Corona Pandemie hat Grippe fast völlig verdrängt

17. Oktober 2020von 7,5 Minuten Lesezeit

Vor dem Winter haben sich Stimmen gemehrt, dass Covid-19 und Grippe Erkrankungen die Spitäler und Intensivstationen rasch an die Grenzen ihrer Kapazität bringen werden. Aber in den letzten 9 Monaten ist die Grippe so gut wie überall verschwunden, sobald die ersten Infektionen mit SARS-Cov-2 aufgetreten sind. Es scheint so zu sein, dass sich dieses Virus und die saisonale Grippe nicht gemeinsam verbreiten. Den Schluss legen zumindest die Daten der WHO und einige Studien nahe.

Twitter User Kyle Lamb hat die Datenbanken der WHO und andere Veröffentlichungen durchforstet und dabei einige erstaunliche Entdeckungen gemacht. Am 18. September veröffentlichte das US CDC ein Papier, in dem anerkannt wurde, dass die Grippe im vergangenen Sommer im Wesentlichen von der südlichen Hemisphäre verschwunden war. Bezeichnend für die mediale Stimmung ist, dass diese erstaunlich positive Tatsache in den Nachrichten nicht an erster Stelle vermeldet wurde, genau genommen habe ich darüber überhaupt nichts gelesen.

Die Weltgesundheitsorganisation hat festgestellt, dass „die Influenza-Aktivität im Vergleich zu früheren Saisonen insgesamt auf einem Rekordtief geblieben ist. Trotz fortgesetzter oder sogar verstärkter Tests auf Grippe in einigen Ländern der südlichen Hemisphäre wurden nur sehr wenige Grippe-Erkrankungen gemeldet“, schrieb die WHO in einem Bericht vom 31. August über Daten zur Grippeüberwachung.

Studien über Verschwinden der Grippe

Die Zahlen sind wirklich bemerkenswert. In Australien zum Beispiel gab es im vergangenen August nur 107 im Labor bestätigte Fälle von Influenza, gegenüber 61.000 im August 2019. Die gleiche Dynamik war in Ländern wie Südafrika, Chile und Argentinien zu beobachten – alles Länder, die ihre Grippesaison im europäischen Sommer haben.

@kerpen Data from Chile.

Flu and other resp viruses disappeared last southern winter https://t.co/I4xQJ8YLb0— Robinson Nuñez (@Robinson Nuñez)

Eine kürzlich von australischen Forschern durchgeführte Studie ergab , dass „bis zum Winter 2020 bei westaustralischen Kindern trotz der Wiedereröffnung von Schulen die RSV [Respiratory Syncytial Virus] und die Influenza bis zum Winter 2020 um 98,0% bzw. 99,4% zurückgegangen sind“.

Diese Zahlen sind einfach verblüffend und deuten auf ein starkes immunbiologisches Phänomen hin, das mehr als jede menschliche Intervention als Verursacher auftritt. Es scheint klar zu sein, dass, wenn ein dominantes Atemwegsvirus im Umlauf ist, dieses gegenüber der Grippe und möglicherweise anderen Atemwegsviren überwiegt.

Globaler Rückzug von Grippe laut WHO Daten

Dieses Phänomen, dass das Coronavirus die Grippe auslöscht, ist genauso auf der nördlichen Hemisphäre nachweisbar, aber nur wenige haben es bemerkt.

Lamb hat mit Hlfe des WHO FluNet Datenbank vom Global Influenza Surveillance and Response System (GISRS) alle Influenza Fälle für die Jahre 2019 und 2020 aus allen 18 WHO Beobachtungszonen aggregiert. Davon gehören 14 in die nördliche und 4 in die südliche Hemissphäre.

In den ersten 8 Wochen der nördlichen Grippesaison war noch alles ziemlich unverändert um ab Woche 10 bereits um 65,38% abzufallen um ab Woche 15 mit einem Minus von 97,61% fast völlig zu verschwinden. Auf der südlichen Halbkugel ein ähnliches Bild, Woche 1-8 minus 12,4%, ab Woche 10 minus 93,67% und ab Woche 15 98,86%.

Anfang des Jahres wurden in vielen Ländern die Zahl der Grippetests im Vergleich zu den Zahlen der vergangenen Jahre deutlich erhöht. Dies war wahrscheinlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass im Februar und März nur eine begrenzte Anzahl von COVID-19-Tests zur Verfügung stand und die Krankenhäuser großzügig auf Grippe testen, um andere Erreger auszuschließen und eine bessere Diagnose von COVID-19 zu ermöglichen. Doch trotz der vermehrten Tests sank die Rate der positiven Grippetests auf nahezu Null. Im April bewegte sich die Positivitätsrate für Grippetests zwischen 1/20 und 1/40 der Rate der letzten drei Jahre!

Und Japan mit Grippe trotz Maske

Werfen wir noch einen Blick auf die vergangenen vier Grippesaisonen für Japan, Woche 1-16. Vergleichen wir sie mit dem Jahr 2020, sehen wir wie die Fälle von einer Klippe stürzten als Covid auftauchte. Und das geschah noch bevor die erste Maßnahmen zur Eindämmung überhaupt angedacht wurden.

Japan zeigt auch, dass Masken gegen Grippe genau gar nichts nützen, ebenso wenig wie gegen SARS-Cov-2. Japan wird ja immer als Beispiel für Maskentragen und Disziplin angeführt. Das hat jedenfalls gegen die Grippe in den vergangenen Jahren nichts geholfen, aber Covid hat die Grippe besiegt.

Japan hat übrigens mit 29% der Bevölkerung älter als 65 und 2,3 Millionen zwischen 90 und 100 die deutlich älteste Bevölkerung, aber nur 1/19tel der Todesfälle wie bei uns. Alter ist eben doch nur ein geringer Risikofaktor, wenn überhaupt. Vorerkrankungen erhöhen das Risiko dagegen sehr wohl, da aber wenig überraschend bei älteren Menschen häufiger vorkommen.

Was die nächsten Monate bringen könnten

Wir stehen heute am Beginn der neuen Grippesaison 2020-2021. Auf der Grundlage der US-CDC-Daten für Woche 40 dieses Jahres sehen wir bereits den wundersamen Rückgang der Grippe:

Phil Kerpen @kerpen
Flu Testing, 2020 Week 40 vs. 2019 Week 40
Clinical labs: 2020:
17 positives on 7,923 tests (0.21%)
2019: 447 positives on 14,227 tests (3.14%)
Public health labs: 2020:
1 positive of 5,755 tests (0.02%) 2019:
38 positives of 352 tests (10.8%)

Ursachen für das Verschwinden der Grippe

So ist es heute eine unbestreitbare Tatsache, dass COVID-19 im Wesentlichen nicht nur die Prävalenz der Influenza reduziert, sondern sie in beiden Hemisphären fast ganz ausgelöscht hat. Die CDC ist der Ansicht, dass der Rückgang der Grippe auf die „weit verbreitete Annahme von Maßnahmen zur Eindämmung der Übertragung von SARS-CoV-2 durch die Community“ zurückzuführen ist. Ebenso vermutet die WHO: „Die verschiedenen Hygiene- und physischen Distanzierungsmaßnahmen, die von den Mitgliedstaaten zur Verringerung der Übertragung des SARS-CoV-2-Virus durchgeführt wurden, haben wahrscheinlich eine Rolle bei der Verringerung der Übertragung des Grippevirus gespielt“.

Das wäre allerdings die Behauptung, dass es diesen Bemühungen nicht gelungen ist COVID-19 einzudämmen, aber irgendwie die Grippe an der Zirkulation gehindert hat. Das ist eine wirklich bizarre Behauptung. Logik und Kausalität sind offenbar in der Medizinn unbekannte Begriffe.

Mehrere einfache Fakten zeigen, dass es die natürliche Vorherrschaft von COVID-19 und nicht der Eingriff des Menschen war, die die Grippe während der Pandemie an einer breiten Zirkulation gehindert hat.

Die Realität sieht so aus, dass die Maßnahmen und Lockdowns erst Mitte bis Ende März begannen, und das universelle Tragen der Masken wurde je nach Region einige Wochen bis mehrere Monate später eingeführt. Außerdem dauert es einige Wochen, bis die Wirkung solcher Maßnahmen registriert werden, vorausgesetzt, sie funktionieren überhaupt. Nur das natürliche immunbiologische Phänomen, dass ein zirkulierendes Virus ein anderes fast völlig deaktiviert, würde erklären, warum die Grippe Anfang März fast völlig abflaute

Ironischerweise war Kambodscha eines der wenigen Länder, das am Ende des Sommers diesen Jahres einen Grippeausbruch hatte, aber wie wir wissen, hatte das Land trotz Vermeidung eines Lockdown gerade einmal 283 positive Testergebnisse und noch immer keinen einzigen Covid Todesfall.

Atemwegsviren blockieren einander

Das Konzept, dass ein Atemwegsvirus ein anderes aussperrt, ist nicht neu. Eine kürzlich von Immunbiologen der Yale University School of Medicine veröffentlichte Studie ergab, dass die H1N1-Epidemie im Jahr 2009 in mehreren europäischen Ländern durch die saisonale Ausbreitung des Rhinovirus im Herbst unterbrochen wurde. „Diese Ergebnisse zeigen, dass ein Atemwegsvirus die Infektion mit einem anderen durch die Stimulierung der antiviralen Abwehr in der Schleimhaut der Atemwege blockieren kann, was den Gedanken unterstützt, dass die Interferenz durch das Rhinovirus die IAV-Pandemie 2009 in Europa gestört hat“, erklärten die vier Forscher. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine virale Interferenz den Verlauf einer Epidemie potenziell beeinflussen kann, und diese Möglichkeit sollte bei der Planung von Interventionen für saisonale Grippeepidemien und die laufende COVID-19-Pandemie in Betracht gezogen werden“.

Es deutet also viel darauf hin, dass sich unterschiedliche Atemwegsviren nicht gleichzeitig pandemisch verbreiten können, soondern einander ausschließen. Aber es gibt noch ein bekanntes Phänomen:

I saw something interesting in looking at total deaths by year since 1999 in the CDC Wonder database: every odd numbered year total deaths increased 1.3% on average, whereas even years were just 0.6%. 2019 was way down at just 0.4%. 2020 seeing some dry tinder?

Die Saisonen haben einen stärkeren Verlauf mit ernsteren Erkrankungen und mehr Todesfällen, wenn sie in einem ungeraden Jahr beginnen (2017, 2019) und einen mildern in geraden Jahren. Zu erwarten ist also eine mildere Saison als die vorige und keine Grippe. Oder umgekehrt.

Wir haben aber jedenfalls in den vergangene Tagen Beweise dafür bekommen, dass sich die Letalität (Infection Fatality Rate) auch in der Saison 2019/20 nur im Bereich der Grippe bewegt hat.

Weiterführende Links:

Schweden, Italien, Frankreich – so haben sich bisherige Maßnahmen ausgewirkt

Top Medizin Wissenschaftler John Ioannidis zieht Corona Bilanz

WHO ändert Haltung zu Lockdowns und spricht sich nun dagegen aus

WHO: 10 Prozent der Weltbevölkerung infiziert – Letalität von Corona nur 0,13 Prozent

6 Kommentare

  1. Udo Schlenz 16. November 2020 at 10:25

    um zu motivieren am Ball zu bleiben, hier ein Link zu aktuellen CDC Daten.
    https://gis.cdc.gov/grasp/fluview/fluportaldashboard.html
    da zuvor bis KW39 keine Influenza Aktivität angezeigt war (<1 pos.Proben je Woche)
    kann man wohl die geringen Zahlen von KW44 bereits als Beginn der neuen Influenza Saison sehen;
    Ob und wann sich das zu einer Influenza Welle auswachsen wird, will weiter beobachtet sein.
    Ich wiederhole Hinweis auf schwer einzuschätzende Bedeutung der Grippeschutzimpfungen auf diese Zahlen!
    Jede Saison wird mit neuer Impfstoffzusammensetzung geimpft, die Wirksamkeit kann vermutlich sehr stark variieren von Saison zu Saison.

  2. Udo Schlenz 19. Oktober 2020 at 8:35

    Ich finde diese Beobachtungen betreffs konkurrierender Viren interessant und auch unterstelle ich eine wichtige Rolle, die dem individullen Wirtskörper und dessen Immunsystem zukommt.

    Um stärkste Information zu bekommen betreffs der vermuteten Verdrängung der Influenza durch Cov2 würde ich aber die nächsten Wochen abwarten wollen. Sollten sich die USA-CDC Zahlen aus KW40 über die kommenden Wochen weiter bestätigen und das natürlich bestens auch für ähnlich stark Cov2 betroffene Regionen der nördl.Kugelseite, dann wäre ich restlos überzeugt. ..nun,diese paar Wochen Wartezeit dauern zum Glück nicht so lange wie etwa Zeitspanne um betreff Klimawandelfrage endgültige klare Antwort von Natur zu bekommen – wir werden also bald sehen …
    Aus erkenntnispragmatischer Sicht sehr zu pass kommen würde, wenn Influenza-Impfbemühungen weitgehend unterbleiben würden. Was zumindest für D anzunehmend kaum der Fall sein wird
    Es werden nämlich Stimmen sich melden, die eine eventuell bestätigte massive Influenzaeindämmung dann auf Erfolg der Impfungen zurückführen wollten, die ja immer teils neu formuliert werden, was alles schwerer vergleichbar macht.
    Allerdings bekommt man Ergegnisse je Influenzastamm/linie differenziert.

    • TKP 19. Oktober 2020 at 8:37

      Tatsächlich ist den Sentinel Daten aus Deutschland zu entnehmen, dass in Woche 40 und 41 Null Influenza Viren gefunden wurden.

      • Udo Schlenz 21. Oktober 2020 at 10:57

        Das ist nicht die ganze Wahrheit.
        Bitte lesen: https://flunewseurope.org/

        und Sie kennen wahrscheinlich auch: https://influenza.rki.de/Default.aspx
        dort heisst es im letzten Satz, Zitat:
        „Für die 41. Meldewoche (MW) 2020 wurden nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) bislang 17 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das Robert Koch-Institut übermittelt (Datenstand: 13.10.2020).“

        Überdies wäre es schwer vorstellbar wie ein Virus, das bisher nach allen Expertenschätzungen max 10% der Population erreicht haben kann, signifikant mehr als 10% an Influenza-Patienten-Fällen verhindern können soll, selbst wenn Cov2 sämtliche Influenza-Viren 100% dominieren sollten– was auch sehr schwer vorstellbar, da Cov2 anderen gängigen Coronaviren ähnelt.

  3. Bertram Burian 17. Oktober 2020 at 18:55

    Das ist schon sehr bemerkenswert. Zuerst dachte ich beim Lesen, es wird einfach ein Ergebnis der Aufmerksamkeit sein, also, dass alles was früher Grippe war, nun als Covid-19 getestet wird. Aber scheinbar werden die Grippe Testungen auch weiter geführt…

    Wenn man Karin Mölling (Supermacht des Lebens) und Claus Köhnlein / Torsten Engelbrecht (Virus Wahn) liest, dann kann man erahnen, wie viel „wir“ (im Sinne eines öffentlichen Bewusstseins) auf diesem Gebiet nicht verstehen oder mit „tollen“ aber vielleicht nichtssagenden Methoden (PCR) „aufdecken“.

    Die Natur und unser Immunsystem stehen meilenweit über unserem begrenzten Wissen und wir sollten endlich aufhören alles monokausal und profitorientiert zu interpretieren – da ist dann oft weniger „Aufklärung“ drin, als es im Mittelalter gegeben hat…. Und in der Folge schaut es eben so aus: „Logik und Kausalität sind offenbar in der Medizin unbekannte Begriffe.“….

    • TKP 17. Oktober 2020 at 18:59

      Einer der dieses mechanistische Verständnis der Medizin stark gefördert hat, war partout Robert Koch mit der Konzentration auf ein Pathogen und Geringschätzung des Wirtes. Daran leidet auch massiv die Politik des RKI.

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