T-Zellen von Corona Rekonvaleszenten erkennen mindestens 30 bis 40 Merkmale des Virus

29. Januar 2021von 4,1 Minuten Lesezeit

T-Zellen sind die grundsätzliche Immunabwehr gegen Viren. Sie erzeugen auch die so genannten B-Zellen, die dann Antikörper produzieren, falls überhaupt nötig. Das Immunsystem scannt das ganze Virus und merkt sich 30 bis 40 unterschiedliche Merkmale. Damit wird die Erkennung und spezifische Abwehr auch noch nach weitgehenden Mutationen sichergestellt. SARS-1 T-Zellen erkennen noch SARS-2, obwohl sie nur zu 74% übereinstimmen. Die neue Studie erklärt, wie das funktioniert.

Eine neue Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern des La Jolla Institute for Immunology (LJI) zeigt, dass T-Zellen SARS-CoV-2 bekämpfen, indem sie eine breite Palette von Stellen auf dem Virus anvisieren – über die Schlüsselstellen auf dem Spike-Protein des Virus hinaus. Indem sie das Virus von vielen Seiten angreifen, hat der Körper die Möglichkeit, verschiedene SARS-CoV-2-Varianten zu erkennen.

Die neue Forschungsarbeit, die am 27. Januar 2021 in Cell Reports Medicine veröffentlicht wurde, ist die bisher detaillierteste Analyse, welche Proteine auf SARS-CoV-2 die stärksten Reaktionen der „Helfer”-CD4+ T-Zellen und der „Killer”-CD8+ T-Zellen des Immunsystems stimulieren. Damit sieht man auch, wie verschiedene Menschen eine Immunität gegen SARS-CoV-2 aufbauen. Sie untersuchten auch, wie T-Zellen verschiedene Varianten von SARS-CoV-2 bekämpfen. Diese Arbeit nutzt die Expertise des Labors bei der Vorhersage und Untersuchung von T-Zell-Reaktionen auf Viren wie Dengue und Zika.

“Wir sind jetzt mit dem Wissen bewaffnet, welche Teile des Virus vom Immunsystem erkannt werden”, sagt LJI-Professor Alessandro Sette, Dr. Biol. Sci., der die neue Studie zusammen mit LJI-Instruktorin Alba Grifoni, Ph.D., leitete.

Ihre früheren Studien zeigen, dass Menschen sehr unterschiedlich auf das Virus reagieren können – manche Menschen haben eine starke Immunantwort und kommen gut zurecht. Andere haben eine uneinheitliche Immunantwort und landen eher im Krankenhaus. Wir wissen allerdings aus anderen Studien, dass dies fast immer auf einen Vitamin D Mangel zurückzuführen ist.

Immunsystem erkennt viele Teile des Virus

Das Immunsystem ist sehr flexibel. Indem es genetisches Material neu verschlüsselt, kann es T-Zellen bilden, die auf eine große Bandbreite von Zielen oder Merkmalen (Epitope) auf einem Pathogen reagieren. Einige T-Zell-Reaktionen werden gegen einige Epitope stärker sein als gegen andere. Die Forscher nennen die Targets, die eine starke Antwort der Immunzellen auslösen, “immundominant”.

Für die neue Studie untersuchten die Forscher T-Zellen von 100 Menschen, die sich von einer SARS-CoV-2-Infektion erholt hatten. Anschließend nahmen sie die genetische Sequenz des Virus unter die Lupe, um die Epitope zu definieren, die diese T-Zellen tatsächlich erkennen würden.

Ihre Analyse ergab, dass nicht alle Teile des Virus bei allen Menschen die gleiche starke Immunantwort auslösen. Tatsächlich können T-Zellen Dutzende von Epitopen auf SARS-CoV-2 erkennen, und diese immundominanten Stellen ändern sich auch von Person zu Person. Im Durchschnitt hatte jeder Studienteilnehmer die Fähigkeit, etwa 17 CD8+ T-Zellen-Epitope und 19 CD4+ T-Zellen-Epitope zu erkennen.

Wie ein anderer Forscher des LJI, Shane Crotty, in einem Video erklärte, sorgt diese unterschiedliche Immunantwort dafür, dass sich kein Virus durch Mutationen an die Immunantwort der Menschen anpassen kann, weil diese eben unterschiedlich sind.

Breite Antwort des Immunsystems bleibt auch nach Mutationen erhalten

Diese breite Antwort des Immunsystems dient mehreren Zwecken. Die neue Studie zeigt, dass das Immunsystem zwar oft eine starke Reaktion gegen eine bestimmte Stelle auf dem “Spike”-Protein des Virus zeigt, der so genannten Rezeptorbindungsdomäne, dass diese Region aber nicht so gut ist, um eine starke Reaktion von CD4+ Helfer-T-Zellen zu induzieren.

Ohne eine starke CD4+ T-Zellen-Antwort können Menschen jedoch nur langsam die Art von neutralisierender Immunantwort aufbauen, die das Virus schnell auslöscht. Der Grund ist, dass die CD4+ T-Zellen erst die B-Zellen erzeugen müssen, die dann Antikörper bilden können.Glücklicherweise gibt es eine breite Immunantwort, und die meisten Menschen haben Immunzellen, die andere Stellen als die Rezeptorbindungsdomäne erkennen können.

Unter den vielen Epitopen, die sie aufdeckten, identifizierten die Forscher mehrere zusätzliche Epitope auf dem SARS-CoV-2-Spike-Protein. Durch die Ausrichtung auf viele verwundbare Stellen auf dem Spike-Protein wäre das Immunsystem immer noch in der Lage, die Infektion zu bekämpfen, selbst wenn sich einige Stellen auf dem Virus aufgrund von Mutationen verändern.

“Die Immunantwort ist breit genug, um das zu kompensieren”, sagt Grifoni.

Seit der Bekanntgabe der sich schnell ausbreitenden britischen Variante von SARS-CoV-2 (genannt SARS-CoV-2 VUI 202012/01) haben die Forscher die mutierten Stellen auf diesem Virus mit den Epitopen verglichen, die sie gefunden haben. Sette merkt an, dass die in der UK-Variante beschriebenen Mutationen für das Spike-Protein nur 8% der Epitope betreffen, die in dieser Studie von CD4+ T-Zellen erkannt werden, während 92% der Antworten weiterhin funktionieren.


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7 Kommentare

  1. Maike Killer 3. Februar 2021 at 16:10

    Guten Tag. Können Sie eine Liste herausgeben, von Laboren in Deutschland, die eine zelluläre Immunität gegen SARS-Cov-2 nachweisen können?
    Sie würden uns damit unglaublich helfen.
    Herzlichen Dank vorab.

  2. Guido Vobig 29. Januar 2021 at 15:09

    Folgende Meldung klingt ja auch super – super im Sinne ewigen Fortschreitens:

    https://www.n-tv.de/ticker/Israel-0-04-Prozent-der-Corona-Geimpften-trotzdem-positiv-getestet-article22323635.html

    99,96 Prozent Wirksamkeit?! Nicht schlecht, oder?

    Fragt sich nur, wie viele der 715 425 Israelis hätten Covid auch ohne Impfungen NICHT bekommen?
    Fragt sich nur, wie war die Altersverteilung der 715 425 Israelis, insbesondere der Anteil der über 75-jährigen?
    Fragt sich nur, ob der ”Erfolg” nicht manch einem Im israelischen Wahljahr besonders entgegenkommt?

    Wie dem auch sei, auf jeden Fall lässt sich Folgendes feststellen: Immer wenn biologischer Kontext auf der Strecke bleibt, hat sich der Fortschritt erneut Lebendigkeit profitabel einverleibt.

  3. Albrecht Storz 29. Januar 2021 at 14:10

    Und auch immer wieder zu erwähnen: das körpereigenen Immunsystem setzt da (zuerst) an, wo die Viren eindringen wollen: Haut, Schleimhaut, Atemwege.

    Die Impfung immunisiert – wenn überhaupt – zuerst im Muskelgewebe, also an einer völlig irrelevanten Stelle zumindest für das erste Infektionsgeschehen.

    Kein Wunder dass die Impfung nicht vor Covid-19 schützt.

  4. Guido Vobig 29. Januar 2021 at 11:44

    Na, dann doch lieber auf ewig hinter dem Problem hinterherrennen, das wir selbst geschaffen haben und das Hinterherrennen als Lösung verkaufen:

    ”Covid-19: Moderna plans booster doses to counter variants”

    https://www.bmj.com/content/372/bmj.n232

    Und so drehen sich Teufelskreise immer schneller und Rattenschwänze werden immer länger – kurz: der Fortschritt schreitet forsch weiter fort.

    • Albrecht Storz 29. Januar 2021 at 14:12

      Dass der Fortschritt immer weiter fort schreitet, das Gefühl haben ich auch – immer weiter fort von uns und der Vernunft und dem Menschlichen …

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