Russland liefert mehr Öl nach Asien – Ende des Petrodollar steht bevor

16. November 2022von 4,7 Minuten Lesezeit

Die USA versucht mit Sanktionen Russland zu zerbrechen oder zumindest gefügig zu machen. Allerdings sanktioniert die USA, und ihre Gefolgschaft in der EU mittlerweile zu viele Staaten und vor allem absolut potente Gegner wie eben Russland und seit Trump auch China. Sie haben damit Zusammenschlüsse gefördert, die den Petrodollar zu Fall bringen und eine neue Weltwährung schaffen werden.

Trotz der Sanktionen und der Terroranschläge gegen die Nord Stream Pipelines hat wie berichtet Russland die Auslieferung von Flüssiggas (LNG) nach Europa heuer um 50% steigern können. Die Umleitung der russischen Rohölexporte nach Asien als folge der Sanktionen nimmt ebenfalls an Fahrt auf, und es werden Rekordmengen auf Tankern zu den Häfen der Region transportiert, wie Bloomberg berichtet.

Zwei Drittel des Rohöls, das in russischen Häfen auf Tanker verladen wird, ist jetzt für Asien bestimmt. In den Wochen vor dem Beginn der militärischen Sonderoperation in die Ukraine waren es noch weniger als zwei Fünftel. China und Indien bilden das Rückgrat des Handels, kleinere Mengen gehen nach Sri Lanka und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Sanktionen der Europäischen Union, die fast alle Rohöllieferungen aus Russland an die EU-Mitglieder auf dem Seeweg stoppen wollen, treten in in drei Wochen in Kraft. Die Maßnahmen verbieten auch europäischen Tankern den Transport von russischem Rohöl und untersagen die Erbringung von Versicherungs-, Makler-, Finanz-, Schiffsklassifizierungs- und anderen Dienstleistungen. Es wird Ausnahmen für Schiffe geben, die Ladungen transportieren, die zu einem Preis unterhalb einer noch zu vereinbarenden Obergrenze erworben wurden.

Die Menge an Rohöl auf Schiffen, die für China, Indien und die Türkei bestimmt sind – die drei Länder, die sich als die größten Abnehmer der russischen Lieferungen erwiesen haben – sowie die Mengen auf Schiffen, deren endgültiger Bestimmungsort noch nicht feststeht, stiegen in den vier Wochen bis zum 11. November auf einen Rekordwert von 2,39 Millionen Barrel pro Tag.

Die Abrechnung fast aller dieser Lieferungen erfolgt aber ohnehin nicht mehr in Dollar, Indien zahlt in Rupien und hat Wechselvereinbarungen mit Russland abgeschlossen. Ähnlich ist die Situation mit China, die zum Beispiel auch für Öl aus Saudi Arabien mittlerweile in Yuan bezahlt.Die Sanktionen beschleunigen diese Entwicklung weiterhin

Das Ende der Dollar Hegemonie

In einem Artikel auf Mises Institute befasst sich Patrick Barron, ein privater Berater für die Bankenbranche, mit dem „Petrodollar”-Arrangement, das jetzt zusammenbricht, weil der Dollar immer schneller entwertet wird. Die Ursache für die Entwertung ist laut Barron die unheilige Allianz zwischen der Federal Reserve, der US-Zentralbank, und der US-Regierung. Die Federal Reserve schafft aus dem Nichts alle Dollars, die die Regierung braucht, um ihr massives und ständig wachsendes Ausgabendefizit aufrechtzuerhalten. Die Monetarisierung dieser Defizite hat zu einem immer schnelleren Verlust an Dollarkaufkraft geführt.

Die US-Regierung gab das Geld natürlich für Krieg und Wohlfahrt aus. Das amerikanische Militär hat sich in jedem Winkel der Welt eingemischt. Es scheint, dass die USA nur dann militärisch eingreifen müssen, wenn irgendein lokaler Streitpartner am anderen Ende der Welt mit seinen eigenen unverständlichen historischen Animositäten behauptet, dass sein Nachbar in sein Hoheitsgebiet eindringt und/oder Gräueltaten begeht. Das amerikanische Volk wird in einen Rausch der Rechtschaffenheit versetzt, und schon geht es in den Krieg. Das Ergebnis sind Millionen von Toten, vergeudete Milliarden und eine noch schlimmere Situation vor Ort als je zuvor.

All dieses Chaos konnte nur durch die weltweite Akzeptanz des Fiat-Dollars finanziert werden. Aber ein Großteil der Welt hat genug davon, wie auch Barron feststellt. Es gibt mehrere Organisationen, die zusammenarbeiten, um eine Alternative zum Dollar für die Abwicklung des internationalen Handels zu entwickeln. Die BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) und die Eurasische Wirtschaftsunion haben eine Arbeitsgruppe gebildet, um ein rohstoffbasiertes Tauschmittel zu entwickeln, das den Dollar als wichtigstes Mittel für die Abwicklung des internationalen Handels ersetzen soll. Alasdair Macleod von Goldmoney hat ausführlich über dieses Projekt geschrieben und TKP hat darüber berichtet. Weitere Länder – insbesondere Länder, die derzeit den Dollar verwenden, wie Saudi-Arabien – haben angekündigt, dass sie sich dem Projekt anschließen wollen. Weitere, viel mehr, werden Saudi-Arabien folgen.

Aufstieg einer konkurrierenden Reservewährung

Darauf steuert die Welt zu, denn die USA können souveräne Nationen nicht zwingen, den Dollar zu akzeptieren, vor allem, wenn es eine andere und bessere Wahl gibt. Die USA sind ihrer Verantwortung, die Kaufkraft des Dollars durch die Kontrolle seines Angebots zu schützen, nicht gerecht geworden.

Barron schließt mit einer Prognose:

Die neue SOZ-Währung wird den Dollar als wichtigste Reservewährung der Welt vor allem deshalb verdrängen, weil sie zu einem großen Teil mit Rohstoffen unterlegt sein wird und nicht unter der Kontrolle eines souveränen Landes, sondern einer Reihe souveräner Länder steht, die sich alle für das Wohlergehen der Währung einsetzen, um den freien Fluss des internationalen Handels und Zahlungsverkehrs zu gewährleisten. Das wird natürlich ein Verlust für den Dollar und für die USA sein, aber offen gesagt wird die Welt insgesamt davon profitieren.“

Barron unterrichtet übrigens seit mehreren Jahren einen Einführungskurs in die „österreichische Wirtschaftslehre“ an der Universität von Iowa. Außerdem lehrt er seit über fünfundzwanzig Jahren an der Graduate School of Banking der University of Wisconsin und hat zahlreiche Vorträge im Europäischen Parlament gehalten.

Bild von Gerhard Traschütz auf Pixabay

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10 Kommentare

  1. Heiko 16. November 2022 at 17:11

    Interessant dabei ist, dass das US-Außenministerium mitgeteilt hat, dass russisches Gas und Öl von den Sanktionen explizit ausgeschlossen sind, weil man weiß, wie abhängig z.B. Indien davon ist. Hat man die EU-Führungsriege davon nicht informiert?

  2. Andreas I. 16. November 2022 at 15:58

    Hallo,
    diese Entwicklung zieht sich nun schon über Jahre hin, aber es dürfte auch gewollt sein, dass es langsam geht, nämlich damit der damit verbundene Einbruch der USA-Ökonomie kein plötzlicher Crash wird, sondern ein besser zu handhabender etwas weicherer Übergang.

    • Heiko 16. November 2022 at 17:09

      Solche Prozesse verlaufen nie linear, sondern immer exponentiell. Deshalb entsteht am Anfang der Eindruck, es würde absichtlich langsam verlaufen.

  3. Erwin 16. November 2022 at 14:15

    Reine Theorie bzw. Meinung oder Wunschdenken eines von vielen “Experten” auf diesem Gebiet

    • Jürgen R. 19. November 2022 at 21:23

      So antwortet nur jemand, der selbst keine gegenteiligen Fakten dazu anbieten kann.

  4. Jurgen 16. November 2022 at 11:32

    Der Ausblick für die SOZ Währung wird mir viel zu optimistisch dargestellt. Also besser nicht abwarten bis man da rankommt, sondern spätestens jetzt in Edel-Rohstoffe gehen (wer noch nicht ist) und dann dem Euro beim Kreisen um den abstürzenden US-Dollar ganz entspannt zurückgelehnt zuschauen.
    In Deutschland sollte man den Lastenausgleich im Auge behalten, denn das letzte Mal (1952) wurde 50% jedes Vermögens eingezogen bzw. mit Hypothek belegt, rückwirkend auf 1948.

  5. Jan 16. November 2022 at 11:14

    Man muss sich die Verteilung der Hauptrohölreserven auf die Länder der BRICSS und ihrer Satelliten anschauen.

    Die USA haben die Erdölländer gezwungen, auf den “freien” Weltmärkten zu verkaufen. Das war möglich, weil es mehr Angebot als Nachfrage gab und weil der Krieg omnipräsent war. Bei einem Unterangebot, das wir seit 2019 sehen, also Lieferengpässen, schauen die Abnehmer, dass sie ihr Kontingent über Verträge oder Militär sichern. Es erscheint also gar nicht mehr am Weltmarkt. Das hat Nehammer auf seiner Katarreise bitter erfahren müssen.

    Relevante Reserven bestehen auf der saudischen Halbinsel, im Kaspischen Meer, Iran/Irak und in Venezuela. Für letzteres ist es derzeit nicht möglich die Finanzierung zu finden. In den nächsten Jahren wird sich das Öl weiter um diese Gebiete konzentrieren, das US-Fracking wird keine Rolle mehr spielen.

    Saudi-Arabien ist das letzte S der BRICSS, das Kaspische Meer ist Russland, also das R, der Iran hat einen Vertrag mit China, dem C, und der Irak ist über Erdogan und Assad an Putin angebunden. Die BRICSS, die Wachstumsraten um 10% aufweisen, verfügen damit über die größten Ölreserven.

    Öl bedeutet auch die Fähigkeit zur Nahrungsproduktion (Dünger) und zur Waffenproduktion.

    Der Petrodollar ist jenseits gewisser Tricksereien durch Öl gedeckt. Durch die BRICSS entsteht die Gefahr, dass das Vertrauen in den Dollar durch die Reduktion des Handelsvolumens zurückgeht. Das könnte zu erneuten Bankenzusammenbrüchen führen. Eventuell wird man daher eine Währungsreform andenken, die natürlich sämtliche unerfüllbaren Ansprüche (Pensionen, Fonds, Aktien) auf Null stellt

    Bei einer rohstoffbasierten Währung der BRICSS darf man fragen, welchen Rohstoff Europa künftig Russland und Saudi-Arabien anbieten möchte?

    Aus meiner Sicht ist ein Ersatz von Öl in unserer Gesellschaft durch Solar, Wind, Atom nicht möglich.

    Wir stehen wirklich vor einem Umbruch unserer Lebensgrundlagen und die Führungsfähigkeiten der westlichen Staaten sind im historischen Maßstab sehr bescheiden. Mit der Abschaffung von Grundrechten wird man die anstehenden Probleme kaum lösen können.

    Leider sind die Bevölkerungen nicht willens oder in der Lage, ihre Zukunft und die ihrer Nachfahren mitzugestalten, obwohl es ganz einfach wäre. Dass es kein Öl im Donaubecken oder vor Schottland mehr gibt, fällt auch dem Unbedarften auf. So ist es auch in anderen Ländern, daher reduziert sich alles auf die oben genannten Orte.

    Der Westen hat keine Waren mehr, die die BRICSS nicht selbst herstellen könnten. Daher besteht die Gefahr, dass sich Kräfte durchsetzen, die westliche Kontingente des verbleibenen Öls durch Krieg sichern wollen. Allerdings hat der Westen, insbesondere Europa, kaum die Möglichkeit zur Aufrüstung – dazu braucht er ja bereits das zu “sichernde” Öl. Man wird sicher durchspielen, ob der Einsatz von Nuklearwaffen die Situation ändert.

    Weniger Öl für den Westen bedeutet sehr klar weniger Nahrung, vom Lebensstandard nicht zu reden. Das bedeutet ein Schrumpfen der Bevölkerungen, was natürlich eine ökonomische Kontraktion auslöst. Wir haben beim Zusammenbruch Russlands gesehen, wie so etwas abläuft.

    Allerdings sollte man nicht erwarten, dass die BRICSS in ansehbare failed states investieren. Das war in Russland anders

    Die Leute legen ihr Schicksal in die Hand von führungsunfähigen Personen wie Lauterbach, von der Leyen, Biden, van der Biden und erregen sich ansonsten über 0,5% Männer, die gerne Frauen wären, oder eine gefährliche Überhitzung der Erde inmitten einer Eiszeit, bei der beide Pole eisbedeckt sind.

    Der kleine Rest von 10%, der nicht sterben möchte, müsste anfangen, sich von den Lemmingen abzukoppeln. Dieser aber diskutiert lieber, ob es Viren gibt, anstelle die Nahrungsmittelproduktion von morgen zu berechnen.

    Die Konsequenzen sind bereits jetzt erkennbar.

    • Dr. med. Veronika Rampold 17. November 2022 at 16:15

      Viele von denen, die in der virtuellen Welt der WWW Kommentare v.a. über Grundsätzliches diskutieren, zb ob es Viren gebe oder das C-Virus oder wer die Verantwortlichen für die C-Kampagne seien, haben ihre Gärten zu ertragreichen Symbiosen gemacht, wo jetzt noch alles voll von Essbarem und Nützlichem ist, und verlieren darüber im Web kein Wort, weil sie es für blöde halten würden, das NICHT zu tun. Sie halten sich nicht mit dem Berechnen des zukünftigen Nahrungsmittelbedarfs auf – sie erzeugen Nahrung.

  6. Germann 16. November 2022 at 9:54

    Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Dieser Kampf und ungesättigte Gier führt ins verderben. Das alles führt nur zu Millionen von Toten, vergeudete Milliarden und eine noch schlimmere Situation als je zuvor. Alles auf den Rücken der unschuldigen Bürgern und Bürgerinnen.

  7. Josef 16. November 2022 at 8:50

    Wow, ihr referenziert auf das Mises Institut! Respekt. Bin schon lange ein Anhänger von der von Carl Menger ins Leben gerufenen “österreichischen Wirtschaftslehre” bzw Ludwig Mises. Habe nichts gefunden das den Wirtschaftsverlauf historisch besser erklärt.

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