
Weltkriegsgedenken 2023: Dummheit und Verlogenheit
Gedenktage zeigen, woran „wir“ uns erinnern (wollen) – und woran nicht. Ebenso deutlich wird, wie sehr sich das offizielle Gedächtnis verändert. Kaum ein Moment ist hierfür so sinnbildlich wie die Feierlichkeiten anlässlich des Endes des 2. Weltkriegs, das insbesondere in Mitteleuropa dieser Tage massive Umdeutungen von höchster Stelle widerfährt. Ein Ein- und Widerspruch.
Das Andenken an den 2. Weltkrieg ist seit 1945 ein besonders wichtiges Anliegen der herrschenden Eliten, was vor allem mit den Verbrechen des Nationalsozialismus zusammenhängt. Nach Millionen von Todesopfern gelang es einer Allianz aus westlichen Demokratien (USA, Großbritannien) und der Sowjetunion, die von Hitler-Deutschland geführten Achsenmächte niederzuwerfen.
Weltkriegsgedenken: Fakt vs. Fiktion
Dies geschah, wie US-Präsident John Kennedy im Juni 1963 ausdrücklich anführte, durch den schier unfassbaren Blutzoll, den vor allem die Völker der Sowjetunion erlitten:
Keine Nation hat in der Geschichte des Krieges mehr gelitten als die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Mindestens 20 Millionen Menschen verloren ihr Leben. Unzählige Millionen von Häusern und Bauernhöfen wurden verbrannt oder geplündert. Ein Drittel des Staatsgebiets, darunter fast zwei Drittel der industriellen Basis, wurde in ein Ödland verwandelt.
Seit Kennedy dies ausführte, ist viel geschehen, insbesondere im Kontext des Ukraine-Konflikts, der seit 2014 schwelte und im Februar 2022 zu dem bekannten Waffengang zwischen Moskau und Kiew führte.
Einen Teil der in diesem Kontext angeführten Absurditäten habe ich an anderer Stelle ausführlich dokumentiert: von scheinheiligen Gleichsetzungen („whataboutism“) in den selbsternannten „Leit- und Qualitätsmedien“ über eine „Märchenstunde“ zum 2. Weltkrieg mit Österreichs Bundespräsidenten Van der Bellen (hier bzw. hier) bis hin zu den abstrusen Possen des deutschen Feuilletons, die mehr oder minder einstimmig aufseiten einer Kriegspartei stehen und jeglichen Dissens verurteilen (englische Version hier).
An dem Grundproblem dieser Tendenzen ändert dies freilich wenig. Wie etwa der in Berlin lebende Autor Peter Kuras kürzlich in Foreign Affairs festhielt,
Die Linken relativieren die Vergangenheit, die Rechtsextremen pochen auf ihre Einzigartigkeit, und die Geschichtskultur [Deutschlands] bricht von innen her auf.
Beschrieben wird eindrücklich, wie die Corona-Maßnahmen die bereits bestehenden Zersetzungsdynamiken des kulturell-gesellschaftlichen Gedächtnisses beschleunigten:
Die zunehmend verworrene deutsche Kulturpolitik rund um den Holocaust ist nicht nur das Produkt politischen Kalküls oder der Umstände. Vielmehr zeigen die politischen Verzerrungen und kulturellen Verwerfungen, dass die traditionelle Geschichtsauffassung möglicherweise an ihre eigenen Grenzen stößt.
Zwar bezieht sich Kuras „nur“ auf Deutschland, doch sei an dieser Stelle erwähnt, dass dies in nicht geringem Ausmaß auch auf Österreich zutrifft. So heißt es etwa in der dem „Opfermythos“ zugrunde liegenden Moskauer Deklaration (1943):
Österreich wird aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht entrinnen kann…
Wissenschaftlich fundierte Hinweise finden sich hierzu v.a. in Heidemarie Uhls Aufsätzen „Vom Opfermythos zur Mitverantwortungsthese“ (2005) bzw. „Das ‚erste Opfer‘. Der österreichische Opfermythos und seine Transformationen“ (2001).
Wie aber steht es um diese Verantwortung dieser Tage?
Wer diese Frage stellt, der gegenwärtig höchst Befremdliches, was vom offiziellen Österreich verbreitet und in den „Leit- und Qualitätsmedien“ berichtet wird.
Weltkriegsgedenken 2023: Dichtung und (vs.) Wahrheit
Am 7. Mai 2023 fand eine offizielle Gedenkfeier im Rahmen des Gedächtnisses an die Befreiung des Konzentrationslagers in Mauthausen statt.
Das offizielle Österreich war jedoch nur teilrepräsentativ vertreten, da „das amtierende Staatsoberhaupt…durch die Krönungsfeierlichkeiten in London verhindert [war]“, wie es in dem einschlägigen Beitrag des ORF Oberösterreich am 7. Mai 2023 hieß.
An seiner Statt nahmen jedoch immerhin Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Gerhard Karner, Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und der oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (alle ÖVP) teil. Bundeskanzler Karl Nehammer war allerdings – wie auch Vertreter der FPÖ – abwesend, wobei der ORF dies lediglich die Freiheitlichen betreffend ausdrücklich anführte.
Besonders beachtlich waren die Reden, die im Rahmen der Feierlichkeiten in Mauthausen gehalten wurden, die 2023 mit dem „thematischen Schwerpunkt Zivilcourage“ versehen war.
Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi, und der evangelische Bischof Michael Chalupka appellierten, heute den Mut aufzubringen, „Nein“ zu Ausgrenzung zu sagen. „Wir gedenken der vielen Menschen, die gegen den Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, die andere Mitbürgerinnen und Mitbürger gerettet haben, Menschen, die mutige Einzelaktionen gegen Behörden und Nazi-Funktionäre initiiert haben, die widerständige Aktivitäten in Fabriken oder in der Rüstungsproduktion durchgeführt haben“, sagte Mernyi…„Euer Wirken ist unsere Motivation im Kampf gegen Rassismus, Ausgrenzung, Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir wollen euch dadurch ehren, dass wir dazu laut und deutlich ‚Nein‘ sagen.“
Auch der evangelische Bischof Michael Chalupka stieß in dieses Horn:
„Zivilcourage ist Widerstand gegen jede Form der Diskriminierung… Vernichtungsfantasien beginnen mit Diskriminierung: Wenn sich eine Gruppe über die andere stellt. Wenn Fremde mit abwertenden Bezeichnungen belegt werden. Wenn ihnen Gleichwertigkeit und Menschlichkeit abgesprochen werden und sich die vermeintlich Überlegenen in den eigenen Vorurteilen suhlen. Es beginnt mit der Abwertung, dem Hohn und dem Spott und endet mit dem Befehl zu töten“, warnte der Bischof.
Geschichtsklitterung und Kitsch am Heldenplatz
Einen Tag später, am 8. Mai 2023, berichtete der ORF in einem weiteren Beitrag über das „Fest der Freude“, das am Wiener Heldenplatz – im Beisein des Bundespräsidenten – stattfand:
Es gebe „immer noch die Sehnsucht nach dem starken Mann, die Verachtung für die liberale Demokratie westlicher Prägung und die Angst vor einer vielfältigen Gesellschaft“, sagte Van der Bellen bei der Eröffnung. Das seien Ansichten. „Haltung ist das nicht.“ Haltung beweisen sei mit dem heutigen Motto Zivilcourage gemeint.
Der Bundespräsident erinnerte – ohne Namen zu nennen – auch daran, dass immer wieder grundlegende demokratische Werte infrage gestellt würden – „nicht verklausuliert, sondern offen und medienwirksam“. Es sei nicht genug, solchen Reden keine Beachtung zu schenken, denn: „Sprachliche Attacken sind der Vorschlaghammer, mit dem die Mauer des Humanismus mürbe geschlagen wird.“ Zivilcourage sei heute gefragt, „nicht erst wenn es wahren Heldenmut benötigt“.
Neben mauen Floskeln des ansonsten historisch unbedarften Van der Bellen umfasste das Programm am 8. Mai auch ansonsten entbehrliche Kommentare anderer Teilnehmer, wobei sich insbesondere Liedermacher und Entertainer Konstantin Wecker hervortat:
Wecker will mit seinen Widerstandsliedern aufrütteln. Eines hat er der Münchnerin Sophie Scholl gewidmet, die gemeinsam mit ihrem Bruder Hans als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ hingerichtet wurde. „Ich habe an der Universität studiert, an der die ‚Weiße Rose‘ ihre Widerstandszettel verteilt hat“, erzählte Wecker im „Wien heute“-Interview.
Er habe sich sehr intensiv mit Scholl beschäftigt: „Das ist eine unglaublich mutige, tapfere Frau gewesen, die kann und muss für lange Zeit ein Vorbild sein.“ Vorbild waren für Wecker auch seine Eltern, die als junge Erwachsene das NS-Regime erlebt haben. „Meine Eltern waren keine Nazis, meine Eltern waren nicht im Widerstand, aber sie widerstanden in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus.“
Wir lernen: wer einmal eine Universität von innen gesehen hat, kann sich ungeachtet jeglicher Abschlüsse – vom Lernerfolg einmal abgesehen – mit kuriosen Aussagen schmücken, die von den „Leit- und Qualitätsmedien“ ungefragt reproduziert werden. Weder auf Weckers Homepage (der übrigens nahezu peinlich-interessant ist: „Durch Künstlervorbilder inspiriert, suchte Konstantin Wecker Erfahrung mit Drogen, die ihn 1995 kurzzeitig ins Gefängnis brachten und 2000 zu einem Urteil in dritter Instanz zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung führten.“) noch in seinem Wikipedia-Eintrag finden sich Hinweise auf ein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Immerhin aber halten wir fest, dass Wecker in demselben Stiegenhaus war, in dem Sophie und Hans Scholl ihrem Widerstand gegen das NS-Regime Ausdruck verliehen – und hernach mit ihrem Leben bezahlt haben. Ich schätze, Wecker freut sich, wenn man ihm für seinen Boutique-Aktivismus gratuliert.
Besonders peinlich, wenn auch ausgesprochen bezeichnend für den fortgeschrittenen Verfall des Weltkriegsgedenkens ist jedoch der Hinweis, den Wecker im Interview mit ORF Wien gab:
Meine Eltern waren keine Nazis, meine Eltern waren nicht im Widerstand, aber sie widerstanden in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus.
Diese Aussage ist unfassbar (dumm) und sollte keineswegs unkommentiert stehen belassen werden, wenn ich auch frei zugebe, dass es schwierig ist, darauf etwas Sinnvolles zu entgegnen.
Eventuell widerspiegeln die folgenden Abbildungen ja einigermaßen, wie sehr „die Österreicher“ im Frühjahr 1938 zwar „nicht im Widerstand“ waren, aber „in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus“ dem Nationalsozialismus „widerstanden“:
Abb.: “Des Führers Triumphfahrt durch das jubelnde Wien” (Quelle). Eindeutig ersichtlich sind die vielen Menschen, wie sie “in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus” dem NS-Regime “widerstanden”.
Abb.: “Uniformierte und Zivilisten sahen zu, als Wiener Juden von Nationalsozialisten im März 1938 dazu gezwungen wurden, proösterreichische Parolen für die abgesagte Volksabstimmung Schuschniggs von den Gehsteigen zu waschen.” (Quelle)
Historia docet, oder: die dümmste Regierung seit 1945
Traurig, aber wahr: Österreich erleidet dieser Tage die mit Abstand dümmste und absolut geschichtsvergessene Regierung seit der Befreiung vom Nationalsozialismus. Apropos Befreiung: angesichts der kürzlich vom ukrainischen Botschafter proklamierten Lüge hierzu sei – auch unter erneutem Verweis auf die Kennedy-Rede – an den Beitrag der Sowjetunion erinnert.
Und wenn man daran gedacht hätte, dass die Bundesregierung dies nicht noch übertrumpfen könnte, der sei etwa an die folgenden „Glanzleistungen“ des offiziellen Österreichs erinnert:
„Zeit im Bild 2“-Gespräch mit Martin Thür (Quelle; mein Kommentar).
Diese Aussage – damals auch heftig kritisiert – sei erwähnt, da es 1938 sehr wohl einen Staat in Mitteleuropa gab, der alleine gelassen und verraten wurde: die Tschechoslowakei, die im Münchner Abkommen zwischen NS-Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich ohne Mitsprache aufgeteilt wurde. Wie “die Österreicher” dazu standen, geht aus den o.a. Bildern wohl eindrücklich hervor und entbehrt jeglichen weiteren Kommentars.
Auch Verfassungsministerin Edtstadler – die in Mauthausen dabei war, um gegen Diskriminierung und für „Zivilcourage“ einzustehen – hörte sich vor nicht allzu langer Zeit noch „anders“ an:
Und der in Mauthausen abwesende Bundeskanzler Nehammer sei ebenso erwähnt, denn auch er hatte sich in der „Corona-Pandemie“ entsprechend hervorgetan, wie etwa Der Standard „damals“ berichtete. Inmitten des „Lockdowns für die Ungeimpften“ wurde die Polizei vom damaligen Innenminister Nehammer (ÖVP) dazu angehalten, der Maxime „Jeder Bürgerkontakt soll eine Covid-19-Kontrolle sein“ zu folgen.
Denk ich an Zivilcourage in der Nacht…so drängt sich mir so manches auf, aber die erwähnten Personen kommen mir dabei nicht zunächst in den Sinn.
Weltkriegsgedenken als postbürgerliche Ideologie
Wie aber kann man diese Absurditäten versuchen zu verstehen?
Der durchdringendste und daher wahrscheinlich schändlichste Aspekt dieses schamlosen Missbrauchs von Erinnerung und Gedenken ist nicht etwa Besonnenheit, um eine Wiederholung eben jener Verbrechen zu vermeiden.
Das Weltkriegsgedenken nach 1945 kann als eine Form der postbürgerlichen Ideologie verstanden werden, die dem zerstörten Kontinent und seinen Völkern von der Propagandamaschinerie sowohl Moskaus als auch Washingtons aufgezwungen wurde. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der Auflösung der UdSSR ist nur noch eine, zuletzt immer schrillere Version übriggeblieben, und wir alle können sehen, wie sie heute ihre hässliche Fratze erhebt.
Täuschen Sie sich nicht, es handelt sich um eine enorme Leistung: Die Etablierung eines neuen Glaubensbekenntnisses, das von den siegreichen angloamerikanischen Eliten hervorgebracht und von ihren unterwürfigen Satrapen in den westlichen Hauptstädten gerne aufgegriffen, verbreitet und angepasst wurde, stellt ohne Frage den totalen Endsieg des Zweiten Weltkriegs dar.
Keine Diskussion ist erlaubt, und egal wie ungeheuerlich die eigenen Handlungen des Westens sind, sie dürfen niemals in einer höflichen Konversation erwähnt werden, geschweige denn im öffentlichen Diskurs.
„Wir“ im Westen werden diesen Wahnsinn nicht stoppen, wenn wir, die Menschen, nicht unsere Souveränität von den rückgrat- wie schamlosen Politiker und Medienschaffenden zurückfordern, die Waffen in Kriegsgebiete wie den Donbass schicken, ohne dass es auch nur den Anschein einer oberflächlichen öffentlichen Debatte gibt, geschweige denn eine Abstimmung im Parlament.
Es ist höchste Zeit, gegen diese Absurditäten Widerspruch zu erheben.
#nichtinmeinemnamen #niemalswieder
Bild https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Berlin%2C_Neue_Wache%2C_interior_view%2C_2005.jpg
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Putin = Hitler, Atomwaffen für Polen und andere Jenseitigkeiten
“Einmal Hitler-Nockerl, bitte”: Ein Abgesang auf die Realität
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Super Beitrag. Was der Bundespräsident und der Bischof von sich gibt, muss in den Ohren der “Ungeimpften” und Kritiker wie Hohn für das eigene Verhalten in der “Pandemie” klingen!
Ich persönlich halte Sophie Scholl allerdings nicht für eine “unglaublich mutige, tapfere Frau…”, sondern für ein ziemlich naives, sehr gläubiges und von der eigenen Gutmenschlichkeit geblendetes Mädchen die keinesfalls davon ausging, dass die iniziierten Widerstands- und Flugblätteraktionen für solch ein tödliches Ende sorgen würden.
Jeder Mensch, der mit beiden Füßen auf dem Boden steht, hätte sich ausrechnen können, dass das Naziregime im Fall einer Ergreifung ein Exempel statuieren würde und mit der Todesstrafe gerechnet werden muss.
Wer trotz dem Wissen über diese Bedrohung und das Risiko sehenden Auges eingehend, gegen ein verbrecherisches Regime kämpft, der kann als “mutig und tapfer” bezeichnet werden, aber für Sophie Scholl und ihre Mitstreiter gilt das aus meiner Sicht nicht.
Super Beitrag. Was der Bundespräsident und der Bischof von sich gibt, muss in den Ohren der “Ungeimpften” und Kritiker der Coronamaßnahmen wie Hohn für deren Verhalten in der “Pandemie” klingen!
Ich persönlich halte Sophie Scholl allerdings nicht für eine “unglaublich mutige, tapfere Frau…”, sondern für ein ziemlich naives, sehr gläubiges und von der eigenen Gutmenschlichkeit geblendetes Mädchen die keinesfalls davon ausging, dass die iniziierten Widerstands- und Flugblätteraktionen für solch ein tödliches Ende sorgen würden.
Jeder Mensch, der mit beiden Füßen auf dem Boden steht, hätte sich ausrechnen können, dass das Naziregime im Fall einer Ergreifung ein Exempel statuieren würde und mit der Todesstrafe gerechnet werden muss.
Wer trotz dem Wissen über diese Bedrohung und das Risiko sehenden Auges eingehend, gegen ein verbrecherisches Regime kämpft, der kann als “mutig und tapfer” bezeichnet werden, aber für Sophie Scholl und ihre Mitstreiter gilt das aus meiner Sicht nicht.
So mancher Mut wird im Nachhinein aufbrausenden Charakter, Widerspruchsgeist, intuitiven Handlungen, Abenteuerlust, Falscheischätzungen, Nichtwissen, geschuldet sein.
Wie Konsequenzen dann durchgestanden werden, ohne zu brechen, ist für mich mit entscheidend.
Der Umgang mit Verantwortung. Und es geht auch im Stile eines Georg Elser!
Oder im “Gegensatz” dazu im Stile Franz Jägerstätters.
Wählen Sie!
Für mich ist bereits der Begriff Zivilcourage eine Verschleierung der Verantwortung jedes Menschen,
gegen den Antihumanismus und den Krieg aufzustehen. Und was Demokratie angeht, so ist das, was die Menschen im Westen unter der Überschrift Demokratie erlebt haben, ein Betrug, den man sich 1945
nicht vorstellen konnte. Damals kannte man noch den Schuldigen am Krieg: den Kapitalismus. Die wirklich Widerstand geleistet haben, das waren in erster Linie Kommunisten. Dies heute zu erwähnen wird zum Anlass genommen, diejenigen, die das tun, mit den Mitteln des “Rechtstaats” zu verfolgen. Heutzutage gab es angeblich nur den bürgerlichen Widerstand. Die Kirchen fielen dafür aus, sie hatten sich dem Konkordat untergeordnet, allerdings bis auf die Bekennende Kirche. Die Kommunisten wurden in der BRD 1956 offiziell verboten und verfolgt, ins Gefängnis gesteckt, mit Berufsverboten bedacht usw. Und die Entwicklung hin zum Kapitalismus machte “Fortschritte”. Nicht genug, dass die Verbrechen der Nazis kein Thema mehr waren – bewusst bis auf die Shoah, um von den wirklichen Zusammenhängen für Kriege abzulenken -, wie auch die Existenz von Nazis an den Schaltstellen des bundesdeutschen Staates bis zu ihrem Aussterben – heute, falls man zur Schule geht, erfährt man, dass die Westalliierten Europa – nicht befreit, sondern lediglich den Krieg beendet hätten. Die Sowjetunion sei da nur ein Mitspieler gewesen, sie war eben “auch dabei”, wie Bundeskanzlerin Merkel dem Präsidenten Putin bei ihrem Besuch Bescheid gab. Dabei war die Sowjetunion das Land, dass die Allianz gegen den Hitlerstaat mit den westlichen Staaten gegen vielfache Widerstände erst schuf. Dies darf heute niemand mehr wissen.
Dass heute die sogenannten Linken sich als Antifaschisten ausgeben und den Krieg der USA gegen Russland über die Ukraine, als völkerrechtsverletzend anprangern und sogar unterstützen, verwundert nicht. Damit sitzen sie in einem Boot mit den wahren Kriegstreibern im Westen, in NATO-Europa. Damals, 1945, dachten die Völker, dass es nie wieder Faschismus geben würde. Heute werden wir belehrt von der Wirklichkeit unserer Gegenwart, und der Faschismus erhebt wieder sein Haupt. Die Bundesrepublik Deutschland schickt Waffen in die faschistische Ukraine, um Russen zu töten! War das jemals vorstellbar? Ich behaupte, dass es vorstellbar war. Silone, der italienische Schriftsteller, hat in einem Interview auf die Frage, ob er glaube, dass der Faschismus wiederkommen könnte, geantwortet:
Wenn der Faschismus wiederkommt, wird er nicht als Faschismus wiederkommen. Er wird als Antifaschismus wiederkommen. Und das ist das, was wir jetzt täglich erleben mit der Argumentation, dass Russland die Ukraine überfallen hätte, ohne die Vorgeschichte, nämlich die Aufrüstung der Ukraine seit 2014 zum Krieg gegen Russland durch die USA überhaupt zu erwähnen.
Der Kapitalismus kann nicht ohne Krieg überleben. Das ist die einfache Wahrheit. Und dass die heute Herrschenden uns ihren Sermon gegen den Krieg vorheucheln, gehört unbedingt dazu.
Verrat und Verleugnung
Der Verratne hat immer noch Aussicht
auf Recht oder Gnade.
Man rechnet mit ihm, er ist wirklich,
seine Auslieferung wird verlangt.
Er hätte ein Spiel verderben können
oder durchschauen.
Er ist meßbar und wägbar
in Schuld, barer Münze, Erleichterung.
Er hinterläßt eine Blutpur
und manchmal sogar einen Strick.
Der Verleugnete darf überleben als Schatten,
denn er ist ausgetilgt im Herzen
und seines eigenen Leichnams beraubt,
so unbetritten wie unzugegeben,
ein unauffindbarer Akt der Zeugung,
der nicht gesucht wird,
ein Spiegelgespenst sich selber,
das nicht begreifen kann,
daß etwas ein Nichts so schmerzt.
Es ist lange her, daß ein Leugner
hinausging und bitterlich weinte
und sich nachher sogar
mit dem Haupt zur Erde
kreuzigen ließ
als Zeuge.
[Christine Busta]
Zivilcourage 80 Jahre zu spät, immer brav an der Seite der Mächtigen nach unten tretend, ist eine Ersatzhandlung für mutloses Verhalten in der Gegenwart.
Heute gibt es unzählige Möglichkeiten, couragiert zu sein.. Z.B. etwas gegen die vorübergehende Macht im Jetzt riskieren, weil diese immer mehr Menschen in die Ohnmacht drängt. Und so den Diskurs für alles offenhalten, wovon bei Gedenkreden nur die Rede ist.
Und wieder einmal flehe ich all meine Götter an, den Konstruktionsfehler, kognitive Dissonanz nicht mit körperlichem Schmerz zu belegen, endlich zu korrigieren.
Wie sehr „die Österreicher“ im Frühjahr 1938 (+ im Frühjahr 2020) zwar „nicht im Widerstand“ waren, aber „in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus“ dem Nationalsozialismus (+ dem ekalierenden Coronaeinschränkungen) „widerstanden“ –
Danke für den Artikel, er wiederspiegelt (außer der Konstantin Wecker – Passage) meine Gedanken bei dem jüngst politisch / leitmedialen “Hochlebenlassen des Widerstands versus der Zivilcourage”.
Ignazio Silones
verwirklichte sich in den vergangenen letzten 3 Jahren in einer Geschwindigkeit, für die es keinen Superlativausdruck gibt:
Zwang, sich einer gentechnisch basierten medizinischen Handlung zu unterziehen, Denk- Diskussions- und Meinungsäußerungsverbote, Zensur, Desavouierung Andersdenkender, grundaggressive Pauschalverurteilungen, Arbeitsplatzverluste, damit Existenzgrundlagenvernichtung, Strafen, Bewegungsfreiheitseinschränkungen – aufgrund was?
Einer gentechnisch basierten, bedingt zugelassenen medizinischen Handlung, die weder vor der Infektion schützte, noch die Weitergabe unterband, trotzdem mit dem Namen Vollimmunisierung gelabelt wurde und allerhöchstzahlreiche leichte, mittlere, schwere oder letale Folgen zeitigte?
Wer noch immer bereit ist zu glauben, dass die EU-Kommission und die “Nationalen Regierungen der westlichen Wertegemeinschaft” in Bezug auf Covid gelogen haben, aber in Bezug auf das Klima oder Russland oder den Sanktionen oder der Inflation oder – oder – oder -die Wahrheit sagen, ist noch immer in der Falle der offiziellen Erzählungen gefangen.
Und dann, anläßlich des WK II – Jubiläums-Endetages 8. Mai ff von einer sich über drei Jahre hinaus faschistisch gebärdenden Polit-/Leitmedialenmischpoke mit erhobenem Zivilcourage-Zeigefinger uns – den über drei Jahre hinaus hart Zivilcourage/Widerstand/Selberdenkende/Angriffsresilienz Leistende – dahingehend denkbetreuungszufuchteln, macht etwas mit einem, was, sagen wir es so, der pazifistischen, gewaltfreien Grundeinstellung schwer zu schaffen macht.
Ein kleines Symptom zum Abschluß:
Das Revolverblatt derstandard brachte am 8. Mai eine Reportage über Axel Corti, in dem man sich maßlos darüber echauffierte, daß der ORF alle “Schalldämpfer” Tonbänder löschte.
Meine zwei dahingehenden postings:
Wurden gelöscht, weil ein Verstoß gegen die Forenregeln vorliegt.
Und hinter Pappkulissen höre ich schon wieder das da, sportpalastartig, hier:
“Wir sind immer mit dem Volke durch dick und dünn gegangen, und darum ist das Volk uns auch auf allen Wegen gefolgt. Wir haben immer mit dem Volke gemeinsam alle Lasten getragen, und deshalb schienen uns die Lasten nicht schwer, sondern leicht zu sein. Das Volk will geführt werden. Noch niemals gab es in der Geschichte ein Beispiel dafür, daß in einer kritischen Stunde des Lebens das Volk einer tapferen und entschlossenen Führung die Gefolgschaft versagt hätte”.
Rainer Mausfeld sagt in seinem epochalen Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“ an einer entscheidenden Stelle:
“Besonders die sogenannte gebildeten Schichten sind anfällig für die Illusion des Informiertseins. Diese Schichten sind aus naheliegenden Gründen in besonderem Grade durch die jeweils herrschende Ideologie indoktriniert – das war im Nationalsozialismus nicht anders als heute; sie sind durch ihre schweigende Duldung ein wichtiges Stabilisierungselement der jeweils herrschenden Ideologien”.
Erschreckend oft habe ich das erleben dürfen, besonders in den letzten Jahren.
Eine politisch engagierte Pharmazeutin antwortete mir einmal: Nicht die Demokratie ist gefährdet, sondern unsere Gesundheit – das C-Virus ist sehr gefährlich.
Ich, selbst 40 Jahre im sogenannten Gesundheitssystem seibstständig tätig, kann nur sagen. Dieses System hat mit der Gesundheit nichts, aber auch gar nichts zu tun!
Es werden Kranke produziert und krank gehalten. Durch Verweigerung natürlicher , nebenwirkungsfreier und helfender Behandlungen, werden sie bis zu ihrem Tode von Pillen abhängig gemacht!
Wie peinlich ist es eigentlich, mit einem Brennglass auf die Jahre 1933 bis 1945 zu starren? Was bewahrt davor, die Jahre 1871 bis 2023 in einen Zusammenhang zu stellen? Am 8. Mai 1945 wurde lediglich die Politik ausgeweitet, die 1871 begann. Am 23. Mai 1945 wurde die Deutsche Reichsregierung von britischen Soldaten verhaftet und am 24. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland verkündet, die bis zur Gegenwart die Interessen von Washington D.C. bedient. Nur die Deutschen allein können diesen Zustand überwinden, doch seit 1914 wurde unendlich viel getan, dies zu verhindern.
Viele Wirtschaftsverbrechen entsprechen den öffentlichen Plänen des Vereinigten Königreiches und der Vereinigten Staaten von Amerika, die nach 1871 entwickelt wurden, weil die führende Wirtschaftsmacht des Deutschen Kaiserreiches bis heute als Bedrohung angesehen wird.
Horst Bowitz am 15. November 2022: “Winston Churchill hielt in seinen “Memoiren” fest: “Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitverdienen konnte” (nachzulesen bei Josef A. Kofler in dessen Buch “Die falsche Rolle mit Deutschland”, 2008, Seite 46) und: “Ich betrachte diesen Krieg (WK II) samt und sonders als einen dreißigjährigen Krieg von 1914 an” (Winston Churchill am 20. 2. 1944 in einem Brief an Herrn Stalin [Reinbek: “Die unheilige Allianz”, Seite 255]).”
Einwohner der BRD schlagen sich mit Behörden herum, die Recht und Gesetz willkürlich handhaben. Dies geschieht weitgehend aus Unkenntnis ohne bösen Willen. Lesen der Gesetze und Verordnungen hilft! Tatsächlich erledigen ängstliche Mitläufer das, was ihre Vorgesetzten von Ihnen erwarten. Es gibt daher keinerlei Rechtssicherheit. Korruption und Amtsanmaßung blühen, Vetternwirtschaft, Lobbyismus und Parteien verfilzen die Gesellschaft.
Recht hat nur, wer es sich nimmt. Gerichtsverfahren sind stets offen, weil es zweierlei Recht auf der Basis von zweierlei Gesetzen oder zweierlei Verordnungen gibt. Auch zweierlei Gerichtsurteile existieren oder werden bei Bedarf gefällt, um als willkürliche Referenz zu dienen.
Jeder Mensch hat die Wahl! Allerdings muss er sie auch treffen!
Jedermann sollte sich mal an die heutigen Aussagen von Politikern erinnern. Dann wird er feststellen, das mindestens 99% davon erstunken und erlogen sind. Und die gleichen Politiker erzählen uns etwas über früher. Da kann man nur zu dem Schluss kommen, das ist mindestens zu 99% erstunken und erlogen!
“Keine Diskussion ist erlaubt, und egal wie ungeheuerlich die eigenen Handlungen des Westens sind, sie dürfen niemals in einer höflichen Konversation erwähnt werden”
Wenn wir aus dem Schicksal unserer Vorfahren lernen wollen, dann werden wir diese nicht in falscher Selbstsicherheit einer eigenen moralischen Überlegenheit verurteilen – das macht der scheinheilige Patron, wie er sich häufig in Politik und Medien findet. Sondern wir werden uns bemühen, in der Gegenwart anders zu handeln. Österreich ist durch seine herrschende Klasse faschistischen Diktaturen (Austro- und Nazifaschismus) unterworfen und zwei Weltkriegen (Erster und Zweiter) angeschlossen bzw. ausgeliefert worden. Die heutigen “Verurteilungen” sind scheinheilig und unehrlich angesichts der nie erfolgten Aufklärung der wahren Ursachen dieser geschichtlichen Ereignisse. Mehr noch: in die Fußstapfen des Deutschen Reiches als Hauptkriegstreiber (für die eigenen Weltherrschaftsbestrebungen) sind längst die westlichen Kriegsgewinnler getreten, und sie finden in Österreichs Politik und Medien wieder Kollaborateure und Quislinge, die sich gerne in verlogener “Vergangenheitsbewältigung” suhlen, anstatt als Lehre aus der Vergangenheit die Neutralität glaubwürdig hochzuhalten. Ihren Vorspiegelungen und Verführungen müssen wir uns widersetzen, wenn wir wirklich ehrlich aus der Vergangenheit lernen wollen!
Dass die “NATO” nach dem Ende des “Warschauer Pakts” weiter bestehen blieb und immer weiter Richtung Russland ausgedehnt wurde, dass heute wieder die Mär von dem angeblich “imperialistischen Russen” gepflegt wird (Russland, ein riesiges, selbstgenügsames, reiches, dünn besiedeltes Land will angeblich nichts weniger, als die Welt erobern und unterjochen???? Warum auch immer. Wahrscheinlich weil “der Russe” halt so gestrickt sei???? ;-( ) ist eine katastrophale Erhellung über den “Wertewesten” und den Geisteszustand seiner Eliten und seiner Mitläufer.
“Grün” und “Links” sind Garanten der Volks-Vollverblödung, wie wir mehr und mehr wahrnehmen müssen.
Zitat: Ein Jahr später schloss er das Theresien-Gymnasium mit dem Abitur ab und begann an der Münchner Musikhochschule zu studieren. An der Münchner Universität belegte er ab 1970 zudem Studiengänge in Philosophie und Psychologie.
https://www.was-war-wann.de/musik/biografie/konstantin-wecker.html
Wir sind die Verfügungsmasse der Kriegsherren. Der größte Teil dieses “Wir” bemerkt es nicht einmal. Tag der Befreiung in Potsdam – Sind Sie eigentlich bereit für den nächsten Krieg? https://www.potsdam-aufstehen.de/2023/05/09/tag-der-befreiung-in-potsdam/
Ich teile das allermeiste, aber bei Konstantin Wecker bin ich anderer Meinung. Er spricht sich deutlich gegen Waffenlieferungen aus. Dafür erntet er von Medien wie der TAZ Spott und Hohn wegen seiner Drogensucht. Ich finde, das muss man nicht bedienen.
Eigentlich gar nicht mehr zu glauben – man wähnt sich in einem Horrorfilm und kein Ende der Lügen ist absehbar…
Gabriele
9. Mai 2023 at 12:39Antworten
Doch, doch. Ein Ende ist absehbar.
Aber nicht in Ihrem Sinne.
Ein Ende können Sie den Ganzem sofort setzen wenn Sie aufhören sich damit zu beschäftigen und anfagen zu leben satt zu hadern.
Jede Stunde jeder Tag bringt uns unweigerlich näher an unser Lebensende.
Man kann die Stunden und Tage erfüllt und froh verbringen oder aber auch frustriert und unerfüllt.
Jeder hat die Wahl.
Wenn Sie Zweites für sich ausgewählt haben, fühlen sie sich damit vielleicht sogar wohl. Es wird Sie aber nicht erfüllen.
@Erich
9. Mai 2023 at 16:21
Wie schön, dass Sie Ihre Stunden bis zu Ihrem Lebensende froh und erfüllt damit verbringen, zu schauen, ob tkp endlich weniger Leser hat. Jedem das Seine.
Lieber Erich – ich wäre froh und dankbar, wenn Sie meine “Erfüllung” mir überlassen und ich wette, sie schaut um Einiges besser aus, als die Ihre. Weil das Leugnen und Verdrängen der Wahrheit wegfällt. Sie glauben tatsächlich, der ganze Irrsinn betrifft Sie nicht selbst irgendwann…so naiv muss man erst einmal sein. Wie ein Strauß, der den Kopf im Sand stecken hat und sein Hinterteil in die Sonne hält, weil’s so schön warm ist…viel Spaß also noch beim Nichtstun und Aburteilen. So lange Sie noch können…