
Das Rätsel um Epsteins österreichischen Pass
Jeffrey Epstein besaß einen österreichischen Pass. Das Innenministerium dürfte sich dafür nie interessiert haben. Die Sache verschwand im Nichts, doch der tote Pass bleibt eine geheimnisvolle Spur in die mächtige Unterwelt.
Im Juli 2019 durchsucht das FBI das New Yorker Penthouse des glamourösen US-Milliardärs Jeffrey Epstein. Man findet einen Safe. Darin: 70.000 Dollar Bargeld, 48 lose Diamanten und ein abgelaufener österreichischer Pass aus den 1980er Jahren. Wenige Wochen später wird Epstein im Gefängnis unter bis heute ungeklärte Umstände tot sein. Eine Spur zu österreichischen Behörden gab es nie.
Die Frage bleibt bis heute völlig offen: Woher hatte Epstein den Pass? Das Dokument war auf einen falschen Namen ausgestellt. Sein Anwalt bestätigte die Existenz des Passes. Dieser habe Epstein für Reisen und als „Vorsichtsmaßnahme“ gedient. Woher den Pass bekommen hatte, dazu wollte der Anwalt nichts sagen.
Im März 2022 musste Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zumindest eine parlamentarische Anfrage der FPÖ zu Epsteins österreichischem Pass beantworten. Auch wenn die Causa verjährt ist, stehen Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung im Raum – ohnehin keine Kavaliersdelikte und noch dazu im Zusammenhang mit einer der weltweit größten Kriminal- und Korruptionsgeschichten der Gegenwart.
- Storl, Wolf-Dieter(Autor)
Karners Antwort war lakonisch – und widersprach sogar dem Anwalt. So erklärte der ÖVP-Minister:
„Die Erhebungen konnten die Existenz des gegenständlichen österreichischen Reisepasses bislang nicht bestätigen, weshalb auch keine entsprechenden Erkenntnisse vorliegen.“
Dies steht im direkten Widerspruch zu Epsteins Anwalt, der die „Existenz des gegenständlichen österreichischen Reisepasses“ explizit bestätigte. Doch das BMI konnte das offenbar drei Jahre später weiterhin nicht bestätigen – womit die Erhebungen und Ermittlungen offenbar beendet waren: Keine Aufzeichnungen über Ausstellung, keine Hinweise auf Fälschung oder illegale Beschaffung. Es folgten weder Ermittlungen noch weitere Nachfragen – der Fall versank im Nichts.
Woher könnte der Pass stammen? Man kann nur spekulieren, selbst wenn die ganzen Epstein-Files öffentlich werden, ist es unwahrscheinlich, dass man zum österreichischen Pass etwas findet. Was man weiß: Epstein war kein Österreicher, besaß keine Vorfahren dort und lebte nie in Wien. Zwei Szenarien sind die offensichtlichen.
Denkbar ist eine Schwarzmarktbeschaffung über korrupte Beamte oder kriminelle Netzwerke, die gefälschte Dokumente anbieten. In den 1980er Jahren war der Handel mit Pässen in Europa, besonders für Reiche mit Bedarf an Anonymität, üblich. Wer das nötige Geld hatte, kam zu seinem gefälschten Pass. Epstein mit seinen zusätzlichen Verbindungen zur globalen Elite hatte zweifellos entsprechende Kontakte und einflussreiche Freunde.
Eine andere Option sind Geheimdienste. Seit Jahren kursieren Theorien, dass Epstein für Geheimdienste arbeitete – Mossad, CIA oder andere. Eine große Pass-Auswahl ist für verdeckte Operationen, Erpressung oder das Aufbauen von sogenannten Honeytraps unerlässlich. Der österreichische Pass, neutral und unauffällig, passt ins Bild eines Mannes, der Politiker und Prominente kompromittiert haben soll.
Alexander Acosta, ehemaliger US-Arbeitsminister, soll 2008 gesagt haben, Epstein gehöre der „Intelligence“ – ein Hinweis, der nie aufgeklärt wurde. Als Agent eines mächtigen westlichen Dienstes wäre es vermutlich ein leichtes Unterfangen gewesen, zu einem österreichischen Pass zu kommen.
Der österreichische Journalist Richard Schmitt thematisierte den Pass Anfang 2024 ausführlicher. Er fragte:
Warum hat der damalige US-Finanzexperte Jeffrey Epstein, der noch von 1973 bis 1975 Mathematik und Physik an der Dalton School, einer exklusiven Privatschule an der Upper East Side in Manhattan, unterrichtet hat und erst im August 1981 seine in New York ansässige Vermögensverwaltung (spezialisiert auf Geldanlagen für Milliardäre) gegründet hat, schon vor 41 Jahren eine derartige Bedeutung, dass er von der österreichischen SPÖ-Alleinregierung einen Reisepass erhielt? Noch dazu musste jemand – vermutlich im Innenministerium – dafür sorgen, dass auch ein falscher Name in diesen Reisepass eingetragen wird. Ein Abteilungsleiter des Referats III (Passwesen) wird das wohl nicht alleine bestimmt haben.
Warum war der US-Finanzexperte schon im Jahr 1982 derart bedeutend (oder was wusste Jeffrey Epstein?), damit ein Mitglied der Bundesregierung unter Bruno Kreisky dafür sorgte, dass er einen falschen österreichischen Pass erhält? Stand die Republik Österreich unter dem Druck der damaligen US-Regierung von Ronald Reagan?
Auch in Österreich dreht sich die Epstein-Causa um Skandale um Suizide und lebendige Mächtige, nicht um tote Pässe. Dabei gäbe es damit tatsächlich nationale Betroffenheit, die sogar zur brisanteren Frage nach Österreichs Souveränität führen könnte. Das Innenministerium hatte offensichtlich wenig Interesse, auch die Öffentlichkeit interessiert sich kaum. In einer Welt voller Verschwörungen wirkt der Pass wie ein loses Ende, das niemanden anzieht. Merken können wir uns aber eines: Reichtum kauft nicht nur Schweigen, sondern auch Dokumente. Epsteins österreichischer Pass dürfte ein Rätsel bleiben – und eine Erinnerung an einflussreiche, zwielichtige Netzwerke. Von den 1980er Jahren bis heute.
In Österreich wurde doch in ein geheim angelegtes Kellerloch ein kleines Mädchen gezielt abgerichtet, und wer weiss, wer alles sich dort einfand!?
Hinweis: Der Name des Mädchens darf nicht erwähnt werden, sonst gibt es sofort ein Gerichtsverfahren, und hinzu kommt, dass damals das FBI abgewimmelt wurde, denn sie wussten mit Sicherheit mehr, was hierzulande im Untergrund so alles abging …
Ähnliche Vorfälle: (tinyurl.com/yc967uhs)
na, mit guten beziehungen auf ebene von staatsekretären habe ich auch so manchen pass bekommen.
staatsräson wird unter druck erzeugt. natürlich muss ein solcher pass nur selten verwendet werden.