MEGA Radio Interview: „TOXIC NATO“ – Neue Doku zeigt: Menschen auf dem Balkan leiden bis heute unter westlicher Uran-Munition

27. Oktober 2023von 6,5 Minuten Lesezeit

Der Kosovo-Krieg von 1999 hinterlässt bis in die Gegenwart hinein tiefe Wunden bei den Menschen in der Region. Die NATO hat damals auf dem Balkan hochgefährliche Uran-Munition eingesetzt: Mit negativen Folgen für die Bevölkerung, Gesundheit und Umwelt.

Der deutsche Dokumentarfilmer Moritz Enders begleitet in seinem neuen Werk „TOXIC NATO – Srđan Aleksić’s Long Way to Justice“ den gleichnamigen Anwalt, der derzeit versucht, die NATO als völkerrechtliche Organisation zu verklagen. TKP-Medienpartner MEGA Radio Aktuell hat Regisseur Enders interviewt. Er verweist auf frühere Arbeiten von Frieder Wagner („Deadly Dust – Todesstaub“) und sagt: Am 6. November wird sein Film in München auf der kritischen ICBUW-Konferenz „VERBOT VON URANWAFFEN“ gezeigt.

Dass die Folgen von verschossener Uran-Munition gleich auf mehreren Ebenen äußerst gesundheitsschädlich bis tödlich für Menschen sein können, hatte TKP.at-Autor Dr. Peter F. Mayer bereits im Sommer 2023 im Interview mit MEGA Radio Aktuell ausführlich erklärt und kritisiert.

Uran ist ein radioaktiv strahlendes Schwermetall und damit ein hochtoxisches Gift für den menschlichen Körper. Eingesetzt als Munition wird es zu einem selbst-spitzenden Geschoss, das auch schwere Panzer durchdringen kann. Wird der Uran-Staub von der Lunge eingeatmet, können schwere Krankheiten bis hin zum Tod die Folge sein: Darunter Krebs, Nieren- oder andere Organ-Schäden.

Genau diese Tatsachen dokumentiert und kritisiert der Berliner Regisseur und Filmemacher Moritz Enders mit Blick auf den Balkan, Serbien und den Kosovo in seinem neuesten Dokumentarfilm „TOXIC NATO – Srđan Aleksić’s Long Way to Justice“. Dieser feierte im September 2023 Premiere auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Serbien, wo es um Auswirkungen des Kosovo-Kriegs 1999 und von Uran-Munition der NATO auf die dortige Umwelt und Natur ging. Im MEGA Radio-Interview schildert Enders die Dreharbeiten und Hintergründe zum Film, der vor Ort in der Balkan-Region entstanden ist.

In seinem Werk begleitet er den Anwalt Srđan Aleksić, dessen Familie von Uran-Munition direkt betroffen ist und der momentan mehrere Klagen anstrebt. Klagen gegen die serbische Regierung und gegen die NATO, die laut ihm als völkerrechtliches Subjekt und damit als Organisation insgesamt verklagt werden kann. Rechtsanwalt Aleksić möchte mit seinem juristischen Kampf vor allem Schadensersatz-Zahlungen für die Betroffenen erwirken. Außerdem trifft Moritz Enders in seinem Film auch mehrere Betroffene und spricht mit weiteren Experten, teilweise direkt vor Ort auf dem Balkan und im Kosovo.

Er bedankt sich im Radio-Interview vor allem für die sehr gute Zusammenarbeit bei der Organisation ICBUW („International Coalition to Ban Uranium Weapons“/„Internationale Koalition zur Ächtung von Uranwaffen“), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Uran-Munition weltweit zu ächten und verbieten zu lassen.

ICBUW-Sprecher Prof. Manfred Mohr kommt als Experte in dem neuen Dokumentarfilm mehrfach zu Wort und sagt:

In dem Krieg der NATO gegen Ex-Jugoslawien, speziell gegen Serbien 1999, wurde tonnenweise Uran-Munition verschossen und eingesetzt. Es ist die Rede von Dutzenden von Tonnen, die zum Einsatz kamen. Das hat dazu geführt, dass diese Gebiete in Südserbien und besonders stark im Kosovo verstrahlt sind, wo die Geschosse gelandet sind und ihre chemische Giftigkeit entfalten konnten. Diese Einsatzformen, die die NATO damals praktiziert haben, sind völkerrechtlich nicht akzeptabel. Das heißt, die NATO hat in dieser Hinsicht Kriegsverbrechen begangen. Prof. Mohr ist Völkerrechtler, Menschenrechtler und Co-Vorsitzender der ICBUW.

Der Einsatz von Uran-Munition ist ein Kriegsverbrechen an der Menschheit“. Das kritisiert auch Herr Enders im MEGA Radio-Interview zu seinem Film:

Ich bin 2019 das erste Mal für Recherchen in Serbien gewesen. Habe festgestellt, dass das ein schönes Land ist mit netten Menschen und hatte damals auch jüngere Leute getroffen, die sich noch dunkel daran erinnern konnten, wie sie als Kleinkinder die Bombardements mitbekommen haben, als dieser Krieg ausbrach. Im Grunde sind das alles nette und herzliche Menschen. Auch (Anwalt) Srđan Aleksić ist ein sehr großzügiger Mensch, der ein weites Herz hat und versucht, vielen Menschen dort zu helfen.“

Ebenso gilt sein Dank dem bekannten Dokumentarfilmer Frieder Wagner, der ihm auch Film- und Bildermaterial für seine neue Doku hat zukommen lassen, betont Regisseur Moritz Enders im Gespräch mit dem Info-Sender. Frieder Wagner hatte bereits 2004 mit seinem Dokumentarfilm „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“ sowie 2007 mit „Deadly Dust – Todesstaub“ international für Aufsehen gesorgt und damit schon lange vor „TOXIC NATO“ (2023) diese Themen rund um die gefährlichen Folgen von Uran-Munition ins Bewusstsein gebracht.

Die Dokumentation hat eine Länge von ca. 26 Minuten und versteht sich als Preview einer längeren Dokumentation von 90 Minuten zum gleichen Thema. Um eine solche produzieren zu können, sucht Regisseur Enders aktuell Investoren. Wer sich bei ihm diesbezüglich melden möchte, kann sich an an die Email enders@tkp.at wenden. Wir leiten dann weiter.

Zu sehen ist Enders‘ Film das nächste Mal am 6. November in München. Vorführungen auf weiteren Veranstaltungen sind vereinbart. Eine Veröffentlichung der Dokumentation im Internet Anfang nächsten Jahres ist laut ihm geplant.

Wer die Doku „TOXIC NATO – Srđan Aleksić’s Long Way to Justice“ sehen möchte: In wenigen Tagen ergibt sich in München die Möglichkeit dazu auf einer internationalen Anti-Rüstungs-Konferenz, an der auch Anwalt Dr. Srđan Aleksić, Prof. Manfred Mohr (ICBUW) und Filmemacher Moritz Enders teilnehmen werden. Am Montag, 6. November 2023, wird sein Film über Gerechtigkeit für Opfer von Uran-Munition in Südserbien bei einem Event der ICBUW zur Ächtung von Uranwaffen gezeigt. Dort in der Landeshauptstadt Bayerns, in München im KKV Hansa Haus (Brienner Str. 39), im Rahmen der ICBUW-Veranstaltung: „VERBOT VON URANWAFFEN – WO STEHEN WIR JETZT?“.

 

Zum historischen Hintergrund: Der Kosovo-Krieg war 1998/99 Teil der Jugoslawien-Kriege. Auch die UÇK, eine albanisch-kosovarische Miliz oder laut eigener Aussage Befreiungsarmee, war damals Konfliktpartei. Der Einsatz der NATO, die in diesem Krieg westliche Uran-Munition eingesetzt hat, dauerte von März bis Juni 1999. Ziel der westlichen Militär-Allianz war es, die damalige jugoslawische Regierung von Slobodan Milošević zum Rückzug aus dem Kosovo zu zwingen. Das mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnte Gebiet des Kosovo war in jener Zeit eine Provinz Serbiens innerhalb der Bundesrepublik Jugoslawien. Der Kosovo ist seit 2008 eine formell unabhängige Republik im westlichen Teil der Balkanhalbinsel.

Hören Sie hier dieses MEGA Radio-Interview zum neuen Dokumentarfilm von Moritz Enders: „TOXIC NATO – Srđan Aleksić’s Long Way to Justice“ auf Spotify:

oder YouTube.

MEGA Radio ist ein Sender, der auf DAB+ zu hören ist und Themen kritisch und offen ohne politische Rücksichten aufgreift. Der Radio-Sender hat mit TKP-Chefredakteur Dr. Peter F. Mayer mittlerweile bereits einige Interviews geführt. Kürzlich erst zu mehreren Todesfällen bei spanischen Jugendlichen nach der Corona-Impfung und zu neuen Klima-Studien. Ebenso u.a. auch zu den Themen Corona und WHO, Hyperschallwaffen und das AKW Saporischja in der Ukraine. Der Info-Sender schreibt für TKP.at auch Gastbeiträge, zuletzt eine kritische Betrachtung der Außenpolitik und Geschichte der USA oder zum europäischen LNG- und Gasmarkt.

Bild von Ronile auf Pixabay

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Alexander Boos ist Redakteur bei MEGA Radio.


Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram oder GETTR und abonniere unseren Newsletter.


Staubwolken mit Uran über Europa – alles darüber im Gespräch bei MEGA Radio

Deutsche Bundesregierung leugnet gesundheitliche Schädigung der Zivilbevölkerung durch Uranmunition

Strahlenschutzübung in Polen ungefähr zur Zeit der Lieferung britischer Uran-Munition an Ukraine

Staubwolken mit Uran treiben über Europa nach Explosion von britischer DU-Muniton in Ukraine

Hintergründe zum Konflikt um die Ukraine: Bio-Labore sowie waffenfähiges Uran und Plutonium

9 Kommentare

  1. […] Long Way to Justice“ die Langzeitschäden wie Krebs und die Todesfälle dokumentiert wie auch TKP hier berichtet hatte. Uranstaub ist ein sehr starkes chemisches Gift und dazu schwach […]

  2. […] Lang­zeit­schäden wie Krebs und die Todes­fälle doku­men­tiert wie auch TKP hier berichtet hatte. Uran­staub ist ein sehr starkes chemi­sches Gift und dazu schwach […]

  3. Zivilist 31. Oktober 2023 at 18:42Antworten

    See New Perspectives from Balkan Photographs
    ISBN: 9789081845601

    Jedes Jahr sterben im Kosovo 5000 Menschen an Krebs, weil (?) des Buch von der Bosch Stiftung kommt, ist nächste Seite ein altes Kohlekraftwerk abgebildet. Sehr witzig.

  4. Hasdrubal 27. Oktober 2023 at 23:43Antworten

    Die NATO ist glücklicherweise gerade am Untergehen. Die UncutNews brachten am 27.10 den Artikel: „Eskalationen sind nicht zu stoppen – Das Weiße Haus ist verunsichert; Eskalationen könnten alle zu einer Einzigen verschmelzen“ darüber, dass die Ereignisse in Nahost sämtliche USA-Bündnisse sprengen könnten.

    „… Tom Friedman befürchtet in seinen Überlegungen in der NYT, dass der Zusammenbruch des israelischen Militärs und Geheimdienstes am 7. Oktober und die darauf folgenden Ereignisse im Gazastreifen “die gesamte pro-amerikanische Bündnisstruktur” im Nahen Osten zum Einsturz bringen könnten, so wie das schlechte Abschneiden der NATO in der Ukraine “den NATO-Mythos” zerrissen hat. …“

    Das alles könnte israelische Bodenoffensive in Gaza auslösen. Gewisses Medium aus Rom 3.0 berichtete, dass Israel sich bereits diese Woche versuchte, mit Verlust vieler gepanzerten Fahrzeuge. Es endete nach halber Stunde mit panikartiger Flucht des Kolonialheeres. Ob die US-Bündnisse es überleben können?

    Fazit des ersten Artikels:

    „… Das Zusammentreffen von zwei derartigen Demütigungen könnte der westlichen Vormachtstellung das Rückgrat brechen. Dies scheint die Quintessenz von Friedmans Analyse zu sein. (Er hat wahrscheinlich recht). …“

    Was habe ich von dieser Vormachtstellung – die Chance, dass westliche Oligarchen die ganze Welt zum industriellen Insektenfrass zwingen?

  5. I.B. 27. Oktober 2023 at 18:41Antworten

    Ich kann mich gut erinnern, wie die NATO anfangs abgestritten hat, Uran-Munition eingesetzt zu haben. Erst als die Indizien/Beweise immer häufiger wurden, hat die NATO es doch zugegeben.

  6. Karl 27. Oktober 2023 at 15:22Antworten

    Ja den Beitrag schon vorher gesehen, mehr als erschreckend aber sehenswert, da versteht man auch, warum die Leute in diesen Gebieten auch keine Pilze mehr aus dem Wald holen, oder höchsten um sie nach A und D zu exportieren. Lg Karl

  7. Karl Schlosser 27. Oktober 2023 at 13:59Antworten

    Na, da hätte man auch x-beliebigen jugoslawischen Arbeitern hierzulande zuhören können, die erzählen solches schon seit fünfzehn Jahre; einfach so, ganz ohne Hintergedanken!

    • Karl Schlosser 27. Oktober 2023 at 14:19Antworten

      „Jeden x-beliebigen jugoslawischen Arbeiter“, sollte es heißen!

      • Horscht 28. Oktober 2023 at 15:45

        Was ist eigentlich aus den Uranstaub geworden der sich bei uns verteilt haben soll ?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge