E-Auto Ladestationen mit Diesel-Generatoren und die Faktenchecker

5. Oktober 2023von 5,8 Minuten Lesezeit

E-Autos mit Batterien „aus Bodenhaltung“ ( © Gery Seidl) sollen nach dem Willen der EU und der UNO das Klima retten. Aber offenbar scheint ein guter Teil davon wieder mit Kohlenwasserstoffen betrieben zu werden, wenn auch über den Umweg über Generatoren, die dann den Strom erzeugen. Wie wichtig die Sache ist, beweisen uns wieder die Faktenchecker, die aber die Fakten einmal mehr nicht wirklich verstehen.

Zunächst also zum „Faktencheck“ von Correctiv. Darin heißt es: „Angeblich werde in Neuruppin in Brandenburg eine E-Auto-Ladestation mit einem Dieselaggregat betrieben. Das ist falsch, die Station nutzt Bioethanol.“
Correctiv geht der Sache wirklich sorgfältig nach und findet heraus, wo die Ladestation steht, wem sie gehört und zerschmettert dann die Kritiker: Bioethanol nicht Diesel. Klare Verschwörungstheorie von rechtsextremen Schwurblern.

Correctiv fand dank sorgfältiger Recherche auch eine Pressemitteilung des Branderburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauten: „Der Strom wird vor Ort in der Ladestation CO2-neutral aus flüssigem Bioethanol erzeugt.“ Cool, also echt vor Ort, der Strom muss gar nicht transportiert werden, nur das Bioethanol mit dieselbetriebenen Tanklastern.

Und die Produktion ist auch ganz Bio, wie man dank Hilfe aus Österreich weiß:

„Bioethanol wird mit Pflanzen beziehungsweise Biomasse hergestellt. Laut dem österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz (PDF-Download) kann Bioethanol aus jeder stärkehaltigen Pflanze gewonnen werden, zum Beispiel aus Zuckerrüben, Zuckerrohr, Weizen oder Mais. Auch an der Nutzung von pflanzlichen Reststoffen wie Stroh oder Holzresten werde gearbeitet.“

Die Pflanzen und deren Belegung landwirtschaftlicher Flächen wirkt preissteigernd auf die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft, trifft also wieder die unteren Einkommensschichten. Die Kultivierung erfordert jede Menge Diesel für Traktoren, Erntemaschinen, Transport etc.Die Umwandlung von Zucker und Kohlehydrate ist energieintensiv und aufwändig.

Von Diesel-frei kann keine Rede sein. Die CO2-Produktion wird lediglich woanders hin verschoben, mit insgesamt negativen Folgen. Unter dem Strich wird mehr Primärenergie verbraucht, als mit Dieselgeneratoren und mehr als bei direkter Nutzung des Diesels zum Fahren. Der Text des Faktenchecks beweist lediglich die Ahnungslosigkeit der Faktenchecker.

Aber kommen wir zur Ironie der „grünen“ Ladestationen:

Die Harris Ranch Tesla Supercharger Station – größte EV-Ladestation der Welt mit Diesel-Generatoren

Als größte Ladestation der Welt mit sage und schreibe 98 Ladebuchten angepriesen, würde man erwarten, dass diese Anlage der Inbegriff für grüne Energie ist. Schließlich verkündete Tesla-CEO Elon Musk im Jahr 2017 stolz, dass alle Supercharger im Netzwerk des Autoherstellers auf Solarenergie umgestellt würden.

Mit der Zeit werden sich fast alle vom Stromnetz abkoppeln“, schrieb er selbstbewusst auf X, früher bekannt als Twitter wie US-Medien berichten.

Doch wie sich herausstellt, sieht die Realität ganz anders aus.

„Supercharger laden Fahrzeuge in nur 20 Minuten bis zu 80 % auf, aber um diese Art von Strom für fast 100 Ladebuchten bereitzustellen, braucht man etwas, das Solaranlagen nicht leisten können – Dieselgeneratoren.“

Das ist richtig. Dieselgeneratoren. Das genaue Gegenteil der sauberen, grünen Energie, die Tesla und andere Befürworter von Elektrofahrzeugen  predigen. Der Enthüllungsjournalist Edward Niedermeyer machte die verblüffende Entdeckung, dass diese Dieselgeneratoren praktischerweise hinter einer Shell-Tankstelle versteckt waren. Und als Reporter von SF Gate versuchten, herauszufinden, wie viel des Stroms der Tankstelle von diesen Generatoren stammt, schwieg Tesla auffallend.

„Die Station ist nicht an spezielle Solaranlagen angeschlossen, was bedeutet, dass die Station ohne die Dieselgeneratoren vom kalifornischen Stromnetz gespeist wird.“

Die Sache ist verständlich angesichts der Tatsache, dass in Kalifornien die Netze am Zusammenbruch sind und die Energieversorger bereits darüber nachdenken gezielte Abschaltungen vorzunehmen. Selbst wenn wir Tesla im Zweifelsfall glauben und davon ausgehen, dass die Supercharger-Station gelegentlich Strom aus dem Netz bezieht, ist sie also nicht ganz „grün“.

Aber halt, das ist noch nicht alles. Der Energieanalytiker David Blackmon, Autor des Buches „Energy Transition Absurdities“, weist darauf hin, dass die Harris Ranch-Station kein Einzelfall ist. Er erinnert sich an einen Whole Foods in Houston, der eine Ladestation installiert hatte, die zu seiner Belustigung erstklassige Parkplätze beanspruchte und sogar mehrere Behindertenplätze verdrängte.

„Er sagte, dass sich hinter dem Geschäft Dieselgeneratoren befanden, die immer dann ansprangen, wenn jemand die Ladestationen benutzte.

Also, genau die Einrichtungen, die ihr Engagement für Nachhaltigkeit und eine sauberere Zukunft anpreisen, verlassen sich in Wirklichkeit auf die gleichen „schmutzigen“ Energiequellen, die sie öffentlich verurteilen.

Blackmon unterstreicht auch den Mangel an Weitsicht bei der derzeitigen Energiewende, insbesondere angesichts der wachsenden Nachfrage nach E-Fahrzeugen. Die Stilllegung eines Kohlekraftwerks in Kansas musste verschoben werden, um den Energiebedarf einer im Bau befindlichen Batteriefabrik für Elektrofahrzeuge zu decken. Wie Blackmon es treffend formuliert:

„Diese Geschichten zeigen deutlich, wie wenig man sich Gedanken über die Anforderungen gemacht hat, die mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen an das Stromnetz gestellt werden.“

Staatssenatorin Cheri Steinmetz, Lingle, Wyoming schließt sich dieser Meinung an und betont die Unzuverlässigkeit von Wind- und Solarenergie zur Deckung des wachsenden Energiebedarfs.

„Die zusätzliche Belastung durch Elektrofahrzeuge und das dafür erforderliche Transportnetz würde die sich abzeichnenden Engpässe, mit denen wir bereits in naher Zukunft konfrontiert sind, noch verschärfen, wenn die Energiepolitik nicht reformiert wird“, warnt Steinmetz.

Blackmon beleuchtet auch die Unpraktikabilität von Musks Vision, Ladestationen ausschließlich mit Solarenergie zu betreiben.

„Wenn es das ist, was er will, dann will er, dass die Ladestationen nur sechs bis acht Stunden am Tag arbeiten. Wenn sie ausschließlich mit Solarenergie betrieben werden, gibt es einfach keinen Ausweg“, so Blackmon.

Musks ehrgeizige Behauptungen sind oft mit Skepsis aufgenommen worden. Von Versprechungen, die Welt mit einem kleinen Stück der Sahara-Wüste mit Strom zu versorgen, bis hin zu der Behauptung, dass die Supercharger sich vom Stromnetz abkoppeln würden, bleiben viele dieser Versprechungen unerfüllt. Der Energieexperte Alex Epstein widerlegte sogar Musks Sahara-Behauptung und schätzte, dass sich die Kosten für den Aufbau eines zuverlässigen Stromnetzes mit Hilfe von Batterien auf schwindelerregende 590 Billionen Dollar belaufen würden, wobei die Kosten für die Übertragungsinfrastruktur nicht berücksichtigt sind. Und vergessen wir nicht, dass diese Batterien nur eine Lebensdauer von zehn Jahren haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tesla-Supercharger-Station auf der Harris Ranch eine deutliche Mahnung an die Herausforderungen und Widersprüche der derzeitigen Energiewende darstellt. Auch wenn Correctiv glaubt, dass Bioethanol eine ganz andere Bilanz ergibt als Diesel-Generatoren – es ist kein oder nur ein sehr geringer Unterschied. Die derzeitige Umsetzung der sogenannten Energiewende lässt viel zu wünschen übrig. Wir müssen die Energiepolitik mit Realismus angehen und die Grenzen der aktuellen Technologien sowie die unverzichtbare Rolle der traditionellen Energiequellen anerkennen.

„An den Taten sollt ihr sie messen, nicht an ihren Worten.“ Und in diesem Fall sprechen die Dieselgeneratoren hinter der größten Ladestation der Welt Bände.

Jvillafruela, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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18 Kommentare

  1. Rumpelstilz 6. Oktober 2023 at 10:00Antworten

    Die Argumentation ist schön und gut, geht aber von beiden Seiten geschickt am Problem vorbei:

    In der Kette

    Biodiesel (-ethanol) -> Verbrennungsmotor -> Generator -> Batterie -> Elektromotor -> Räder

    Kann man folgende verlustreiche(!) Unterkette problemlos herausschneiden:

    [Generator -> Batterie -> Elektromotor ->]

    Und übrig bleibt, wesentlich effizienter,

    Biodiesel (-ethanol) -> Verbrennungsmotor -> Räder

    Also ein konventionelles Fahrzeug, daß mit Biokraftsoff betrieben wird.

    Alles Andere bleibt bestehen.

    • Rumpelstilz 6. Oktober 2023 at 10:25Antworten

      Kurze Ergänzung, vergessen zu schreiben:

      Die Unterkette

      [Generator -> Batterie -> Elektromotor ->]

      ist also aus reiner Ideologie darin enthalten. Sie SOLL darin enthalten sein. Müssen tut sie es nicht.

      Ein ideologischer Spike, sozusagen.

  2. HIGHTECH - AustriaInfoCenter 6. Oktober 2023 at 1:13Antworten

    […] 05.10.2023    E-Auto Ladestationen mit Diesel-Generatoren und die Faktenchecker […]

    • Joe 25. Dezember 2023 at 15:16Antworten

      Und die beiden größten Problemstellungen der E-Auto Ladestationen für das Netz sind noch nicht mal angesprochen.
      Erstens der Lastsprung, wenn ein einziger z.B.Tesla oder Porsche einen Peak von ca. 1MW erzeugt.
      Zweitens die cos-phi Verschiebung im Netz, die kraftwerksseitig kompensiert werden muss durch den hohen Anteil von Induktivleistung.

  3. What a wonderful world 5. Oktober 2023 at 23:23Antworten

    Kein Diesel? Sondern Bio-Ethanol. Dann ist es ja gut.

  4. rudi&maria fluegl 5. Oktober 2023 at 15:12Antworten

    Bei diesen Ausmass von Greenwashing müssten eigentlich ziemlich viele Figuren herumlaufen die aussehen wie die grünen Marsmännchen oder Fantomas.
    Ich will erst gar nicht auf die vielen Probleme mit dem Bioanteil im Diesel oder auch nur zB. 10% Wasser, der Rendite wegen, wie vor nicht all zu langer Zeit in Eferding O.Ö..
    Sowohl bei landwirtschaftlichen Maschinen, als auch bei Motoren von Segelbooten hatte ich da schon genug zu tun.
    Den Biozid Aufwand und den technischen Aufwand inclusive Zeit konnte ich aus Zeitgründen nicht berechnen.
    Mein Streben ging und geht noch, in Richtung Stirlingmaschinen bei größeren Motoren.
    Mit Vielstofffähigkeit und leichterer Einstellung der Verbrennung, auch bezüglich Kraftstoffkontaminierung. Plus Nutzung der Abwärme.

  5. Leontinger 5. Oktober 2023 at 13:48Antworten

    Ist das bei der Verbrennung von Bio-Ethanol entstehende CO2 weniger „gefährlich“ und weniger „klimaschädlich“ als CO2, das durch Verbrennung von Diesel/Benzin entsteht? 😉
    Es ist unbegreiflich was sich Grüne (Ich wählte sie die letzten 20 Jahre) heute klimawandlerisch alles ausdenken!😂und🤮

  6. Pierre 5. Oktober 2023 at 12:45Antworten

    Hahaha. Bioethanol-Generatoren für den Tesla-Supercharger. Es gibt echt nichts, was es nicht gibt. 😂

  7. Jurgen 5. Oktober 2023 at 12:21Antworten

    Warum sollte man den Strom für ein Elektroauto kaufen wollen? Elektroauto macht nur dann überhaupt Sinn, wenn man den Strom 100% selbst produziert! Pflanzenöl-Generator wäre dazu durchaus legitim ;-)

    • Jan 5. Oktober 2023 at 20:40Antworten

      Pflanzenöl-Betrieb ist halt ein Nahrungsmittelkonkurrent des Menschen.

  8. Werner 5. Oktober 2023 at 11:22Antworten

    Eine wohl nicht unwesentliche Menge „Bio“ethanol dürfte auch von ehemaligen, zu diesem Zweck gerodeten Regenwaldflächen Südamerikas stammen.

  9. lbrecht torz 5. Oktober 2023 at 9:28Antworten

    Alle „grüne Ideen“ scheitern an ganz primitivsten physikalischen Gesetzen: den Folgen der Umwandlungsverluste.

    „Grün“ ist schmutziger und Erd-zerstörender als eine nachhaltige fossile Energiewirtschaft.

    Aber die Folgen des kapitalistischen Feldzugs zur extensiven Energieausbeutung der Erde müssen wir überwinden: der Individualverkehr mit jedem Haushalt seinem eigenem Auto (oder 2, oder 3, oder 4, …) raubt uns nicht nur den sozialen Zusammenhalt der Nachbarschaft, den Lebensraum unmittelbar um uns und unsere Kinder herum, die frische Luft, die Ruhe, einen großen Teil unseres abhängig erwirtschafteten Verdienstes (wir arbeiten zu einem großen Teil nur dafür, dass wir mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren können), …, nein, er führt auch in die Abhängigkeit von Banken, staatliche Bevormundung (Anschnallpflicht, …), macht uns verwundbar („mein heiliges Blechle“) und stresst uns laufend (als Fahrer oder auch als andere Verkehrsteilnehmer).

    Das wird schwer weil sich viele eine Leben ohne eigenes Auto gar nicht mehr vorstellen können. Auch an diesem Fehlbild arbeitet die Werbeindustrie mit voller Kraft. Jetzt halt elektrisch.

    Dass eine Welt ohne eigenes Auto viel mehr Platz insbesondere in den Städten bedeutet, unser Leben entschleunigt und beschaulicher wäre, wir viel mehr Zeit für Soziales, für die Kinder, zur Entspannung, zur Muße hätten, weniger abhängig wären, das sagt uns die bunte Werbewelt natürlich nicht.

  10. Stunning Greenhorn 5. Oktober 2023 at 9:27Antworten

    Danke für die unermüdliche Recherche- und Schreibarbeit! Ich spüre seit Monaten, wie mir nach über drei Jahren Corona-Geschrei und mehr als vier Metern gelesener Literatur die Kraft ausgeht und Ruhe notwendig wird. Vielleicht finden Sie in den kommenden Monaten etwas Zeit, um darüber zu schreiben, aus welcher Quelle Sie Ihren Schwung nehmen, damit die Geschwächten neuen Mut finden und Ihre buchstäblich hervorragende Arbeit unterstützen können. Alles Gute wünscht Ihnen Ihr altes Greenhorn.

  11. Mia Wu Ast 5. Oktober 2023 at 9:21Antworten

    Für ein Hektar in der konventionellen Landwirtschaft verbraucht man ca. 80 bis 100l Treibstoff pro Jahr für die Maschinen.
    Also läßt sich leicht ausrechnen wieviel man per „Bioethanol“ im Elektroauto pro km emittiert, wenn hinter der Ladestation der Bioethanol-Generator läuft (mit dem grottenschlechten Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors, wie mir ein „Klimaschützer“ einmal erklärt hat).

    Aber vermutlich soll das keiner so genau wissen – und schon gar nicht die Klimakleber.
    Mehr Elektroauto hat keinen ökologischen Sinn; weniger fahren – egal womit – allerdings schon. Und da ließe sich tatsächlich viel sparen, aber das geht halt mit unserem Wirtschaftssystem nicht.

    • lbrecht torz 5. Oktober 2023 at 9:30Antworten

      „Und da ließe sich tatsächlich viel sparen, aber das geht halt mit unserem Wirtschaftssystem nicht.“

      Exakt das ist das Problem.

      Und alles was „grün“ daher kommt, ist auch nur eine neue Masche dieser Wirtschaftsordnung, die auf der Ausbeutung von Erde, Natur und Mensch begründet ist, und einzig dem kranken Profitinteresse einiger Weniger dient.

  12. OMS 5. Oktober 2023 at 8:19Antworten

    Wenn sich in den Energiespeicherungsmöglichkeiten kein Quantensprung in naher Zukunft ereignet, wird das mit Stromfahrzeugen und grüner Energieverwertung aus Wind- und Solar-Strom nichts.

    • Vortex 5. Oktober 2023 at 21:29Antworten

      Es bahnt sich bereits so einiges an (novam-research.com/), aber niemand interessiert es oder?

  13. […] E-Auto Ladestationen mit Diesel-Generatoren und die Faktenchecker […]

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