IWF: Russland trotz westlicher Sanktionen besser als erwartet

27. Juli 2022von 1,8 Minuten Lesezeit

Russlands Wirtschaft entwickelt sich besser als erwartet, obwohl der Westen wegen des Ukraine-Krieges Sanktionen gegen Moskau verhängt hat, so der Internationale Währungsfonds in einem neuen Bericht.

Während die großen Volkswirtschaften, darunter die USA und China, sich verlangsamen, heißt es in dem Bericht: „Russlands Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal weniger stark geschrumpft sein als zuvor angenommen, da sich die Rohöl- und Nichtenergieexporte besser gehalten haben als erwartet.“

Die Sanktionen wurden verhängt, um Russland vom globalen Finanzsystem abzuschneiden und Moskau die Mittel zur Finanzierung des Krieges abzuschneiden.

Die russische Wirtschaft scheint jedoch dem Sturm der Sanktionen zu trotzen, da die BIP-Schätzung des Landes für dieses Jahr um beachtliche 2,5 Prozent angehoben wurde, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten jüngsten Weltwirtschaftsausblick des IWF hervorgeht.

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Der Hauptgrund, warum Russlands wirtschaftlicher Abschwung nicht so schlimm ist wie erwartet, ist, dass „die russische Zentralbank und die russischen politischen Entscheidungsträger in der Lage waren, eine Bankenpanik oder einen finanziellen Zusammenbruch abzuwenden, als die Sanktionen zum ersten Mal verhängt wurden„, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas in einem Interview mit AFP.

Ein weiterer Grund sei, dass die steigenden Energiepreise „der russischen Wirtschaft enorme Einnahmen bescheren“, fügte Gourinchas hinzu.

Der IWF sagt, dass Europa die Hauptlast der Sanktionen zu tragen hat, da es in Sachen Energie auf Russland angewiesen ist. Die Situation könnte sich dramatisch verschlechtern, wenn Moskau die Gasexporte nach Europa einstellt.

Gleichzeitig erklärte der IWF am Dienstag, dass die USA angesichts der zahlreichen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, nur geringe Chancen haben, einen Wirtschaftsabschwung zu vermeiden.

Es ist ein sehr schmaler Pfad„, sagte Gourinchas. „Das derzeitige Umfeld deutet darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann, tatsächlich recht gering ist“, berichtete AFP.

Er warnte, dass selbst ein „kleiner Schock“ die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.

Bild von günter auf Pixabay

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7 Kommentare

  1. Taktgefühl 30. Juli 2022 at 6:33Antworten

    Die Öl- und Gaskrise treibt die Preise nach oben und rettet die US-Frackingindustrie. Die konnte sich nur mit günstigen Krediten am Leben halten und wirtschaftete bis zum Krieg unrentabel.
    Die meisten Amerikaner arbeiten zwar in den Städten, wohnen aber in den Satelliten und fahren mit dem Auto zur Arbeit.
    Traditionell ist das Auto in den USA ein Menschenrecht und der Sprit billig. Die Regierung braucht einen Bösewicht, den sie für die Inflation und hohen Spritkosten verantwortlich machen kann. Der Druck ist zu groß geworden, die Suppe läuft über.
    Auch in den USA zieht ein Unwetter auf.

    Das System ist turbokapitalistisch und turboapokalyptisch und auf Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur ausgelegt.
    Die Deflation führte 2007 zum Immobilien- und Bankencrash und machte – scheinbar – das Gelddrucken nötig. Um die Inflation unter Kontrolle zu kriegen, wurden die Preise per Gesetz und mit Absprachen eingefroren. Die Preise in den Supermärkten werden nicht von den Anbietern gemacht, Libbies, Erasco, Frosta, sondern von den großen Supermarktketten diktiert!
    Ein Anbieter, der dafür nicht produzieren kann, fliegt gnadenlos aus allen Märkten raus.
    Es kommt ein neuer, oft mit einem täuschend ähnlichen Etikett.
    Also, der Druck geht von oben nach unten. Das Herrschafts-System funktioniert wie eine Zitronenpresse, die Erde ist die Beute.
    Der Anbieter muß immer billiger produzieren, billigere Arbeitskräfte, billigere Rohstoffe, billigeres Fleisch, weniger Umweltschutz, Neonicotinoide – deshalb werden Produktionen ins Ausland verlagert und hier wieseln 5 Lagerarbeiter in einem Riesenmarkt herum. Wenn die Rohstoffpreise anziehen, kann der Anbieter das nicht abfedern. – Hier müßte unbedingt regulierend eingeschritten werden.

  2. Fritz Madersbacher 27. Juli 2022 at 17:22Antworten

    „Der Hauptgrund, warum Russlands wirtschaftlicher Abschwung nicht so schlimm ist wie erwartet, ist, dass „die russische Zentralbank und die russischen politischen Entscheidungsträger in der Lage waren, eine Bankenpanik oder einen finanziellen Zusammenbruch abzuwenden, als die Sanktionen zum ersten Mal verhängt wurden„, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas in einem Interview mit AFP“
    Der Hauptgrund ist tatsächlich die durch den Westen erzwungene Umorientierung der russischen Wirtschaft auf Erhöhung der Unabhängigkeit, auf das Stützen auf die eigene Kraft, wobei der Verlust einiger Jachten und Besitztümer während der Jelzin-Ära aufgekommener Oligarchen relativ ungerührt in Kauf genommen wird. Zusammen mit der nunmehr forcierten Zusammenarbeit der nichtwestlichen Welt führt das zu dem, was die Kreuzritter „unseres überlegenen Zivilisationsmodells“ nicht wahrhaben wollen, nämlich zu dem, was der britische Ex-Premier Blair kürzlich so ausdrückte:
    „Ukraine War Shows West’s Dominance Is Ending … The world, Blair said, was at a turning point in history comparable with the end of World War Two or the collapse of the Soviet Union: but this time the West is clearly not in the ascendant. „We are coming to the end of Western political and economic dominance“ (Agence France-Presse, 17/07/2022)

  3. Jens Tiefschneider 27. Juli 2022 at 13:09Antworten

    Russland macht wirtschaftlich offenbar vieles richtig. Da kann unsere Ponyhof-Regierung nur von träumen.

  4. Alfons Zitterbacke 27. Juli 2022 at 12:45Antworten

    Der IWF lügt sich wieder mal in die eigene Tasche: 15% weniger Energie macht leider auch ~ 15% weniger BIP. Und das ergibt bestenfall ein „Negativwachstum“.

  5. Andreas I. 27. Juli 2022 at 12:22Antworten

    Hallo,
    „Er warnte, dass selbst ein „kleiner Schock“ die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.“

    Mit anderen Worten das, was viele andere auch schon länger sagen:
    Es ist keine Frage ob, es ist nur noch eine Frage wann.

    Nicht dass nicht genügend andere „kleine Schocks“ möglich wären, aber:
    Ironischerweise könnte auch ausgerechnet die Ukraine der Sargnagel sein. Denn die war 2014 schon pleite und der IWF hat trotzdem nochmal Kredite reingepumpt. Die wirtschaftliche Lage der Ukraine hat sich unter Jatzenjuk, Poroschenko und Selensky aber nicht verbessert, diese Kredite müssen abgeschrieben werden. Das betrifft USA nur indirekt, aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein größerer Kreditausfall einen Dominoeffekt auslöst.

    Apropos Dominoeffekt, USA ist der größte Exportmarkt der BRD.
    Inflation haben wir schon, kleine und mittelständische Unternehmen wurden zwei Jahre lang geschwächt, … wenn dann auch noch ein wichtiger Exportmarkt schwächeln würde.
    Obwohl, vielleicht werden dann mehr teure Autos nach USA exportiert, das könnte auch sein, aber ob das reicht?!

  6. Pohlmann 27. Juli 2022 at 11:06Antworten

    Die Wirkung zeigt sich immer nach einem gewissen Zeitraum und Dauerhaft ist das nicht zu stemmen. Das Berühmte: Unverhofft kommt oft, kennen wir bereits. Und mit der Wahrheit nimmt Russland das nicht so genau. Kennen wir auch.
    Über ein ganz anderes Bild dort berichten meine Bekannten. Es ist nicht so wie von dort berichtet wird.
    Und das nächste Paket steht vor der Tür an Sanktionen. Abwarten und Tee trinken.

    • I.B. 27. Juli 2022 at 12:40Antworten

      Es berührt mich immer wieder, wenn sich Menschen freuen, dass es anderen noch schlechter geht oder gehen wird als einem selbst. Sollten die Sanktionen in Russlands Wirtschaft spürbar werden, dann spürt das nicht Putin, sondern die Bevölkerung. Ist das so erfreulich?

      Tausende Deutsche, die in Russland leben, bekommen seit Februar keine Rente mehr überwiesen (SWIFT Sperrung). Ist das auch erfreulich?

      „Die Wirkung zeigt sich immer nach einem gewissen Zeitraum…“
      Ja, auch bei uns wird sich die Wirkung nach einem gewissen Zeitraum zeigen. Es wird dabei sehr fraglich sein, welche Wirtschaft zuerst eingeht, die Russlands oder die des restlichen Europas.

      Russland nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau? Der demokratische Werte-Westen schon? Da wird schonungslos die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit verkündet? Wie zB im völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg der USA/NATO? Das angebliche Todeslager von Trnopolje in Bosnien, die angeblichen Marktplatz-Massaker in Sarajewo, die angeblichen Massaker von Račak .(Swiss Policy Research)

      WDR-Doku »Es begann mit einer Lüge«, sehr aufschlussreich

      Wo sind denn nun die Untersuchungsergebnisse zu Butcha und Kramatorsk verblieben?
      Braucht man nicht?
      Es genügt, wenn der wahrheitstreue Werte-Westen darüber berichtet?

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