
Coronavirus: Kinder selten infiziert und verbreiten Virus kaum
Bei Kindern und Jugendlichen kommt es im Falle der Ansteckung entweder zu gar keinen Symptomen oder nur zu einem milden Krankheitsverlauf. Die Gefahr der Verbreitung des Virus durch Kinder ist sehr gering. Das belegen nun immer mehr Studien.
Schulschließungen und die Sperre von Kindergärten erschienen zu Beginn des Ausbruchs der Pandemie als geeignetes Mittel um die Ausbreitung des Virus zu reduzieren. Das geht zurück auf die Erfahrungen, die bisher mit Grippeviren gemacht wurden. Influenza ist für Kinder keine leichte Krankheit und sie sind sehr ansteckend. Das trifft allerdings auf SARS-Cov-2 nicht zu.
Australische Studie
Bisher gab es schon viele Hinweise auf ein gegenüber der Influenza völlig anderes Muster. Die Fallzahlen waren aber gering und die Studien mit Unsicherheiten behaftet. Eine neue australische Studie gibt nun deutlich mehr Gewissheit.
Das National Centre for Immunisation Research and Surveillance (NCIRS) hat mit Hilfe des NSW Ministry of Health and NSW Department of Education eine detaillierte Untersuchung über die Verbreitung des Coronavirus an 15 Schulen in New South Wales durchgeführt.
Ausgangspunkt waren 9 Schüler und 9 Lehrer aus 15 Schulen, die zwischen 5. März und 3. April als Infizierte bestätigt wurden. Sie hatten engeren Kontakt mit insgesamt 863 anderen Menschen in ihren Schulen. Diese Personen wurden sowohl auf aktive Infektion als auch auf Antikörper getestet.
Von den 735 Schülern wurden nur 2 als sekundäre Infektionen identifiziert. Einer davon wurde durch den PCR Test als aktiv infiziert erkannt, bei dem anderen Kind wurden nach 4 Wochen Antikörper gefunden. Von den 128 Beschäftigten die in Kontakt mit der primären Gruppe waren, wurde kein einziger positiv getestet.
Es wurden keinerlei Anzeichen dafür gefunden, dass Schüler Lehrer angesteckt hätten. Auffällig ist auch, dass gleich viele Lehrer wie Schüler infiziert waren, also ein weit höherer Prozent im Lehrkörper als bei den Schülern. Dies deckt sich mit dem Befund, dass Kinder weit weniger gefährdet sind, weniger leicht angesteckt werden können, und auch selbst das Virus kaum verbreiten.
Studie in Island
In Island wurden schon sehr frühzeitig ziemlich ausgedehnte Tests durchgeführt. Einer auf diesen Tests beruhenden Studie zufolge sind Kinder seltener mit dem Coronavirus infiziert. In Island gab es unter den 13.000 getesteten Menschen bei Kindern unter zehn Jahren keinen einzigen positiven Befund, bei den über Zehnjährigen waren es 0,8 Prozent.
Island hatte gegen die Ausbreitung des Virus Maßnahmen wie das Verbot von Versammlungen mit mehr als 20 Teilnehmern verhängt, Schulen und Kindergärten blieben aber mit Einschränkungen weitgehend geöffnet.
Weitere Studien
Ein neunjähriges französisches Kind mit Corona-Infektion hatte Kontakt zu 172 Personen, von denen es jedoch niemanden angesteckt . Dies bestätigt frühere Ergebnisse, wonach die Corona-Infektion (im Unterschied zur Influenza) nicht oder kaum von Kindern übertragen wird.
Der Schweizer Chefarzt für Infektiologie, Professor Pietro Vernazza, berichtet, dass es für die Wirksamkeit von Schulschließungen keine medizinische Evidenz gibt (und auch nie gab), da Kinder im Allgemeinen weder ernsthaft am Virus erkranken noch zu den Überträgern des Virus gehören (im Unterschied zur Influenza).
Falschmeldungen
Es kursieren immer wieder Falschmeldungen über Todesfälle bei Kindern, die sich aber rasch als Ente herausstellen. Ein typisches Beispiel sind angeblich an Covid-19 verstorbene „gesunde Kinder“, bei denen sich später meist herausstellt, dass sie doch nicht an Covid-19 starben oder aber schwer vorerkrankt waren.
In den USA behauptete etwa ein Gouverneur, ein Kleinkind sei als weltweit jüngstes Opfer „an Covid“ gestorben. Bekannte der Familie erklärten jedoch, dass das Kleinkind bei einem tragischen Unfall zuhause erstickt sei und im Krankenhaus nachträglich positiv getestet wurde. Der zuständige Rechtsmediziner erklärte keinen Covid-Todesfall.
Nutzen von Schulschließungen bei Bekämpfung der Coronakrise gering