Gut, wenn man ein zweites Zuhause hat: Ein Ex-AfD-Politiker in Russland

12. Mai 2024von 14,4 Minuten Lesezeit

Da Hansjörg Müller seit 2021 wieder fix in Moskau lebt, wollte ich mit ihm die Serie „Im russischen Exil“ fortsetzen. Die Informationen, die man der Wikipedia über ihn entnehmen kann, sind „interessant“. Wer seinen Eintrag liest, rechnet damit, einem rechtsextremen Ausländerfeind zu begegnen. Der Wahrheitsgehalt dieses Mediums ist aber für jemanden, der die Analyse der Wikipedia durch Markus Fiedler seit 2016 verfolgt, eher zweifelhaft.

Nachdem ich unseren Kontakt sehr offensiv damit begann, dass ich als politisch Linke keine große Freude mit der AfD als Partei habe, er aber trotzdem offen und gesprächsbereit blieb, war das Interview mit diesem Exil-Deutschen in Russland für mich sehr spannend.

Aus seiner eigenen Vita erfährt man, dass „der Dipl.-Volkswirt Hansjörg Müller beruflich in der Restrukturierung international tätiger Unternehmen tätig ist und als „Wutbürger“ 2017-2021 einen Ausflug in die Politik unternahm. Er wollte als AfD-Bundestagsabgeordneter die inkompetente Politikerkaste daran hindern unser schönes Deutschland, seine Gesellschaft und Wirtschaft, weiter zu spalten und zu zerstören.“ Er sieht sich inzwischen „als Bürgerrechtler, der sich Gedanken über ein neues und menschliches, politisches System für Deutschland macht. Dabei denkt er in Richtung einer „Basisdemokratie“ anstelle des ineffizienten und korrupten Parteiensystems.“

Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Hansjörg Gerhard Georg Müller. Ich bin 1968 in Westdeutschland geboren, mit einer westdeutschen Mutter und einem ostdeutschen Vater, der mit seinen Eltern aus der DDR geflüchtet ist. Das ist wohl ein Grund dafür, warum ich als Westdeutscher so großes Interesse am Osten hatte.

Warst Du öfter „drüben“?

Ich war mit sechs das erste Mal zum Verwandtenbesuch in Thüringen. Was mich zunächst schwer irritierte: mein Vater umarmte „wildfremde“ Menschen, bis ich verstand, das waren sein Cousin, seine Cousine und sein Onkel. Aber die waren sehr nett und ich war immer gerne dort. Zwischen 1974 und 1989 war ich mit meinem Vater regelmäßig in der DDR und habe es immer genossen.

Warum das, was war denn das Besondere?

Es gab zwei Gründe. Ich habe als Kind und Jugendlicher immer Abenteuer-Bücher wie Karl May oder Jule Vernes gelesen – das hat mich fasziniert. Und die DDR war für mich als kleinen Bengel natürlich ein großes Abenteuer – denn sie war anders und neu. Der zweite Grund war, dass die Besuche bei mir gewisse Denkprozesse auslösten. Als mein politisches Bewusstsein während der Pubertät entstand, wurde mir klar, dass das, was ich in der bayrischen Schule gehört habe, „böser Russe, böser Ostdeutscher, böse DDR“, so nicht stimmte. Es widersprach meiner persönlichen Erfahrung, denn ich traf dort lauter nette Menschen.

Hattest Du da auch Kontakt zu Russen?

Nein. Ich sah nur immer mal wieder Armeelaster aus der Ferne. Persönliche Kontakte zu Russen kamen erst später, aber so entstand die erste Offenheit gegenüber dem, was „nicht-westlich“ war.

Warum hast Du Russisch gelernt?

Das war eigentlich eine Trotzreaktion gegenüber meinem Vater zu Studienbeginn. Er hatte ja zwei Jahre noch in der DDR Russisch als Unterrichtsfach und konnte die Sprache lesen. Während der Gorbatschow-Zeit hat mich immer aufgezogen, dass er Artikel lesen konnte und ich nicht. Als ich mir überlegte, welche exotische Sprache ich im Studium lernen sollte, entschied ich mich daher für Russisch.

Aber stärker war der Einfluss meines Opas mütterlicherseits. Er hat die Zeit während der Kindheit meiner Mutter in der Wehrmacht verbracht. Bereits vor dem Krieg leistete er seinen Wehrdienst ab, diente dann im 2. Weltkrieg und kam in französische Gefangenschaft. Als er 1947 nach Hause kam, hat ihn seine Tochter – also meine Mutter – nicht erkannt. Er hat mit mir die verlorene Kindheit, die er mit der Tochter nicht hatte, nachgeholt. So entstand ein sehr enger Bezug und er hat mir vieles aus dem Krieg erzählt.

War er an der Ostfront?

Ja – und aus dieser Zeit hatte er sehr viele Erinnerungen. Ohne Wertung hat er z.B. von teilweise krassen sowjetischen Kriegsverbrechen berichtet, aber gleichzeitig von den schönen zwischenmenschlichen Begegnungen mit der Zivilgesellschaft Russlands erzählt. In seinem Regiment war es Vorschrift, sich gegenüber der Zivilbevölkerung korrekt zu verhalten, so dass es zu sehr vielen positiven Erfahrungen kam. Es gab Tauschhandel, man ist wohl auf beiden Seiten menschlich miteinander umgegangen. Er hat mir immer gesagt, dass er Russen als Menschen sehr nett fand. Seine Erzählungen gingen so weit, dass ich ihn bat, seine Memoiren zu schreiben, was er dann auch getan hat. Seine Berichte – auch über die Menschlichkeit im Krieg – haben mich sehr berührt. Letztlich hat er nur aufgrund seines eigenen – menschlichen – Verhaltens überlebt.

Wieso das?

Er war als Unteroffizier in der 6. Armee in Richtung Stalingrad unterwegs. Irgendwo in Südrussland kam es zu einem Besäufnis, bei dem ein Offizier einer Russin nachgestellt hat. Besoffen wie der Offizier war, ließ er sich von meinem Opa nicht überzeugen, das zu unterlassen. Es kam zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, die meinem Großvater ein Kriegsgerichtsverfahren vor dem Wehrmachtsgericht einbrachte. Er wurde zwar freigesprochen, da sich dieser Offizier „undeutsch“ verhalten habe, wurde trotzdem aber an die karelische Front strafversetzt. Dort hat er überlebt – in Stalingrad wäre er sicher vor die Hunde gegangen. Diese Erzählungen habe ich immer wieder gehört und es berührt mich heute noch, dass er eigentlich nur dank dieser Russin überlebt hat.

Es war ein ständiger Widerspruch: meine eigenen Erfahrungen in der DDR und die Geschichten meines Opas aus Russland – all das stand im krassen Gegensatz zum schulischen Narrativ vom bösen Russen, bösen Osten und der bösen DDR. Das hat mich hingebracht, wo ich jetzt bin: direkt nach Moskau.

Du bist aber nicht das erste Mal dort?

Nein. Nachdem ich Russisch gelernt habe, habe ich 1989-90 ein Auslandssemester in Wolgograd – dem ehemaligen Stalingrad – verbracht. Den Mauerfall habe ich bei den Russen erlebt. Und dank meiner guten Russischkenntnisse war ich während der Aufbruchsjahre Mitte der 90iger Jahre ein gefragter Mitarbeiter für international agierende Unternehmen. Ich war immer im Russlandgeschäft tätig und habe Märkte und Firmen aufgebaut. Zwischen 2004 – 2011 habe ich dann als Expat größtenteils in Moskau und am Schluss in Kaluga gelebt, war u.a. als Leiter Logistikplanung bei VW und als Geschäftsführer der russischen Tochtergesellschaften westlicher Investoren tätig.

Und warum bist Du 2011 nach Deutschland zurückgegangen?

Meine Ehefrau – eine Russin – merkte, dass es mir nicht gut ging. Ich hatte meinen Bezug zur Heimat verloren, ich wollte – nein musste – raus, weil ich fast depressiv wurde. Ich ging zurück in die deutsche Industrie und habe dort – bis zu meinem Einstieg in die AfD und meiner Tätigkeit 2017 in den Bundestag – sehr erfolgreich als Sanierungsfachmann gearbeitet.

Über Deine politische Karriere in der AfD zu sprechen, würde etwas zu weit führen, es soll ja um Deutsche im russischen Exil gehen.

Das ist ok. In meinem Buch „Scheindemokratie“ habe ich mit dem politischen BRD-System abgerechnet und meiner eigenen Partei gut gemeinte Ratschläge erteilt. Mir haben die faschistoiden Verhaltensweisen in der deutschen Gesellschaft sowie die scheindemokratischen Methoden im Bundestag überhaupt nicht zugesagt und die AfD hat sich in meinen Augen einfach zahnlos dem System unterworfen. Wir brauchen ein anderes – wahrhaft demokratisches – politisches System, aber das würde den Rahmen wirklich sprengen. Im Buch steht dazu mehr. Ich war in der Politik immer klar und laut, habe insbesondere in der Corona-Zeit immer deutlich benannt, was ich sehe. Aber das konnte ich mir ja auch leisten.

Wie denn das?

Ich ging davon aus, dass ich mit dem AfD-Siegel auf der Stirn als der böse Nazi gelte und eine Rückkehr in eine Industriekarriere eher unwahrscheinlich sein würde, obwohl es dann doch anders kam. Es ist schon unfassbar, der Umgang mit Andersdenkenden, Abweichlern und Selbstdenkenden erinnert mich wirklich an die dunklen Zeiten Deutschlands. Aber als ich 2011 von Russland nach Deutschland zurückging, habe ich die Brücken nicht abgebrochen. Ich hatte meine Immobilien, meine Firma, mein Konto und natürlich auch meine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis – ich habe den gleichen Status wie ein Russe, nur ohne Wahlrecht – behalten. Ich bin immer wieder nach Moskau geflogen, habe die Freundschaften und Kontakte gepflegt, mein zweites Zuhause besucht, um immer einen Rückzugs- bzw. Fluchtraum zu haben. Darum konnte ich mir knallharte, laute und konsequente Aussagen leisten und mich engagieren für das, was mir wichtig ist. Dabei ist mir egal ob jemand politisch links oder rechts steht, ich unterstütze Menschen, wenn mir das möglich ist.

Nach dem Ende meiner Bundestagszeit war anzunehmen, dass die Existenzvernichtung aufgrund meiner scharfen Aussagen auf dem Plan stand. Daher habe ich mich Ende 2021 voller Freude ins Flugzeug gesetzt und bin den Rück-Rückweg von Deutschland nach Russland angetreten. In unserer Moskauer Wohnung wurde ich von meiner Frau, die sich zwei Wochen früher auf den Weg gemacht hatte, herzlich begrüßt.

Du sprichst von Freunden und Bekannten in Russland. Die Wikipedia schreibt: „Müller unterhält politische Netzwerke in und nach Russland“. Wie kann man das verstehen?

Natürlich fragt mich Präsident Putin bei all seinen Entscheidungen und bringt dann Geldkoffer mit …

Es ist einfach so absurd, dass man eigentlich nur mit Comedy darauf antworten kann.

Aber Spaß beiseite: Ich war u.a. als Geschäftsführer der russischen Niederlassung von Gieseke und Devrient für vier Jahre in Moskau tätig. Das ist ein staatsnahes deutsches Unternehmen, das u.a. Banknoten, Pässe, Kreditkarten und SIM-Karten produziert. Das ist auch in Russland ein staatsnahes Geschäft – das geht nicht ohne Kontakte zu Beamten. Auch für andere Geschäfte für westliches Auftraggeber sind Kontakte zu Beamten, Zoll und verschiedenen anderen Behörden unerlässlich. Sonst geht gar nichts. Und wenn uns Außenminister Lawrow dann einmal im Jahr einlädt, geht man natürlich hin. Wer im Geschäftsleben keine Kontakte pflegt, ist kein Geschäftsmann.

Politische Kontakte zu Duma-Abgeordneten entstanden erst durch meine offiziellen Reisen als AfD-Abgeordneter nach Russland. Da es in der AfD nur wenige russischsprachige Abgeordnete gab, war ich natürlich immer wieder dabei. Ich wurde auch im russischen Fernsehen „herumgereicht“ und habe meine Sicht von Deutschland vermittelt. Das mache ich sporadisch auch heute noch. Dabei versuche ich für die Medien zu analysieren und zu erklären, was in Deutschland passiert. Die meisten Russen schütteln dabei nur mit dem Kopf.

Was sind aus Deiner Sicht die Unterschiede zwischen westlichen und russischen Medien?

In meinen Augen gibt es zwei wesentliche Unterschiede. In den Westmedien wird nicht unterschieden zwischen Führung und Bevölkerung, also zwischen Handlungen der Regierung und der Menschen des Landes. In Russland wird sehr stark differenziert. In jedem Bericht im russischen Fernsehen und in Zeitungen wird deutlich zwischen Deutschen und der deutschen Regierung unterschieden. Der Westen hält sich für moralisch überlegen, aber wie man dort von „dem Russen“ spricht bzw. schreibt, das ist Fremdenfeindlichkeit, ja Rassismus gegenüber Russen. Diese Propaganda in den westlichen Medien könnte auch aus Medien der Tausendjährigen Epoche stammen.

Der zweite Unterschied liegt in der verkürzten Argumentation. In deutschen Medien wird alles verkürzt. Die Russen und Putin sind böse, die Amis und Biden sind gut. Es wird aber nie argumentiert, wie man zu dieser Einschätzung kommt. In russischen Medien werden Gedankengänge, die Schritte bis zur Conclusio erklärt und mit Quellen hinterlegt, wie man zu einer Schlussfolgerung kommt. Die westlichen Medien haben verlernt, journalistisch zu arbeiten.

Die russischen Medien sind natürlich auch tendenziös – die Anti-West-Tendenz ist nicht zu übersehen. Aber die russischen Journalisten erklären und begründen eben sehr genau, warum sie so argumentieren. So traurig es ist, was die journalistische Qualität angeht, sind die deutschen Medien Lichtjahre hinter den russischen her.

Apropos Medien – die Wikipedia ist ja auch ein Medium, das im Westen eine große Rolle spielt. Und Dein Wikipedia-Profil liest sich ziemlich erschreckend. Was sagst Du dazu?

Zur Wikipedia: Die ist nicht das Lexikon, das sie behauptet zu sein, sondern ein reines Propaganda-Medium. Mein Wikipedia-Profil ist gespickt mit Lügen und Halbwahrheiten. Es ist zur Hälfte falsch und die andere Hälfte ist zwar richtig, aber durch fehlenden Kontext oft auch verfälschend. Und man kann es nicht korrigieren lassen. Inzwischen denke ich mir, wer ein sauberes Wikipedia-Profil hat, kann kein anständiger Mensch sein!

Bist Du ein Rechtsnationalist?

Ich bin ein bewusster deutscher Patriot, das wird heute schnell als „Nazi“ diffamiert. Aber ich liebe fremde Kulturen, bin Zeit meines Lebens viel gereist, bin neugierig auf alles, was anders ist. Chile ist neben Russland eines meiner Lieblingsziele. Ich spreche Russisch, Englisch, Spanisch und Tschechisch – ein „typischer deutscher Nazi“ eben.

Wo siehst Du Dich denn politisch?

Ich stehe für das eigene Land, die Menschen in unserem Land, die Umwelt und die Industrie ein, die ja gerade systematisch an die Wand gefahren werden. Es liegt mir an der deutschen Kultur. Ich will das Eigene bewahren, aber nicht überhöhen. Es geht um die Bewahrung des eigenen in allen Ländern. Migranten sind genauso Verfügungsmasse der Mächtigen, wir werden alle aufeinandergehetzt.

Es hat sich nichts geändert. Die Völker der Erde wurden von den Großkapitalisten bereits in zwei Weltkriege gegeneinandergehetzt. Im globalistischen Geflecht gibt es weniger als 1000 Entscheider, denen über Firmenverflechtungen 80% der weltweiten Wertschöpfung gehören. Darüber habe ich in meinem Buch „Soziale Marktwirtschaft statt Globaler Finanzoligarchie – Heimische Wirtschaft zuerst“  geschrieben, alles mit Quellen klar belegt. Dort habe ich die notwendigen Begrenzungen für die hemmungslose Globalisierung wirtschaftswissenschaftlich begründet.

Aber Du arbeitest ja selbst auch über Landesgrenzen hinweg?

Ja, das ist irgendwie witzig. Ich bin anerkannter Fachmann für Firmensanierungen und habe nach wie vor Anfragen und Aufträge in ganz Europa. Ich lebe in Moskau – und das begeistert, weil das Leben hier viel freier und mit sehr viel weniger sinnlosen Vorschriften ist. Aber ich habe sehr viele Nachfragen aus dem Westen. D.h. ich verbringe viel Zeit in der Luft, bin an langen Wochenenden bzw. zwischen Projekten zuhause und dann immer wieder bei Kunden vor Ort in diversen Staaten der EU. Ich lebe im Osten und arbeite für westliche Auftraggeber als Sanierungsexperte, speziell für Tochterfirmen westlicher Konzerne in ganz West- und Osteuropa.

Diese Projekte mache ich immer im Bewusstsein, dass ich den Wahnsinn der EU maximal für ein paar Monate ertragen muss, um in Kürze wieder in die russische Freiheit zurück zu gehen.

Ist Russland also der Hort der Freiheit für Dich?

Es ist schon schräg. Ich bin jetzt 56. Ich wurde ja als Kommunistenfresser und Russlandhasser durch westdeutsche Schulen konditioniert. Hätte man mir als jungen Menschen gesagt, dass ich froh bin, dass ich nach Russland zurück in die Freiheit gehen kann – ich hätte jeden für verrückt erklärt.

Aber eines muss ich sagen: Es ist in der Tat so, dass man den russischen Präsidenten nicht lautstark auf dem Roten Platz beschimpfen sollte. Da ist es wohl ungefährlicher, Herrn Scholz vor dem Bandenburger Tor zu beschimpfen. Die direkte Machtfrage zu stellen, ist in Russland sicher kritisch. Aber alles, alles andere ist in Russland viel freier als in Deutschland. 99% des Alltagslebens sind freier. Man muss auch nicht wegen kritischen Sätzen, die man mit seinen Nachbarn austauscht, mit Hausdurchsuchungen rechnen. Die russische Gesellschaft ist um Längen toleranter als die deutsche. Das sind gewachsene soziale und kulturelle Strukturen. Konstantin Wecker, dessen Lieder ich nach wie vor sehr schätze, sang: „Jeder Deutsche ist ein Lehrer und ein Freizeitpolizist“. Die Russen sind das Gegenteil davon – man lässt den anderen Menschen ihre Meinung, lässt einander in Ruhe.

Wie sind Deine Kontakte zu Russen? Ich persönlich habe die Menschen – mangels Sprachkompetenz – zuerst immer eher als unzugänglich erlebt.

Ich habe exzellente Beziehungen und sehr viele gute zwischenmenschliche Kontakte. Aber eines sollte man sich bewusst sein: der „offizielle“ Russe ist unnahbar, der gleiche Russe als Mensch kann das genaue Gegenteil sein. Lächeln im Amt ist unprofessionell.

Das habe ich bereits während meiner Zeit 1989/90 in Wolgograd erlebt, als wir im Studentenheim Probleme mit der Wasserversorgung hatten. Unser Gespräch mit dem Chef des Wasserversorgungsamtes der Stadt Wolgograd war unfassbar unangenehm. Er war total arrogant und hat uns gegen eine Mauer rennen lassen. Als ich ihn zufällig ein paar Wochen später im privaten Umfeld wieder traf, lächelte er, wir haben ein paar Wodkas getrunken und viel Spaß gehabt.

Das sollte man natürlich wissen, wenn man nach Russland reist. Das hilft, Vorurteile abzubauen. Danke für Deine Zeit!


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8 Kommentare

  1. Fritz Madersbacher 12. Mai 2024 um 16:46 Uhr - Antworten

    „Dort habe ich die notwendigen Begrenzungen für die hemmungslose Globalisierung wirtschaftswissenschaftlich begründet“

    Es fragt sich natürlich, für wen solche Begrenzungen notwendig und wirtschaftswissenchaftlich begründet sind, und vor allem, wer sie machen soll (außer uns selbst). Für die Nutzniesser der hemmungslosen Globalisierung sind solche Begrenzungen sicher unnotwendig und wirtschaftswissenschaftlich unbegründet. Und sie werden sie wie bisher auch mit militärischen Mitteln zu verhindern suchen …

  2. Fritz Madersbacher 12. Mai 2024 um 16:33 Uhr - Antworten

    „Aber eines muss ich sagen: Es ist in der Tat so, dass man den russischen Präsidenten nicht lautstark auf dem Roten Platz beschimpfen sollte. Da ist es wohl ungefährlicher, Herrn Scholz vor dem Bandenburger Tor zu beschimpfen. Die direkte Machtfrage zu stellen, ist in Russland sicher kritisch“

    Das ist so nicht vergleichbar. Die „direkte Machtfrage“ müßte man vor dem Brandenburger Tor anders formulieren, nicht als Kritik an Herrn Scholz. Das ist der Unterschied zwischen einem vom westlichen Imperialismus bedrohten Land, in dem die nationale Bourgeoisie regiert, und einem Staat wie Deutschland, das ausdrücklich „kapitalistisch“ und auch Vasall seines imperialistischen Oberherrn ist. Vor kurzem hätten das die „Pandemie“-Gegner („Querdenker“) bestätigen können, im Moment sind es z.B. die Kritiker der Schlächter von Gaza, die die falschen Äußerungen für die herrschende Klasse vor dem Brandenburger Tor oder sonstwo in Deutschland machen, auch die Kritiker des deutschen Engagements in der Ukraine …

  3. niklant 12. Mai 2024 um 10:54 Uhr - Antworten

    Man wird diesen Exil-AFDler nutzen um erneut gegen eine AFD zu Integrieren. Deutsche Bürger sollen und dürfen keine eigene Meinung haben und auch die Anpassung der Deutschen Meinung an die Vorgaben der Polit-Meinungen soll mit aller Möglichkeit herbeigeführt werden! Wer nicht so denkt und sich nicht lenken lässt wie die EU-Eliten es wollen ist und bleibt ein Feind der Diktatur! Frage mich langsam, wann die Eingreiftruppen auftauchen um uns Freidenkende aus dem Verkehr ins Lager zu bringen?

  4. Trixi Walcher 12. Mai 2024 um 9:17 Uhr - Antworten

    Immer wieder zeigt sich, dass Medien, Exekitive und Justiz regierungskonform sind. Das war im Kaiserreich so, im Nationalsozialismus – und ist auch heute so. Eine echte Demokratie gab’s zu keiner Zweit, aber zu jeder Zeit eine Herrschaft der Eliten und des Kapitals.

    • Ed Uscho 12. Mai 2024 um 12:16 Uhr - Antworten

      Der Staat ist das Machtinstrument der herrschenden Klasse. Oder wie es Lenin formulierte: „Werkzeug zur Ausbeutung der unterdrückten Klasse“. Hat sich nichts geändert seither. Die ‚unterdrückte Klasse‘ wird mehr und mehr zur ‚unterworfenen Masse‘. Von Klassenbewusstsein keine Spur mehr.

      PS: Leseempfehlung: „Staat und Revolution“[Lenin]

      • Heiko S 13. Mai 2024 um 14:39 Uhr

        auch lesenswert: Engels „Die Entstehung der Familie, des Praviteigentums und des Staates“

  5. BoniBonus 12. Mai 2024 um 9:13 Uhr - Antworten

    Da kann man neidisch werden. In Deutschland ist das Denunziantentum vollends durchgebrochen. Mit Aufforderung unserer Regierung werden Bürger angehalten, Menschen auf Portalen anzuschwärzen. Das ist für mich nicht mehr Deutschland. Das ist übelste DDR, bei weiten viel schlimmer, als sie je war.

    • Heiko S 13. Mai 2024 um 12:01 Uhr - Antworten

      Genau so geht politische Schizophrenie. Auf die aktuellen faschistoiden Zustände schimpfen und als Beispiel der DDR anführen. Es ist genau diese politische Dummheit, die die Herrschenden schützt.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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