Twitter-Meinungsmanipulation endlich aufgeflogen

9. Dezember 2022von 3,4 Minuten Lesezeit

Die nächste Enthüllung der Twitter-Files zeigt, wie der Konzern politische Gegner unterdrückt, Meinungstrends manipuliert und Inhalte eingeschränkt hat. Dazu führte man „Schwarze Listen“ von unliebsamen Accounts. Durch die Musk-Übernahme des Kurznachrichtendienstes gibt es jetzt Einblicke in den Maschinenraum. 

Kaum war Twitter jemals unterhaltsamer: In der Nacht auf Freitag veröffentlichte Bari Weiss, Redakteurin und Gründerin von „The Free Press“, den zweiten Teil der „Twitter Files“. Beworben wurden die Enthüllungen wieder vom neuen Twitter-Besitzer, Elon Musk und diesmal durfte man über „Twitters geheime Schwarze Listen“ lesen. Mitarbeiter des Konzerns hatten Listen erstellt, um die Sichtbarkeit ganzer Konten zu unterdrücken, die Trends zu manipulieren oder gewisse Inhalte einzuschränken.

Lockdown-Kritiker bekämpft

Etwa stand Stanford-Professor Jay Bhattacharya auf der Liste. Er war einer der Erstunterzeichner der Great Barrington Deklaration, warnte als erster und eindeutig vor den Folgen einer Lockdown-Politik. Twitter setzte ihn heimlich auf eine schwarze Liste, was verhinderte, dass seine Tweets populär werden konnten.

Bhattacharya kam erst im August 2021 auf Twitter, trotzdem landete er umgehend auf der schwarzen Liste. Er selbst kommentiert das so: „Ich versuche immer noch, meine Gefühle zu verarbeiten, als ich erfuhr, dass Twitter mich auf die schwarze Liste gesetzt hat. Der Gedanke, der mich heute Nacht wachhalten wird: Die Zensur der wissenschaftlichen Diskussion hat Maßnahmen wie Schulschließungen ermöglicht & eine Generation von Kindern wurde verletzt.“

Der wirkliche Zündstoff folgt, aber dann. Der Epidemiologe schreibt: „Ich bin neugierig, welche Rolle die Regierung bei der Unterdrückung der politischen Diskussion auf Twitter gespielt hat. Das werden wir mit der Zeit sehen, nehme ich an.“ Musk antwortete Bhattacharya, schrieb kryptisch „Die Sonne kommt“ und verlinkte das Lied „Sunny“ von Boney M.

So brisant wie die neuen Enthüllungen sind, wirklich neu sind sie nicht. „Project Veritas“ hatte etwa schon 2018 entsprechende Praktiken aufgedeckt. Auch TKP hatte regelmäßig darüber berichtet, etwa hier.

Neu sind nun eben Einsichten in den Maschinenraum Twitters. Dort hatte man diese interne Zensur stets bestritten. Auch vor dem US-amerikanischen Kongress.

Relativ schnell kamen Musk-Gegner mit einem „Gegennarrativ“ um die Ecke. Die neuen Enthüllungen hätten nichts damit zu tun, politische Gegner zu unterdrücken. Twitter habe nur seine Spam-Politik umgesetzt. Andere, ihm eher wohlgesonnene User, fordern Musk auf, alle schwarzen Listen bedingungslos zu veröffentlichen.

Ruf nach voller Transparenz

Max Blumenthal kommentierte etwa, dass Bari Weiss, die eine bekennende Konservative ist, keine Hinweise darauf gegeben habe, dass Twitter auch „Anti-Krieg Linke“ Und „Palästina Solidarität“ Profile zensiert und unterdrückt habe. Weiss führte hauptsächlich Konservative als Beispiel auf. Eine bedingungslose Veröffentlichung der Listen würde auch zeigen, was in Europa vor sich ging. Zudem müsste auch geklärt werden, inwieweit die EU-Kommission oder europäische Regierungen Twitter zur Unterdrückung gewisser Profile aufgefordert hat.

Umgesetzt wurde das alles so, wie es sich der kritische Beobachter vorgestellt hat: Eine geheime Abteilung mit dem Namen „Site-Integrity Policy, Policy Escalation Support“ aus hochrangigen Personen traf ddie „größten und politisch heikelsten Entscheidungen“. Über der Zensurabteilung des Alltags stand also noch die Chefabteilung. Auch die Zensur selbst bekam eine einen hippen, „woken“ Namen: „visibility filtering“ – soviel wie „Sichtbarkeitsfilterung“.

Für die kritischen Beobachter stellen sich die neuen Twitter-Files nicht als besonders neu dar. Man wusste, dass das passiert. Es wurde nur stets abgestritten, während Twitter eine massive Meinungsmanipulation betrieben hat. Man machte sich ganz nach Orwells 1984 zum Wahrheitsministerium. Der ganze zweite der Teil der Twitter-Files:

In Europa wurde schon das erste Kapitel der Twitter-Files kaum diskutiert. Die Leitmedien versuchten eher zu verharmlosen. Das ist auch für das zweite Kapitel zu erwarten, wenngleich die Files in den USA schon nach den ersten Stunden für massive Aufregung gesorgt haben.

Bild Garrett HeathTwitter Buttons at OSCONCC BY 2.0

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12 Kommentare

  1. tomengelTomEngel 10. Dezember 2022 at 9:32Antworten

    Bitte nicht vergessen: Twitter & Co sind KEINE „Sozialen“ Netzwerke. Es sind private US Amerikanische WERBEPORTALE die mit den Daten ihrer oft erschreckend naiven Nutzern Milliarden verdienen. DAS ist der Zweck von Twitter & Co. Wer bei soetwas mitmacht, dem ist ohnehin kaum noch zu helfen…

  2. Karl W 9. Dezember 2022 at 15:51Antworten

    @jabok
    Nix mit Hausrecht(darum geht es aber auch nicht,twitter hat gelogen…).
    1.In den USA ist es so:Du hast eine freie Plattform,dann kannst du nicht belangt werden,wird auf der Plattform zensiert ist der Betreiber für alles haftbar.
    2.Deutsche Gerichte haben schon geurteilt:Man geht einen Vertrag mit der Plattform ein,sie dürfen deine Daten nutzen,du ihren Service.Einfach löschen ist nicht erlaubt.

    Steinhoefel gewinnt am laufenden Band gegen willkürliche Löschungen.

  3. meMO an mich selbst 9. Dezember 2022 at 15:20Antworten

    Schon erstaunlich!

    Früher galt „das Archiv ist die Rache der Journalisten“.

    Daran hat sich per se zwar nichts verändert – lediglich die Medien haben es vergessen.
    Nicht nur das, sie begreifen auch nicht, dass ihre schärfste Waffe bald ihren eigenen Untergang besiegeln und argumentativ untermalen wird.

    Warum die MSM zu den Twitter-Files so schweigen? –
    Twitter IST ein Archiv.
    Twitter ma(h)lt daraus.
    Ihr Kopf IST daher bereits vollständig unter Wasser.

    glugglug

  4. arnulf 9. Dezember 2022 at 11:04Antworten

    Das ist bei facebook, google usw. sicher nicht anders, von unseren öffentlich Rechtlichen ganz zu schweigen. Das ist halt systemimmanent. Musk ist sicher auch kein weißer Ritter. Da spielen auch der Konkurenzkampf zu den anderen Kanälen eine Rollen.

  5. Jurgen 9. Dezember 2022 at 10:41Antworten

    Twitter Interas erinnert mich sehr an eine Diskussion um die Farbe von Scheiße… Warum setzt niemand eigene Server mit Messaging Systemen auf? Warum rennen alle immer zu den Amis, um ihre Daten anzudienen? Ich verstehe das nicht. Haben wir hier nur noch Dummköpfe?

    • SchauGenau 9. Dezember 2022 at 11:59Antworten

      @Jurgen: Weil die hier im besten Europa aller Zeiten schneller Hausdurchsuchungen, Internetsperren und fadenscheinige Strafverfahren am Hals hätten, als sie „Papp“ sagen können.
      Siehe die Verfolgung von kritischen Wissenschaftlern, Ärzten und Richtern.
      Die USA mag noch so kritisch betrachtet werden können, bisher hat sich das dezentrale Rechtssystem trotz verschidener Absurditäten früher oder später doch immer wieder durchgesetzt.

      • meMO an mich selbst 9. Dezember 2022 at 15:03

        Könnte das nicht eher daran liegen, dass die großen US-Companies schlicht genauso imperialistisch/martialisch vorgehen, wie die sonstige Wirtschaftspolitik der USA? Sah man doch an Parler, wie man mit unliebsamen – weil erfolgreichen – Konkurrenten verfährt. Und die waren „nur“ das „falsche“ politische Lager.

        Da war kein „Rechtssystem“ dafür verantwortlich, höchstens das Fehlen eines solchen. Wenn das mehr „Spirit“ sein soll, dann ist dieser ziemlich kriminell(e Energie).

  6. Karandasch 9. Dezember 2022 at 10:18Antworten

    Ich frage mich was die Zensur noch bringt, wenn sowieso die elektronischen Wahlmaschinen ihre Hauptsache verrichten. Nämlich die Wahlen um zu schreiben.

  7. Jakob 9. Dezember 2022 at 9:41Antworten

    Gar nichts wird passieren. Zensur bestimmter Personen oder Inhalte, wie auf diesem Kanal auch oder auf allen anderen Medien. MSM genauso wie die alternativen Medien. Überall wird zensiert und gesperrt.
    Ein privates Unternehmen hat das Hausrecht.
    Meinungsunterdrückung ist doch nichts Neues.
    Um das zu umgehen wurden doch die alternativen Medien, wie Telegramm geschaffen.
    Da hat jeder eine Spielwiese.

    Natürlich gibt es Absprachen zwischen den agierenden Personen.
    Auch nichts Neues.
    Jeder versucht den besten Nutzen aus den ausgehandelten Deals zu ziehen.

    Gibst du mir , geb ich dir….
    Geben und nehmen.
    Umsonst ist gar nichts. Geschäftsleute sind keinen Freunde sondern Konkurrenten.
    Der Klügere hat den größten Nutzen.
    So läuft die Welt und so wird sie auch weiterlaufen.

  8. Josef 9. Dezember 2022 at 8:26Antworten

    Ist schon Wahnsinn was da alles so passiert. „Joker/Jolly“ Elon Musk, egal wie man zu ihm steht, man muss sehen wie er, ähnlich wie Trump, fleißig in der Suppe rumrührt und den Bodensatz zum Vorschein bringt. Ich hoffe wirklich er bringt seine generelle Amnestie auf Twitter durch.

  9. Stefan Ochsner 9. Dezember 2022 at 7:49Antworten

    Musk wurde doch erst dieser Tage von der EU „diszipliniert“ so viel ich weiß.

    Was tut sich da und warum hören wir nichts davon?

    • Pierre 9. Dezember 2022 at 8:58Antworten

      Musk könnte den ganzen Dreck vorzeigen, den die EU dabei am stecken hat…? Vielleicht gibts ja nen Deal für vorsorgliche Schadensbegrenzung.

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