Intelligente, nachhaltige 15-Minuten-Städte oder Freiluftgefängnisse?

27. Oktober 2023von 3,4 Minuten Lesezeit

Stadtentwicklung und Landnutzung werden immer mehr zu einer zentral gesteuerten Angelegenheit. Sie dient der Kontrolle und Überwachung der Menschen. In die Agenda 21 der UNO (jetzt Agenda 2030), wurde ein ganzes Kapitel der „Förderung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung“ aufgenommen. Derzeit werden dieselben Ziele im Rahmen des Ziels für nachhaltige Entwicklung 11 (SDG 11) verfolgt: „Vorrang für integrative, sichere, widerstandsfähige und nachhaltige Städte und Gemeinden.“

Nach UN-Prognosen (Stand 2018) werden bis 2050 mehr als zwei Drittel (68 %) der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben. Die UN-Dokumente und -Konferenzen zeigen deutlich, dass die Verstädterung und der rasante Aufstieg der „Smart City“ nicht einfach „natürliche“ Prozesse waren, die mit der Industrialisierung zusammenfielen – diese Phänomene wurden durch globale politische Maßnahmen, die auf lokaler Ebene umgesetzt wurden, sorgfältig gesteuert. Diese Politik verfolgt eine gezielte Umverteilung der Bevölkerung und des Vermögens.

„Nachhaltige“ Städte sind zunehmend „intelligente“ Städte – voll mit Kameras, Sensoren, Wi-Fi-Trackern und anderen Internet-of-Things-Anwendungen, die in 2G- bis 5G-Netzen laufen, Daten sammeln und unzählige Aspekte des öffentlichen und privaten Lebens überwachen. Wem die Hardware und die Daten gehören und wer sie kontrolliert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich, aber ob es sich nun um Gemeinden, Unternehmen oder öffentlich-private Partnerschaften handelt, die Situation ist im Allgemeinen recht undurchsichtig. Die Öffentlichkeit im Allgemeinen hat wenig bis gar keinen Einblick oder Einfluss auf die gesammelten Daten.

Mit der Einführung der „15-Minuten-Stadt“ wird die Sache noch komplizierter. Die 15-Minuten-Stadt wird als eine Möglichkeit vermarktet, Städte lebenswerter zu machen, indem sichergestellt wird, dass alle wesentlichen Dienstleistungen – wie Schulen, medizinische Versorgung und Geschäfte – in der Nähe eines kurzen Spaziergangs oder einer Fahrradtour zu finden sind. Der Autor eines Politico-Artikels konnte sich nicht erklären, warum in Oxford Proteste ausbrachen, nachdem die Stadtverwaltung versucht hatte, dieses „eher harmlose städtebauliche Konzept“ umzusetzen.

Zufälligerweise stellt das WEF dieses „harmlose“ Konzept als Blaupause für Abriegelungen vor: „Die Erreichbarkeit von Einrichtungen„, schreibt das WEF, „wurde während des Covid zu einer ‚Frage von Leben und Tod‘.“ Als weitere Rechtfertigungen für die 15-Minuten-Stadt werden der Klimawandel und globale Konflikte angeführt. Die Einwohner Oxfords waren jedoch nicht dumm; die Menschen sahen das Konzept eindeutig als das, was es ist: „Eine „geschlossene Stadt im orwellschen Stil„.

Sicherheitskameras in den Niederlanden

In den gesamten Niederlanden sind Hunderttausende von Sicherheitskameras im öffentlichen Raum bei der Polizei registriert. In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 2019 wurde die landesweite Gesamtzahl mit 228.000 angegeben, aber bis Juni 2023 war die Gesamtzahl auf 321.000 registrierte Sicherheitskameras gestiegen. Im Durchschnitt entspricht die Zahl von 2023 10 Kameras pro Quadratkilometer. In städtischen Gebieten ist die Kameradichte jedoch noch höher. Amsterdam hat die höchste Anzahl an Sicherheitskameras; 2019 gab es im öffentlichen Raum der Stadt etwa 100 Kameras pro Quadratkilometer – oder 253 Kameras pro 10.000 Einwohner.

Wem gehören all diese Sicherheitskameras? Laut einer Zählung der Website GadgetGear aus dem Jahr 2023 (die die Gesamtzahl auf 314.000 Kameras beziffert) haben die niederländischen Bürger etwa 55.000 Kameras registriert (meist in Form von „intelligenten Türklingeln“), ebenso wie etwa 236.000 Unternehmen. Offiziell handelt es sich bei weiteren 23.000 um Polizeikameras. Der Autor der Website behauptet beruhigend, dass „die Polizei Bilder von Bürgern anfordern kann, wenn diese ein Verbrechen oder zum Beispiel eine vermisste Person aufgenommen haben. Es ist also nicht so, dass die Polizei permanenten Zugriff auf die Kameras in der Datenbank hat“.

Unter den Vorwänden Sicherheit, Bequemlichkeit beim Lockdown und Rettung des Klimas werden für das gemeine Volk städtische Freiluftgefängnisse gebaut. Ein Teil dieser Vorhaben ist, wie berichtet, auch in der C40-Agenda beschrieben.

Bild von ElasticComputeFarm auf Pixabay

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9 Kommentare

  1. Jurgen 28. Oktober 2023 at 22:44Antworten

    Oberflächen-Städte sind keineswegs die Zukunft! Sie verschandeln die schöne Landschaft, bauen den Mutterboden zu und die grassierende Kastenbauweise einfallsloser Architekten ist ein stylistischer Alptraum!

  2. Pierre 28. Oktober 2023 at 11:38Antworten

    Vor meiner Haustür habe ich schon eine „15-min-Stadt“. Ich kann fussläufig annähernd alles erreichen. Supermarkt, Metzger, Schuhgeschäft, Modeläden, Friseure, Ärzte, Kindergarten, Schulen usw.

    Das funktioniert allerdings auch so ohne Überwachung und smarte Wanzen überall.

    Aber ich wohne auch fast im Zentrum einer deutschen „Mittelstadt“. In den umliegenden Dörfern würde sich das nicht lohnen, bei jeder Milchkanne noch alle Geschäfte zu platzieren. Das ist schlicht unmöglich.

    Ich verstehe gar nicht, was an dem Konzept so revolutionär sein soll. So war früher jedes Dorf oder auch Stadtviertel aufgebaut, bis die Großkapitalisten auftauchten und auf die grüne Wiese und nur erreichbar mit dem Auto die Supermärkte bauten und sonst alle kleineren Geschäfte verdrängten. Die gleichen Großkapitalisten, die jetzt wieder in die andere Richtung wollen, nur mit Überwachung überall. Und zwar so, dass sie alle Waren und Dienstleistungen anbieten und monopolisieren können.

    Im Grunde geht’s um Monopolisierung von ganzen Städten.

    Es macht Sinn, stadtplanerisch für die meisten Bürger alles fußläufig (15 min) erreichbar zu machen. Das geht aber auch ganz ohne Überwachung und ohne Großkapitalisten!

  3. Heiko S 27. Oktober 2023 at 15:03Antworten

    Leider werden die dystopischen ScienceFiction Filme der 80er Jahre heute nicht mehr im Fernsehn gezeigt. Soilent Green ist die seltene Ausnahme. In diesen Filmen wurden solche Zukunftsvisionen gezeigt. Es gab also damals Drehbuchautoren und Regisseure, die die Gefahr erkannt hatten. Letztendlich geht es um die Erkenntnis, dass der Kapitalismus nur im Faschismus enden kann, wenn er nicht rechtzeitig beseitigt wird. Der s.g. Neoliberalismus okkupiert immer weitere Teile der Gesellschaft, um sie der Profiterzeugung zu unterwerfen. Wenn alles erschöpft ist, wird das Leben selbst diesem untergeordnet. Leben darf dann nur noch, wer wirtschaftlich verwertbar ist. Das Symbol dafür war bisher die Rampe in Auschwitz. Damit endet die Gesellschaft im Faschismus und der Mensch im Ghetto.

  4. Georg Uttenthaler 27. Oktober 2023 at 14:45Antworten

    WOLLEN WIR DAS..!!! Die 15 Minuten Städte von damals!!!
    Anfang 1945, der Krieg ist schon in seiner letzten und blutigsten Phase, bekommen Ria, die Mutter von Helmut Sonneberg ein glühender Eintracht Fan, genannt Sonny, einen Brief. Die beiden sollen deportiert werden, „zum Arbeitsdienst ins Ausland“, wie es in dem Schreiben heißt. Am 14. Februar beginnt für den damals 14-Jährigen eine Zugfahrt. Das Ziel: unbekannt, es war das Nazi- Ghetto „Theresienstadt heute Terezin“ eine 15 Minutenstadt des heutigen „Green Deal“ der Grünen- Phantasten, die nichts, aber schon gar nichts zu Ende denken.
    „Es dauerte etwa fünf Tage, wir fuhren in einem Viehwaggon“, erinnert sich Sonny. Der Zug endet in Theresienstadt, ein Ghetto auf dem von den Nazis besetzten tschechischen Gebiet. „Bei der Ankunft erinnere ich mich nur an Dunkelheit, bellende Hunde, laute Trillerpfeifen. Ich hatte Angst.”

    Er beschreibt den harten Alltag im Ghetto und wie seine Mutter, die in der Küche arbeitete, Kartoffelschalen für ihn herausschmuggelte. Die von den deutschen Bewachern zugeteilten Essensrationen reichten für das Überleben kaum aus. Etwa 15.000 Kinder wurden während des Holocaust nach Theresienstadt und von dort aus weiter in Vernichtungslager deportiert. Sonny ist einer der wenigen Überlebenden. Seine bittere Erkenntnis: „Man sagt: die Zeit heilt alle Wunden. Aber Zeit heilt nicht alle Wunden.“
    Es ist unsere Pflicht diese grünen Träume und Gehirnwaschungen zu stoppen, indem wir grüne Ghetto- Politiker aus den Parlamenten wählen und Politiker wählen, die das verhindern können…!

  5. Glass Steagall Act 27. Oktober 2023 at 14:26Antworten

    Die geplanten C40-Städte sind der Inbegriff bzw. ein Musterbeispiel für eine totalitäre Ideologie! Denn eine Ideologie wird nicht von außen durch verschiedene Faktoren beeinflusst, sondern setzt sich selbst als Maßstab, wie eine fanatische Religion! Nichts anderes darf toleriert werden! In dieser „Green Deal“-Agenda, „C40-Städte“-Agenda oder auch dem „Great Reset“ geht es niemals um das Wohl der Bürger, weil bei allen Konzepten über den Köpfe der Menschen hinweg eine Ideologie übergestülpt wird, die keinen Spielraum für Diskussion, Abstimmungen oder Alternativen zulässt! Wer aufmuckt wird denunziert, eingesperrt oder vernichtet. Diese Ideologien sind „alternativlos“ und deshalb durch und durch totalitär! Hinzu kommt noch die Zensur von Meinungen bzw. Andersdenkenden! In diesem Stadium hat die Ideologie bereits ihr Endstadium erreicht! Wer das akzeptiert, wird sich bald in der totalen Diktatur wiederfinden! Es ist enorm wichtig, dass die Menschen verstehen was hier abläuft! Jeder Mitläufer hilft der Diktatur, genauso wie diejenigen, die sich passiv verhalten!

  6. andi pi 27. Oktober 2023 at 13:42Antworten

    ich glaube, das grundproblem ist, dass hier zwei verschiedene ideen miteinander verschmolzen werden: zum einen das konzept einer (15-minuten-)stadt der kurzen wege (das ich durchaus sinnvoll finde – z.b. waren die großen wiener gemeindebauten der zwischenkriegszeit ursprünglich so ähnlich konzipiert) und zum anderen das konzept einer „smart city“, die primär auf orwellscher totalüberwachung beruht. im fall oxford handelt es sich wohl um eine bewusste täuschung seitens der stadtverwaltung – nämlich eine „smart city“ zu planen, sie aber nach außen hin als 15-minuten-stadt zu verkaufen. das wurde von teilen der dortigen bevölkerung allerdings zum glück durchschaut. ich muss aber auch insgesamt sagen, dass ich mittlerweile auf alles, was das wort „smart“ enthält, ziemlich allergisch reagiere, weil alle „smart“-dinge (von smartphone über smart meter bis smart city) eigentlich primär eine möglichst engmaschige überwachung der bevölkerung zum ziel haben.

  7. audiatur et altera pars 27. Oktober 2023 at 13:36Antworten

    Die Aufmerksamkeitsspanne des typischen 15-Minuten-Städters inklusive seiner medialen Aufseher wird über 15 Minuten kaum hinausreichen (dürfen). Für die meisten wird der Unterschied daher wohl kaum spürbar sein. Wenn „Happyness“ tatsächlich ihr Ziel bleibt, so werden sie das spielend erreichen. Die Frage ist, ob sie die anderen (zB unhappige Hippies mit ihrer „Unhappyness“) in Ruhe lassen werden oder nicht. Wie sagte unser zwanghaft amtierender Außemminister in seiner grotesk projizierenden Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen 2021 (unmittelbar vor seinem unsäglichen Interregnum) vorausblickend:

    „No one is safe until everyone is safe!“

  8. Hollie 27. Oktober 2023 at 12:52Antworten

    „geschlossene Stadt im orwellschen Stil“ – Gedankenverbrechen werden schon verfolgt, eben in GB:

    “Miss Vaughan Spruce has been questioned by police for praying silently while standing still inside the buffer zone area around an abortion clinic….
    Spruce: „The UK Government urgently needs to clarify that silent thoughts can never be illegal – even if those thoughts are in disagreement with the views of the State…This is the third time I have been treated like a criminal for peacefully, silently, and imperceptibly praying for women who are likely facing one of the worst days of their lives” ….

    catholicheralddotco.uk/west-midlands-policewoman-demands-to-know-if-catholic-laywoman-is-praying-for-the-unborn-in-third-thoughtcrime-probe/

    Thoughtcrime: It describes a person’s politically unorthodox thoughts, such as unspoken beliefs and doubts that contradict the tenets of Ingsoc (English Socialism), the dominant ideology of Oceania.

  9. Anna 27. Oktober 2023 at 10:18Antworten

    Da im Artikel vom Internet-of-Things berichtet wird, möchte ich in die Runde fragen wer das Internet-der-Bio-Nano-Dinge (IoBNT) kennt. Aus folgender Arbeit “ A Systematic Review of Bio-Cyber Interface Technologies and Security Issues for Internet of Bio-Nano Things“ ein Auszug der Einführung:

    „Angesichts der jüngsten Pandemien und des damit verbundenen Lockdowns ist das Interesse an der Erforschung der elektronischen und Fernversorgung von Gesundheitsdiensten erneut, wenn nicht sogar noch gestiegen. Einer der jüngsten Trends sind Systeme des Internets der Bio-Nano-Dinge (IoBNT), die biologische Nanonetzwerke umfassen, die biologische und chemische Veränderungen in der Umwelt (d. h. dem menschlichen Körper) erfassen und die gesammelten Daten über das Internet an Rechenzentren senden weitere Bearbeitung. Diese Nanonetzwerke können auch medizinische Betätigungen anhand der von den entsprechenden Gesundheitsdienstleistern aus der Ferne gesendeten Befehle durchführen. Typischerweise bestehen biologische Nanonetzwerke aus Rechengeräten in Nanogröße (auch als „Bio-Nano-Dinge“ bezeichnet), die zusammenarbeiten, um Erfassungs- und Betätigungsaufgaben innerhalb der eingesetzten Umgebung zu erfüllen [1] –​ [ 8] .“
    *https://ieeexplore.ieee.org/document/9467302?denied=

    Eine weitere interessante Arbeit: „Graphene and related materials for the Internet of Bio-Nano Things“. Zu lesen auf:
    https://pubs.aip.org/aip/apm/article/11/8/080901/2905671/Graphene-and-related-materials-for-the-Internet-of

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