Das Corona Rätsel von China – oder das Oktoberfest in Qingdao und der Lockdown Trick

27. August 2020von 7,2 Minuten Lesezeit

China war zwar vermutlich das erste Land in dem das Coronavirus aufgetaucht ist, aber mittlerweile ist es eines der am wenigsten schwer betroffenen mit gerade einmal 0,3 Todesfällen pro 100.000 Einwohnern. Mit seinem rabiaten Lockdown wurde es zu einem Modell für fast alle Länder der Welt. Was den meisten dabei aber entgangen ist, ist die Tatsache, dass es im riesigen Rest Chinas keinen Lockdown gab.

Auch die Fallzahlen entwickelten sich eigenartig, so wie in der gesamten Region Südostasien mit ihren 2,4 Milliarden Einwohnern. Vom 11. Januar bis 16. April gab es 3342 Todesfälle, am 17. April 1290 und danach gerade einmal 2 Todesfälle. Welche Maßnahmen hatten die Behörden ergriffen um dieses abrupte Ende der Pandemie zu erreichen?

Der Lockdown mit der Inszenierung des Spitalsbaues in Wuhan

Die ursprünglich im Januar und Februar aus China kommenden Bilder zeigten eindrucksvoll wie gefährlich das neuartige Coronavirus sei. Leute tot auf der Straße die von in Ganzkörper-Schutz gehüllten Personen abtransportiert wurden. Wegen extrem hoher Sterblichkeit und der Notwendigkeit zu invasiven Beatmung wurden in Rekordtempo zwei Spitäler für Tausende Patienten in einigen Tagen aus dem Boden gestampft. Und damit die Welt so richtig mitkriegt wie arg die Sache ist, gab es vom Bauplatz einen Livestream über mehrere Tage.

Nachdem angeblich zuerst die Krankheit geheim gehalten worden sei, überschlug sich China dann mit Öffentlichkeit. Am 23. Jänner wurde die 11 Millionen Stadt Wuhan komplett abgeriegelt, eine Maßnahme ohne jegliche Präzedenz und von zweifelhaften medizinischen Wert. Es folgte kurz darauf die gesamte 60 Millionen Provinz Hubei.

Es gab dennoch live Berichte aus der Stadt, es war zu sehen wie Familienmitglieder – eins pro Familie – einkaufen gingen. Alle hielten sich exakt an die Vorgaben.

„Beamte und Freiwillige haben Gebäude abgeriegelt, Barrikaden errichtet und die Überwachung verstärkt, um die Einhaltung des Bewegungsverbotes zu gewährleisten – Maßnahmen, die für viele in der Gemeinde einen hohen Tribut fordern“, berichtete Reuters einen Monat nach der Abriegelung. „Die Provinz, in der 60 Millionen Menschen leben, kündigte vor einer Woche eine Politik der ‚versiegelten Verwaltung‘ an, die die Bewohner wirksam daran hindert, ihre Häuser zu verlassen, wodurch eine Bevölkerung, die seit Ende Januar unter einer Ausgangssperre lebt, weiter isoliert wird.“

Wir wissen heute, dass die Letalität (Infection Fatality Rate) in Wuhan etwa 0,1 Prozent betragen hat, also etwa wie eine mittelschwere Grippe.

Und das übrige China …

Präsident Xi Jinping, die Regierung und die Kommunistische Partei wollten aber nicht übertreiben und so blieb – neben zwei kurzen Episoden in Peking – die Provinz Hubei die einzige, die von solchen Maßnahmen betroffen war. Im Rest des Landes wurden lediglich Kontakte verfolgt und Infizierte oder Erkrankte in Quarantäne gesteckt. Dazu gibt es auch in Lancet Infectious Diseases einen Bericht.

Diesem Beispiel folgten offenbar Länder wie Japan, Kambodscha, Schweden, Belarus, Hongkong und Südkorea, beziehungsweise entschlossen sich selbständig auf Basis eigener Einschätzung dazu.

Lockdown im Rest der Welt

Mitte März wurde in fast allen Ländern der Welt mehr oder weniger stringente Lockdowns nach dem Vorbild Chinas verhängt. Als China dann seinen Lockdown aufhob, hatte fast jedes Land der Welt, abzüglich einiger Ausreißer, seine eigene Version eines Lockdowns realisiert. Unter Berufung auf die Situation in Wuhan forderten von der WHO assoziierte und von Gates finanzierte akademische und „öffentliche Gesundheitsinstitutionen“ alle Arten von Schließungen und Sperren als Lösung für das COVID-19-Problem und argumentierten, dass Millionen Menschen sterben würden, wenn nicht sofort dramatische Maßnahmen ergriffen würden. Das wurde auch mit komplizierten Berechnungen nachgewiesen, die sich alle mittlerweile als grob falsch herausstellen.

Sogar in den Ländern der südlichen Hemisphäre, in denen es praktisch keine Fälle gab, da Atemwegsinfektionen ja schon immer einen saisonalen Verlauf zeigten, hatten die Nationen die vollständige Abriegelung eingeleitet. Die hysterische Panikpolitik, die zum ersten Mal in Wuhan zu beobachten war, war nun ein weltweiter Standard für Maßnahmen gegen das Virus.

In den westlichen Staaten war man sich einig, dass Wuhan es mit den Menschenrechtsverletzungen zu weit getrieben hatte, aber nichtsdestotrotz seien sie wirksam, sagten die Experten.

Überall, wo es zum Lockdown kam, scheiterte das Unternehmen. Tatsächlich verpflichteten sich die fünf Länder mit den meisten gemeldeten COVID-19 Todesfällen pro Million (Belgien, Peru, Großbritannien, Spanien, Italien) alle zur Abschottung.

Angesichts dessen, was wir heute über die Ansteckungsfähigkeit des Coronavirus wissen, kann man mit Sicherheit sagen, dass China das Virus in Wuhan nie gestoppt hat. Es ist einfach nicht möglich, selbst mit den dramatischen Maßnahmen, die die Behörden ergriffen, um Hubei vorübergehend abzuriegeln. Die globale Pandemie dauert nun schon seit mehreren Monaten an, und es gibt nirgendwo auf der Welt Beweise dafür, dass die Abriegelung die Ausbreitung erfolgreich gestoppt hat. In jedem Land, in dem es einen größeren Ausbruch gegeben hat, scheinen die Entwicklung der Herdenimmunität das Einzige zu sein, was das Virus wirklich davon abgehalten hat, die Bevölkerung zu infizieren.

Änderung der Politik in China

Die chinesischen Behörden haben offenbar eine Doppelstrategie verfolgt. Einerseits den öffentlich zelebrierten massiven Lockdown in der 60-Millionen-Menschen Provinz Hubei und andererseits für die restlichen 1,3 Milliarden Einwohner eine Strategie der Kontaktverfolgung und Isolierung Infizierter.

Zu Beginn des Sommers hatte sich China wieder vollständig geöffnet, und das Leben kehrte zur Normalität zurück. Im Westen jedoch hatten sich unsere „Experten für öffentliche Gesundheit“ vollständig auf die pauschale Abriegelung nach Wuhan-Art (nur selten mit Verbarrikadierung der Menschen in ihren eigenen Häusern) als einzige Möglichkeit zur „Eindämmung des Virus“ eingelassen. China gewinnt derweil weiter an Boden gegenüber der US-Wirtschaft, und ein großer Teil des Westens ist aufgrund der Abriegelungen von wirtschaftlicher Stagnation oder Rezession betroffen.

Das „Wirtschaftswunder“ China

China hat sich gehütet Millionenstädte wie Shenzhen abzuriegeln, denn dort wird das iPhone produziert und auch andere Smartphones wie die vom Fast-Weltmarktführer Huawei.

Weltweit haben so gut wie alle Länder massive Wirtschaftseinbrüche zu verzeichnen. Die internationale Arbeitsorganisation ILO rechnet mit 1,6 Milliarden Arbeitslosen weltweit. Für den Herbst werden viele Konkurse erwartet, insbesondere kleine und mittlere Betriebe werden betroffen sein, die Milliardäre und Superreichen werden noch reicher, die Großkonzerne werden Marktanteile gewinnen, die Schere zwischen Arm und Reich wird weiter aufgehen. Staaten werden erhebliche Schulden machen.

China dagegen musste im ersten Quartal ein moderat anmutendes Minus von 6,8 Prozent hinnehmen, schaffte aber im Q2 bereits ein Wachstum von 3,2 Prozent nach eigenen Angaben.

Eines der strategischen Ziele der Führung von China ist es, den Rivalen USA zu überholen und – immer wieder deklariert – den Wohlstand im eigenen Land auch auf die bisher zurückgeblieben Gebiete auszudehnen. Die Pandemie scheint dem kaum geschadet und was das Ziel USA überholen betrifft, eher genutzt zu haben.

Ist die Pandemie in China vorbei?

China hat sich auf einem kleinen Teil seines Territoriums als Pionier des noch nie dagewesenen und medizinisch sinnlosen radikalen Lockdows hervorgetan. Fast alle Länder sind gefolgt und wie die Lemminge über die Klippe der teilweisen Vernichtung der eigenen Wirtschaft gesprungen.

Das scheint erledigt zu sein, deshalb scheute sich Qingdao auch nicht ein ausgedehntes Oktoberfest vom 31. Juli bis 23. August mit Strömen von Bier zu begehen, wie im Bild oben zu sehen. In Bayern ist dagegen alles abgesagt, denn durch die Maske ist der Maßkrug schlecht zu leeren.

In Wuhan werden Pool-Partys gefeiert bei denen die durch die früher verordnete Distanz fehlende Nähe intensiv nachgeholt wird.

China wurde offenbar weit weniger stark getroffen, als Europa oder die USA mit den 0,3 Todesfällen pro 100.000 Einwohnern im Vergleich mit 50 bis 80 in den stärker betroffenen Ländern. Ein Grund dürften die auch in China weit verbreiteten anderen Coronaviren sein, die für eine weitreichende Grundimmunität sorgen.

Bereits zuvor haben Analysten darauf aufmerksam gemacht, dass pazifische Länder und insbesondere die Nachbarländer Chinas bisher sehr geringe Covid-Todesraten aufweisen, und zwar unabhängig von ihrer Bevölkerungsstruktur (jung oder alt) und den ergriffenen Maßnahmen (mit oder ohne Lockdown, Massentests, Masken etc.). Eine mögliche Erklärung dafür könnte ebenfalls  die weite Verbreitung anderer Coronaviren sein.

Aus heutiger Sicht wirken die Bilder, die wir im Jänner und Februar aus Wuhan gesehen haben, aber dennoch wie eine Inszenierung auf riesiger Bühne.

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