Ukrainische „Landwirte“ sind amerikanische, saudische und niederländische Unternehmen

21. September 2023von 3,3 Minuten Lesezeit

Am 15. September war das von der EU ausgesprochene Einfuhrverbot für Getreide aus der Ukraine gültig für Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Slowakei und Polen ausgelaufen. Polen, Slowakei und Ungarn haben es mittlerweile verlängert und es herrscht Ärger, bei deutschen Grünen, in der Ukraine und bei den EU-Führern.

Die Regierung Ungarns hat das Importverbot für ukrainische Agrarprodukte im Rahmen ihrer nationalen Zuständigkeit verlängert und ausgeweitet, sagte der ungarische Landwirtschaftsminister Nagy István in einem Video, das am Samstag auf seiner Social-Media-Seite veröffentlicht wurde.

Nach Ansicht des Ministers handelt es sich bei den sogenannten ukrainischen Landwirten in Wirklichkeit um amerikanische, saudische und niederländische Unternehmen und Investoren. „Dies ist eine Marktübernahme unter politischem Deckmantel“, betonte er.

Es ist bekannt, dass die Regierung der Ukraine mit dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock eine Vereinbarung zum „Wiederaufbau“ der Ukraine geschlossen hat. Auch der Verkauf von großen landwirtschaftlich genutzten Flächen an westliche Investoren ist bekannt geworden.

Neben ukrainischem Getreide betrifft die Beschränkung auch Raps- und Sonnenblumenkerne, Mehl, Speiseöl, Honig, bestimmte Fleischprodukte und Eier, während Transitlieferungen weiterhin erlaubt sind, so István Nagy.

Billige ukrainische Importe könnten die Märkte der benachbarten Mitgliedstaaten erneut überschwemmen, da die ungarische Mais- und Sonnenblumenernte im Oktober und November freie Lagerkapazitäten in Anspruch nehmen würde, was die Landwirte in diesem Fall vor noch größere Schwierigkeiten stellen würde, warnte er. Die Regierung habe bis zur letzten Minute gewartet, bis die Europäische Kommission entschieden habe, ob sie das Verbot aufrechterhalten wolle, so István Nagy weiter.

Er sagte, dass die ukrainischen Produkte ihre traditionellen Kunden in Afrika und auf der arabischen Halbinsel erreichen müssen, wo sie erwartet und nachgefragt werden. Wenn sie dort nicht ankommen, „wird es eine Hungersnot und eine Migrationswelle geben, mit unvorhersehbaren Folgen“, warnte er. Um dies zu vermeiden hatte das Landwirtschaftsministerium vorgeschlagen, eine den Transit für ukrainische Agrarprodukte durch Europa zu freien Häfen im Norden oder Süden zu subventionieren.

Der Minister erörterte das Thema auch im Radio Kossuth am Sonntag. Ihm zufolge verteidigen die führenden Politiker der Europäischen Union nicht die Interessen der EU: „Wir sind Zeugen der Marktübernahmeaktionen des internationalen, multinationalen Großkapitals“. Er erklärte, dass die 27 Mitgliedstaaten mit der von ihnen vorgeschlagenen Subventionierung der Transitgebühren gemeinsam einen Fonds zur Unterstützung der Transportkosten schaffen würden, da das Hauptproblem darin bestehe, dass der Landtransport teurer sei als der Seetransport. Wenn ukrainisches Getreide zu den Freihäfen im Süden, in Kroatien oder im Norden gelangen könnte, könnte es die traditionellen Routen nach Afrika und auf die Arabische Halbinsel erreichen.

Seiner Ansicht nach ist dies jedoch nicht im Sinne der EU. Im Mai erlaubte die Europäische Union fünf Mitgliedstaaten – Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei – die Einfuhr von Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumen aus der Ukraine zu verbieten, um die örtlichen Landwirte zu schützen. Die Europäische Kommission verlängerte das Einfuhrverbot für ukrainisches Getreide jedoch nicht, weil sie der Ansicht war, dass die seit Mai ergriffenen Maßnahmen die Marktverzerrungen in diesen Mitgliedstaaten beseitigt hätten. Nagy argumentierte, dass dies nicht korrekt sei und dass es auf den europäischen Märkten ein Überangebot gibt. Er bezeichnete es als skandalös, dass das Thema am letzten Tag, in letzter Minute und ohne Beteiligung der zuständigen Minister behandelt wurde.

Stattdessen habe die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, eine Vereinbarung mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky getroffen, und die Erklärung sei vor der offiziellen Bekanntgabe veröffentlicht worden.

Bild von Jim Black auf Pixabay


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18 Kommentare

  1. baueranton 21. September 2023 at 21:20Antworten

    Das sich Amerikanische Heuschrecken fruchtbare Ländereien in der Ukraine unter den Nagel gerissen haben als ,,Bezahlung“ für die Waffendeals und das auch holländische Großagrarier mitmischen war mir bekannt. Aber das auch die Saudis da mitmischen….
    Aber wie auch immer. Die Ukraine wird ausgelutscht wie ne Zitronenschale. Geopfert und heruntergewirtschaftet für Westlich Interessen und Profite. Damit diese auch weiter fließen, muss der Krieg noch lange dauern. Das hat der faschsistische Führer Darsteller Selenskyj vor der UNO deutlich gemacht und ist dafü von der halben Welt ausgelacht aber von Deutschland bejubelt worden…..

    • Steve Acker 21. September 2023 at 21:49Antworten

      und die Menschen in der Ukraine müssen dafür als Kanonenfutter herhalten.

  2. Jurgen 21. September 2023 at 13:20Antworten

    Überall wo die EU Ursel ist, beginnt es massiv zu stinken und alle Pflanzen werden braun!

  3. Paul B. 21. September 2023 at 12:26Antworten

    In Polen sind in einem Monat Wahlen.
    Nichts von dem Geschwätz der Politiker im Wahlkampf ist ernst zu nehmen.
    Die ganze Rede von Herrn Morawiecki anhören.
    Da relativiert sich seine Aussage zu „ wir werden keine Waffen mehr an die Ukraine liefern“ ganz, ganz schnell.
    @Hasdrubal
    Warum fallt ihr immer wieder auf einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Sätze rein, die in billigen alternativ Kanälen als primitivste Manipulation gebracht werden ?
    Artikelüberschriftenfresser haben anscheinend das Denken und selbst recherchieren aufgegeben.

    • Hasdrubal 21. September 2023 at 13:22Antworten

      Gewisses Medium zitierte gerade den polnischen Regierungssprecher, der präzisierte, Polen würde nur noch frühere Verträge mit Bezahlung erfüllen. Neue Waffen-Schenkungen würde es demnach aus Polen nicht mehr geben – da kann man nichts relativieren.

      Bereits zum Jahresanfang ergab eine Umfrage, dass 1/3 der Polen für einen Stopp sämtlicher Waffenlieferungen waren, mit steigender Tendenz – nach dem Ärger der letzten Zeit mit den Ukros könnte es die Hälfte oder darüber werden. In den USA empfahl bereits zum Jahresanfang eine Rand-Corporation-Studie den Krieg-Ausstieg – von den Neocons sicherlich lange blockiert, doch irgendwann muss es so weit sein.

      Poltern wie „primitivste Manipulation“ ist übrigens noch nie ein Argument gewesen – auch jetzt nicht.

    • Steve Acker 21. September 2023 at 13:34Antworten

      Paul B.
      Welt.de und Focus sind sicher keine alternativen Kanäle.
      Dort wird darüber berichtet, und die einzige Relativierung ist, dass die Polen nur noch bereits zugesagte waffen liefern.
      Auf jeden Fall ein Anzeichen dass die Waffenlieferfront bröckelt.
      Das finde ich sehr positiv.

      Waffenlieferungen sind keine Hilfe für die Ukraine . Sie führen sie nur immer mehr und immer schneller ins Verderben.
      Sie retten auch keine ukr Menschenleben, wie dauernd behauptet wird, sondern erzeugen das Gegenteil.
      Selbst wenn der Ukraine mit solchen Waffen mehr Zerstörungen gelängen, dann werden die Russen noch viel brutaler zurückschlagen.
      Es würden dann noch viel mehr Menschen insbesondere auch Ukrainer sterben.

      Die Ukraine kann diesen Krieg nicht gewinnen.
      Es wird Zeit diesen Irrsinn zu beenden.

    • 1150 21. September 2023 at 16:27Antworten

      @Paul B.(imbo)
      warum sollen wir dein geschwätz ernst nehmen, welches du da tagtäglich absonderst?
      beim falter und stürmer, ähhh… standard hast du deine claqueure, die dich lieben :-)))

  4. federkiel 21. September 2023 at 12:15Antworten

    Meines Erachtens ist die Sache mit den Geteidetransporten sowieso eine Farce. Anfangs stand einmal so ein Frachter mitten auf Hoher See, weil keiner die Ware haben wollte.
    Erdogan hat das, offiziell zumindest, ausgehandelt, damit Afrika nicht verhungert. Also was macht dann das Geteide in Polen und Co? Und wieso muß die EU ein Importverbot errichten, wenn es doch nach Afrika soll? Und verschifft die Ukraine die Ware ohne, daß es jemand bestellt hat? Wenn Polen und Co nichts bestellt, kann man doch nicht importieren, oder ist meine Annahme naiv? Die Korridorlösung ist die einzig sinnvolle, alles verplomben und ab nach Afrika, oder wo immer es gebraucht wird.

    • Veron 21. September 2023 at 13:29Antworten

      Gute Fragen .. .. wer beauftragt die Transporter, wenn das Zeug dann bloß irgendwo eingelagert wird, wo es keiner haben will .. ..

  5. Spottdrossel 21. September 2023 at 10:19Antworten

    Eine Quelle möchte man zusätzlich anbieten:

    Krieg und Raub
    https://rebelion.org/guerra-y-robo/

  6. Nurmalso 21. September 2023 at 8:15Antworten

    Der Minister erörterte das Thema auch im Radio Kossuth am Sonntag. Ihm zufolge verteidigen die führenden Politiker der Europäischen Union nicht die Interessen der EU: “Wir sind Zeugen der Marktübernahmeaktionen des internationalen, multinationalen Großkapitals”.

    Ganz wichtige Feststellung. Bitte tief einprägen.

  7. Hasdrubal 21. September 2023 at 8:06Antworten

    Mittlerweile verweigerte Polens Präsident Duda ein Treffen mit Schnorrlensky in New York – er verglich ein gewisses Land mit Bandera-Anhimmelung mit einem extrem gefährlichen Ertrinkenden, der den Retter in die Tiefe ziehen könnte. Dieses Land wurde dezent erinnert, was Polen alles für es getan hat – und dass es auf Transit durch Polen angewiesen sei.

    So Tacheles würde in Schland kein*e Ampelianende:in reden…

    • Hasdrubal 21. September 2023 at 11:28Antworten

      Heute berichtete gewisses deutschsprachiges Medium aus weniger totalitären Welt, Morawiecki habe gestern angekündigt, nach der Ukro-Klage gegen Polen vor WTO keine Waffen mehr den Banderas zu liefern. Wenn es wirklich so kommt und andere Länder Osteuropas nachziehen, wird sich der Westen aus dem Abenteuer verabschieden? Ein heutiger UncutNews-Artikel befürchtet wiederum, die USA würden liefern und eskalieren, bis die Neocons Nuklearexplosionen im Gesicht spüren.

      Könnte TKP etwas dazu schreiben?

      Embargos gegen Ukro-Produkte haben inzwischen Polen, Slowakei, Ungarn und etwas später Kroatien verkündet – kommen noch mehr? Die „EU“ kann nicht so einfach all die Länder glattbügeln.
      Österreich folgt wohl brav der Woken Linie, wie Schland?

  8. Ric 21. September 2023 at 8:00Antworten

    Ah geh, wer hätte das gedacht. Selensky mussten den Landverkauf an Ausländer per Gesetz freigeben sonst hätte er den Krieg nicht beginnen können. Auch sein Vorgänger war dahingehend schon aktiv.

    Dem ukrainischen Volk gehört das Land schon länger nicht mehr sondern nur die Schulden bleiben ihm, Die Familie Biden sowie andere US-Politiker sind persönlich dabei involviert. Es geht auch um Gaslagerstätten die mittels Fraking erschlossen werden sollen auch die Eigentümer dieser Gasfelder sind US Bürger den auch BlackRock, Vanguard und Co. sind im Eigentum von US Bürgern die auch bekannt sind. Hinter jeder Firma auch einer Kapitalgesellschaft befinden sich physische Personen.

  9. Paul B. 21. September 2023 at 7:54Antworten

    Frage mich seit Anfang September, warum T. Oysmüller keine Artikel mehr schreibt.
    Zusammenarbeit beendet ?
    Auch auf Twitter (X) keine Beiträge.

    • wellenreiten 21. September 2023 at 9:15Antworten

      Urlaub?

    • rudi&maria fluegl 21. September 2023 at 14:36Antworten

      Eine Ihrer Abarten wurden von uns allerdings auch gesucht!

  10. Taktgefühl 21. September 2023 at 7:30Antworten

    Landgrabbing.

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