dialog.
“hi peter, hast du ein problem damit, wenn ich einen kritischen text zur wagenknecht/schwarzer-petition schreibe? mir macht das nämlich ein wenig bauchweh.“
“Ich weiß nicht. Typisch für die wissenschaftlichen Sozialisten, dass jede kleine Abweichung von der richtigen Linie heftiger bekämpft wird, als der Klassenfeind. Ich bin froh über jede Aktion, die wenigstens ungefähr in die richtige Richtung geht. Aber wenn du unbedingt willst, dann mach.”
Wie man sieht, ich wollte. Abweichenden Meinungen eine Plattform zu bieten, ein breites Meinungsspektrum zu präsentieren ist das, was Journalismus für mich ausmacht. Inhalte von Aufrufen, die meiner Meinung nicht entsprechen, muss ich eben auch aushalten – solange sie in Richtung Frieden gehen.
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Wagenknecht und Schwarzer entzünden Protest gegen den Krieg
Warum uns Sahra nicht retten wird
Stell Dir vor es ist Krieg und Kriegsgegner distanzieren sich: SIKO 2023
Laut Militär und Politwissenschaftler kann der Krieg nur am Schlachtfeld gewonnen werden. Ist dafür jedweder Einsatz, Geld und Menschenleben gerechtfertigt, Tiere, die leiden verhungern und verenden und eine Umweltzerstörung, während der Rest der Welt mit den Klimaveränderungen kämpfen?
Beide Kriegsparteien erzählen ihre eigene Wahrheit, vom Anfang und Umstand ihrer Auseinandersetzungen. Wer kennt jetzt noch die Wahrheit? Wieso wird dieser Konflikt nicht vor einem öffentlichen Gerichtshof ausgetragen und die Auftraggeber und Geldgeber, inklusive von Manipulationen, Propaganda zur Rechenschaft gezogen?
Die Aufrufe zur Überwindung der Spaltung der linken Kräfte (also der echten Linken) kommen immer von denen, die diese Spaltung im Auftrag des Kapitals herbeiführen. Dabei erwecken sie geschickter Weise den Eindruck, es wären die betonköpfigen Fundamentalisten, die einfach nicht nachgeben wollen, Schuld an der Spaltung der Arbeiterklasse. Diese kennen aber den zweiten Teil des Sprichwortes, nachdem der Klügere nachgeben sollte.
In Ihrem Artikel “Was tun gegen die Querfront reißen Sie allerdings erheblich tiefere Gräben auf.
Der Aufruf zur zweiten Demo ist klarer.
Wie viele indoktrinierte Bürger allerdings ein Alibi brauchen um dann aus Versehen auch andere Standpunkte zu hören, tut weh.
Ich schließe aber aus, dass diese nicht zu hören sind.
Auch TKP lieferte oft, zuerst “Überschriften”
Wer ist da nicht Krone, Kurier, Bild , etc. geschädigt?
Die wirkten auch, weil man sie gerade deshalb nicht gelesen hat.
Rudi Fluegl
“Obwohl” statt weil. Das ist wohl zu holpertatschig? über fehlende Beistriche fällt man wenigstens nicht.
Schaut man sich das Gegeifer der Kriegsvasallen aller Art an, dann erkennt man. der Aufruf mehr als notwendig ist!! Notwendig um zu zeigen, dass die Regierungspolitik im Gegensatz zum Friedenswillen der Bevölkerung steht! Dass die Regierung ihre sämtliche Berechtigungen das Volk zu vertreten durch ihr Handeln verwirkt hat! Diese Regierung ist durch den Verrat am Volk abzulösen! Wer von sogenannten Bauchschmerzen spricht und nicht unterschreibt hat eine Möglichkeit versäumt, um das eben gesagte zu dokumentieren.
Wer aber nach Ausreden sucht, um nicht zu unterschreiben – z.B aus Angst um den Job oder anderen Auswirkungen – reiht sich treu – so wie es die Propaganda will – ein in die Zerstörer der Demokratie und aller Quellen eines möglichen Widerstandes !
Puh… endlich spricht es jmd aus!
“Wg brutaler Angriff …”
konnte ich nicht unterschreiben.
a)m.E.hat ja gerade der Häuserkampf zu der gehässigen Reaktion des WW geführt (und ihnen -noch mehr- Zeit gegeben noch mehr Waffen in der Ukraine anzuhäufen!)
b)auch mit dem Weglassen der 14 000 Toten, mit dem Weglassen der Vorgeschichte bin ich gram.
Noch immer steht eine große Frage im Raum: nachdem was wir vom VORHER wissen, wo dann nach und nach 3 Bullterrier USANATOEU vor RU Haustür standen …
Was hätte RU tun sollen? (Der Strick wirde doch seitens USANATOEU immer enger gezogen …
Also ich stehe nicht mit meinem Namen unter dem Manifest, dafür mache ich alles um am 25. sichtbar in Berlin zu sein.
Hallo Frau Drescher, ich habe ihre Artikel hier immer sehr gut gefunden. Ab jetzt werde ich diese kritischer lesen, Sie sind zu “verbissen”. Auch ich hatte bei den ersten Sätzen der Wagenknecht Petition gestutzt, sie passen ins Propagandabild. Ich habe die Petition dennoch sehr gern unterzeichnet. Den Feind – und damit meine ich die Kriegstreiber – mit seinen eigenen Worten und Argumenten zu bekämpfen, finde ich schon mal sehr gut. Die Wagenknecht/Schwarzer Petition ist sehr gut. Jeder Satz stimmt. Ob Petitionen überhaupt nützen, ist eine andere Frage, aber besser, als gar kein Widerstand.
Die ersten Sätze dieser Petition, welche Sie stören, geehrte Frau Drescher, stimmen m.W. dennoch zu 100%.
Russland ist militärisch in der Ukraine eingefallen, oder etwa nicht? Ja, auch Ihre Anmerkungen zur Vorgeschichte stimmen vermutlich. Aber das ist kein logischer Widerspruch, wenn Beides stimmt. Gern korrigiere ich mich, wenn Sie mir zeigen, dass die ersten Sätze nicht stimmen.
Blieb Russland keine andere Wahl wie der Einmarsch in einen anderen Staat? Mitnichten. Mit wirtschaftlichen statt kriegerischen Mitteln wäre es vielleicht auch möglich gewesen, den jahrelangen Konflikt zu beenden. Man weiß es nicht. Wenn Russland alternativ zum Einmarsch z.B. zunächst alle Gas- und Öllieferungen gesperrt hätte, um das Minsker Abkommen durchzusetzen, wäre dies vielleicht effizienter gewesen. Man weiß es nicht, zumindest ich weiß es nicht. Krieg tötet immer eine Menge unschuldige Menschen. Und das verurteile ich. Das verurteilt die Petition. Diesen jetzigen Krieg schnellstmöglich zu beenden, darum geht es. Selbst wenn nicht alle Verbrechen, die im Zusammenhang mit diesem Konflikt stehen, erwähnt werden. Es geht hier gar nicht darum, ob Putin oder Selenski oder … bzw. Russland oder Ukraine oder … mehr Schuld haben, es geht um die schnellstmögliche Beendigung des allseitigen Mordens und der Weltkriegsgefahr. Insbesondere der Weltkriegsgefahr, weil sonst fehlte der Petition tatsächlich noch der Verweis auf die anderen mörderischen Kriege, die derzeit stattfinden. Also denken Sie bitte noch mal darüber nach, ob Sie die Petition nicht doch mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Da steht nichts Falsches drin – nur nicht alles. Aber alles ist ohnehin in nur einer Petition nie aufschreibar.
Nun ist Ihr Artikel also doch erschienen.
“Wenn Russland alternativ zum Einmarsch z.B. zunächst alle Gas- und Öllieferungen gesperrt hätte, um das Minsker Abkommen durchzusetzen, wäre dies vielleicht effizienter gewesen”
Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie der hochmoralische Wertewesten darauf reargiert hätte.
“Da steht nichts Falsches drin – nur nicht alles.”
Genau das wirft man der “Lückenpresse” vor. Genau das passiert während der C-Maßnahmen. Es gibt “ExpertInnen”, die zB behaupten, nur die Spikung nütze und zwar ohne Nebenwirkungen. Diese “ExpertInnen” gibt es wirklich. Der ORF zB berichtet NUR darüber, sagt also nichts Falsches – nur nicht alles.
Zumindest Frau Wagenknecht ist eloquent (Schwarzer vermutlich auch, ich habe sie noch nie gehört oder gelesen). Sie wusste, was sie schreibt – und das ist katastrophal, weil sie – wie Andreas I. anmerkt – die falsche Erzählweise vom unprovozierten Angriffskrieg (wer hat bei der Zerschlagung von Jugoslawien je von ANgriffskrieg gesprochen?) indirekt bestätigt.
Hallo I.B.,
ja – meine Nachfrage war sofort öffentlich – das war gar nicht Absicht :). Sie haben recht mit allem, was Sie mir geantwortet haben. Halbwahrheiten – daher verstehe ich auch, wenn Leute deshalb die Petition gar nicht unterschreiben. Schade finde ich das trotzdem, wegen jeder einzelnen Stimme die fehlt. Und ich lege mir die “Halbwahrheit” auch positiv aus, als ein Stehlen der Argumente der NATO-Waffenlieferlobby für die sofortige Verhandlungs- und Waffenstillstandsforderung. Vielleicht kann ja jemend meine positive Intension zu dieser Halbwahrheit teilen, quasi gegen Bauchweh.
Ich kann höchstens ergänzen, dass eine Petition eine andere Aufgabe wie die Presse hat, und insofern eine lückenhafte Sachverhaltsdarstellung oder Begründung eher verzeihlich ist. Und die Zielstellung ist wichtig. Angenommen, man würde alle tatsächlichen Kriegsursachen in der Petition nennen (so man sie kennt), würde das etwas hinsichtlich der Zielstellung ändern? Dennoch ist richtig, was Sie schreiben. Man hätte dazu seitens Wagenknecht/Schwarzer auch ausgewogener formulieren können/sollen.
Jugoslawienkrieg – das war meine persönliche Desillusionierung. Für mich hat die NATO damals angegriffen, jedenfalls war der NATO kein Bündnis-Verteidigungsfall.
Die stetige Wiederholung der Formulierung vom “unprovozierten Angriffskrieg” ist so etwas von lächerlich, ähnlich wie “völlig sichere und nebenwirkungsfreie Impfungen” – unsere Mainstreammedien sind insgesamt auf ein so trostloses Niveau gesunken – da wechseln sich bei mir Mitleid mit Spott und Wut ab.
lieber uwe aus erfurt – jeder sollte jeden artikel kritisch lesen. nur weil etwas bei tkp erscheint, muss es nicht gut oder richtig sein. außerdem ist es MEINE sicht der welt, es gibt mehr als die eine :-)
zu ihrer frage: Blieb Russland keine andere Wahl wie der Einmarsch in einen anderen Staat?
ganz offen, inzwischen weiss ich es nicht mehr. anfangs verstand ich es auch nicht, aber …
wenn ich mir die entwicklung vorher anschaue – insbesondere (und es gäbe noch viel mehr)
– die 45 biowaffenlabore der USA
– die drohung mit atomwaffen (februar 22 bei der siko) und der inzwischen bekannten verfügbarkeit waffenfähigen materials in der ukraine
– die ständigen angriffe ab 16.2.22 durch die ukras auf den donbass – bestätigt durch die osze
dann weiss ich wirklich nicht, wie ich entschieden hätte.
oder ganz böse gefragt, wenn ein vergewaltiger auf mich zukommt und mich bereits verbal bedroht – darf ich dem in die e..r treten bevor es passiert, oder muss ich die tat erst abwarten?
ich werde durch meine unterschrift sicher nicht die aussagen des mainstream-narrativs bestätigen. und da ich einige kenne, denen es eben so ging, war es mir ein anliegen, die alternative vorzustellen.
bin ich verbissen? ja – vielleicht. vielleicht aber auch nur konsequent. und das hat äußerlich die gleiche wirkung :-)
Liebe Andrea,
vielleicht bin ich tatsächlich zu unkritisch. Und ich finde es sehr gut, dass Sie für andersdenkende Menschen eine Alternative in dem Artikel aufgezeigt haben. Sie haben ja sogar ein gewisses Verständnis und ein sehr schönes Gleichnis vom Köder und dem Fisch für die Petitionsformuluierungen geäußert. Und natürlich akzeptiere ich Ihren moralischen Kompass.
Um bei Ihrem Bild mit dem Vergewaltiger zu bleiben. Kein Problem mit dem Tritt, ausser Sie wissen, dass Sie mit dem Tritt auch jede Menge unschuldige Kinder treffen und der Vergewaltiger selbst auch zu schwach ist, um eigenständig zu vergewaltigen. Er braucht Verbündete, die von Ihnen Gas brauchen – dann könnte man vor dem Tritt auch das Gas abdrehen. Was ich sagen will, nach meinem moralischen Kompass hatte Russland die “nicht militärischen Optionen” noch nicht ausgereizt. Ein vorheriges sofortiges Wirtschafts- und Gasembargo seitens Russlands hätte den Konflikt vielleicht friedlich beendet. Da es nicht probiert wurde, weiß ich nicht, ob es zielführend gewesen wäre. Aber ob der Einmarsch mit hunderttausenden Gefallenen letztlich zielführend ist, weiß ich auch nicht.
Die Kriegstreiber und -verursacher werden nach dem Krieg auf Konferenzen wieder gemeinsam Essen gehen, sterben tun vorwiegend Unschuldige in diesem globalen Machtkampf – das wissen Sie, das weiß ich, das weiß quasi jeder. Wahrscheinlich wird der Konflikt per Verhandlungen beendet. Die Fragen sind, wieviel Menschen sterben deswegen vorher und muss es erst einen (hoffentlich begrenzten einmaligen) Kernwaffeneinsatz geben. Ich habe sogar die Sorge, dass genau dieser Kernwaffeneinsatz gewollt ist und provoziert wird. Danach steigt vermutlich (hoffentlich) sprunghaft die Verhandlungsbereitschaft. Und ich habe die Sorge, dass Russland so schlau ist, die Kernwaffe nicht auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion abzufeuern, sondern auf eine deutsche oder englische Stadt.
Um den Krieg früher zu beenden, würde ich persönlich beinahe jede Petition gegen den Krieg unterschreiben, auch wenn sie nur halbwahr ist. Vielleicht ist diese Einstellung moralisch nicht richtig, nicht perfekt auf jedem Fall. Möglicherweise denke ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen. Ich habe selbst mitunter “fadenscheinige” Argumentationen der anderen Seite übernommen, um mit diesen Argumenten völlig andere und aus meiner Sicht richtige Maßnahmen zu begründen. Das war effizienter, als sich monatelang über die Argumente zu streiten. So ähnlich werte ich die strittigen ersten Sätze der Petition – man kann mit Ihnen Waffenlieferungen an die Ukraine begründen oder auch sofortige Friedensmaßnahmen. Damit stiehlt man quasi den “Waffenlieferungsdemagogen” einige Argumente. Ob das tatsächlich die Intension der Verfasser Wagenknecht/Schwarzer war, weiß ich leider nicht. Aber darauf kommt es auch nicht an. Wichtiger ist, dass möglichst viele Menschen Ihre Stimme gegen Krieg und Waffenlieferungen erheben. Und da sind wir uns in jedem Fall einig.
lieber uwe,
“Um bei Ihrem Bild mit dem Vergewaltiger zu bleiben. Kein Problem mit dem Tritt, ausser Sie wissen, dass Sie mit dem Tritt auch jede Menge unschuldige Kinder treffen und der Vergewaltiger selbst auch zu schwach ist, um eigenständig zu vergewaltigen. Er braucht Verbündete, die von Ihnen Gas brauchen – dann könnte man vor dem Tritt auch das Gas abdrehen”
es ist richtig, das bild ist unvollständig. und der vergewaltiger ist jemand anders.
das dilemma in diesem bild weiter gedacht: der vergewaltiger trägt ein kind vor sich her – und es ist ihm sch… egal, ob das kind zu schaden kommt oder nicht. er wird in jedem fall weiter machen. er missbraucht das kind als schutzschild, weil man sich einem kind gegenüber nicht wehren kann.
der eigentliche vergewaltiger braucht kein russisches gas. der liefert es jetzt per tanker an europa. das war ja eines der ziele.
eigentlich stehen sich da sogar zwei kinder gegenüber – europa (dem einen Kind) das gas abzudrehen hätte ja – wie man nach der sprengung durch nordstream sieht – auch nichts geändert.
ein dilemma – für das ich keine antwort habe.
aber ich kann die allee der engel, die toten kinder im donbass bis 2015 auch nicht ignorieren. kinder sterben dort schon so viel länger als 2022 …
https://trek.zone/de/ukraine/orte/912497/allee-der-engel-donezk
Liebe Andrea,
genauso ist es. Bomben und Auszeichnungen treffen immer Unschuldige, heißt einer meiner Lieblingssprüche. Aber nicht nur in den USA, auch in Europa und in Deutschland gibt es Kriegsgewinnler und Kriegstreiber – leider viel zu viele. Danke für den Link.
Apropo Annexion von Krim und Ostukraine. Die DDR Verfassung (im Gegensatz zum Grundgesetz) war nur mittels Volksabstimmung änderbar oder aufhebbar. Der recht spontane Beitrittsbeschluss zur BRD der letzten Volkskammer im Jahr 1990 beachtete diese Verfassungsvorgabe nicht, erfolgte somit ohne juristische Legitimierung zur Verfassungsänderung/-aufhebung. Die Volkskammer selbst war durch die DDR Verfassung legitimiert, aber nicht zu Verfassungsänderungen. Dazu hatte damals jeder Volkskammervertreter “westliche Berater”. Es gab nie ein Referendum in der DDR zum Beitritt, aber Deutschland kritisiert das Krim Referendum als Annexion.
Den Aufruf von Wagenknecht und Schwarzer habe ich zwar unterschrieben, aber den Text unten werte ich auch als eigentlich unerträgliche Hetze – mutmaßlich eine Anbiederung an den Mainstream, um die völlige Ablehnung auszuschalten. Und Wagenknecht könnte sehr wohl im Dissens zu Lafontaine stehen. Ich kann nicht glauben, dass Oskar das mitträgt. Möglicherweise konnte Wagenknecht auch nur deswegen Schwarzer gewinnen, weil sie die Hetze mitträgt. Vergiftet ist dieser Friedensaufruf allemal. Das ist auch meine Meinung.
(…) Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land. Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder. Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität.(…)
Mit Empörung lässt sich leider kein Krieg stoppen, da die Kriegsmaschinerie ihre folgerichtige Konsequenz bereits längstens entfaltet hat – Deeskalationsstrategien, sollen diese wirksam sein, bedürfen strukturierter Vorgehensweisen, in Anbetracht möglichst realistischer Einschätzung tatsächlich waltender Kräfteverhältnisse.
Wahrhaftig keine leichte Aufgabe in Mitten des Eskalationsszenarios der längstens entfalteten Kriegswirklichkeiten auf allen Ebenen…
Hallo,
“Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine.” … und wir wollen Frieden, wer macht mit?
Das ist wie: “an der Wand ist seit drei Wochen die ganze Tapete runtergefallen, wer hilft dabei, die Wand neu zu tapezieren”?
Dann macht einer darauf aufmerksam, dass seit drei Monaten ein Loch im Dach ist.
Und der bekommt als Antwort:
Wir wollen tapezieren, spielt das Loch im Dach eine Rolle? Wir können in atomisierten Kleinstgruppen über das Loch im Dach streiten. Das ist ja ein linkes Hobby. Nur, wem nützt das?
Na dann tapeziert mal schön! Es ist Aktionismus, weil die Tapete so lange immer wieder runterkommen wird, wie das Loch im Dach bleibt.
Das westliche Narrativ vom “unprovozierten Angriffskrieg” ab Februar 2022 ist Teil des Ausblendens der russischen (Sicherheits-) Interessen und das ist eine der Ursachen oder zumindest Auslöser für den Krieg.
Den “Regierenden” (bzw. der USA gehorchenden) ist das sowieso egal, und entscheiden wird die USA, ob der Krieg weitergeführt wird oder nicht. Kein Grund, seinen Wunsch nach Frieden nicht zu äußern.
Hallo Redaktion,
mir ist nicht direkt bewusst, dass ich mit meinem heutigen Kommentar, der sich an die Autorin richtete, abwertend oder respektlos war – zumal mir die früheren Beiträge von Frau Drescher sehr gut gefielen. Aber irgend etwas muss gestört haben, sonst hätten Sie den Kommentar freigeschaltet. Könnten Sie mir bitte ausnahmsweise mitteilen, was störte – an meine Email. Gern erlaube ich Ihnen auch, für die Veröffentlichung etwaige störende Formulierungen raus zu kürzen – dann bekomme ich auch mit, was störte. Ich möchte einfach wissen, worauf ich mehr achten muss. Danke.
Uwe aus Erfurt
14. Februar 2023 at 20:28
Geduld, mitunter dauert das Freischalten von Beiträgen Stunden oder auch eine ganze Nacht.
@ Veron Hallo,
ich sehe keine Sinn darin, etwas zu tun, was nichts bewirkt.
Erst recht nicht, wenn ich damit u.U. das Gegenteil vom beabsichtigten erreichen könnte.
Hier könnte ich paradoxerweise mit der Zustimmung zu einem Friedensaufruf die Kriegsstimmung verstärken, weil der Aufruf die Grundlage für die Kriegsstimmung zementiert, das angesprochene Narrativ.
Wenn Geld die Welt regiert und das auf die kapitalistische Welt besonders zutrifft, dann kann man etwas wirkungsvolles tun. Abstimmen mit Geld.
Wer sich da machtlos fühlt, weil er so wenig Geld hat, der kann ja bei seinem nächsten Amazon-Einkauf o.ä. mal kurz überlegen, woher das Geld der Großaktionäre kommt.
Und dazu muss auch niemand auf Prominente warten oder darauf, dass irgendwas erst noch organisiert werden muss, das kann jeder schon seit Jahren tun.
Andreas I.
14. Februar 2023 at 14:07
Ich kann Ihren Ausführungen nicht ganz zustimmen. Es geht nicht darum, die Wand zu tapezieren, sondern das Loch am Dach einmal abzudichten bis das Dach – möglichst frühzeitig – wieder sachgemäß hergestellt werden kann.
Auch in der Medizin bringt es dem Patienten nicht viel, entweder nur Schmerzmedikamente zu geben – und die Ursache der Krankheit nicht zu beachten und nicht zu behandeln – oder nur die Ursache der Krankheit zu suchen und zu heilen (versuchen) und den Patienten bis dahin Schmerzen ertragen zu lassen.
Der Satz „Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität“ machte und macht auch mir Bauchweh. Es ist mir unerklärlich, dass sich Frau Wagenknecht zu einem solchen Satz hinreißen ließ.
Der Satz „Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität“ machte und macht auch mir Bauchweh.
Der Satz ist dennoch nicht falsch. Auch Friedensbemühungen kann man unter dem Begriff Solidarität subsummieren. Die ukrainische Bevölkerung braucht Frieden, deshalb sind wir solidarisch und machen diese Petition – so kann man den Satz auch verstehen.
Und natürlich darf man den Einmarsch der russischen Streitkräfte auch als brutal bezeichnen, als was sonst, was ist ein Krieg sonst? Und ein Einmarsch ist auch ein Überfall – das sind unterschiedliche Worte für den einen Sachverhalt. Russische Truppen sind auf ukrainisches Territorium marschiert – das ist nun mal so. Ob es dafür auch gute oder nur schlechte Gründe gab, ist eine andere Frage. Un ob alle nicht militärischen Optionen optimal ausgereizt wurden, ebenso. Letztlich ist es wohl i.W. ein Machtkampf zwischen diversen Atommächten.
Uwe aus Erfurt
14. Februar 2023
“Und natürlich darf man den Einmarsch der russischen Streitkräfte auch als brutal bezeichnen, als was sonst, was ist ein Krieg sonst? Und ein Einmarsch ist auch ein Überfall – das sind unterschiedliche Worte für den einen Sachverhalt.”
Natürlich ist ein Krieg immer brutal. Es gibt keinen liebevollen Krieg. Aber so wie es Wagenknecht und Schwarzer formulieren, bekommt dieser Krieg die Bedeutung von einem völlig unprovozierten und von einem grausamen russischen Himmel gefallenen Überfall ohne politische und auch militärische Vorgeschichte.
“Die ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität“ hätte auch genügt. Auch die russische Bevölkerung der Ukraine braucht übrigens unsere Solidarität und hätte sie schon seit ein paar Jahren gebraucht. Außerdem leidet die russische Bevölkerung in Russland ebenfalls unter diesem Krieg. Wer verliert schon gerne seine Angehörigen? Also: Jede von Kriegen heimgesuchte Bevölkerung braucht unsere Solidarität, braucht Frieden und nicht weitere Waffen.
Warum wird denn nicht die Bevölkerung gefragt, was sie will? Warum bestimmen Schreibtischhengste und -stuten, ob Waffen geliefert werden? Warum ziehen sie nicht selbst in den Krieg anstatt sich gestylt (oder in olivgrüner Schiunterwäsche) vor die Kameras zu drängen?
Ich habe übrigens wegen der Friedensbemühung diese Petition unterschrieben, aber eben mit Bauchweh, denn der Zweck heiligt nicht die (hetzerischen) Mittel.
@ I.B. Hallo,
der Aufruf könnte auch beginnen mit: “Die Nato will die Ukraine aufnehmen. Heute ist der 352. Tag des Einmarsches Russlands in die Ukraine.”
Das ist so weitgehend sachlich richtig, wie es in kurze Sätze passt und damit würden beide Konfliktparteien benannt werden.
(Dann würde das Loch im Dach (die Ursache dafür, dass die Tapete abfiel) angesprochen werden.)
Aber das wurde vermieden. Es wird nur Russland genannt, die Nato wird weggelassen.
Das ist einseitig.
Was auch immer die taktische Überlegungen waren, den Aufruf massenkompatibel zu machen o.ä., es wird paradox, wenn ein Friedensaufruf Teile von Kriegspropaganda enthält, in dem Fall die Einseitigkeit.
Andreas I.
15. Februar 2023
“Was auch immer die taktische Überlegungen waren, den Aufruf massenkompatibel zu machen o.ä., es wird paradox, wenn ein Friedensaufruf Teile von Kriegspropaganda enthält, in dem Fall die Einseitigkeit.”
Da haben Sie (leider) recht.
Es ist schade, dass der Aufruf von Wolfgang Effenberger und Dr. Amir Mortasawi nur für “Insider” bestimmt ist und nicht an die Öffentlichkeit geht. Es ist ja nicht einmal beabsichtigt, diesen Aufruf an die Regierung zu senden. Wäre das so, hätte er vielleicht sogar mehr Zustimmung erhalten als das Manifest von Wagenknecht/Schwarzer. Aber so ist es bloß eine Bestätigung, dass man nicht allein ist mit der eigenen Ansicht.
Mir ging es genauso, aber ich habe nach 2 Tagen nachdenken trotzdem unterschrieben. Leider fühle ich mich nicht gut damit und würde es gerne rückgängig machen.
Danke für die Alternative! Es fällt mir schon schwer eine Partei zu wählen, mit der ich nicht in allen Punkten übereinstimme, aber etwas unterschreiben, was mir auch nur zum Teil zuwider ist, geht gar nicht.
Jetzt geht’s mir so, dass ich nicht zu Ende gelesen habe, kommt selten vor. Bei “kann ich nicht unterschreiben” bin ich ausgestiegen. Bei allem Respekt: Wie kann man so, ja, kleinkariert sein? Das große Ganze aus dem Blick verlieren, nicht über seinen Schatten springen?
Ich habe den Aufruf an “Gott und die Welt” verschickt, von vielen (den meisten?) war anzunehmen, dass sie die Vorgeschichte ab 2013/14 gar nicht kennen. Wäre das keine Überforderung gewesen, die damit auch noch zu konfrontieren?
Ausserdem liegen die Gründe gar nicht alleine im Euromaidan, sondern mindestens im “Invest” der USA über 5 Mrd US Dollar seit 1990. Eigentlich sogar in der NATO Osterweiterung.
Jetzt geht’s aber um diesen Krieg, der täglich Hunderte Opfer fordert und ein ganzes Land vernichtet, und der droht, sich zu einem neuen großen Krieg zu entwickeln. Der muss jetzt gestoppt werden, so schnell wie möglich.
Von den Verhandlungspartnern werden weitreichende Kompromisse erwartet. Sonst gibt es keinen Frieden. Machen auch wir Kompromisse und unterschreiben.
Das ist Sektiererei, jeder kocht sein eigenes Süppchen, wie auch während der Corona-Zeiten, Demos oft nicht kooperierten. So wird das nichts.
Und, egal, was vorher war, nichts davon rechtfertigt einen Krieg.
Menschen entwickeln sich in Phasen. Oder, die Moral entwickelt sich in Stufen.
Zitat: ‘Stufe 5 … Menschen erkennen, dass ihre persönliche Sichtweise von Sichtweisen Anderer abweicht. Gleichzeitig gelangen sie zu dem Urteil, dass andere Sichtweisen auch richtig sein können. Der Standpunkt ist für die Einschätzung eines Sachverhaltes wichtig. Auf dieser Grundlage werden auf diese Weise die eigene Einstellung verändert und die eigenen Wissensbestände nachhaltig erweitert.’
Quelle: Lawrence Kohlberg, wikipedia
Entwicklung kann nicht mittels Bildung erreicht werden. Sie ist das Ergebnis einer konstruktiven Konfliktbewältigung. Daher verhalten sich Menschen auch unterschiedlich, weil die Konflikte auch durch Macht, Geld oder anderweitig verdrängt werden können.
Möglicherweise sind die aktuellen Krisen mit ihren verschiedenen Aufrufen, sie zu beenden, notwendig, weil die gesellschaftliche Konfliktbewältigung in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt wurde.
Die Demo in Ramstein ist leider widerrechtlich, denn sie verletzt den Vertrag zur Zusammenlegung der Märkte (“Wiedervereinigung”), der den Amis das ewige Bleiberecht einräumt. Es wäre stattdessen dieser Vertrag zu kündigen, der das Völkerrecht wieder mal ausgehebelt hat.
Ich persönlich habe mein Geschäft mit der ersten Kriegswaffenlieferung an die Ukraine stillgelegt und warte auf die juristische Aufarbeitung der vielfachen Körperverletzung durch die Regierung, bevor ich evtl. daran denke erneut geschäftlich aktiv zu werden.
Man muss dem Staat das Steuergeld entziehen, solange er nicht in unserem Sinne funktioniert!
Völlig d‘accord! Das Manifest ist auch aus meiner Sicht nicht zu unterschreiben, da es den Mainstreamnarrativ vom „bösen Putin“ bedient, der nach einem Imperium trachtet und daher einen „brutalen Angriffskrieg“ führt. Hier wurde für mich und andere die Grenze des Akzeptablen überschritten.
Ferner kommt das Manifest reichlich spät. Denn Kiew hat kein Kanonenfutter mehr.
Spätestens nach Andrij Melnyk weißt man wie sie ticken. Er ist bekannt für seine Aufs und Abs Aussagen. Es wird viel übersehen und es wird viel überbewertet. Leider folgen kaum Handlungen. Demos gibt es unendlich viele. Doch erreicht hat man damit nichts. Dafür muss schon viel mehr passieren.