Holland als Testlabor für die Abkehr von der Produktion echter Lebensmittel

24. Oktober 2023von 4,6 Minuten Lesezeit

Nach all den behördlichen Schikanen hat die niederländische Regierung den Landwirten und Fischern, die größere Grundschleppnetze besitzen, einen Ausweg angeboten: Sie können ihre Betriebe und Boote an die Regierung verkaufen, aber nur unter der Bedingung, dass sie ein Berufsverbot akzeptieren. Die natürliche Produktion von Lebensmitteln wird durch Züchtung in Industriebetrieben ersetzt.

Nach den Bedingungen der holländischen Regierung dürfen Landwirte, die ihren Betrieb und ihr Land verkaufen, weder in den Niederlanden noch anderswo in der EU einen neuen Betrieb gründen oder sich mit anderen an einem landwirtschaftlichen Joint Venture beteiligen. Obwohl die Regierung behauptet, den Landwirten 100 % bis 120 % des Marktpreises anzubieten,43 gibt es einen wichtigen Vorbehalt: Der Marktpreis ist aufgrund der Nähe der Betriebe zu Natura-2000-Schutzgebieten um mindestens 50 % gefallen. Bisher war der Druck der Regierung zum Aufkauf von Landwirtschaftsbetrieben nicht sehr erfolgreich. Obwohl es das erklärte Ziel der Regierung ist, bis zu 3.000 Landwirtschaftsbetriebe aufzukaufen, wurde berichtet, dass bis September 2022 nur 20 ihre Betriebe verkauft hatten. Nachdem die Regierung ihr Angebot im Juni 2023 erneuert hatte, meldeten sich 200 weitere Landwirte.

Die Fischer müssen sich bereit erklären, ihre Boote zu zerstören, ihre Fangquote zu verlieren und in den nächsten fünf Jahren kein neues Boot zu kaufen. Die Fischer mit größeren Booten, die auf der Nordsee fischen, befinden sich in einer derartigen Notlage, dass bereits 78 Boote dem Untergang geweiht sind, so dass nur noch 40 solcher Boote auf dem Meer fischen können.

Abkehr von der Produktion echter Lebensmittel

Die niederländische Regierung investiert viel Geld in das Verbot und die Unterdrückung traditioneller Formen der Nahrungsmittelproduktion, angefangen bei Investitionen in die „Energiewende“ und die „Wiederherstellung“ der Natur über Subventionen für den Aufkauf von Landwirten und Fischern bis hin zu Investitionen in Insekten, im Labor gezüchtetes Fleisch und andere künstliche oder „pharmazeutische“ Nahrungsmittel. Hier ein nicht erschöpfender Überblick über einige der Ausgaben:

  • Landwirte: 1,9 Milliarden Euro (2020-2030), um Landwirte „nachhaltiger“ zu machen (oder ihnen beim Aufhören zu helfen)
  • Landwirte: 7,5 Milliarden Euro (2022-2025), um Landwirte in der Nähe von Natura-2000-Schutzgebieten aufzukaufen und „die Stickstoffkrise zu lösen „
  • Fischerei: 444 Millionen Euro (2022), um die Fischereiflotte zu zerstören oder anzupassen, um sie „kleiner, vielfältiger und nachhaltiger“ zu machen
  • Ländlicher Raum: 25 Milliarden Euro (2022-2035) für ein nationales Programm „Ländlicher Raum“ zur „Lösung der Herausforderungen in Landwirtschaft und Natur „
  • Klima: 28,1 Milliarden Euro (2023-2035) für „Klimaausgaben „, darunter Wind- und Solarparks auf Kosten von landwirtschaftlichen Flächen und Meeresfischerei
  • Technokratie: 20 Milliarden Euro für „Projekte, die langfristig für wirtschaftliches Wachstum sorgen“; zur Unterstützung der technokratischen Vision der derzeitigen Regierung werden Projekte finanziert, die sich auf klimaresistente, genmanipulierte Pflanzen, das Ökosystem für im Labor gezüchtetes Fleisch, den digitalen Wandel und mehr konzentrieren

All diese enormen Summen sind Geld der Steuerzahler.

Entmutigung der nächsten Generation von Landwirten und Fischern

Der politische Tsunami, die regulatorische Unsicherheit, eine selektive Regierungspolitik, die Gewinner und Verlierer hervorbringt, und niedrige Gewinnmargen – all dies hat dazu geführt, dass die Familienlandwirtschaft ein grundsätzlich unsicherer Beruf ist. Vielerorts hat dies dazu geführt, dass Landwirte ihren Lebensunterhalt aufgeben.

Dies ist ein weltweites Problem, besonders aber in Europa, wo die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte altern und die Kinder der Landwirte zunehmend zögern, die Familienbetriebe zu übernehmen. Zu den politischen Unwägbarkeiten kommt hinzu, dass die Erben in der Regel auch hohe Schulden aufnehmen müssen, da die jahrzehntelange Politik, die das industrielle Modell der Betriebsvergrößerung gefördert hat, dazu geführt hat, dass die meisten Betriebe hoch verschuldet sind. Irgendwann macht die Höhe der Schulden die Übernahme des Betriebs unmöglich. Nur Industriebetriebe oder Unternehmen können genügend Kapital aufbringen, um den Betrieb zu übernehmen.

Die Korporatisierung der Lebensmittelproduktion

Zum Beispiel kontrollieren die großen Garnelenverarbeiter bereits den Markt:

„Sie kontrollieren bereits die Art und Weise, wie wir arbeiten. Es ist für sie von Vorteil, die gesamte Lieferkette zu kontrollieren. Wenn die Familienbetriebe aus dem Sektor verdrängt werden, werden sie auch die Flotte vollständig kontrollieren.“

Jüngste Untersuchungen unterstützen diese Beobachtungen. Das Forschungskollektiv ETC Group berichtete im Jahr 2022, dass vier bis sechs Konzerne die meisten Sektoren der Agrarwirtschaft beherrschen – darunter Saatgut, Agrochemikalien, Tiergenetik, synthetische Düngemittel, Rohstoffhändler, Lebensmittelverarbeiter, Lebensmitteleinzelhandel und Lebensmittellieferungen – und in jedem dieser Sektoren 40 % oder mehr des Marktes kontrollieren.

Die ETC Group beschreibt die oligopolistischen Praktiken der Konzerne und nennt sie die „Food Barons“. Wie die Politologin Jennifer Clapp in einem Artikel mit dem Titel „The rise of financial investment and common ownership in global agrifood firms“ (Der Aufstieg von Finanzinvestitionen und gemeinsamen Besitzverhältnissen in globalen Agrar- und Ernährungsunternehmen) feststellt, gehören diese Unternehmen größtenteils denselben großen Vermögensverwaltern, nämlich BlackRock, Vanguard, State Street und Fidelity.

TKP hat hier über die holländische Fabrik zur Züchtung von Burgern berichtet und hier über zwei Fabriken in den USA, die Hühnerfleich züchten.

World Economic Forum, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

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10 Kommentare

  1. […] Ruttes Ägide wurde ein Vernichtungsangriff auf die niederländische Landwirtschaft gestartet, der Bauern dazu zwingt, ihre Höfe zu verkaufen und ihnen verbietet, in den Niederlanden oder sonstwo in der EU einen neuen landwirtschaftlichen […]

  2. Jan 24. Oktober 2023 at 18:02Antworten

    Der Nationalrat sollte mit gutem Beispiel vorangehen und in der Kantine heimische Insekten aus Linzer Produktion von Inzersdorfer verkochen! Vielleicht kann man aus Krebszellen gezüchtetes Kunstfleisch aus Holland importieren?

    Die Maurer und Gourmet Sobotka werden sich die Finger lecken und Babler schon aus Solidarität mittun!

    Der Nationalrat könnte so nach der peinlichen Rinds-Burger-Empfehlung vom Nehammer deutlich machen, dass man zu 100% hinter dem ungewählten WEF steht, auch wenn man im Wahlkampf Konzessionen an die FPÖ machen muss.

  3. Georg Uttenthaler 24. Oktober 2023 at 17:53Antworten

    Der Anstoß für diesen Krieg gegen die Landwirtschaft kommt wenig überraschend vom großen Geld, der FAIRR- Initiative, einer in Großbritannien ansässigen Koalition internationaler Investmentmanager- Gangster, die sich auf „wesentliche ESG- Risiken und – Chancen, die durch die intensive Viehzucht verursacht werden“ konzentriert.
    Zu ihren Mitgliedern gehören die einflussreichsten Akteure der globalen Finanzwelt, darunter BlackRock, JP Morgan Asset Management, die deutsche Allianz AG, Swiss Re, HSBC Bank, Fidelity Investments, Edmond de Rothschild Asset Management, Credit Suisse, Rockefeller Asset Management, UBS Bank und zahlreiche andere Banken und Pensionsfonds mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 25 Billionen Dollar. Die kaufen sich Klima- Modelle und 3% Wissenschaftler des IPCC ein, die diese Klimakrisen verzapfen. 97% sagen genau das Gegenteil.

    Sie eröffnen nun den Krieg gegen die Landwirtschaft, ähnlich wie sie es bei der Energie getan haben. Zitouni Ould-Dada, stellvertretender Direktor der UN FAO für Klimapolitik, sagte während der COP27: „Noch nie zuvor wurde der Ernährung und der Landwirtschaft so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Diese COP ist definitiv die richtige.“

    ABER das hat uns die Lügenpresse verschwiegen: Das wollen sich die NL. Bauern nicht gefallen lassen. Also zogen sie am 22. Juni 2022 mit ihren Traktoren zuerst vor das Parlamentsgebäude in Den Haag. Als dieser Protest im Sand verlief, versammelten sich rund 40’000 Landwirte mit ihren Gefährten auf dem Land und in den Städten, Autobahnen und brachten überall den Verkehr zum Erliegen. Heuballen wurden auf die Straßen geworfen und angezündet, Lagerfeuer brannten vor Gemeinde- und Rathäusern. Auch ist ein voller Gülle-Tanks vor dem Haus der «Ministerin für Natur und Stickstoff», Christianne van der Wal, ausgeleert worden. Am Montag blockierten die Landwirte in mehreren Städten auch die Verteilerzentren von Supermärkten.

    Aber die Holländer haben richtig reagiert, sie haben die Regierung zum TEUFEL gewählt. Das war gut, aber sie werden es wieder versuchen!!! Wacht auf, auch in Österreich, Gülle vors LW. Ministerium!!!

  4. magerbaer 24. Oktober 2023 at 16:46Antworten

    Und wer verbürgt sich dann für die Wirkungen solcher „Lebensmittel“?

  5. SDMS 24. Oktober 2023 at 15:51Antworten

    Ich dachte immer die Schweden seien die besseren Amerikaner. Mittlerweile sind es die Holländer.

  6. Glass Steagall Act 24. Oktober 2023 at 15:00Antworten

    Ich zitiere aus einer Seminarsarbeit über „Die Rolle der Ideologie in der totalen Herrschaft nach Hannah Arendt“. Hier werden dem Leser die vielen Parallelen zur heutigen Zeit auffallen! Das ergänzt den Artikel über die Entwicklung in den Niederlanden in seinem Verständnis und zeigt, wie der aufkommende Totalitarismus funktioniert und wie wichtig Ideologien dabei sind. Siehe auch gründe Ideologien wie der „Green Deal“.

    ———————

    Zitat Anfang:
    „TOTALE IDEOLOGIE
    Die Ideologie ermöglicht dem totalitär werdenden Staat seine von der Geschichte für ihn vorgesehene Rolle wahrzunehmen.[11] Aber zuerst sollte man fragen,“…was sind die Hauptmerkmale von totalitären Ideologien und was unterscheidet …die totalitäre Terrorpraxis…von früheren Formen des Terrors?“[12] Die Ideologien der totalitären Bewegungen sind gekennzeichnet durch ihren Absolutheitsanspruch.
    Für Hannah Arendt ist Ideologie eine „…bestimmte Art zu denken, eine Art, die sich jeglicher Auseinandersetzung mit der Welt verschließt…“[13] Sie ist vielmehr ein Instrument, um Prozesse und Ereignisse zu berechnen. Die Ideologie beinhaltet eine Logik, die von allen äußeren Faktoren unabhängig ist. In der totalitären Bewegung spielt die Ideologie eine wichtige Rolle, ihnen können drei spezifisch totalitäre Elemente zugeordnet werden.[14] Das erste Element totalitärer Ideologie bezieht sich auf den Anspruch totaler Welterklärung. Sie schließen andere Deutungsmuster rigoros aus und wollen erklären, was wird, was entsteht und vergeht. Das Bewegte, also Geschichte im eigentlichen Sinn ist in den Mittelpunkt gerückt. Auch wenn sich Ideologien, wie z. B. der Rassismus, mit biologischer Natur beschäftigt, wird auch dieses Prinzip nur im großen Zusammenhang der Geschichte gesehen.[15]
    Anschließend an das erste Element totalitärer Ideologien, ist „…ideologisches Denken unabhängig von aller Erfahrung…“[16], auch wenn diese eben erst entstanden sein sollte. Die ideologische Schulung übernimmt hier eine Funktion des sechsten Sinns, da ja alle anderen fünf Sinne des Menschen durch Erfahrungsunabhängigkeit überflüssig sind.
    „Ein unüberbrückbarer Freund-Feind-Gegensatz“[17] ist das dritte Element totalitärer Ideologie. Die von jeglicher Erfahrung unabhängige Welt wird radikal in „Freund“ und „Feind“ aufgeteilt. Die Feind-Gruppe ist weniger durch ihr „Tun“ als durch ihr soziales oder biologisches „Sein“ zu bestimmen.[18] Diese abstrakte Einteilung von Gut und Böse ist aber nur in der intellektuellen Denkwelt so vorzufinden. Um jedoch die „Masse“ propagandistisch auf diesen Freund-Feind-Gegensatz vorzubereiten, müssen Hass und Angstgefühle geschürt werden, die dann in Form von Gewalt planbar gemacht wird. Durch die Vermischung von uralten heilsgeschichtlichen Elementen und Verwissenschaftlichung und Massenbewegung als spezifisch moderne Motive kann man hier von einer Art „Religionsersatz“ sprechen[19]“

    Zitat Ende

  7. Alina 24. Oktober 2023 at 13:52Antworten

    Bin gespannt, wann die Entwicklungsländer, eigentlich die Hauptklienten der UNO, kapieren, dass die UNO, WHO & Co treibende Kraft für die Verringerung und massive Verteuerung von Nahrungmitteln sind und daher hauptschuldig an Hungersnöten sein werden. Aber soweit reicht vermutlich das Vorstellungsvermögen der dafür zuständigen Politiker nicht, wenn sie nicht ohnehin schon längst vom WEF & Co eingekauft wurden („wir haben alle Regierungen im Sack“, war doch sinngemäss bereits von denen zu vernehmen, oder?)

  8. suedtiroler 24. Oktober 2023 at 12:45Antworten

    und dann gibt es immer noch ignorante Zeitgenossen, die keinen Plan erkennen wollen.

    • lbrecht torz 25. Oktober 2023 at 12:28Antworten

      es gibt sogar ganze „kritische Blogs“, die alles darstellen – und herunterspielen, ja sogar ins Unernste, Fragwürdige, Dubiose transponieren.

      siehe zB ()corodok.de („Autor Tedros CheatGPT“)

  9. Hasdrubal 24. Oktober 2023 at 11:38Antworten

    @„Die natürliche Produktion von Lebensmitteln wird durch Züchtung in Industriebetrieben ersetzt.“

    Das ist global konzipiert, doch die meisten Leute könnten sich gar kein Essen mehr leisten. Ein Umsetzung-Versuch wäre tödlicher als alles, was derzeit in Nahost passiert – womit sich der Globale Süden bisher wohl Zuwenig beschäftigt. Als ob das „Bio“-Experiment ohne Düngemittel in Sri Lanka mit Hunger als Folge nicht Warnung genug wäre.

    Aber auch im Westen wundern mich all die Schlaf-Michels, die immer noch zu 15% die Grün:innen wählen – wie auch die 9% in der Schweiz sowie erschreckend viele in Österreich.

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