
Lärmschneisen durch Autobahnen in NÖ – Ausbau im Waldviertel
Im nördlichen Niederösterreich sind weitere Autobahnen geplant: Die Waldviertel Autobahn soll A22/S3 mit der S10/A1 verbinden um LKWs den schnelleren Transit von der Tschechischen Republik nach Deutschland zu ermöglichen. Die A22 soll bei Stockerau von 2 auf 4 Spuren erweitert werden.
Die Folge sind gesundheitliche Schäden für die Wohn-Bevölkerung, denn die Autobahnen erzeugen regelrechte Schneisen von Lärm und Feinstaub im Land. Durch den stark wachsenden Verkehr auf den Autobahnen, verbreitern und intensivieren sich diese Schneisen. Besonders drastisch sehen wir das im Bezirk Korneuburg mit seinen vier Autobahnen A22, S1, S3 und S5. Wobei immerhin bei der relativ neu gebauten S1 zwischen G3 und Korneuburg 5 von 7 km unterirdisch geführt werden und somit sehr lärmarm sind.
So entstehen Lärm und Feinstaub im Verkehr
Für den Lärm sorgen drei Geräuschquellen: Reifen-Fahrbahn, Antrieb und Aerodynamik von der Karosserie. Das Reifen-Fahrbahn-Geräusch entsteht durch die Rauheit der Fahrbahn und das Reifenprofil. Dadurch das Abrollen werden die Profilstollen und die Karkasse in Schwingungen versetzt und strahlen Luftschall ab. Außerdem wird Luft im Reifenlatsch im Einlauf verdrängt und im Auslauf wieder angesaugt. Ab etwa 50 kmh sind die Reifen-Fahrbahn Geräusche dominant. Besonders laut sind die großen LKW Reifen, sowie die immer größer und breiteren Reifen großer PKWs wie den SUVs. Der Trend zu immer breiteren Reifen trägt nicht nur zur Verstärkung der Reifengeräusche bei, sondern auch zur Erhöhung des Feinstaubgehalts der Luft und MikroplastikBelastung der Meere.
Die Antriebsgeräusche dominieren bei niedrigeren Geschwindigkeiten und sind somit auf Autobahnen von geringerer Bedeutung. Wichtiger sind die aerodynamischen Geräusche. Bei hohen Geschwindigkeiten entstehen an der Karosserie und an Anbauteilen lärmerzeugende Luftwirbel. Bei Autobahngeschwindigkeiten und „leisen“ Reifen-Fahrbahn-Kombinationen können die aerodynamischen Schallquellen deutlich dominieren.
Lärm von Autobahnen schadet immer mehr Menschen
Wer in Niederösterreich in der Nähe einer der großen Autobahnen lebt, kann ein Lied davon singen. Mit den Auswirkungen auf die Menschen beschäftigt sich die Landespolitik jedenfalls nicht, nur wie und wo die Autobahnen klima- und gesundheitsschädlich ausgebaut werden können.
In Deutschland hat sich das Umweltbundesamt 1999 die Lärmbelastung genauer angesehen. Demnach sind etwa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung Lärmpegeln oberhalb des Grenzwertes ausgesetzt. Unterschiedliche Umfragen der letzten Jahre ergaben übereinstimmend, dass sich ca. zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland durch Straßenverkehrslärm gestört fühlen.
Bürgerinitiativen gegen Lärm und Autobahn-Ausbau
Im Bezirk Korneuburg wehren sich mittlerweile einige Bürgerinitiativen gegen den Lärm, den die vier Autobahnen verursachen, sowie gegen den weiteren geplanten Ausbau. Im Wald- und Weinviertel haben sich auch Bürgerinitiativen gegen die geplante Transitautobahn gebildet. Bei einer Kundgebung am 12. Dezember vor dem Landhaus in St. Pölten brachten diese ihren Unmut über die Planung der Waldviertelautobahn zum Ausdruck. Der für den Verkehr zuständige Landesrat Schleritzko schüttelte zwar allen Kundgebungsteilnehmern die Hand und lud einige Vertreter der Demonstranten zu einem kurzen Gespräch, aber Einsicht oder gar Zusagen gab es nicht.
Eine Messung des tatsächlichen Lärms bei den bestehenden Autobahnen lehnt die Landesregierung aus Kostengründen ab. Die Lärmkarten beruhen nur auf Modellrechnungen. Lediglich den Lärm der Bahn ist das Büro von Landesrat Schleritzko bisher bereit messen zu lassen und das nur an einer Stelle du an einem einzigen Tag. Dabei hat das aktuelle Wetter – Windrichtung, Luftfeuchtigkeit und Jahreszeit – einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbreitung und Stärke des Lärms.
Was geschehen muss
Die Lärmsituation wird insbesondere im dicht besiedelten Bezirk Korneuburg für Zehntausende Menschen immer unerträglicher. Eine kurzfristig machbare Lösung ist Tempo 80. Die Lärmerzeugung hängt stark von der Fahrzeug-Geschwindigkeit ab, der Luftwiderstand nimmt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zu. Deshalb bringt eine Temporeduktion sofort eine deutliche Erleichterung, wie das ja auch in Wien der Fall ist, wo die Besiedlung neben der A22 vergleichbar mit der im Bezirk Korneuburg ist.
Langfristig ist allerdings eine Einhausung erforderlich, wie das beim Großteil der S1 schon der Fall ist. Und die Waldviertelautobahn darf natürlich gar nicht gebaut werden, sie wurde nur weiteren Verkehr und damit steigende Lärm- und Umweltschäden verursachen.
Bild oben: Die Europaspange genannte Waldviertelautobahn soll A22/S3 und S10/A1 verbinden. Der geplante Korridor ist türkis-grün dargestellt. Grafik: Land