Kann die CDU von der spanischen Volkspartei lernen?

24. Juli 2023von 4,6 Minuten Lesezeit

Roquetas de Mar (Andalusien): Nach Auszählung von 99,94 % der Stimmen hat das von der Spanische Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) angeführte Linksbündnis die Parlamentswahl in Spanien verloren. Die konservative Volkspartei (PP) hat aber auch mit den Stimmen der rechten Vox keine Mehrheit. Hier die Ergebnisse:

(Quelle: https://www.elmundo.es/elecciones/elecciones-generales/2023/07/23/64bd6848e9cf4ad61f8b4592.html)

(Quelle: https://www.elmundo.es/elecciones/elecciones-generales/resultados/index.html)

Überraschend hat die spanische Rechtspartei Stimmen an die Konservativen verloren. In Deutschland empörten sich die Medien darüber, dass die Volkspartei (PP – Partido Popular) keine Brandmauer gegen rechts aufgebaut hat. Die wäre aus spanischer Sicht auch unnatürlich gewesen, denn die PP wurde nach dem Ende der Diktatur als Volksallianz (AP) von ehemaligen Funktionären der Franco-Partei gegründet, die in der Demokratie ihre Karriere fortsetzen wollten. Ähnlichkeiten zur SED + LINKE sind vorhanden. Die LINKE würde sich auch nicht von der Kommunistischen Plattform abgrenzen.

Der Volkspartei fehlen auch in einem Bündnis mit Vox noch 7 Stimmen zur Mehrheit, die sie sich bei den 15 Abgeordneten der bürgerlichen Regionalparteien suchen muss.

Ich habe mir gerade erst jetzt eine Wohnung in Spanien gekauft und kann noch keine fundierte Wahlanalyse liefern, aber schon aus Gesprächen mit den einfachen Menschen über ihre Einstellungen berichten. Die Touristenzone (zona turistica) im Süden von Roquetas de Mar ist klar von der eigentlichen Stadt im Norden abgegrenzt, auch wenn die Zonengrenze durchlässig ist. Der Norden kann in eine Wohngegend der Reichen, bis etwa 500 m Luftlinie vom Strand, die gutbürgerliche Gegend der Altstadt bis etwa 1.200 m zum Strand und die westlichen Stadtteile unterschieden werden.

Im Hinterland befindet sich das größte Gemüseanbaugebiet Europas, das wegen der Bebauung mit Gewächshäusern als Mare Plastico bezeichnet wird. In seiner Mitte befindet sich El Ejido, statistisch die reichste Stadt Spaniens. Die Agrarindustrie braucht viele billige Arbeitskräfte, weshalb im Westen von Roquetas viele afrikanische Einwanderer wohnen. In den 70er Jahren errichtete Sozialwohnungen in dieser Gegend sind inzwischen teilweise sehr heruntergekommen, und einige Straßenzüge entwickeln sich zu Slums.

Selbst ordentliche Einfamilienhäuser in benachbarten Straßen (ca. 2 km vom Strand) lassen sich nur noch zu Spottpreisen vermieten oder verkaufen. Auch in der Altstadt sind die Preise unter Druck, für mich als Käufer natürlich ein Vorteil. Die Hausbesitzer verlangen natürlich, diese Entwicklung in den Griff zu bekommen. Eine Partei wie die PSOE, die sich dem verweigert, ist für sie unwählbar.

Es ist in dieser Situation kein Rassismus, eine Partei zu wählen, die eine Lösung des Einwandererproblems fordert. Es wird der PP genützt haben, dass sie sich für eine Zusammenarbeit mit Vox offen gezeigt hat, was nur mit Zugeständnissen in dieser Frage möglich ist. Die Wähler haben wohl vor diesem Hintergrund die gemäßigte Politik der radikalen Lösung vorgezogen.

Ein weiterer Grund für die Niederlage der SPOE dürfte das Kompetenzdefizit der Regierung sein. Sie wird von den einfachen Menschen verächtlich als „Pedros Mädchengruppe“ bezeichnet, weil wegen der Frauenquote Ministerinnen vom Schlage einer Annalena Baerbock eine ziemlich schlechte Figur machten. Die teilweise guten Wirtschaftsdaten halfen da nicht. Zudem kam auch die woke Politik nicht gut an. Selbst Kommunisten alter Schule wählen oft Vox, weil sie sich von den Themen der ständig wechselnden links-grünen Bündnisse nicht angesprochen fühlen.

In der spanischen Machokultur kann man mit dem Vorwurf, die Rechte wolle die queere Community diskriminieren, nicht punkten. Das Wort „maricon“ (Schwuchtel) ist nicht nur eine abwertende Bezeichnung für Homosexuelle, es wird auch im Sinne von Schlappschwanz, Weichei oder Feigling benutzt. Gegen maricones zu sein wird mehrheitlich positiv bewertet. Auch die Machokultur wird selbst von den meisten Frauen nicht negativ bewertet. Man braucht immer zwei zum Tango tanzen; Männer, die sich als Gockel aufplustern und Frauen, die solche Männer den maricones (i.S.v. Weicheiern) vorziehen. Vor diesem Hintergrund kam die queere Politik der Regierung auch bei vielen Frauen nicht gut an. Der optisch eigentlich männliche Pedro Sanchez wurde vielfach als maricon eingeschätzt.

Wenn man die Frage aus der Überschrift beantworten will, dann kann man in Beziehung auf die Zuwanderer der CDU wohl zu einer Diskussion mit der AfD raten. Die Gewinne der PP und die Verluste von Vox sind ein gutes Argument, die Brandmauer einzureißen. Bei den sexuellen Minderheiten sind die spanischen Verhältnisse wohl nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar. Hier ist der Begriff „Softie“ positiv besetzt, und einige Frauen haben sich den Wunsch nach männlichen Männern abgewöhnt. Ob sich am Ende die Biologie durchsetzt, oder ein „neuer Mensch“ (queer statt hetero) geschaffen wird, muss sich zeigen. Für die PP war die Entscheidung für die Biologie der Säugetiere und eine Absage an einen „neuen Menschen“ einfacher.


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Prof. Dr. Werner Müller, Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Mainz


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6 Kommentare

  1. asisi1 27. Juli 2023 at 16:45Antworten

    Wer hier noch die CDU wählt hat den Schuss nicht gehört!

  2. Holler 25. Juli 2023 at 5:33Antworten

    Die Parteien denken bestenfalls darüber nach, was sie versprechen und lügen können, um von den Urnenwählern gewählt zu werden. Die Briefwahl können sie leichter manipulieren, weswegen es von Wahl zu Wahl immer mehr Briefwähler gibt. Danach errichten sie weiterhin sukzessive eine Diktatur mit Totalüberwachung und Abschaffung des Bargelds zur Knechtung. Die Erfassung der Vermögen ist schon auf Schiene, denn da wollen sie schon mal sehen, womit sie rechnen können.

    Als nächstes darf man nur noch mit Digitaler ID wählen und zwar nur dann, wenn man keine „normalen“ Ansichten hat.

  3. Kai 24. Juli 2023 at 14:53Antworten

    Bin mal gespannt ob das tolle Wohnunggesetz geändert wird.
    Steht ein Haus leer(heisst du bist in Urlaub etc.) kann jeder Vogel einziehen und nach paar Tagen hater RECHTE!Du kannst ihn nicht einfach rauswerfen.Wer macht solch kranke Gesetze?
    In England und NL gab/gibt es wohl ähnliche Gesetze.Vor 40 Jahren fuhren Punks nach England in Urlaub,gaben an in einem besetzten Haus zu Wohnen und bekamen sofort Sozialhilfe!Ja schon damals…

  4. Karsten Mitka 24. Juli 2023 at 14:29Antworten

    Die CDU und auch die anderen Blockparteien hatten Jahrzehnte Zeit zu lernen, sind aber lernresistent. Einzig die AfD wird es richten!

  5. Peter Pan 24. Juli 2023 at 12:39Antworten

    Wenn wir uns auf Parteien verlassen, dann sind wir verlassen (von allen guten Geistern).

  6. niklant 24. Juli 2023 at 12:29Antworten

    Die CDU kann sich nichts von anderen Parteien abschauen. Deutsche Parteien lügen und Betrügen seit Jahrzehnten! Nach der Wahl ist nicht vor der Wahl, das bekommen die Wähler jedes mal zu spüren! Das Aufgeblähte Parlament ist ein Beweis dafür! Auch die anderen Parteien kennen nur eines, sich schnell um gute Konten zu kümmern. Am schlimmsten treibt es die Grüne Krankheit in Deutschland! Heizungselend, Wohnungsnotstand und dann die Klimalügen ohne eindeutige Beweise. Die Klimalügen wurden bereits aufgedeckt und dennoch macht die Politik weiter! Wenn es noch einen Umschwung geben kann in Deutschland, dann nur durch die AFD. Am besten mit Sarah Wagenknecht als Partner, dann kann Deutschland vielleicht noch gerettet werden, von den Korruptionen der jetzigen Politik.

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