Die erstaunlichen Vorhersagen der Modellierer im Covid-Prognose-Konsortium

24. März 2021von 3,4 Minuten Lesezeit

Mit dem Auftreten neuer Viren, Seuchen oder der Gefahr wahnsinniger Rinder tauchen auch immer wieder Prognosen und Modelle auf. Die meisten davon sind so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass man fast vom jeweiligen Gegenteil ausgehen kann. Insbesondere wenn das Imperial College in London mit Neil Ferguson dabei ist.

Auch das österreichische Gesundheitsministerium hält sich ein Covid-Prognose-Konsortium, das wöchentlich seine Prognosen abliefert. Dazu heißt es auf der Webseite des Ministeriums:

Eine Covid-Prognose-Konsortium, bestehend aus Experten der Technischen Universität Wien/DEXHELPP/dwh GmbH, der Medizinischen Universität Wien/Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Gesundheit Österreich GmbH, erstellen wöchentlich konsolidierte Kurzfristprognosen zum Verlauf der an COVID-19 erkrankten Personen in Österreich sowie zu den aktuell verfügbaren Kapazitäten im Spitalsbereich.“

Zugegeben, nichts ist schwieriger vorherzusagen als die Zukunft. Vor allem, wenn man Mathematiker damit betraut, die offensichtlich nichts anderes tun als existierende Trends zu extrapolieren. Aber dies ohne Wissen über Einflussfaktoren und deren Veränderung. Mathematiker veranschaulichen zum Beispiel gerne exponentielles Wachstum gerade jetzt bei Corona mit der Verdoppelung von Reiskörnern auf den Feldern eines Schachbretts. Als Naturwissenschaftler würde man aber die Realität mit einbeziehen und sich überlegen, wie viele Reiskörner man tatsächlich auf einem einzigen Feld eines Schachbretts unterbringt: 1.000, 10.000 oder gar 100.000? Hängt wohl von der Größe des Schachbretts ab.

Genauso ist es mit der Möglichkeit Menschen mit einem Virus zu infizieren. Hängt ganz stark davon ab, wie viele schon immun sind und wie viele nicht. Und von der Möglichkeit des Virus ohne Wirt zu überleben. Bezieht man das ein, so erhält so genannte logistische oder Sigmoid (S-förmige) Kurven.

Aber zurück zu den ministeriellen Modellierern. Sehen wir uns die Weinachts-Prognose an:

Die Kurve mit allem und jedem in grün und blau (getestete, Genesene, Verstorbene) verflacht, wie sich das gehört. Betten, sowohl für normal als auch intensiv zeigen nach unten, allerdings die Wahrscheinlichkeiten ziemlich auseinandergehend. Also alles paletti und für die Regierung ausreichend um ab 25.12. wieder einen Lockdown zu verhängen. Übersetzt man diese Vorhersage auf eine Wetterprognose: „Kräht der Hahn am Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie‘s ist. Winde aus allen Richtungen“. (Die Prognosen der Meteorologen sind natürlich wesentlich exakter, schließlich sind das Naturwissenschaftler.)

Am 9. Februar hat man registriert, dass sich die Fallzahlen (blaue Balken) möglicherweise einem Minimum nähern und eine Trendwende in Sicht sein könnte. Dafür reicht allerdings schon etwas Misstrauen, sowie 10 Sekunden konzentriert nachdenken. Bei der Entwicklung der belegten Spitalsbetten reicht allerdings mathematisches Nachdenken noch nicht wirklich, denn wir sehen, dass die Prognose stark aufgefächert ist, unter dem Motto „alles ist möglich“. Wie beim Lotto.

Hier hätte man aber bereits vorhandene Daten in die Prognose einfließen lassen können. Zu dem Zeitpunkt war bereits deutlich sichtbar, dass in den Ländern, wo viel geimpft wurde, wie in Irland, UK, Israel, den arabischen Ländern etc, sogar die Todesfälle drastisch am Zunehmen waren. Gut, vielleicht wussten die Modellierer noch nicht, ob und wie viel geimpft werden wird.

Diese Prognose vom 23. März ist wohl realistisch, da die Impferei in Österreich jetzt voll in Schwung gekommen ist. Sofern der Kanzler sich nicht wieder mit der EU anlegt, oder doch die zahllosen Nebenwirkungen und nicht unbeträchtlichen Todesfälle zu einem Stopp oder einer Bremse führen.


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5 Kommentare

  1. Peter Nentwich 16. April 2021 at 12:02

    Sowohl Markowich als auch Popper belügen uns bewußt – oder sind beide schon senil?
    Jedem Mathematiker muss der Begriff “Logistisches Wachstum” bekannt sein – also Wachstum in einem geschlossenen System – anfangs annähernd exponentiell nähert es sich einem Plateau an.
    Bereits 1913 hat Carlson das Wachstum von Hefekulturen, die einer solchen Wachstumskurve folgen, mit großer Sorgfalt untersucht.Vergleiche hierzu: http://www.fvss.de/assets/media/jahresarbeiten/mathe/logistik.pdf
    Wenn beiden Mathematiker dies nicht bewußt ist, kann man nur noch verzweifelt intonieren: “Oh Heimat bist du großer Söhne.”

  2. Gast 25. März 2021 at 6:51

    Weiß von Ihnen jemand Bescheid?
    Die Grundwehrdiener werden nach 2-3 Monaten Grundwehrdienst und einer kurzen Anweisung eingesetzt, um Ausweise und PCR-Testergenisse an Kontrollpunkten zu prüfen. Dabei werden sie mit einer scharfen Faustfeuerwaffe ausgestattet und angewiesen, wenn zB jemand mit dem Messer auf sie zurennt, zu schießen.
    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Grundwehrdiener mit 18 Jahren dazu in der Lage ist, aufgrund seiner Ausbildung, Jugend und Unerfahrenheit eine Situation, bei der es tatsächlich zu einer Gewalttat kommen könnte, richtig einschätzen kann. Soviel ich weiß, kann ja selbst die 3-jährige Polizeiausbildung erst mit 18 Jahren begonnen (!) werden.
    Verstößt der Staat bei dieser Vorgangsweise gegen ein Gesetz oder ist dieser Einsatz tatsächlich vom Gesetz gedeckt?

  3. Andreas Kahrer 24. März 2021 at 21:43

    Für mich wirkt das Ganze langsam wie absurdes Theater: die täglich kolportierten sogenannten „Neuinfektionen“ sind direkt proportional zur Testintensität. Wird viel getestet haben wir hohe Fallzahlen bzw. umgekehrt. Um bessere Kennzahlen für das Infektionsgeschehen zu erhalten muss man lediglich die postiv Getesteten auf die Gesamtzahl der Tests im betrachteten Zeitraum beziehen. Man muss also das Verhältnis oder die Prozentzahl der Fallzahlen ermitteln. Diese Positivitätsrate wäre eine sehr wichtige Kennzahl für das Infektionsgeschehen, kommt aber in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht vor. Ich kann nicht nachvollziehen, warum der gesamte Apparat des Gesundheitsministeriums diesen einfachen Zusammenhang übersieht und stur an den Fallzahlen festhält. Wozu haben die eigentlich so viele Mathematiker unter Vertrag?

  4. Guido Vobig 24. März 2021 at 19:53

    ”Zugegeben, nichts ist schwieriger vorherzusagen als die Zukunft.”

    Da wir auf dem Wege sind, die Realität mittels Digitalisierung immer mehr zu begradigen, zu vereinheitlichen, zu vereinfachen, zu vergleichen, zu ordnen und zu sortieren, und immer mehr Vergangenheit abspeichern, desto vorhersehbarer wird die Zukunft aus der jeweiligen Gegenwart heraus. Kein Wunder, dass Fortschritt auf Künstliche Intelligenz und Quantencomputer hofft, die vorhersehbarer werden lassen, was ansonsten unberechenbar bliebe. Je vorhersehbarer, desto lebenswerter? Nun, da habe ich meine Zweifel.

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