Internationale Bauernproteste – und die Medien schweigen

15. Februar 2024von 17,9 Minuten Lesezeit

Fast überall in Europa aber auch weltweit stehen Bauern auf der Straße, um gegen die verschiedenen strukturellen Probleme in der Landwirtschaft und das Risiko eines absehbaren Engpasses in der Lebensmittelversorgung aufmerksam zu machen.

Auch wenn in den Mainstream-Medien – zumindest seit den sehr zweifelhaften „Enthüllungen“ seitens Correktiv – das Thema kaum mehr eine Rolle spielt, die Proteste gehen weiter und weiten sich zunehmend aus. Alexander Ehrlich begleitet diese Proteste von Anfang an und berichtet im Interview über den aktuellen Stand der Demonstrationen.

Alexander Ehrlich ist Translationswissenschaftler (Konferenzdolmetscher) und staatlich geprüfter Fremdenführer aus Niederösterreich. Er war vor der „Pandemie“ geschäftsführender Gesellschafter der City Tours GmbH mit Standorten in vier Ländern und Geschäftstätigkeit in 72 Ländern, spezialisiert auf Bustouristik und Buspannenlösung. Im Jahr 2020 gründete er den Busunternehmensverband „Honk for Hope“, mit dem er große Busdemonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen in 14 Ländern durchführte. Im August 2020 organisierte er Bustransfers aus ganz Deutschland zu den Freiheitsdemonstrationen in Berlin. Als Generalkoordinator der „Friedenskette am Bodensee“ am 03.10.2020 und Versammlungsleiter der Großkundgebung gegen das 3. Infektionsschutzgesetz in Berlin am 18.11.2020 machte er sich in der Außerparlamentarischen Opposition einen Namen und organisierte seither über 1.500 Demonstrationen für die Rechtsstaatlichkeit in Europa. Er war u.a. Mitorganisator der #KurzMussWeg Großkundgebungen in Wien und der #EuropeansUnited Kundgebungen in Brüssel.

Seit Januar 2024 ist Alexander Ehrlich, selbst Sohn eines Bauern, europaweit in die Gestaltung der Bauernproteste aktiv mit eingebunden und bildet eine Informationsbrücke zwischen unterschiedlichen Sprachräumen. Dabei kommt ihm seine Vielsprachigkeit enorm zugute.

Wir kennen uns seit der Corona-Proteste, jetzt bist Du bei den Bauernprotesten aktiv dabei. Wie kam das?

Die Bauernproteste kommen ja nicht aus dem nichts, sie sind Jahrzehnte alt. Als Sohn eines Bauern habe ich die Probleme in der Landwirtschaft von klein auf mitbekommen. Da ich seit der Maßnahmenkritik 2020 bis 2023 international vernetzt bin, hat es sich ergeben, dass ich, sobald die Bauernprotestbewegung gestartet war, automatisch sehr viele Informationen bekommen habe. Ich wurde aber auch mit sehr vielen Fragen konfrontiert, durfte beraten, Tipps geben und bin einfach in das Thema hineingerutscht.

Gibt es eine übergreifende außerparlamentarische Opposition (APO), die die Bauernproteste unterstützt?

Es gibt seit 2020 auf der ganzen Welt eine außerparlamentarische Opposition, die allerdings nicht strukturiert und organisiert ist. Sie besteht aus vielen unabhängigen Akteuren, Initiativen und Gruppierungen. Viele haben erkannt, dass die Bauernproteste sich gegen die gleichen Probleme und Ursachen richten wie die Maßnahmenkritik der Jahre 20-23. Daher unterstützen große Teile der APO die Bewegung der Bauern.

Du hast Bauernproteste von Anfang an begleitet. Haben diese sich im Laufe der Zeit verändert?

Ja natürlich. Sie haben sich zunächst geografisch ausgeweitet, mittlerweile unglaublich viele Länder erfasst und verändern sich täglich in ihrer inhaltlichen Ausrichtung im Hinblick auf das, wogegen sich der Protest richtet, was kritisiert und was gefordert wird.

Welches waren die Hauptforderungen der Bauern zu Beginn?

Es begann in Deutschland mit den angekündigten Maßnahmen der Ampelkoalition, deren ursprüngliches Haushaltsbudget höchstgerichtlich nicht anerkannt wurde. Sie haben verschiedene Lasten auf die Bevölkerung verteilt, u.a. 1 Milliarde Euro auf die Bauern. Da ging es um die Abschaffung der steuerlichen Begünstigung für landwirtschaftliche Kraftfahrzeuge und eine Streichung der Subventionen für Agrardiesel.

In welche Richtung haben sich die Forderungen verändert?

In den Ländern haben sich die Forderungen anfangs unterschieden, je nachdem welche konkreten Gesetze oder Angriffe auf den Bauernstand es im jeweiligen Land gegeben hat.

In Deutschland entwickelte es sich von den ursprünglichen beiden Forderungen sehr rasch in Richtung Regierungsrücktritt. Die #AmpelMussWeg ist ein klarer gemeinsamer Nenner sämtlicher Bauernproteste, auch wenn die Redner das auf den Bühnen nicht immer formuliert haben. Verfolgt man die Schilder auf den Traktoren und die Interviews mit Teilnehmern der Veranstaltungen war das ziemlich rasch Konsens.

In anderen Ländern war das anders. In Frankreich haben sich die Proteste zunächst gegen eine unfaire Preispolitik, Preisregulierung im Verkauf landwirtschaftlicher Produkte an den Handel und die großen Supermarktketten gerichtet. Das ging dann relativ rasch weiter mit der Forderung nach einem EU-Austritts Frankreich. Der fand sich auf zahlreichen Demo-Schildern und Aussagen von Demo-Teilnehmern aber auch hier nicht bei den Reden der Verbandssprecher, vor allem was die großen etablierten Bauernverbände betraf. Bei den neugegründeten freien Verbänden, die politisch unabhängig sind, war die Forderung auch bei den Sprechern sehr präsent.

In Italien scheint der kleinste gemeinsame Nenner zu werden: „Ende der Fremdbestimmung, Ende der Sklaverei, Ende der Politik aus Brüssel und von der Nato für Italien.“ Hier richtet sich der Protest gegen die Abhängigkeit.

In Polen waren die Forderungen von Anfang an gegen den Massenimport landwirtschaftlicher Produkte aus der Ukraine gerichtet, die unter wesentlichen schwächeren Produktionsbedingungen erzeugt werden und die strengen Auflagen der polnischen Bauern unterlaufen. Es ist der unlautere Wettbewerb, der hier kritisiert wird.

Die Forderungen sind sehr heterogen, entwickeln sich aber weiter und ich habe den Eindruck, dass sie insgesamt konvergieren. Die Bauern sind in einer Art von Selbstfindung weltweit. Und je mehr und länger protestiert wird, man sich miteinander austauscht und inspiriert, sieht es für mich so aus, dass es letztendlich auf einen kleinsten gemeinsam Nenner weltweit hinaus laufen wird.

Und der wäre?

Ich denke, der Protest richtet sich letztendlich gegen die Agenda 2030, gegen den Green Deal, gegen die sogenannte Klimawende, mit all ihren Ausprägungen, die für die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, ein Todesurteil wäre.

Ist die Not in der Landwirtschaft so groß, wie man den Eindruck hat?

Die Landwirtschaft kämpft um ihr Überleben. Seit Jahrzehnten ist ein Bauernsterben zu verzeichnen. Zigtausende Betriebe schließen täglich weltweit. Die Bauern müssen in vielen Ländern unter ihrem eigenen Produktionspreis verkaufen. D.h. mit jedem Handgriff verlieren sie Geld, was nichts anderes ist als eine systematische Enteignung.

Gleichzeitig werden landwirtschaftliche Gründe in großer Zahl an internationale Investorengruppen verkauft. Gerade in der Ukraine ist das vor kurzem erst geschehen mit den massiven Landkäufen von Monsanto und anderen internationalen Konzernen. Die Bauern werden seit Jahrzehnten in eine Abhängigkeit gedrängt. Der Preisdruck des Handels auf der einen Seite und die überbordende Bürokratie auf der anderen Seite führen dazu, dass die Bauern am Tropf der Regierungen hängen, durch Subventionen finanziert werden.

Das nimmt ihnen die Entscheidungsfreiheit, was sie wann produzieren, wem und zu welchem Preis sie es verkaufen. Hinzu kommt die Totalüberwachung der Bauern, die mittlerweile in manchen technologisch fortgeschritteneren Ländern tagtäglich in Echtzeit via Satellit stattfindet. Zentrale Behörden und Überwachungsstrukturen wissen genau, wo sich welcher Traktor befindet, wie viele Stunden er im Einsatz ist, was er tut, was er tankt. All diese Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig auf die Rolle eines staatlichen Hilfsarbeiters reduziert zu werden, der Almosen erhält, widerstrebt vielen Bauern weltweit zu tiefst.

In anderen Ländern ist es noch nicht so weit. In Indien sind heute noch 2/3 der Bevölkerung in der Landwirtschaft involviert. Dort gibt es das Überwachungsproblem in dieser Form noch nicht. Allerdings viel stärker ausgeprägt ist, dass sie unter ihren Gestehungspreisen produzieren müssen und dort nicht mal Subventionen erhalten – sie gehen täglich einen Schritt mehr in Richtung wirtschaftlichen Untergang.

Man kann sagen, ob es die Hightech-Büro-Problematik und Konzerneingriffe in den Industrienationen oder der tägliche Überlebenskampf bis hin zum Verhungern ist, die Landwirtschaft ist weltweit massiv bedroht, kämpft um ihr Überleben und liegt in manchen Ländern in den letzten Zügen.

In Indien sind die Konzerne auch involviert. So hat Monsanto die Bauern ja abhängig vom Saatgut gemacht.

Stimmt. Das betrifft aber nicht nur Indien sondern auch Afrika, wo in Guinea wo vor vier Tagen die ersten Proteste losgegangen sind. Das Problem dort ist, dass die Bauern kein selbstreproduktionsfähiges Saatgut mehr bekommen. Sie müssen daher jedes Jahres immer wieder unfruchtbares Saatgut kaufen und sind damit von den großen Saatguthändlern vollständig abhängig.

Die Proteste werden – wie alle, die sich gegen die Regierung richten – als rechts und rechtsextrem geframed. Siehst Du da irgendeinen Anlass dafür?

Das kommt darauf an wie man die Begriffe definiert. Rechtsextrem bedeutet das Vorhandensein von Gewaltbereitschaft. Alles andere wäre rechtsradikal. Rechtsextremismus unter Landwirten nehme ich überhaupt keinen wahr. Landwirte sind daran interessiert, konstruktiv zu arbeiten, eine Dienstleistung zu erbringen, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und davon zu leben. Das läuft Gewaltbereitschaft oder Umsturzphantasien komplett konträr.

Natürlich kann man sagen, Bauern sind rechts. Rechts im Sinne von konservativ. Das kommt auf den Blickpunkt an. Betrachtet man es aus dem Blickpunkt eines Linksextremisten, ist es bereits rechts vielleicht sogar rechtsextrem oder radikal, wenn jemand sagt „Ich fühle mich verbunden mit dem Boden den ich bewirtschafte. Ich fühle mich verbunden mit den Traditionen, die ich von meinen Vorfahren übernommen habe. Ich bin auch stolz auf meine Arbeit und auf meine Vorfahren.“ Ein Linksextremer sieht alle diese Aussagen, die bei vielen Bauern im Blut liegen, als rechts oder rechtsextrem an.

Aus meiner Sicht sind die Proteste der Bauern unpolitisch. Sie sind ein Überlebenskampf, sie haben überhaupt nichts zu tun mit rechts, links, Mitte, oben, unten. Obwohl – mit oben / unten haben sie sehr wohl zu tun. Sie richten sich gegen die Unterdrückung, die Unterwerfung. Sie haben aus meiner Sicht sogar eher etwas Linkes an sich. Im Sinne des guten alten marxistischen Kampfes gegen die kapitalistische Ausbeutung – in diesem Fall gegen den Globalkapitalismus.

Du sprichst von Blut, meinst aber wohl eher kulturelles Erbe?

Mit Blut habe ich die Herkunft gemeint. Ich selbst stamme von 14 Generationen Bauern ab, durch meine Adern fließt die Liebe zum Land und das muss bei jemandem, der den Beruf ausübt, noch viel stärker sein. Ich beziehe mich hier auf die Familie und nicht sonst irgendwelche Zugehörigkeiten. Es geht um die Familie, die Weitergabe von Großvater an Vater an Sohn.

Das wollte ich nur klären, der Begriff wird ja unterschiedlich genutzt. Stellst Du bei den Landwirten eine Radikalisierung seit Beginn der Proteste im Dezember fest?

Ja. Definitiv. Was ist denn Radikalisierung? Radix bedeutet lateinisch die Wurzel. Die Kritik hat bei den Symptomen begonnen und schreitet immer weiter voran in Richtung Wurzel des Problems. So gesehen gibt es eine intellektuelle Radikalisierung. Die Radikalisierung im Hinblick auf Vorgangsweisen, Strategien, Taktiken ist je nach Land unterschiedlich. Wenn man unter Radikalisierung versteht, dass zunehmend mehr passiver Widerstand geleistet wird, dass Vorgaben nicht eingehalten werden, dass man sich Anordnungen von Ordnungsämtern, Behörden, Polizei widersetzt, dann ist das in vielen Ländern feststellbar.

Die allerersten Proteste in Spanien waren ordnungsgemäß brav angemeldet. Die Bauern gingen davon aus, es geht um das rechtsstaatliche Demonstrationsrecht, das von der Polizei geschützt und begleitet wird. Dann haben sie festgestellt, dem ist nicht so. Teile der Polizei sind punktuell sehr hart vorgegangen, haben Proteste mit unverhältnismäßiger Gewalt aufgelöst. Das hat dazu geführt, dass die Bauern nicht mehr anmelden aber auch nicht mehr weggehen, wenn die Polizei räumen will. Es ist im Baskenland schon dazu gekommen, dass Bauern die Polizisten mit sanfter aber bestimmter Freundlichkeit von ihrem Protest ausgeschlossen und sie und auch die Polizeifahrzeuge von der Versammlungsfläche hinausgeschoben haben, um dann ungestört weiter zu demonstrieren.

Es kommt zunehmend auch zu Gewalt in Deutschland bei den Demos. Was konntest Du da bisher beobachten bzw. was hast Du gehört?

Was mich beunruhigt ist eher die Gewalt gegen die Demonstranten. Vorgestern gab es einen Brandanschlag gegen einen Bauern, der bei den Protesten federführend beteiligt ist. Sein Hof wurde angegriffen, sein Lastwagen und ein Traktor in Brand gesteckt, die Scheiben seiner Autos eingeschlagen. Insgesamt ist ein Schaden von mehreren hunderttausend Euro entstanden und es wurde eine Botschaft an einer Wand hinterlassen „Schluss mit den Protesten, sonst brennt alles“.

Die drohen, seine gesamte Existenz abzufackeln.

Lebensgefährliche oder massiv sachbeschädigende Gewalt in Deutschland habe ich von den Bauern ausgehend bis jetzt nicht wahrgenommen. Umgekehrt aber sehr wohl. Ich mache mir daher mehr Sorgen über die Gegengewalt, als wenn einzelnen Bauern die Geduld reißt und sie eingehängt durch eine Polizeikette durchgehen.

Es macht den Eindruck, dass sich die Proteste von Deutschland aus nach Europa ausgeweitet haben. Wie viele und welche Länder sind dabei?

Chronologisch gab es zwei Protestherde. 2021 gab es in Indien einen gewaltigen Bauernprotest mit 250 Millionen Demonstranten, der brutal – mit 700 Toten – niedergeschlagen wurde. Es wurden dann Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden. Jetzt drei Jahre später ist es Zeit die Todesfälle aufzuarbeiten und die Versprechen einzufordern. Drei Jahre Wartezeit war für die Bauern genug. So begann es in Indien.

Der zweite Herd war Deutschland. Vor Weihnachten gingen die Proteste los. Es waren wirkmächtige Bilder, die durch ganz Europa gingen, als die Traktoren am Brandenburger Tor standen. Die Altmedien haben sie nicht gezeigt, aber die sozialen Medien haben mittlerweile eine so große Reichweite, dass keinem Bauer in Europa diese Bilder entgangen sind. Dadurch sind viele aufmerksam geworden und haben gesagt: „Moment, die deutschen Bauern protestieren. Ja, aber nicht nur wegen ein paar Euros für Agrardiesel, sondern da gibt es Strukturprobleme. Und die haben wir ja auch.“

So wurden sie inspiriert eigene Themen zu hinterfragen, zu formulieren sich zu organisieren, zusammenzuschließen und Proteste anzustoßen.

In die ersten Proteste in Frankreich war ich selbst mit involviert. In der Gegend von Toulouse gab es einen relativ kleinen Bauernverband, der von den Bildern aus Berlin inspiriert war, sich aber nicht getraut hat, aktiv zu werden. Man hat sein Leben lang nie demonstriert und plötzlich soll man da auf die Straße gehen? Wie funktioniert das überhaupt? Welche Rechte und Pflichten hat man da, welche Ausdrucksformen gibt es? Da konnte ich ein bisschen beratend helfen und es kam zu einer ganz kleinen Aktion mit 16 Traktoren. Die Bilder von dieser kleinen Aktion sind dann in ganz Frankreich herumgegangen mit der Nachricht „Hurra, endlich protestieren auch bei uns Bauern gegen die Zustände“. Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, Eigendynamik entwickelt. Der Druck von Unten auf die großen Bauernverbände wurde so groß, so dass sie nicht anders konnten als sich an die Spitze des Protests zu stellen, sonst hätten sie das Vertrauen ihrer Mitglieder verloren. So kam es dann zu diesen riesengroßen Aktionen in Frankreich.

In anderen Ländern war es ähnlich – ob Italien oder Spanien: Das Überschwappen der Proteste hat ein Muster, das überall gleich funktioniert und es werden immer mehr und mehr Länder.

Der aktuelle Stand heute sind Proteste in Irland, Schottland, England, Wales, Portugal, Spanien, Frankreich, Niederland, Belgien, Luxemburg, Schweiz , Deutschland, Italien, Malta, Griechenland, Zypern, Türkei, Bulgarien, Moldawien, Rumänien, Ungarn, Polen, Lettland und Litauen. Das war nur Europa. Weltweit sind es noch Indien, Sri Lanka und Guinea. Aber das sind nur die Länder, die ich bis jetzt kenne. Ich bin mir sicher, dass es noch weitere gibt.

Tu felix Austria dormi – in Österreich scheinen sie noch zu schlafen?!

Das ist richtig und das ist auch sehr spannend. Ich habe mit einigen Bauern gesprochen. Es gibt wohl Unzufriedenheit, aber auch eine große Vertrauenshaltung gegenüber der ÖVP, dass diese die Bauern vor den gesamteuropäischen Missständen beschützen werde. Da laufen heiße Debatten. Ich hoffe, dass ich demnächst ein, zwei Bauern mit unterschiedlichen Standpunkten vor die Kamera bekomme und öffentlich machen kann, wie hier die Diskussionen verlaufen.

Es gibt sehr wohl Bauern, die sagen, es kann nicht sein, dass Österreich hier auslässt. Es ist ganz lustig. Die Staaten, die auslassen, sind mit Ausnahme von Ungarn alles die ehemaligen Kronländer der österreich-ungarischen Monarchie. In Zentraleuropa ist ein „Loch“ bei den Bauernprotesten. Während in der Slowakei und Slowenien die Bauern aber bereits auf dem Sprung sind und gesagt haben, sie sind protestbereit, wenn die Regierung nicht sofort Maßnahmen auf den Tisch legt, habe ich aus Österreich derartiges nicht gehört. Deshalb möchte ich direkt mit Betroffenen und möglicherweise auch mit den Verbänden ins Gespräch kommen.

In den Mainstream-Medien liest man wenig über die Proteste – warum glaubst Du ist das der Fall?

Natürlich haben die Altmedien des Regimes kein Interesse darüber zu berichten, damit sich das nicht noch ausweitet. Die Bauer haben ein großes Potential die Bevölkerung mitzureißen. Sie haben viele Sympathien, die Zustimmungswerte sind gut, sie sind verankert in der Gesellschaft. Jeder kennt jemanden, der einen Bauern kennt. Am Land kennt jeder selbst einen Bauern. Wenn ein ganz zentrales Thema, nämlich die Nahrungssicherheit auch im Hinblick auf unsere langfristige Versorgung. in den öffentlichen Fokus gestellt wird und es sich herausstellt, was hier für Missstände herrschen, könnten natürlich andere auf die Idee kommen: „Moment, das betrifft nicht nur die Bauern, das betrifft auch mich“.

In Deutschland waren von Anfang an die Spediteure, Binnenschifffahrt und Transportunternehmen mit dabei. In Frankreich die Taxisfahrer und die Fischer. Das weitet sich relativ rasch aus und dann kommen noch Handwerker, der gesamte Mittelstand bis hin zu den Zahnärzten dazu. Also jeder, der durch seine Hände Arbeit lebt. Um das zu verhindern, ist es aus Sicht eines Spin-Doctors der herrschenden Parteien dringend notwendig, dass man die Berichterstattung so gering wie möglich hält.

Dass es da direkte Interventionen gegeben hat, ist nachgewiesen. Ganz konkret im Falle des NDR, wo eine grüne Spitzenpolitikerin direkt interveniert und gefordert hat: „Berichtet nicht so viel über Bauernproteste. Bericht lieber vom Kampf gegen Rechts“. Und das wurde auch sofort umgesetzt.

Da gibst du mir ein Stichwort. Es gab in Deutschland eine eigenartige zeitliche Entwicklung. Im November fand in Potsdam ein „konspiratives Treffen“ statt, Anfang Dezember gab es in Berlin den ersten Bauernprotest, mit der Ankündigung 2024 weiter zu machen. Die ersten Proteste in 2024 wurden dann gleich rechts geframed – und danach kam es zur „Enthüllung“ des Treffens durch Correktiv unter bestenfalls dubiosen Umständen. Anschließend nahmen die „Demos gegen Rechts“ in der Öffentlichkeit Fahrt auf. Hältst Du das für einen Zufall?

Ich würde sagen, es ist weder ein Zufall, noch war es genau so geplant.

Meine Einschätzung ist, dass sich die Spin-Doctors der regierenden Parteien durch die Correktiv Enthüllung ein Ass im Ärmel verschaffen wollten. Darauf deutet auch hin, dass es 6 Tage vorher ein Geheimtreffen von Mitgliedern der Bundesregierung mit Correktiv gegeben hat. Was da besprochen wurde, weiß natürlich keiner. Dann kam es zur Überwachung dieses privaten Treffens. Was genau besprochen wurde, weiß ich nicht, da ich ja nicht dabei war. Aber sieben von den Teilnehmern engagieren sich ja mittlerweile juristisch gegen Correktiv, darunter ein prominenter Verfassungsrechtler.

Meiner Meinung nach war das ein Ass im Ärmel, um es im Wahlkampf oder im Fall, dass eine Protestbewegung zu groß wird, einzusetzen. Kaum, dass aus #BauernProtest ein #UnternehmerProtest wurde und dieser viel Aufmerksamkeit bekam, wurde dieses Ass in die öffentliche Debatte geworfen.

Ich denke aber, es sollte erst im Zuge der Wahlen zum Einsatz kommen. So gesehen haben die #Bauernproteste die Spin-Doktors gezwungen, ihr Ass vorzeitig auszuspielen. Es ist damit ein Erfolg der Bauernbewegung, dass sie die Planer bzw. die Meinungsmacher der Gegenseite dazu gebracht haben, ihren Zeitplan zu beschleunigen. Sie sind ins Stolpern geraten. Das sieht man daran, wie angreifbar das Ganze jetzt ist. Ich denke, das wurde überhastet rausgehauen, zu früh, deshalb schlecht durchgeführt und erweist sich daher als Bumerang. Die Wiederholung der Bundestagswahl in den Berliner Bezirken am vergangenen Sonntag zeigt, dass die Medienkampagne gescheitert ist. Ein Erstarken des „rechten“ Lagers wurde nicht verhindert, verloren haben SPD und FDP; CDU und AFD haben massiv dazu gewonnen.

Aber etwas anderes ist gelungen. Durch die Medienkampagne und die orchestrierten Demos gegen Rechts, die man zuletzt in der DDR gesehen hat, wurde die APO abgelenkt. Die Kritiker befassen sich gefühlt zu 90 % mit Verteidigung und Aufklärung rund um diese Regime-Kampagne, nur wenige haben noch die erfolgsversprechende Bauernbewegung im Blick. Auf Twitter waren die Bauernproteste in den Top-Trends, kaum war die Correktiv-Kampagne gestartet, waren sie raus aus diesen Trends. Es wird kaum mehr darüber publiziert.

Die Unterstützung der Bauern durch die APO muss wieder stärker werden, sie haben sich mehr Unterstützung verdient. Lassen wir uns nicht in die Rechts-Links-Debatte verstricken, lassen wir diesen Spin ins Leere gehen. Die Aufklärung wurde schon geleistet, kehren wir zurück dahin, wo wir in der 2. Januarwoche waren. Wir sollten mit unserer Reichweite, unserem Wissen im Umgang mit Zensur, mit Neusprech – mit all diesen Erfahrungen und unserer Vernetzung das tun, was die Altmedien den Bauern verwehren: Geben wir ihnen eine Plattform.

Deshalb sprechen wir ja heute darüber! Und wenn man sich über die weitere Entwicklung bei Dir informieren will, wo findet man Dich?

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12 Kommentare

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  2. Michael B. 16. Februar 2024 at 0:12Antworten

    Der einzige, von dem ich hier zulande in D über die Bauernproteste höre, ist eigentlich nur noch der Verkehrsfunk. 🤷‍♂️

  3. Bruce Pascal 15. Februar 2024 at 22:17Antworten

    Danke, wirklich guter Journalismus mit vielen Informationen, nur…

    Das eigentliche Problem kommt zu kurz. Die Landwirtschaft ist nur einer der Bereiche an deren Problemen sich nichts ändern kann, sonlange die Urache ungehindert weiter arbeiten kann.
    Ursache ist die EU, mit ihren Machtbefugnissen. Die Probleme der Baueren beginnen beim Geld und hören da auch schon auf. Die Subventioinen werden, wie ja wohl jeder hier weiss, an Gross-Konzerne verteilt die diese nicht benötigen, ausser für ihre Aktienbesitzer.
    Sie gehen nicht an Bauern die versuchen einen vernünftigen Hof zu führen. Die steuern auf den Ruin zu, bzw, die völlige Abhängig von den Konzernen, wie man das ja bereits in Indien sehen kann. Wenn sie Glück haben, werden sie zu Angestellten, sonst zu Sklaven!
    Eine radikale wirklich sinnvolle Änderung der Subventions Politik würde das sofort ändern. Aber die Macht die für so etwas benötigt würde, wird von den vdLeyens Europas verwaltet.

    Daran wirs sich also NICHTS ändern, solange die EU in der Form existiert, wie jetzt. Die Bürger Europas stecken in einer Zwangsjacke aus EU und NATO. Diese macht, mit Hilfe der ihnen treuen Medien, jegliche Demokratie unmöglich. Das ist leider die banale Realität.
    Aber es ist letztlich sogar noch schlimmer… Es gibt nichts was auf absehbare Zeit eine Änderung dieses Zustandes einleiten könnte. Denen die sich trotzdem dagegen stellen, sollten sich darüber klar werden,. dass sie einen Kampf wollen, den sie nicht gewinnen können!
    Und man sollte nur Kriege führen, die man gewinnen wird….

  4. Georg Uttenthaler 15. Februar 2024 at 15:57Antworten

    So schauen Bauern Protest aus. So konnte ein grüner Agrar- Minister mit „Kindergarten“ Ausbildung an der Absonderung seiner grünen „Sprechblasen“gehindert werden. Und das ist gut so!!!

    Video im Internet: „Zahlreiche Menschen versammeln sich beim politischen Aschermittwoch der baden-württembergischen Grünen vor der Stadthalle von Biberach an der Riß, um zu demonstrieren. Die Veranstaltung wurde aufgrund der Proteste vor der Stadthalle abgesagt“.

    • Hannes Mitterer 15. Februar 2024 at 19:40Antworten

      Georg Uttenthaler
      15. Februar 2024 at 15:57Antworten

      Eine weitere Aktion, die ein weitere Reaktion hervorrufen wird.
      Worüber Sie sich heute noch freuen endet morgen wieder in Wehklagen.
      Solche Aktionen sind kontraproduktiv und bestärken nur die Regierung.
      Solche Aktionen erreichen genau das Gegenteil von dem was sie erreichen wollte.

  5. Georg Uttenthaler 15. Februar 2024 at 15:30Antworten

    Weil an den Bauern werden viele Regierungen zerbrechen, da haben die Polit- Attrappen die falsche Zielgruppe ausgesucht!!!
    Ein Beispiel: Lidl hat vor Kurzem erklärt, dass Transport- Unternehmen, die sich an den Streiks beteiligen, von Lidl keine Aufträge mehr bekommen. Vor wenigen Tegen kommt die Meldung, Lidl hat Probleme, weil die Zentrallager nicht mehr angefahren werden.
    So schaut echter Protest aus, auch wenn Regierungen Druck erzeugen wollen, erzeugen die Transporteure Gegendruck.
    Dann wird der Multi Milliardeur Schwarz seine Filialen selber hinterm Lenkrad bedienen müssen!!! So einfach gehts, auch wir, die kleinen Würmer sollten langsam umdenken, bevor diese „Elite“ uns zertritt.
    Denn“ wenn wir aufhören, zu kriechen, werden die aufhören, uns zu knechten!!! Die oben genannten Spediteure haben die Botschaft verstanden.

  6. Pet van de Werft 15. Februar 2024 at 13:28Antworten

    Weiter so Fr.Drescher/TKP. Vielen Dank für diesen Artikel/Interview.
    Genau das ist Journalismus.
    Ich bin müde von den vielen Empörungsartikel, wie ich sie nenne, die Artikel, die nur Empörung beim Leser antriggen sollen, wenig bis keine Information in sich tragen.
    Zum Thema ergänzend ist ein Kurzartikel bei multipolar über die aktuellen Bauernproteste in Norddeutschland: https://multipolar-magazin.de/meldungen/0002

  7. Hannes Mitterer 15. Februar 2024 at 11:56Antworten

    Beim MSM ist das Stillschweigen klar.
    Auf den alternativen Medien ist aber auch nicht viel von den Protesten zu lesen.
    Das sich die Proteste zu einem gemeinsamen Protest gegen den GreenDeal oder gegen die Agenda 2030 vereinen, nein davon ist nicht auszugehen.
    Die EU hat das Pestizid Gesetz zurückgenommen, ( Hurra, immer raus mit dem guten Zeug, lecker) die neue Brachland Verordnung ebenso.
    Was aber viel entscheidender ist:
    In Märzen der Bauer die Rösslein entspannt…
    Wenn die Feldarbeit im März beginnt, hat kein Bauer Zeit zum Protestieren.

  8. Jurgen 15. Februar 2024 at 11:51Antworten

    Zum Glück wohne ich in der Nähe von 2 Biohöfen… die ich auch jederzeit unterstützen würde.

  9. lbrecht torz 15. Februar 2024 at 10:40Antworten

    Sehr gute Analyse. Dieses Correctiv-Ding ist so ein abgekartetes Spiel. Das gute daran: es werden immer mehr, denen etwas auffällt. Die 10% allerdings, die jetzt „gegen rechts“ auf die Straße getrieben worden sind, die werden nichts mehr kapieren. Diese Regierungen gehen ALLEN an den Kragen. Aber die Deppen merken nichts davon in ihrer Konzertmedien-Blase und Bessermenschen-Bückbürger-Deppen-Welt.

    An diesen elenden Verhältnissen wird sich erst etwas ändern können, wenn die Konzert-Medien zerstückelt und in Fetzen gerissen worden sind. Aber leider schreitet die Gleichschaltung durch die „Digitalisierung“ eher noch voran. Insbesondere bei jungen Menschen ist es schon äußerst bedenklich.

  10. George 15. Februar 2024 at 10:39Antworten

    Dazu passt der heutige Artikel von bei Reitschuster. Dem Bericht ist ein Video beigefügt, auf dem zu sehen ist, wie ein Landwirt brutal verprügelt wird. Wo ist auch hier der Aufschrei der Mainstreammedien ??

    Quelle: „Ermittlungen gegen Polizisten nach Gewalt bei Bauern-Demo
    Parallel wird allerdings auch gegen den verprügelten Demonstranten selbst ermittelt
    15. Februar 2024“

  11. Hasdrubal 15. Februar 2024 at 10:32Antworten

    @„In Deutschland entwickelte es sich von den ursprünglichen beiden Forderungen sehr rasch in Richtung Regierungsrücktritt. Die #AmpelMussWeg ist ein klarer gemeinsamer Nenner sämtlicher Bauernproteste“

    Schwarz-Grün mit Merz würde vermutlich 1:1 die gleiche Politik fortsetzen. Diese Politik mit dem Great Reset, „Green Deal“, der Landwirtschaft-Zerstörung, Lobby-Klimahysterie muss weg.

    Die reagieren auf massive Verarmung mit Träumen einer Fleischsteuer und wollen uns in einen Krieg treiben; dass noch nicht jeder was lautstark dagegen sagt…

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