Was hat die WHO je für uns getan?

5. Dezember 2023von 8 Minuten Lesezeit

Als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1948 aus der Taufe gehoben wurde, sind in der „Ersten Welt“ viel mehr junge Menschen an „externen Ursachen“ wie Unfällen o.ä. verstorben. Ein Blick in die aktuellen Statistiken zeigt, dass die Sterberaten von Infektions- und anderen Krankheiten mittlerweile viel höher liegt als vor 70 Jahren. Was ist passiert und – was tut eine Institution wie die WHO eigentlich für „die öffentliche Gesundheit“?

Gestern hat Ernst Hammel hier auf TKP über die Geschichte der Weltgesundheitsorganisation geschrieben und diese als „feudal-koloniale Einrichtung“ bezeichnet. An dieser Stelle geht es vertiefend um die Erfolge der WHO seit ihrer Gründung 1948.

Wie „krank“ war „die Welt“ 1948?

Als die WHO nach dem 2. Weltkrieg aus der Taufe gehoben wurde, stellte man jedoch alsbald fest, dass zumindest die „Erste Welt“ bereits relativ „gesund“ war. Diese Erkenntnis resultierte aus der ebenso nach 1945 geschaffenen, international standardisierten Klassifzierungssystematik (International Classification of Diseases 6, kurz ICD-6), die ab 1949 die weltweit zunehmend vereinheitliche Quantifizierung von u.a. Todesursachen erlaubte.

Zu der – vermeintlich – großen Überraschung der WHO-Granden trat jedoch alsbald hervor, dass die „Erste Welt“ eigentlich nicht nur relativ „gesund“ war, sondern dass die führende Todesursache um 1950 herum: „Unfälle“ waren. Für die nachfolgende Statistik und weiterführende Hinweise empfehle ich die Lektüre des Beitrags von S. Swaroop u.a., „Accident mortality among children„, Bulletin of the World Health Organization 15, Nr. 1-2 (1956), S. 123-63, hier S. 124 (meine Übersetzung und Hervorhebung):

Im Januar 1955 gab die schwedische Regierung in einer Mitteilung an den Exekutivrat der WHO die folgende Erklärung ab: „In vielen Ländern ist der Tod durch Unfälle heute die Haupttodesursache bei Kindern zwischen 1 und 15 Jahren. In einigen Ländern und Altersgruppen ist die Sterblichkeitsrate durch Unfälle allein so hoch wie die Sterblichkeitsrate durch alle Krankheiten zusammen.“ Es wurde daher vorgeschlagen, die Bedeutung des Problems durch eine statistische Untersuchung in verschiedenen Ländern zu untersuchen. Es wurde die Auffassung vertreten, dass es in einigen Ländern wahrscheinlich notwendig wäre, das Interesse an diesem Bereich zu wecken, um zumindest einige Informationen über die Bedeutung von Unfällen als Sterblichkeitsfaktor zu erhalten.

Auf der Basis dieser Empfehlung resultierte diese Studie, die sich wie folgt in Tabelle 3 (S. 140) zusammenfassen lässt:

Besondere Beachtung verdient die Kategorie „BE47+BE48“ („All Accidents“), weist diese doch durch die Bank den mit Abstand höchsten Anteil (ausgenommen Ceylon bzw. Srik Lanka) an Todesursachen unter Kindern und Jugendlichen aus. Gefolgt wird diese Kategorie von „allen anderen unbekannten Ursachen“, die ebenso weit vor allen Infektionskrankheiten kommen.

Unfälle vs. Infektionskrankheiten in den USA im 20. Jh.

An dieser Stelle werden Fragen nach der relativen Bedeutung von „Unfällen“ „Infektionskrankheiten“ als Todesursache mehr als nur relevant. Glücklicherweise gibt es auch hierzu eine passable Studie von B. Guyer u.a., „Annual Summary of Vital Statistics: Trends in the Health of Americans During the 20th Century„, Pediatrics (2000) 106 (6), S. 1307–17, die uns bei der Beantwortung dieser Frage behilflich ist.

Ersichtlich ist anhand dieser Grafik auf den ersten Blick, dass „Unfälle“ etwa ein Jahrzehnt vor der zuvor erwähnten WHO-Studie eben „Infektionskrankheiten“ als führende Todesursache abgelöst haben. Hierzu in Kürze die Zusammenfassung der Trends in den USA von Guyer u.a. (meine Hervorhebungen):

Bei Kindern, die älter als ein Jahr sind, war der Rückgang der Sterblichkeit im 20. Jahrhundert insgesamt spektakulär. Im Jahr 1900 starben mehr als 3 von 100 Kindern zwischen ihrem ersten und 20. Geburtstag; heute sind es nur noch 2 von 1000. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Hauptursachen für die Kindersterblichkeit Infektionskrankheiten, darunter Durchfallerkrankungen, Diphtherie, Masern, Lungenentzündung und Grippe, Scharlach, Tuberkulose, Typhus und Paratyphus sowie Keuchhusten. Zwischen 1900 und 1998 ist der Anteil der Todesfälle bei Kindern, die auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind, von 61,6 % auf 2 % zurückgegangen. Unfälle waren im Jahr 1900 für 6,3 % der Todesfälle bei Kindern verantwortlich, 1998 jedoch für 43,9 %. Zwischen 1900 und 1998 ging die Todesrate durch Unfälle, die heute gewöhnlich als unbeabsichtigte Verletzungen bezeichnet werden, um zwei Drittel zurück, nämlich von 47,5 auf 15,9 Todesfälle pro 100 000.

Die Ereignisse in Europa lassen ähnliche Trends erkennen, wiewohl diese durch die beiden Weltkriege und Verwerfungen der Nachkriegszeiten nicht ganz so eindeutig ausfallen.

Was hat die WHO also „für uns“ getan?

Bei einer möglichst „großzügigen“ Interpretation der „Gefahr“ von Infektionskrankheiten in den Jahren 1951-1953 müsste die jährliche Rate für die Altersgruppen 1-18 mit 18 multipliziert werden (Lungenentzündung bleiben davon unberücksichtigt, obwohl die Todesfälle durch Lungenentzündung wahrscheinlich auf mangelnden Zugang zu Ernährung und entsprechender Pflege zurückzuführen sind). Dies ist gleichbedeutend, dass nur eines von 314 Kindern, die das erste Lebensjahr erreichen, vor dem 20. Lebensjahr an einer Infektionskrankheit stirbt, wenn man für das Argument davon ausgehen möchte, dass keinerlei Veränderungen bzw. medizinisch-präventive Interventionen nach 1953 erfolgt wären.

Die Wahrscheinlichkeit, an einem Unfall zu sterben, war doppelt so hoch – 1 zu 3.021 pro Jahr und 1 zu 168 im Alter von 20 Jahren.

Da die Wahrscheinlichkeit, an einer Infektionskrankheit zu sterben, nur halb so hoch war wie die Wahrscheinlichkeit, an einem Unfall zu sterben, war die öffentliche Gesundheit im Jahr 1953 mit Ausnahme von Tuberkulose und Kinderlähmung offensichtlich „ganz gut“. Weitere Verbesserungen der Kindergesundheit, die über diese beiden Krankheiten hinausgingen, hätten weniger Priorität haben müssen als z. B. Schwimmunterricht oder die Entwicklung von Automobilen.

An diesem Punkt angelagt, müssen wir also die Frage stellen, ob es erforderlich ist (sein kann), die 299 von 300 Kindern, die nicht an einer Infektionskrankheit sterben würden, mit neuartigen, präventiven Injektionen (vulgo „Impfungen“) zu belästigen oder ob es sich dabei nicht um medizinisch unnötige Eingriffe handelt.

So kann jeder künftige Impfstoff mit Ausnahme der Polio-Impfung sofort als aufdringlich und übertrieben verdammt werden – offen gesagt, als idiotische Einmischung in die bereits gesunden 299 -, bevor wir überhaupt darüber nachdenken, ob diese Impfstoffe wirklich mehr als nur Verbesserungen in der medizinischen Behandlung gebracht haben.

Brauchen wir die WHO?

Ungeachtet der vielen Hinweise, die Ernst Hammel gestern aufgebracht hat, stellen sich an dieser Stelle eindeutig Fragen nach der Kosten/Nutzen-Rechnung der fortgesetzten Existenz der WHO.

In „Europa“ – es folgt eine lange Darstellung aus der OECD-Bibliothek (in meiner Übersetzung und mit meinen Hervorhebungen) – und den übrigen „fortgeschritten entwickelten“ Nationen ist dies eine in jeder Hinsicht fragliche Annahme:

Die häufigsten Todesursachen in den EU-Ländern sind Kreislauferkrankungen und verschiedene Krebsarten, gefolgt von Atemwegserkrankungen und äußeren Todesursachen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache in der EU und waren 2017 für rund 1,7 Millionen Todesfälle oder 37 % aller Todesfälle verantwortlich. Ischämische Herzkrankheiten (einschließlich Herzinfarkt und andere Krankheiten) und Schlaganfall sind die häufigsten Ursachen für kardiovaskuläre Sterblichkeit (siehe Indikator „Sterblichkeit durch Kreislaufkrankheiten“). Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Männern wesentlich höher als bei Frauen (etwa 40 % höher).

Etwa 1,2 Millionen Menschen in den EU-Ländern starben 2017 an Krebs, was 26 % aller Todesfälle ausmacht (25 % bei Frauen und 28 % bei Männern). Brustkrebs und Lungenkrebs sind die häufigsten Krebstodesursachen bei Frauen, während Lungenkrebs und Darmkrebs die beiden Haupttodesursachen bei Männern sind (siehe Indikator „Krebsinzidenz und -mortalität“).

Nach Kreislauferkrankungen und Krebs sind Atemwegserkrankungen die dritthäufigste Todesursache in den EU-Ländern und verursachten im Jahr 2017 etwa 366 000 Todesfälle oder 8 % aller Todesfälle. Die große Mehrheit dieser Todesfälle tritt bei Menschen über 65 Jahren auf. Auf Atemwegserkrankungen entfielen 7 % aller Todesfälle bei Frauen und 9 % bei Männern. Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sind die häufigste Todesursache bei den Atemwegserkrankungen, gefolgt von Lungenentzündungen.

Externe Todesursachen, einschließlich Unfälle, Selbstmorde, Tötungsdelikte und andere gewaltsame Todesursachen, waren 2017 in allen EU-Ländern für 4 % aller Todesfälle bei Frauen und 5 % der Todesfälle bei Männern verantwortlich. Die wichtigsten Ursachen für gewaltsame Todesfälle sind Suizide (48 000 Todesfälle im Jahr 2017) und Verkehrsunfälle (etwa 27 000 Todesfälle). Verkehrsunfälle sind eine besonders wichtige Todesursache bei jungen Menschen (18-25 Jahre), während die Selbstmordrate im Allgemeinen mit dem Alter steigt (siehe Indikator „Psychische Gesundheit von Erwachsenen“).

Betrachtet man diese Angaben, so kommt einem zunächst in den Sinn: 75 Jahre WHO und „Public Health“-Maßnahmen vermittels „Big Pharma“ haben es zuwege gebracht, dass Infektionskrankheiten und andere gesundheitliche Probleme zu den überwältigenden Faktoren eines frühzeitigen Todes gehören. Im Gegensatz dazu sind – m.E. sinnvolle – Vorschriften fur Massenprodukte sowie graduelle Verbesserungen diverser Massengüter wohl dafür mitverantwortlich, dass die Anzahl der Todesfälle durch Unfälle u.a. klar geringer geworden ist.

Nun mögen Sie gerne einwenden, hier wird die Kinder- und Jugendmortalität mit allen Todesfällen verglichen, und dies ist ein berechtigter Einwand. Dem entgegne ich dennoch, dass ein Missverhältnis zwischen der Anzahl der Akteure und Interventionen (regulatorisch, medizinisch, pharmazeutisch) und den Ergebnissen ersichtlich ist und bleibt.

Was also hat die WHO für uns getan, was – zumindest im „entwickelten“ Westen vor 75 Jahren nicht bereits weitgehend realisiert hat?

Darüber hinaus steht im Raum, wie sehr die „Verbesserungen“ des Gesundheitszustands der letzten 75 Jahre durch nicht-pharmazeutische bzw. „Public Health“-Interventionen wie die steigende Lebensmittelproduktion, sauberes Trinkwasser und Kläranlagen zurückzuführen waren; immerhin waren 1951-53 gerade einmal drei (!) Impfungen im US-Kinderimpfplan vorgesehen (gegen Diphterie, Keuchhusten, Tuberkulose).

Was also haben all die anderen Impfungen seither für „Public Health“ gebracht? Und was bzw. wie viele Gewinne der Pharmaindustrie?

Bild I, Yann, World Health Organisation headquarters, Geneva, north and west sides, CC BY-SA 3.0

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5 Kommentare

  1. lbrecht torz 6. Dezember 2023 at 13:10Antworten

    Das steht da völlig unmotiviert mitten im Text:

    „So kann jeder künftige Impfstoff mit Ausnahme der Polio-Impfung sofort als aufdringlich und übertrieben verdammt werden“

    Warum wäre Polio eine Ausnahme? Gab es nicht mal einen Skandal, dass viel Fälle von „Polio“ in Wahrheit eine Folge der völlig irrsinnigen Anwendung und Verbreitung des DDT-Giftes war?

  2. Georg Uttenthaler 5. Dezember 2023 at 12:28Antworten

    Das oberste Ziel der WHO ist „aus Gesunden Kranke machen“…! Also es geht nicht mehr um unsere Gesundheit, sondern dient einzig und allein den „Milliarden Gewinnen“ der Investoren der Finanz- Mafia, die Impfungen, Chemie und zum Teil gefährliche Medikamente produzieren.

    Bill Gates hat sich genau das übrigens schon vor Jahren gewünscht. Da gibt es einen WHO-Veröffentlichung von genau ihm wo er sich eine supranationales Government wünscht das ÜBER den Staaten steht!
    Das ist weder eine Verschwörung (da müsste ja was Geheim sein) Bill Gates gibt offen zu das er die Staaten entmachten will! Ganz offen verkündet er das immer wieder!
    Begründung ist natürlich in etwa: „Die sind doch doof“ Wir müssen schnell gemeinsam reagieren!

    Das Ergebnis ist dabei schlecht. Seit Bill Gates damit angefangen hat Geld gegen(oder für) Pandemien auszugeben hatten wir alleine in den letzten Jahren: SARS, Schweinegrippe, Vogelgrippe. Zicka… Corona….!!!

    Wenn ich jetzt überall Menschen dafür bezahle an jeder Ecke eine Gefahr zu sehen, dann werden die GENAU das tun! Dazu kommt dass unsere Politiker bei Corona ja überhaupt gar keine tatsächliche Gefahr mehr brauchen um uns vollständig Einzusperren und auszuschließen.

    Die Unschuldsvermutung ist aufgehoben! Bei den neuen Pandemien sind wir erst mal alle schuldige vollständig entrechtete Schwerstkriminelle bis wir Nachweisen das wir es vielleicht nicht sind!

    Soweit darf es nicht kommen, kommt auch nicht wenn wir Politiker wählen, die dieses Verbrechen gegen das „Volk“ strikt ablehnen.

  3. Gabriele 5. Dezember 2023 at 11:54Antworten

    In Wahrheit braucht niemand diesen widerlichen korrupten Haufen Blindgänger. Und nicht nur den… für die aktuelle EU oder sogar die UNO gilt Ähnliches.

    • Vortex 8. Dezember 2023 at 13:04Antworten

      Volle Zustimmung außerdem kann aus diesem potthässlichen Containerblock kaum was Förderliches kommen, das Gebäude als Hauptquartier signalisiert (tinyurl.com/4hyz45dt) bereits das Wirken destruktiver Geister …

  4. Hasdrubal 5. Dezember 2023 at 10:54Antworten

    @„und diese als “feudal-koloniale Einrichtung” bezeichnet“

    Obwohl Länder wie China, Indien, Russland ständig über den Kampf gegen Neokolonialismus reden, bei WHO scheinen sie nach kolonialer Peitsche zu lechzen. Unverständlich, dass selbst im Krieg gegen den Westen (den Russland nach eigenen Angaben gewinnt) die WHO-Kabale immer noch nicht zum Teufel gejagt wird. Könnte die Redaktion Lawrow oder Sacharowa nach der Logik darin fragen? Gerne beim chinesischen oder indischen Außenministerium.

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